Re: Fortbewegung im Krisenfall: pferde

Geschrieben von Ismael am 26. Januar 2003 16:40:00:

Als Antwort auf: Fortbewegung im Krisenfall geschrieben von IT Oma am 26. Januar 2003 11:04:02:

>Liebe Leute,
>im BW-Forum hat Baldur darauf hingewiesen, daß Autos aus rechtlichen Gründen als Fortbewegungsmittel in der Krise ausfallen könnten (Siehe Thread unter dem Link). Das gilt für Autos, Motorräder und so ziemlich jedes Fortbewegungsmittel, das mit Motoren betrieben wird.
>Übrigens kann wegen Vorliegen des Bündnisfalls, der im Zusammenhang mit 9/11 beschlossen wurde, diese Bestimmung schon jetzt jederzeit durchgesetzt werden !
>Es macht also Sinn, sich über Fahrräder mit Anhängern, Leiterwägen, Pferdewägen u.ä. Gedanken zu machen.
>Gruß
>ITOma

hallo,
zum thema pferde habe ich eben in bw's forum etwas gepostet, was wohl auch hier reinpasst, darum hier nochmal...!

das glück dieser erde... das sprichwort ist wohl allgemein bekannt und tatsächlich war das pferd wohl eines der wichtigsten haus-/nutztiere überhaupt! heute ist das pferd, zumindest in unseren breiten, nurmehr zum hobby geworden, aber dennoch sind pferde als nutztier vor dem hintergrund zu erwartender verheerungen nicht zu unterschätzen. ein englisches vollblut ist wohl weniger geeignet, als last- arbeits- und reittier genutzt zu werden, aber es gibt viele robuste rassen, die dies durchaus leisten können! recht einfach zu halten sind in erster linie die verschiedenen europäischen ponys und kleinpferde. selbst ein shetlandpony ist recht gut geeignet, lasten zu tragen oder einen wagen zu ziehen und versorgt sich nebenbei aus der natur! als reittiere für erwachsene muß es dann schon ein islandpony (super charakter, superzäh und in kargen gebieten zuhause!), ein fjordpferd(norweger) oder ein haflinger sein. sicher gibt es auch andere rassen und mischungen, die geeignet sind! selbst verschiedene araberrassen sind auch für die offenstallhaltung geeignet, aber die bedürfen dann schon eher besonderer pflege, die wohl nur der fachmann bieten kann! wer eher unerfahren mit pferden ist, sollte lieber auf etwas robustere rassen zurückgreifen!
ein großes problem bei der haltung von pferden und ponys ist der zeitaufwand! ein pferd kann man nunmal nicht mal eben bei oma parken, wenn man übers wochenende wegfahren will (von urlaub ganz zu schweigen!) und man sollte sich sehr gut überlegen, ob man diese zeit hat! wer sein pferd vernachlässigt, handelt sich zuletzt nurmehr ärger ein. grade ponys tendieren dazu, furchtbahr biestig zu werden!
robustere pferderassen benötigen übrigens keine eisen, hufpflege muß aber sein! generell kann jedes pferd daran gewöhnt werden, ohne eisen zu laufen, aber hier gilt wieder, daß man die pflege weniger robuster rassen lieber denen überläßt, die über entsprechende erfahrungen verfügen!
robust sind übrigens auch verschiedene verwilderte pferderassen(echte wildpferde gibt es kaum noch)und züchtungen aus solchen pferden, wie mustangs z.b., allerdings sind diese meist nicht ganz billig! Fohlen (insbesondere hengstfohlen) sollte man besser meiden, die mögen zwar mitunter recht günstig angeboten werden, aber es wird dem unbedarften wohl nicht gelingen, das heranwachsende fohlen auszubilden! es ist schwer genug, hengstfohlen überhaupt zu bändigen, kann da ein lied von singen, an ausbilden (einreiten, einfahren)braucht der hobby-cowboy keinen gedanken verschwenden! profis brauchen für die ausbildung 3 jahre!
vor dem hintergrund von krieg und verheerung mag es sein, daß sich der flüchtende (oder was man auch immer treibt, um zu überleben) vor die frage gestellt sieht, ein herrenloses pferd nun zum abendessen zu verspeisen, oder es als last- und reittier zu benutzen. wer keine ahnung von pferden hat, dem wünsche ich guten appetit! pferd läßt sich genauso zubereiten (und haltbar machen) wie rindfleisch. es ist etwas trockener und hat einen leicht süßlichen geschmack! wie bei anderen tieren auch, wird das fleisch mit zunehmendem lebensalter auch zäher. fohlenfleisch ist deutlich zarter als das einer alten mähre!
wer sich zutraut, mit pferden umzugehen, findet mit ihnen sicherlich eine nicht zu unterschätzende erleichterung! pferde sind weit geländegängiger als jedes fahrzeug und können eine menge tragen. wer ein pferd allerdings vor einen wagen spannt, ist auf einigermaßen brauchbare wege angewiesen. schleppgestelle aus zwei sich am ende kreuzenden stangen, wie man sie vielleicht schon in indianerfilmen gesehen hat, sind eine alternative, sobald es aber in den wald geht, sind auch diese gestelle nurnoch hinderlich!
Für den, der sich entschlossen hat, selbstversorgt zuhause auszuharren und nur temporär in den wald ausweichen will, ist ein pferd sicher eine wertvolle alternative und ergenzung zur eigenen muskelkraft. pferdemist ist ausgezeichneter dünger und gras ist für den menschlichen verzehr geeignet, wenn es vorher den weg durch ein pferd gegangen ist und dann die erdbeeren düngt! weideflächen sind auf diese weise für die selbstversorgung nicht verloren, sonder werden in form von bestem dünger ebenso genutzt, wie die eigentliche anbaufläche!
ein pferd kann natürlich alles mögliche ziehen, wer aber ein findelpferd sein eigen nennt, besitzt eventuell weder halfter noch geschirr. beides müßte improvisiert werden, wobei man da nicht am falschen ende sparen sollte! ein geschirr aus groben seilen schneidet ein und das pferd wird sich wohl kaum mit aller kraft ins zeug legen! breite gurte müssen es schon sein! von holzgestellen würde ich völlig abraten! wer sich alte geschirre mit holzgestellen ansieht, wird entdecken, daß das holz dick gepolstert ist. diese polsterung ist sicher aufwendiger in der herstellung als ein geschirr aus riemen!
