...reichen in Deutschland m.E. nicht für einen bewaffneten Konflikt

Geschrieben von DaveRave am 30. Januar 2004 14:19:09:

Als Antwort auf: Ethnische Konfliktstoffe in Deutschland geschrieben von franke43 am 30. Januar 2004 12:58:07:

Hallo David
Auch in Deutschland gibt es Minderheiten und Randgruppen,
die sich unterdrückt fühlen - oder in richtig schlechten
Zeiten vielleicht erst unterdrückt fühlen werden.
Deutschland ist aus der Kleinstaaterei des Absolutismus
nicht als homogenes Land hervorgegangen. Nach wie vor
identifizieren sich viele mit den "Volksstämmen" oder
"Dialektgruppen", denen sie angehören.

Das ist sicherlich richtig und Du kannst ja auch heute noch bspw. aus dem politischen Wahlverhalten der einzelnen Regionen Rückschlüsse auf die einstige und heutige religiöse Verteilung ziehen.

Ich selbst sehe
mich z.B. als Franke, wie auch aus meinem Forumsnamen
hervorgeht. Als solcher würde ich mich vom Freistaat
Bayern zwar nicht unterdrückt, aber doch bevormundet
fühlen, wenn ich noch dort leben würde.

Das ist ebenfalls richtig, aber der Konflikt oder die Unzufriedenheit reicht noch lange nicht aus, um bewaffnet dagegen vorzugehen. Der Konflikt ist eher spielerischer Art, und wenn nun ein echter Franke behauptet, er sieht sich in erster Linie als Franke und nicht als Bayer, so wird er etwaige abschätzige Bemerkungen dem Freistaat gegenüber doch auch eher nur augenzwinkernd äußern.

Wie die meisten historisch gewachsenen Nationen hat auch
Deutschland ethnische Minderheiten:
Eigene angestammte Minderheiten sind die Sorben und die
Friesen, ausserdem eine dänische Minderheit in Schleswig.

Auch richtig. Aber diese Minderheiten habe alle Ihre entsprechenden Regelungen und Sonderstati, und auch hier fühlt sich keiner soweit eingeschränkt oder bedroht, daß er einen bewaffneten Konflikt anstreben würden. Mir sind keinerlei Bestrebungen bekannt, die auch nur im geringsten Auseinandersetzungen, wie sie z.B. von der ETA bekannt sind, anstreben.

Ebenfalls eigene Minderheiten sind die Nachkommen der
Ostvertriebenen und Spätaussiedler, also ethnische
Deutsche aus den verlorenen Ostgebieten, aus Ungarn,
Rumänien, Tschechien und Teilen von Russland (Wolgadeutsche).
Durch Einwanderung entstandene Minderheiten sind die
Nachkommen der "Gastarbeiter". Die Nachkommen z.B. der
Türken sehen sich immer noch ganz oder teilweise ihrer
alten Ethnie zugehörig und werden auch von vielen so
gesehen.

Ich halte Konflikte und gegebenfalls auch Unruhen mit Angehörigen gewisser Ethnien auch durchaus für denkbar, aber bürgerkriegsähnliche Zustände? Aufstände wie in LA könnten durchaus möglich werden, aber daß sich daraus ein "echter" Bürgerkrieg entwickelt, dafür fehlt einfach ein entsprechendes Ziel der einzelnen Ethnien, und auch die Masse für ein derartiges Vorhaben.


Überlagert über diese schwelenden Minderheitenprobleme
>gibt es andere Konflikte, die nur durch den Noch-
>Wohlstand in Ruhe gehalten werden:
>Der alte Nord-Süd-Konflikt, als Hassliebe zwischen
>Bayern und Preussen sichtbar.

Ausreichend für einen Bürgerkrieg? Was früher ja durch eine jeweils eigene Staatsordnung und unterschiedliche Zuordnung zu Machtpolen durchaus gegeben war, ist heute undenkbar.

Der neue, durch die deutsche Teilung entstandene Ossi-
>Wessi-Konflikt.

Erachtest Du ebenfalls wirklich allen Ernstes einen Bürgerkrieg alte gegen neue Bundesländer als eine Möglichkeit?


Konflikte innerhalb von Bundeländern aufgrund nicht-
ethnischer Aufteilung:
Z.B. gibt es in Bayern eine Separatistenbewegung
(Bayernpartei), die den Austritt Bayerns aus der
Bundesrepublik Deutschlands anstrebt - so wie das
wohlhabende Slowenien in Ex-Jugoslawien den Anfang
gemacht hat. Aber in Bayern gibt es wiederum zwei
nichtbairische Völkerstämme - Schwaben und Franken -
die da nicht unbedingt mitmachen wollen.

Solche Bestrebungen gibt es wohl in allen Nationen. Aber das Entscheidende ist, daß dies von der Masse der Bevölkerung niemals ernsthaft in Erwägung gezogen wird. Selbst die Angehörigen der Bayernpartei nehmen sich in dieser Angelegenheit selbst nicht so ernst. Vieles ist hier ein bewußtes Spiel mit Traditionen und auch ein bißchen Folklore. Es wird viel geschimpft, aber am Ende beugt man sich doch den Entscheidungen der "Großkoapfaten" aus Berlin oder München.

Viele Grüße!
DR, der auch im Hamburger Exil Bayer geblieben ist und schon ganz genau weiß, warum baierische Stämme zu den wenigen gehörten, die sich seinerzeit cives romanes nennen durften... ;o)


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