Gewissen und Hemmschwelle

Geschrieben von ARX am 29. Januar 2004 13:08:15:

Als Antwort auf: Textanalyse und Goldwaage geschrieben von franke43 am 29. Januar 2004 10:53:17:


>Wir sollten nie vergessen, unter welchen Bedingungen Rills
>Feldpostbriefe entstanden sind. Er machte zwei Gedächtnis-
>protokolle über das, was der Franzose dem Leutnant erzählt
>hatte. Auch Rill hatte über den "Schwefel des Franzosen"
>gelacht und sich nicht etwa alles Wichtige mitnotiert. Da
>muss man sich wundern, dass die Grundzüge so gut stimmen.

Ja, das stimmt. Und gerade deshalb interessiert mich das offenbar nichtsorechtstimmende besonders. Moeglicherweis wurde dieser Teil von Rill chronologisch nicht korrekt zugeordnet. Ich frage mich ob dies womöglich erst eintreffen wird, zumal ich da gewisse Parallelen zum Hiasl sehe.

>>Der Hunger wird wohl viele aufs Land treiben, um sich direkt beim Erzeuger >>etwas zu kaufen, zu tauschen, zu erarbeiten oder auch zu rauben. Die Bauern
>>werden sicher auf der Hut sein, werden ihre Arbeitskräfte (falls sie welche
>>brauchen) sehr sorgfältig auswählen, aber ungeeignete Bewerber einfach so
>>erschlagen??????


>Zu tauschen: was hat ein Städter einem selbstversorgenden
>Ackerbauern im Notfall schon anzubieten ?
Münzen aus Edelmetall, diverse Gebrauchsgegenstände, Wekzeug etc. Es gibt da vieles was möglich erscheint. So eine Art Hausierer eben.


>Zu ackern: bei weniger als 10 % Landbevölkerung kann auch
>der wohlwollendste Bauer nicht plötzlich über Nacht alle
>als Knechte und Mägde einstellen, die da kommen. Sicher
>werden die Bauern ein paar Leute annehmen, weil sie ja
>bald keinen Diesel für ihre Landmaschinen haben und die
>Zucht von Arbeitspferden dauert. Aber 90 % Stadtbevölkerung
>können nicht plötzlich als Gesinde für 10 % Bauern arbeiten.

Völlig klar. Ein Bauer wird am ehesten jemand aus seiner Umgebung aufnehmen, den er kennt oder mit dem er womöglich sogar verwandt ist. Nichtsdestoweniger könnten trotzdem viele, durch Hunger getrieben, ihr Glück versuchen.


>Warum erschlagen ? Weil der, der heute als Bewerber für
>eine Stelle als Knecht abgewiesen wird, aus Hunger
>wahrscheinlich morgen als Bettler oder Plünderer wieder-
>kommt. Er hat keine andere Wahl, und das weiss der Bauer
>auch.

Das seh ich nicht so. Die Menschen hier haben noch so etwas wie ein Gewissen und eine Tötungshemmung, wahrscheinloch auch noch in 10 Jahren. Von einigen unrühmlichen Ausnahmen abgesehen werden sie niemand erschlagen der um Brot und Arbeit bittet. Natürlich werden die wenigsten Brot oder Arbeit bekommen, das wäre gar nicht möglich.
Das Beschützen des eigenen Vorrates mit Gewalt halte ich für völlig legitim (Zitat: Zäune ums Haus, Waffengebrauch gegen Plünderer). Jedoch ist das als ein Akt der Selbstverteidigung zu sehen und auch als solcher zu werten.

Das routinemäßige "Erschlagen" von Bittstellern ist für mich jedoch im höchsten Grade verdammungswürdig. Ich glaube nicht dass das Niveau im christlichen Abendland so tief sinken wird.

Ich glaube daß es hier ein anderes Motiv für den locker sitzenden Knüppel gibt.


lg




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