Re: Warum, warum, warum??

Geschrieben von Johannes am 14. Oktober 2003 14:47:49:

Als Antwort auf: Warum, warum, warum?? geschrieben von Guerrero am 14. Oktober 2003 14:06:26:

> Da dauert es schon ein paar Jahre bis sich diese Terrororganisation
> erholt und neu formiert.
> So ein Terroranschlag wie vom 11.9. war über Jahre organisiert.

Hallo Guerrero,

eben deshalb wundert mich es mich schon, daß nichts größeres passiert ist.

Wie Du schreibst, es gibt für so etwas jahrelange Vorbereitung. Und wenn jemand das nicht spontan tut, sondern nach jahrelanger Vorbereitung, dann kann man umso sicherer sein sein, daß er sich das gut überlegt hat.

Punkt 1) Es gab keine Foderungen der Terroristen, so wie es bei jedem "normalen" Täter üblich ist ("wenn ihr nicht dies und das tut, dann..."). Das heißt für mich, daß es dem Täter hauptsächlich um Verunsicherung ging und er Zeit hat. Eine konkrete "wenn nicht, dann"-Forderung ist nicht nötig, die Verunsicherung ist erst einmal Selbstzweck genug.

Punkt 2) Das folgt, daß der Täter sehr überlegt vorgegangen ist. Es ist eine Glanzleistung, solch ein Projekt über Jahre geheim zu halten. Das Projekt mußte in alle Richtungen immer und immer wieder durchdacht werden, um ja keinen Fehler zu machen.

So, und glaubst Du nun wirklich, daß Täter, die so überlegt vorgehen, nicht damit rechnen, daß die USA angreifen werden? Glaubst Du wirklich, die warten in Afghanistan, bis sie alle zerbombt sind? Oder, anders herum gefragt: Glaubst Du, daß die vielen, vielen Toten, die es in Afghanistan gab, die Organisatoren waren?

Es ist schwer, sich in einen Terroristen hineinzudenken, aber wenn ich die überlegene Organistion betrachte, dann ist zumindest klar, daß diese Leute alles sehr gut durchdacht haben. Sprich, die warten nicht darauf, bis sie selbst getötet werden, denn sie verfolgen ein langfristiges Ziel.

Daraus schließe ich weiter: Wären die Organisatoren in einer Berghöhle in Afghanistan, so hätten sie sich vorher eine "Lebensversicherung" besorgt, um ihr Gesamtziel weiter verfolgen zu können. Sprich, sie hätten lange vor dem WTC-Anschlag die berühmte Kofferatombombe in einem Keller in New York deponiert oder etwas ähnliches. Und dann klar gesagt: Eine Bombe auf Afghanistan, und weg ist die erste Stadt. Noch eine Bombe auf Afghanistan, und es geht weiter, ...

Nein, haben sie aber nicht. Stattdessen ließen sie es zu, daß der Westen völlig erwartungsgemäß (!) in Afghanistan einmarschierte. Sie ließen es auch weiterhin zu, daß ihr anderer angeblicher Unterschlupfpunkt, der Irak, zerbombt und besetzt wurde, ohne Gegenwehr in Form der "Kofferatombombe" (oder was auch immer). Es wird zwar Widerstand geleistet, aber der ist in keiner Weise mit der logistischen Meisterleistung des 11.9. vergleichbar.

Wo sind also die Täter, die eigentlichen Drahtzieher? Oder, erstmal etwas anderes, was haben sie denn erreicht? Sie haben erreicht, daß einerseits der Westen dabei ist, sich zu entzweien und seine Einigkeit zu verlieren, daß zweitens der Westen mit seinen Truppen massiv gebunden ist (aus ihrer Sicht auf Nebenkriegsschauplätzen?) und daß drittens der Westen insgesamt destabilisiert wird (innerer Widerstand gegen den Krieg, Rüstungsausgaben, die der Wirtschaft Leistungen entziehen, ...).

Mein Schlußfolgerung:

- Die Drahtzieher sind nicht in Afghanistan
- Die Drahtzieher haben Zeit, und sie fühlen sich sicher
- Die Attentäter agieren, der Westen reagiert nur
- Der Westen bekämpft derzeit einige Fundamentalisten in Afgh/Irak sowie solche, die einfach ihr Land von allen fremden Truppen befreien wollen - aber er bekämpft nicht die eigentlichen Organisatoren des Anschlags
- Die Drahtzieher halten sich weiter zurück, während der Westen sich immer mehr in Abenteuer verstrickt (Truppen auf Jahre gebunden, ohne daß sich das unter dem Strich wirtschaftlich auszahlen wird)
- Die Drahtzieher sind keine unüberlegten, spontanen Terroristen, sondern sie verfolgen einen Langfristplan
- Die Drahtzieher wissen, daß sie sicher sind, sonst hätten sie nicht auf die "Lebensversicherung" verzichtet

Wer kann ein Interesse daran haben, den Westen nachhaltig und langfristig zu schädigen? Wo sitzt er?

Diese Fragen stellen sich durchaus, finde ich, auch wenn ich denke, daß another und Swissman da die besseren Lösungsansätze haben als die üblichen Verschwörungstheorien, die so durch's Internet geistern. Zu sagen, es hätte deshalb keine weiteren Terroraktionen gegeben, weil der Westen militärisch so erfolgreich war, halte ich für weniger überzeugend.

Gruß

Johannes


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