wer ein geschirr improvisiert, sollte darauf achten, daß der zugriemen so um die brust des pferdes geführt wird, daß das pferd nicht beinm laufen behindert wird. der brustriemen kann dabei nicht breit genug sein! ähnliches gilt für den rückengurt, der gut gepolstert sein sollte. er hält den brustgurt in seiner position. die kräfte, die auf ihn wirken sind nicht sonderlich hoch, aber er scheuert und ein pferd, das beim ziehen schmerzen empfindet, wird nicht richtig ziehen! alle anderen gurte dienen mehr oder weniger nur dazu, das geschirr in seiner position zu halten, resp. die zugriemen oder eine schere (bei einspännigen kutschen) zu führen, aber um ein scheuern zu vermeiden, sollten auch hier nur flache, glatte lederriemen verwendet werden (alternativ wären wohl auch z.b. spanngurte, wie sie zur ladungssicherung z.b bei lkw's benutzt werden, geeignet). halfter kann man eher aus seilen improvisieren, allerdings sollte auch hier darauf geachtet werden, das nichts scheuert!
einen richtigen sattel wird man kaum improvisieren können! eine decke und ein bauchgurt stellen da schon so ziemlich das ende dessen dar, was man tun kann. sättel sind aber auch nicht unbedingt notwendig! man gewöhnt sich sehr schnell daran, ohne sattel zu reiten und wenn einem der hintern weh tut, wird es dem pferd wohl am rücken ebenso ergehen. also absteigen und laufen, das dürfte wohl für pferd und reiter das beste sein!
was immer man ein pferd tun läßt, es geht besser, wenn sich das tier dabei einigermaßen wohl fühlt! kantige lasten sollten also abgepolstert werden und alles so befestigt sein, daß sich das pferd normal bewegen kann!
ein tier, ob nun ein pferd, ein hund oder was auch immer, kann vieles erleichtern, aber diese leistung gibt es nicht zum nulltarif! ein pferd, das man nach anstregender arbeit im regen stehen läßt, wird wohl nicht alt werden! wer in einem pferd nur eine arbeitsmaschine sieht, die ihre leistung ohne gegenleistung erbringt, wird wohl nicht viel freude daran haben (das pferd noch weniger!). mit einem pferd handelt man sich auch einen haufen arbeit ein!
nach getaner arbeit sollte dem pferd eine decke über den rücken gelegt werden und ihm zeit gegeben werden, sich langsam abzukühlen. ein verschwitztes pferd holt sich sehr schnell eine erkältung! vorallem, wenn es kalt draußen ist, sollte man ein pferd nicht trinken lassen, solange es noch verschwitzt ist (eigentlich können pferde garnicht schwitzen, aber wer mit pferden zu tun hat, wird wissen, was ich mit verschwitzt meine!). erst wenn das pferd sich abgekühlt hat, darf es trinken! pferde lieben es, gestriegelt zu werden, allerdings lieben sie es auch, sich nach dem striegeln auf der erde zu wälzen, was einen zur weißglut treiben kann, wenn der eben noch glänzede gaul wieder zum staubigen bruder mutiert! einen striegel kann man aus allem möglichen improvisieren und wer dann auch noch eine weiche bürste sein eigen nennt, wird sich zumindest für kurze zeit über glänzendes fell freuen können! das striegeln und bürsten hat neben dem kosmetischen effekt auch noch andere vorteile. zum einen werden mit dem staub auch einige parasiten aus dem fell gebürstet, zum anderen festigt die pflege des pferdes auch das band zwischen mensch und pferd, eine sache, die man nicht unterschätzen sollte!
ein wichtiges thema ist die pflege der hufe! zum reinigen der hufe benutzt man eine art haken, mit dem man groben dreck aus den hufen herauskratzen kann. die meisten pferde kennen die prozedur der hufpflege und heben die hufe bereitwillig an. bei den hinterbeinen sollte aber immer mit vorsicht zuwerke gegangen werden, pferde können furchtbar zutreten! ein gut ausgebildetes pferd erkennt man daran, das man sich ohne weiteres hinter das pferd stellen kann, machen würde ich das aber nicht (macht aua, wenn es doch zutritt!)! hufmesser lassen sich nicht so einfach improvisieren und man sollte, wenn man an den hufen rumschneidet darauf achten, daß man die hufe zum einen gleichmäßig zurecht schneidet und vorallem nicht zu viel wegnimmt! schief geschnittene hufe sind für das pferd ebenso unbequem bis hinderlich, oder gar schmerzhaft, wie füer uns eine verlorene sohle an einem schuh! eine grobe feile/raspel wäre nützlich, um die hufe nach dem schneiden grade zu bekommen! wer keine möglichkeit hat, die hufe zu schneiden, sollte darauf achten, daß das pferd nicht nur auf weichem boden läuft, sondern jede gelegenheit nutzen, das pferd auf steinigem boden laufen zu lassen, die hufe nutzen sich dann auf natürliche weise ab. unbeschlagene pferde aber keinesfalls nur auf straßen und steinigem grund reiten! wenn teerstraßen längere zeit benutz werden, entweder auf dem seitenstreifen reiten oder eben absteigen! wenn ein pferd lahmt, sollten sofort die hufe überprüft werden. ein scharfer stein könnte sich eingetreten haben und im ungünstigsten fall den huf spalten! ein gespaltener huf ist, sofern man auf einen tierarzt zurückgreifen kann, eine langwierige sache, die in vielen fällen trotzdem nicht erfolgreich behandelt werden kann. in wald und feld ist ein gespaltener huf ein todesurteil für das pferd!

