Re: Frieden herrscht am meisten auf dem Friedhof

Geschrieben von Marc Malbec am 06. Februar 2004 10:39:55:

Als Antwort auf: In welchem Rahmen verhindert man Krieg ? geschrieben von franke43 am 06. Februar 2004 08:13:45:

Hallo Franke,

die Betreffzeile, daß am meisten Frieden auf dem Friedhof herrscht, ist mehr als blanker Zynismus.

Es ist wirklich eine ernste Frage, ob wir uns für den Frieden, ich sage jetzt mal, die Aussicht darauf, einer apokalyptischen Weltdiktatur ausliefern sollen?

Bevor man eine Antwort rausknallt wäre noch zu überlegen, ob die Kriegsgefahr wirklich beseitigt sein wird? Die Spannungen und Interessengegensätze, die sich durch die ganze Menschheitsgeschichte hindurch in bewaffneten Konflikten entladen haben, sind damit ja noch nicht aus der Welt. Im Gegenteil, ich erwarte, daß sich die sozialen Gegensätze unvorstellbar verschärfen werden.

Jetzt müssen wir fragen, ob die Überwachungsmethoden, ich erinnere an das Zeichen des Tieres, so umfassend und durchgreifend sein werden, daß noch die letzte Neigung zu Gewalt und Krieg abgeblockt werden kann?

Oder könnte es nicht auch so sein, daß die Kriege nur eine andere Gestalt annehmen. Nicht mehr Auseinandersetzungen zwischen Staaten, sondern Bürgerkrieg?

>Das wäre ein Plädoyer für das "Europa der Vaterländer" von De Gaulle.

Exakt!

>Leider hat die Sache einen Haken: im Europa der Vaterländer hat es
>zwischen den Vaterländern immer wieder Kriege gegeben,
>wovon der 1914-18 wohl der schlimmste war.

Das ist die, wenn Du erlaubst, Oberfläche der Erscheinungen. Daraus zu folgern, daß der Nationalstaat zugleich die Ursache der Kriege ist, halte ich für einen Fehlschluß.

Ich werde die Sache mal auf den Kopf stellen und sagen: Verantwortlich für den ersten WK waren Kräfte der überstaatlichen Freimauerei, die es sich im Sinne biblischer Prophezeiungen zum Ziel gesetzt haben, einen diktatorischen Weltstaat zu errichten.

Wenn Du mal ein wenig abseits der historischen Trampelpfade recherchierst, wird es Dich aus den Schuhen hauen. Die biblischen Prophezeiungen (Altes Testament und Apokalypse) habe ich bereits erwähnt, eine andere Anregung, die den Vorteil hat, aus dem innersten Zirkel der Macht zu kommen wäre ein Buch von Curtis B. Dall, Schwiegersohn von Franklin D. Roosvelt, "Die amerikanische Kriegspolitik. Roosevelt und seine Hintermänner".

Als die eigentlich Verantwortlichen für den Ersten WK und damit implizit auch für den Zweiten benennt er, die "Eine-Welt-Bewegung" um Präsident Woodrow Wilson; der "Dreizehnbuchstabige", wie er von Deschner anspielungsreich genannt wird.

Sollte Dall, wovon ich inzwischen überzeugt bin, Recht haben, müssen wir unser Bild von der Geschichte auf den Kopf stellen.

Dann ist nicht mehr der Nationalismus die eigentliche Ursache der bislang fürchterlichsten Kriege, sondern der Internationalismus!

Und was am meisten verstört, daß wir dafür Belege finden, wo wir es nie für möglich gehalten hätten, in der Bibel, in Altem Testament und Apokalypse.

>Die europäische Einigung auf übernationalem Niveau ist
>AUCH (nicht nur - leider) ein Schlachtfeldverhinderungs-
>projekt. Und das ist bislang geglückt, denn die kleinen
>Reibereien innerhalb der EU (Nordirland, Baskenland)
>sind mit dem 1. WK gar nicht zu vergleichen.

Dieses Argument halte ich mittlerweile für Propaganda; zugegeben eine außerordentlich geschickte, weil sich genau die als Friedensfürsten aufspielen, die in Wahrheit die ärgsten Kriegstreiber sind.

Wie problemlos Internationalismus und militärische Aggression Hand in Hand gehen, zeigen uns die USA.

>>Der Nationalstaat wie ich ihn verstehe ist "der institutionelle Rahmen für die >demokratische Auseinandersetzung" (Jean-Pierre Chevenement).
>Und wie schützt man ihn

Indem man den internationalistischen Tendenzen und Intrigen einen Riegel vorschiebt, was am besten durch Aufklärung zu erreichen wäre.

