Re: Pyramidenspiel?

Geschrieben von IT Oma am 22. Januar 2005 11:45:30:

Als Antwort auf: Pyramidenspiel? geschrieben von Bonnie am 22. Januar 2005 10:43:51:

Liebe Bonnie,

Erstens kann man nicht zu gleichen Kosten seine Möbel selbst herstellen. Ein Produzent kann das viel billiger, weil er eben nicht nur ein Möbelstück herstellt, sondern tausende. Die fixen Kosten kann man auf die Stückzahl umlegen, während derjenige, der sich sein Möbelstück selbst herstellt, die Fixkosten nur auf dieses eine Möbelstück umlegen muß.

Da sind wir uns völlig einig. Ich hab doch geschrieben: "Und anschließend kann er mit den für diesen Kredit gekauften Maschinen schneller und zu langfristig günstigeren Kosten, da in Serie, produzieren, als vorher."

>Dann kann man Kreditkosten nicht unbegrenzt auf die Käufer umlegen, weil es einen Markt gibt und verschiedene Angebote verschiedener Hersteller. Der Hersteller, der die geringsten Kapitalkosten hat, wird sein Angebot durchsetzen. Wenn die Kapitalkosten ausschlaggebend wären im Preis (und es möglich wäre, ohne Kapitalkosten zu produzieren), dann hätte sich schon längst das Angebot OHNE Kapitalkosten durchgesetzt.

Natürlich. Auch das hab ich ja angedeutet. Guckst Du hier ;-): "Und mit jedem Möbelstück, das er verkauft, kann er potentiell mehr Gewinn machen (allerdings nur, wenn er auch genügend Käufer zu diesem Preis findet)."

Ich will damit aussagen, es gibt Angebote auf dem Markt, die sind unglaublich knapp kalkuliert. Der Konsument, der wenig Geld zur Verfügung hat, wird auf solche Angebote zurückgreifen (müssen). Er trägt damit vielleicht auch Kapitalkosten, aber nur die Kapitalkosten, die wirklich unabdingbar sind (weil es sich um einen Markt mit hohen Eintrittsbarrieren handelt, es müssen beispielsweise Maschinen gekauft werden, um das Produkt herzustellen, das müssen dann aber ALLE, die das Produkt herstellen). Der Hersteller verdient an den knapp kalkulierten Waren kaum noch was.

Klar gibt es sehr knapp kalkulierte Angebote auf dem Markt. Es gibt sogar welche, die noch nicht mal die Produktionskosten decken - z.B. aus Wettbewerbsgründen -, allerdings bestehen die meistens nicht lange.

Wenn es sich um einen Markt mit hohen Eintrittsbarrieren handelt, so profitieren am allermeisten die, die Geldkapital verleihen können - denn da alle Möchtegern-Produzenten für die nötigen Maschinen erstmal Kredit aufnehmen müssen, steigen die Zinsen (wegen Angebot und Nachfrage, denen ja auch Kredite unterliegen). Der Hersteller muß, bis der Kredit abbezahlt ist, sich mit sehr geringem Gewinn zufrieden geben. An den vereinbarten Kreditzinsen kann er aber nichts abschneiden, die muß er 1:1 über den Preis weitergeben, denn sonst schießt er entweder aus eigenen Mitteln zu, macht also Verlust, oder er zahlt seine Kreditzinsen nicht, und bekommt den Kredit gekündigt.

Die lachenden Gewinner sind also letztlich immer die, die Geld verleihen können, und selbst keine Kredite aufnehmen müssen. Die tragen zwar auch die Kapitalkosten der Produzenten, wenn sie etwas kaufen. Sie können sie aber über die Kreditzinsen wieder weitergeben. Nach der Faustformel von Helmut Creutz (den auch NoPasaran zitiert hat) benötigt man, um diese im Preis eingebauten Zinsverluste auszugleichen, ein zinsbringendes Vermögen, das dem Sechs- bis Siebenfachen der gesamten Jahresausgaben entspricht.

Deshalb ist es ein Pyramidenspiel. Den Letzten, den Endverbraucher, der nicht selbständig ist, und nicht genug zinsbringendes Vermögen besitzt, beißen die Hunde. Er kann (im Gegensatz zu allen anderen in der Kette) seine Kapitalkosten auch nicht zum allergeringsten Prozentsatz an irgendjemanden weitergeben, und muß die Kapitalkosten (=Zinserträge der Kreditgeber) aller anderen in der Kette über den Preis tragen. Handelt es sich um Grundbedürfnisse (Miete, Kleidung, Lebensmittel), so kann er zwar das Produkt mit dem niedrigsten Preis nehmen, aber er hat nicht die Wahl, es gar nicht zu nehmen.

Liebe Grüße
ITOma



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