@ NoPasaran
Geschrieben von Hubert am 16. Dezember 2003 07:52:17:
Als Antwort auf: @ Hubert, katholische Kirche und noch ein bißchen mehr ..... geschrieben von NoPasaran am 14. Dezember 2003 21:45:03:
Mein lieber NoPasaran,
da hast Du Dir aber viel Mühe gemacht ;-)) Ich hoffe, ich kann Dir angemessen antworten, obwohl ich – genau wie Du – wichtige Terminarbeiten zu erledigen habe.
Ohne Dich näher zu kennen, vermute ich mal, daß Du einen protestantischen Hintergrund hast, da die ganze „falsche“ Argumentationslogik danach „schmeckt“. Aber tröste Dich: Du stehst mit Deinen Vorwürfen gegen den unfehlbaren Lehrstuhl der Wahrheit nicht allein auf weiter Flur ;-))
Viele Aussagen des Glaubens werden heute deshalb abgelehnt, weil sie scheinbar keine Begründung im Neuen Testament haben. Anders als bei den Protestanten, die sich nur auf die Bibel beziehen, kennt der katholische Glaube aber zwei Stützen, zwei Glaubensquellen: die Hl. Schrift und die Tradition. Und gerade die Tradition ist für die Weitergabe des Glaubens unabdingbar.
Viele Menschen haben die falsche Vorstellung, daß die Bibel zuerst dagewesen ist und dann die Kirche irgendwann später dazukam. Die Bibel ist aber nicht vom Himmel gefallen ;-)) Zuerst war die Kirche da, die Christus gegründet hat. Und die Schriften des Neuen Testaments sind dann aus der Überlieferung, der Tradition der Kirche hervorgegangen.
Natürlich können wir hier keine theologischen Grundsatzdiskussionen führen – dies ist nicht das geeignete Forum. Aber wenn ich Dich zur Wahrheit bekehren möchte, dann verfolge ich letzten Endes auch ein egoistisches Motiv. Dieses will ich Dir kurz erläutern:
Du hast mit Sicherheit schon mal die Bibel aufgeschlagen, lieber NoPasaran: In Joh 5 gibt es die herrliche Erzählung von der Heilung eines Gelähmten am Betesda-Teich.
Dort lag auch ein Mann, der schon achtunddreißig Jahre krank war. Als Jesus ihn dort liegen sah und erkannte, daß er schon lange krank war, fragte er ihn: Willst du gesund werden? Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich, sobald das Wasser aufwallt, in den Teich trägt.
Dieses Hominem non habeo... – Ich habe keinen Menschen hat mich schon immer tief berührt. Und ich denke immer an jene Seele, die irgendwann vor ihren göttlichen Richter treten muß und das Himmelreich dann verschlossen findet. Und der Herr wird sie fragen: „Wußtest du nicht, daß man katholisch sein muß, um in den Himmel zu kommen?“ Und dann wird diese Seele verzweifelt antworten: „Herr, ich hatte keine Menschen, der mich diese Wahrheit lehrte.“ Und dann wird der Herr seinen prüfenden Blick auf mich richten und mich fragen: „Du warst doch mit diesem hier im selben Forum. Warum hast du ihm nicht die Wahrheit gesagt?“
Tja, mein guter Freund. So kann’s kommen. Und so ist es schon vielen ergangen.
Dies zu meinem Motiv.
Theologisch können wir zwei uns hier – wie oben kurz erwähnt – nicht auseinandersetzen. Erstens, weil dies das falsche Forum dafür ist, zweitens, weil ich mich zumindest in den Grundzügen der Theologie soweit auskenne, daß ich eine „Meinung“ oder eine „Ansicht“ von einem echten theologischen Einwand unterscheiden kann.
Es geht hier auch weniger um einzelne theologische Thesen, als um das Grundproblem, das sich mit dem Protestantismus verknüpft. Während sich nach katholischer Lehrmeinung der Begriff des wahren Christentums niemals vom Begriff der wahren Kirche trennen läßt, kann sich im Protestantismus jeder einzelne auf seine persönliche Sicht der Hl. Schrift berufen und rufen, dies hier ist das Christentum oder jenes ist das Christentum. Mit der Folge, daß wir dann auch seit Luther rund 25.000 verschiedene protestantische Demonationen gewärtigen müssen, also das Gegenteil dessen vor uns sehen, was der Herr von uns fordert – nämlich die Einheit der Christen, die Einheit Seiner Kirche.