>Stimmt leider, aber die Friedenssicherung funktioniert besser.

Unterwerfung, im vorliegenden Fall unter die Globaldiktatur, sichert immer den Frieden, zeitweilig zumindest. So wie das "Grab immer noch die beste Befestigung wider die Stürme des Lebens ist" (Georg-Christoph Lichtenberg).

>Das Problem ist, dass Freiheit und Sicherheit zwei Ziele
>sind, die sich gegenseitig weitgehend ausschliessen.
>Wollen wir Sicherheit (vor Krieg), müssen wir Freiheit
>opfern. Wollen wir Freiheit, müssen wir mit einem höheren
>Risiko kleiner und auch grosser Konflikte leben.

Am Ende werden wir beides verloren haben. Ich halte die Alternative, so wie Du sie stellst, für nicht richtig. Mit Konflikten leben, heißt doch noch lange nicht, daß es Krieg geben muß.

Demnach müßten in demokratischen Staaten laufend Bürgerkriege herrschen, weil landauf landab ein Konflikt (Parlamentsdebatten, Tarifauseinandersetzungen etc.) den anderen jagt.

>Naja die soziale Sicherung wird wohl eher durch die
>Institutionen der übernationalen Hochfinanz gefährdet
>(IWF, Weltbank, WTO) und durch die von diesen Einrichtungen
>propagierte institutionelle Gier, die sich dann in den
>Wirtschaftsunternehmen fortsetzt.

Und damit entsteht zugleich Potential für bewaffnete Auseinandersetzungen. Ohne Versailles und die Wirtschaftskrise von 1930 kein Adolf und auch kein WKII.

Du selbst hast formuliert, daß wir den Internationalismus - jetzt bin ich mal ganz vorsichtig - nicht so ohne weiteres aus seiner Verantwortung entlassen dürfen

>Deshalb würde ich z.B. am liebsten einen grossen hohen Zaun
>um ganz Schwarzafrika errichten. Aber nicht um die Leute
>dort einzusperren, sondern um alle Einmischung von aussen
>(also von USA+Europa) AUSzusperren, damit die Leute dort
>endlich mal ihre Angelegenheiten selber und frei von
>Neokolonialismus in die Hände nehmen können.

Mir würde jetzt noch ein Land einfallen, in dem ich sämtliche Einmischungen von außen am liebsten unterbinden würde.

>Leider gehen biblische Prophezeiungen in diese Richtung
>(ja Johannes, Deine Offenbarung .....).

Noch ganz andere Hämmer stehen im Alten Testament. Von wegen Weltstaat, Bruderschaft aller Nationen und Welthauptstadt Jerusalem. Es gibt sogar einen Verein, der es sich zum Ziel gesetzt hat, Jerusalem zur Hauptstadt der Welt zu machen (D. Korn, Das Netz). Mitglieder sind u.a. Manfred Clement, Hans Eichel, Edmund Stoiber, Christian Ude und Ministerpräsident Teufel (Baden-Württemberg).

>Nicht alles, NOCH nicht alles, aber vieles. Völker mit etwas
>mehr Rückgrat als die Deutschen und die Schweden machen es
>übrigens etwas anders. Z.B. die Italiener gehorchen einfach
>nicht allen irrsinnigen EU-Direktiven. Die sagen vorn
>"Si si signori", drehen sich um, sagen "Va fanculo" und
>machen, was sie wollen.

In der schönen neuen Welt der biblischen Globaldiktatur werden sie sich das sehr schnell abgewöhnen.

>>Die richtige Fragestellung sollte ganz anders lauten:
>>"In welchem Rahmen können wir Freiheit, Demokratie, Selbstbestimmung, Rechtsstaat und soziale Sicherung am besten verwirklichen."
>Und auch den Frieden zwischen den Völkern sichern.

Haben sich schon einmal Völker den Krieg erklärt? In aller Regel war das die politische Führung. Demokratie wie ich sie verstehe, also mit wirklicher Volkssouveränität d.h. mit der Möglichkeit von Volksabstimmungen, könnte das beste Mittel sein, Kriege zu verhindern.

Und wir bräuchten auch nicht mehr unsere letzten Reste von Freiheit, Wohlstand und sozialer Sicherung auf dem Altar eines apokalyptischen Weltstaates zu opfern, bei dem wir in keinster Weise sicher sein können, ob wir das erhalten, was wir uns so sehr wünschen: dauerhaften Frieden.

Marc Malbec




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