Re: Einspruch stattgegeben, oder doch nicht?
Geschrieben von Alceste am 05. Januar 2005 15:12:12:
Als Antwort auf: Einspruch, Euer Ehren! geschrieben von Badland Warrior am 05. Januar 2005 11:44:38:
Hallo Baddy,
>Ich widerspreche energisch. Es gibt Gesetzmäßigkeiten der Geschichte.
Dahinter würde ich jetzt mal ein Fragezeichen setzen, gebe aber gleichzeitig zu, daß Deine Ansicht von erlauchten Geistern (Marx, Hegel, Spengler, Toynbee) geteilt wird.
Ich bin anderer Ansicht, und meine, daß wir beide, jeder auf seine Weise, etwas vertreten, was als dogmatisch bezeichnet werden muß, da keiner der beiden Ansätze wirklich überprüfbar ist. Ein weites Feld also, um sich mit Feuer und Hurrahhh zu streiten. ;-)))
>So sind in der Regel die Befreier von heute die Tyrannen von morgen. Siehe auch russische Oktoberrevolution, oder Kuba. Oder: Geschichte verläuft in gaussschen Kurven: alle Reiche und Herrschaftssysteme, alle Kulturen unterliegen dem Gesetz von Entstehung, höhepunkt und Zerfall. Siehe auch Widowson und Beasley
Würdest Du es wagen, daraus eine klare, eindeutige und folglich überprüfbare Prognose abzuleiten, für uns und den Rest der Welt?
>Je mehr Daten, Fakten und Hintergründe man hat, desto genauer kann man prognostizieren.
Du setzt voraus, daß Deine Datensätze die Wirklichkeit annähernd richtig beschreiben. Ich bestreite das mit dem Hinweis, daß Du und wir nicht wissen, nicht einmal ahnen können, was sich demnächst und in fernerer Zukunft alles an Erkenntniszuwachs ergibt.
Um Deinen Ansatz aufrechterhalten zu können, müßtest Du m.E. jetzt schon sagen können, was die Wissenschaft - ich bitte Dich, das Gewicht dieses Wortes sorgfältig abzuwägen - in 1,2,3 und mehr Jahren so alles ans Tageslicht befördern wird.
>Natürlich gibt es auch Variablen.
Und ob! Diese Variablen werden Deine Ausgangshypothese von der Vorhersagbarkeit der Geschichte gründlich über den Haufen werfen. Erlaube bitte, daß ich Dich an dieser Stelle auf einen fundamentalen Widerspruch in Deiner Argumentation aufmerksam mache:
Entweder ist die Geschichte vorhersagbar oder es gibt intervenierende Variablen, die alle Prognosen über Bord schmeißen.
Meine bevorzugte Variable kennst Du, es ist die vom unvorhersagbaren Zuwachs an Wissen und Erkenntnis. Das ist beileibe nicht die einzige, ich meine nur, daß es diejenige ist, die am sichersten ist, und die wir bis zurück ins Neandertal verfolgen können.
Die anderen Aspekte, die alle extrapolierten Prognosen zunichte machen können, lasse ich, weil noch weniger vorhersehbar, beiseite; als da wären: Soziale Umwälzungen, Veränderungen der Population (Zuwanderung, Fertilitätsrate), Wirschaftskrisen, Eingriffe von außen (Naturkatastrophen) und nicht zuletzt das charakterliche/intellektuelle Rüstzeug der(s) jeweiligen Machthaber(s).
>Ein Teil davon kann von Prophezeiungen und Visionen abgedeckt werden, muss aber nicht. Ob jemand etwas richtig vorausgesehen hat, weiß man eh erst hinterher, und es muss dann ja auch die Chronologie stimmen. Sage ich jetzt mal.
Daß man bei Prophezeiungen immer erst hinterher weiß, was richtig war und was nicht, unterschiedet sie fundamental von im weitesten Sinne wissenschaftlichen Ausssagen. Sie sind deshalb nicht wertlos, sondern haben lediglich eine andere Reichweite.
Alceste
- Nun, beginnen wir die Diskussion über die Gesetzmäßigkeiten Badland Warrior 05.1.2005 16:19 (5)
- Re: Von der Gesetzmäßigkeit des Ungesetzmäßigen Alceste 05.1.2005 20:27 (4)
- Gesetzmäßigkeit des Niedergangs Badland Warrior 06.1.2005 17:41 (3)
- Re: Gesetzmäßigkeit des Niedergangs Tecumseh 06.1.2005 18:18 (2)
- Nä, min Jong! Dat nu nich! Badland Warrior 06.1.2005 18:22 (1)
- Re: Nä, min Jong! Dat nu nich! Hunter 07.1.2005 15:42 (0)