Darüber hinaus wäre es mal eine wissenschaftliche Untersuchung wert herauszufinden, inwiefern der Protestantismus heute eine der Hauptursachen für die Entchristlichung Nordeuropas ist.
Natürlich weiß ich, lieber NoPasaran, daß es nichts bringt, mit einem einfachen Protestanten über Papst und Kirche zu diskutieren – er kann das gar nicht verstehen – weil er Religion ja niemals kennengelernt hat. Das einzige, was ich hier tun kann, ist, ihn zum Beten anzuregen, damit er den Herrn schrittweise kennenlernt. Wenn der Protestant beten würde, dann würde sich der Herr auch schon irgendwann in seinem Herzen melden und ihm zeigen, was es mit dem Protestantismus auf sich hat.
Meine langjährige pastorale Erfahrung mit Protestanten lehrte mich folgendes: Ein Drittel wird völlig irreligiös. Ein Drittel driftet in Esoterik und Aberglauben ab – bis hin zum Glauben an Reinkarnation. Ein Drittel bekehrt sich und wird katholisch.
Lieber NoPasaran, Du bist noch jung, und eigentlich ist es schade, daß man in Dein junges Herz so viel Falsches über Papst und Kirche gepflanzt hat. Möge der Herr Dich segnen, und mögest Du durch intensives Gebet von selbst dahinterkommen, wo die Wahrheit zu finden ist. Möge Dir der Herr das volle Licht des katholischen Glaubens schenken und Dich eines Tages aufnehmen in Seine heilige Kirche.
Unsere heilige Mutter Kirche hat eine sehr große Integrationskraft. Es ist ihr im Laufe ihrer 2000jährigen Geschichte immer wieder gelungen, die „skurrilsten“ Bewegungen zu integrieren. Deshalb bin ich mir auch ganz sicher, daß der ökumenische Dialog eines Tages große Früchte bringen wird – bestimmte, gesunde Teile des Protestantismus werden bestimmt integriert werden können.
Meinen Glauben an die Kirche zu erschüttern, ist – und da hat der gute Guerrero recht – in der Tat unmöglich. Mein Glaube ist so fest, daß man ihn in Scheiben schneiden kann. Aber daß ich mit dem „Preßlufthammer“ vorgehe, stimmt nicht. Ich liebe zwar das deutliche Wort, aber Du erkennst in meinen Postings auch immer die fürsorgliche und liebevolle Mutter, die nicht möchte, daß auch nur einer verloren geht.
Also, mein Sohn, geh weiter Deinen Weg, aber geh ihn mit Maria und dem Papst, sonst findest Du niemals zum Herrn. Omnes cum Petro ad Iesum per Mariam – Alle mit dem Papst durch Maria zu Jesus.
Und vor allem: Bete! Nie unter einer Stunde täglich! Es gibt keine Alternative zum persönlichen Gebet mit dem Herrn vorm Tabernakel.
Herzlichst,
Hubert
- Ein paar Zwischenfragen franke43 16.12.2003 12:12 (0)
- Huber und Gruber am Zuber... Valanice 16.12.2003 09:39 (0)
- Re: @ NoPasaran Kober 16.12.2003 08:58 (3)
- Re: @ NoPasaran Hubert 16.12.2003 09:31 (2)
- Re: @ NoPasaran Kober 16.12.2003 11:29 (0)
- Im Namen des Herrn? Pez 16.12.2003 10:23 (0)
- Re: @ NoPasaran ..... und noch ein bißchen Trinitätslehre ;-)) Hubert 16.12.2003 08:09 (3)
- Und noch ein (wirklich) bißchen Trinitätslehre. Guerrero 16.12.2003 14:59 (2)
- Re: Und noch ein (wirklich) bißchen Trinitätslehre. Johannes 16.12.2003 15:06 (1)
- Re: Und noch ein (wirklich) bißchen Trinitätslehre. Hubert 16.12.2003 15:34 (0)