mag sein, das hier im forum der eine oder andere pferdehalter ist, der einige sachen anders machen würde! besonders die hufpflege ist für jemanden, der keine erfahrung damit hat, eigentlich eine nummer zu hoch und ein fehler kann da fatale folgen haben! wer mit dem gedanken spielt, sich ein pferd oder pony zuzulegen, sollte sich erstmal schlau machen, auf was er sich einläßt! wer im falle von verheerungen zu einem pferd kommt, sollte sich anhand der geschilderten vor- und nachteile aber ein ungefähres bild machen können, ob das pferd nun ein gewinn in form eines arbeits- oder reittieres ist, oder ob es eher ein gewinn in form einer nicht geringen menge nahrung ist! da ich mit ponys und pferden aufgewachsen bin, würde ich weniger dazu tendieren, ein findelpferd zu verspeisen. vielleicht kommt aber der eine oder andere tatsächlich in die situation, sich für das eine oder andere entscheiden zu müssen und jene, die nie mit pferden zu tun hatten, können sich anhand meiner ausführungen vielleicht ausmalen, worauf sie sich einlassen!
eines möcht ich aber denjenigen, die sich für die mahlzeit entscheiden noch zu bedenken geben: sollte uns ein krieg, samt 3tägiger finsternis und was weiß ich noch alles, tatsächlich um jahrhunderte zurückwerfen, wird es zuwenig pferde und wagen geben, um die überlebende bevölkerung auch nur ansatzweise mit dem nötigsten zu versorgen! selbst wen man selbst keine verwendung für ein pferd hat, könnte jemand anderes größtes interesse an einem solchen tier haben, was es ziemlich wertvoll macht! wenn der krieg noch tobt, könnte man das pferd einfach pferd sein lassen, sofern man auf das fleisch verzichten kann. sollte man den krieg, oder was auch immer, überlebt haben, wäre ein pferd jedoch ein ziemlich gutes tauschobjekt!

Ismael




Antworten: