In welchem Rahmen verhindert man Krieg ?
Geschrieben von franke43 am 06. Februar 2004 08:13:45:
Als Antwort auf: Re: In welchem Rahmen verwirklicht sich Freiheit? geschrieben von Marc Malbec am 05. Februar 2004 16:52:27:
Hallo
>Hallo Franke,
>jetzt sind wir am Nerv der Sache:Sehe ich auch so.
>Lassen wir ihn bitte selbst dazu Stellung beziehen.
Ja, das wird er bestimmt noch tun.
>Die Begriffe "Volksgenossen", "Volksgemeinschaft", "ethnisch sauber" >und "völkisch" würde ich entschieden zurückweisen.
Ich auch, bin aber gespannt, ob JeFra sie auch zurückweisen
wird, d.h. ob er sich als "national" (was ich akzeptiere)
oder als rassisch-völkisch gesonnen erweist.>Ich halte es für einen schweren Fehler, den Nationalstaat kurzerhand mit >Nazismus gleichzusetzen.
Das IST auch ein schwerer Fehler. Denn national akzeptiert
z.B., dass es deutschsprachige Menschen gibt, die aber in
anderen Nationen (Schweiz, Österreich, Luxemburg, Italien)
leben und dort verbleiben (ausser Italien) wollen, also
einer Zwangsvereinnahmung durch Deutschland ("Anschluss")
eher negativ gegenüberstehen. Der Begriff rassisch-völkisch
akzeptiert das nicht, sondern will alle Menschen einer
Sprache/Kultur/"Rasse" (Nichtkonvenierendes bitte streichen)
unter einem politischen Dach zwangsvereinigen. So strebte
ja Hitler ein pan-germanisches Reich unter deutscher
Vorherrschaft an. Den besetzten Norwegern war dabei eine
besondere Ehrenrolle zugedacht, aber wie waren diese
verstockten Menschen doch undankbar .......>Meiner Ansicht nach verhält es sich vollkommen anders:
>Die einzige Struktur, in der Freiheit, Demokratie, Rechtsstaat und soziale >Sicherung bislang - halbwegs - verwirklicht wurden, ist der Nationalstaat.Kann ich unterschreiben. Das wäre ein Plädoyer für das
"Europa der Vaterländer" von De Gaulle. Leider hat die
Sache einen Haken: im Europa der Vaterländer hat es
zwischen den Vaterländern immer wieder Kriege gegeben,
wovon der 1914-18 wohl der schlimmste war. Der 1939-45
wurde nicht auf allen Seiten zwischen "Vaterländern"
ausgefochten, sondern teilweise zwischen "Ideologien".Kritische Frage:
Kann der Nationalstaat als Institution auch den Frieden
zwischen den Nationalstaaten garantieren - also ein
neues Verdun und eine neue Somme verhindern ?Ich fürchte - NEIN.
Die europäische Einigung auf übernationalem Niveau ist
AUCH (nicht nur - leider) ein Schlachtfeldverhinderungs-
projekt. Und das ist bislang geglückt, denn die kleinen
Reibereien innerhalb der EU (Nordirland, Baskenland)
sind mit dem 1. WK gar nicht zu vergleichen.>Ein demokratisch organisiertes Gemeinwesen ist das glatte Gegenteil dessen, >was man als "homogen" oder "völkisch" bezeichnen könnte.
Ein demokratisches nicht. Aber wenn es in die Rassediktatur
abgleitet (siehe 1933), dann wird schnell ein Unterschied
zwischen "Volksgenossen" und "Staatsangehörigen" gemacht
(siehe "Rassegesetze"). Hat die Weimarer Republik als
deutscher Nationalstaat das verhindert ? Hat der italienische
Nationalstaat den Aufstieg von Mussolini verhindert. Hat
der spanische Nationalstaat den Aufstieg (Putsch) von Franco
verhindert ?>Der Nationalstaat wie ich ihn verstehe ist "der institutionelle Rahmen für die >demokratische Auseinandersetzung" (Jean-Pierre Chevenement).
Und wie schützt man ihn
- vor dem Abgleiten in die Diktatur ?
- vor dem Ausbruch von Krieg mit den Nachbarn ?>Es ließe sich folgende Regel formulieren: Je mehr der Nationalstaat in >internationalen Gebilden (EU, UNO) aufgelöst wird, desto mehr gehen Freiheit, >Selbstbestimmung und soziale Sicherung verloren;
Stimmt leider, aber die Friedenssicherung funktioniert besser.
Das Problem ist, dass Freiheit und Sicherheit zwei Ziele
sind, die sich gegenseitig weitgehend ausschliessen.
Wollen wir Sicherheit (vor Krieg), müssen wir Freiheit
opfern. Wollen wir Freiheit, müssen wir mit einem höheren
Risiko kleiner und auch grosser Konflikte leben.>also so ziemlich alles, was unser Leben erträglich macht, und uns noch >minimalste Möglichkeiten der politischen Einflußnahme beläßt.
Naja die soziale Sicherung wird wohl eher durch die
Institutionen der übernationalen Hochfinanz gefährdet
(IWF, Weltbank, WTO) und durch die von diesen Einrichtungen
propagierte institutionelle Gier, die sich dann in den
Wirtschaftsunternehmen fortsetzt.>Wenn wir zur Bundestagswahl gehen, ist unsere Stimme eine von 60 Millionen, >bei den Europa-Wahlen eine von mehreren hundert Millionen, und im Weltmaßstab >eine von mehreren Milliarden.
Der Verdünnungseffekt ist verheerend. Auf Island funktioniert
die direktdemokratie (ca. 300000 Einwohner), in der Schweiz
auf Kantonsniveau. In der EU wäre sie völlig undenkbar.>Wer sich selbst zur politischen Ameise machen möchte - Stimmvieh paßt gar >nicht mehr, dafür sind die Nutztiere, Rinder, Schweine, Hühner etc. zu groß - >sollte für den Weltstaat plädieren.
Ich plädiere nicht für den Weltstaat, wohl aber für den
Weltfrieden.>"Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" für die ganze Menschheit zu fordern, >nimmt sich beim Lesen noch sympathisch aus, wirft aber Probleme auf, daß einem >schwindlig werden kann:
>- Sollen die Postulate mit Waffengewalt exportiert werden?NEIN
>- Wen ja, ist das nicht eine flagrante Mißachtung anderer Kulturkreise und >ein Verstoß gegen das Gleichheits-, Freiheits- und Brüderlichkeitsgebot?
JA, deshalb ja NEIN
>- Wollen wir den anderen Ländern und Kulturen nicht die Freiheit lassen, den >ihnen gemäßen Weg zu suchen und zu finden?
DOCH
Deshalb würde ich z.B. am liebsten einen grossen hohen Zaun
um ganz Schwarzafrika errichten. Aber nicht um die Leute
dort einzusperren, sondern um alle Einmischung von aussen
(also von USA+Europa) AUSzusperren, damit die Leute dort
endlich mal ihre Angelegenheiten selber und frei von
Neokolonialismus in die Hände nehmen können.>- Was ist, wenn andere Länder, z.B. die shiitische Mehrheit im Irak, von >unseren Segnungen, auch nach der Befreiung, nichts wissen will?
Das Einzige, was man ihnen dann abverlangen darf, ist die
Respektierung der Minderheitenrechte für sunnitische
Araber und Kurden im Irak.>Ich würde entschieden davor warnen, mit den Parolen der französischen >Revolution im Munde einen Weltstaat anstreben zu wollen.
Ich auch, denn das wäre ja schon wieder weisse Bevormundung.
>Denn anders als mit brutaler Gewalt, diktatorischen Zwangsmaßnahmen und einem >orwell´schen Überwachungssystem wird dieses Gebilde nicht aufrechtzuerhalten >zu sein.
Leider gehen biblische Prophezeiungen in diese Richtung
(ja Johannes, Deine Offenbarung .....).>Schon die Versuchsstation für den Weltuntergang, nein, die Weltregierung, die >EU, zeigt, wie alles, was unser Leben erträglich macht, unter die Räder kommt.
Nicht alles, NOCH nicht alles, aber vieles. Völker mit etwas
mehr Rückgrat als die Deutschen und die Schweden machen es
übrigens etwas anders. Z.B. die Italiener gehorchen einfach
nicht allen irrsinnigen EU-Direktiven. Die sagen vorn
"Si si signori", drehen sich um, sagen "Va fanculo" und
machen, was sie wollen.>Hinzu kommt dann noch das Problem der Machtkonzentration und die damit >verbundene Schwierigkeit, etwas an den Verhältnissen zu ändern.
Die Antwort ist der zivile Ungehorsam.
>Mir sind, wie ich versucht habe zu erklären, derartige Gemeinschaften von >Grund auf suspekt. Ich meine, daß der Nationalstaat die einzige Möglichkeit >darstellt, Unterschiedlichkeiten zu leben, sie sogar, über Regierung und >Opposition, zum tragenden Element einer Gesellschaft zu machen.
>Meiner Ansicht nach wird in der politischen Debatte laufend, und zwar mit >hinterhältiger Absicht, die falsche Frage gestellt, nämlich, "Wie können wir >die bestehenden Staaten zu größeren Gemeinschaften zusammenschließen?"Die Frage ist nur, ob ein seriöser Beweggrund - z.B. die
Friedenssicherung oder der gemeinsame Umweltschutz -
dahintersteckt oder ein niedriger (wie wir beide befürchten).>Die richtige Fragestellung sollte ganz anders lauten:
>"In welchem Rahmen können wir Freiheit, Demokratie, Selbstbestimmung, Rechtsstaat und soziale Sicherung am besten verwirklichen."Und auch den Frieden zwischen den Völkern sichern.
>Marc Malbec
Gruss
Franke
- Re: Frieden herrscht am meisten auf dem Friedhof Marc Malbec 06.2.2004 10:39 (3)
- Re: Frieden herrscht am meisten auf dem Friedhof DaveRave 06.2.2004 11:02 (2)
- Re: Bitte bei der Sache bleiben Marc Malbec 06.2.2004 11:37 (1)
- Re: Bitte bei der Sache bleiben DaveRave 06.2.2004 11:57 (0)