Re: @Hotel Noir: Industrialisierung, geistiges Wachstum und Widdowson

Geschrieben von Andreas am 03. Oktober 2003 12:31:54:

Als Antwort auf: Re: @Hotel Noir: Industrialisierung, geistiges Wachstum und Widdowson geschrieben von HotelNoir am 03. Oktober 2003 11:34:23:

Ich gebe zu ich gehöre auch zu denjenigen, die schlecht Englisch verstehen. Ich verlasse mich auf Deine und die Kommentare anderer Foris. Ich weiss nicht ob ich die Gesamtübersicht habe oder nur ein paar Nebensächliche Details von der Geschichte. Ich schildere auch bloss meine daraus resultierende Wahrnehmung ohne Anspruch damit recht zu haben. Vom Stil her ist mir die Widdowson-Sache eher suspekt, weil sie relativ einfache Wahrheiten in komplizierte Modelle packt. Ich meine den Vergleich Yugoslawien-Europa z.B. wird doch an jeder anspruchsvolleren Politrunde angesprochen.
>Es ist auch eine bekanntes Modell, die ich schon in der Schule gelernt habe, dass eine Gesellschaft sich entwickelt, irgendwann ihren Zenith erreicht und dann hinten absackt. Gibt ein Fachwort dafür, hab ich aber leider vergessen. Es ist in meiner Wahrnehmung bis jetzt viel warme Luft. Schade natürlich, dass ich zuwenig gut Englisch kann, die Sache genauer zu studieren. Die Verwendung des Begriffs Dark Age finde ich nach wie vor problematisch, weil er geprägt ist durch die Vedanta. Müsste wenn schon doch Euro-Dark-Age heissen, das wär weniger verfänglich.

O.K., der Jugoslawienvergleich ist vielleicht sooo speziell. Insgesamt finde ich den Teil zur internationalen Disintegration zu langfädig. Kriege, Krisen und Gelegenheite für Konflikte hat es nun wirklich schon immer gegeben, das ist nichts besonderes. Worauf er hinaus will ist, dass es viele Möglichkeiten gibt, die einen Grosskonflikt auslösen können, insbesondere im ostasiatischen Raum und in der Golfregion und dass die Wahrscheinlichkeit für uns - da wir innerlich geschwächt sind - durch einen solchen Konflikt in den Abgrund eines Dark Age gesogen zu werden, stark gestiegen ist.

Ob die Überlegung, dass die europäische Integration nur über kriegerische Mittel erfolgreich verlaufen könnte, so konventionell ist, bin ich mir nicht so sicher. Wohlverstanden: Widdowson ist nicht "kriegsgeil", er sagt einfach, Integration , d. h. gemäss seiner Definition die Ausweitung politischer (in erster Linie zwangsmässiger) Herrschaft über mehr Menschen, erfolgte in der Vergangenheit durch Gewalt.
Auch die Idee von der Evodeviation, d. h. dass der Mensch eigentlich zu der Lebensweise die er vor vielen 10'000 Jahren pflegte neigt und deshalb ein katastrophales Dark Age ohne jegliche politische und wirtschaftliche Grossstrukturen denkbar ist, halte ich für interessant, nicht banal.

Und trotzdem ist er in Dogmen gefangen, wenn er z.B. Greenpeace und Grüne NUR als fortschrittshemmend deklariert. Er glaubt die Mainstream-Wissenschaft sei das einzig wahre und sieht nicht das Potential alternativer oder sogar spiritueller Techniken. Doch diese beiden Zweige werden früher oder später zu einer Symbiose gelangen, und erst das ist wirklicher Fortschritt. Es reicht nicht die gängigen Schemen von links und rechts zu überwinden, das tun heute alle, die sich von Politikern nicht mehr manipulieren lassen.

Ich sehe die Argumentation. Du sagst,der wirkliche Quantensprung wird die Einbeziehung spiritueller Techniken sein. Widdowson sagt, die letzten 5'000 Jahre Geschichte haben gezeigt, dass ..., deshalb ... . Ich denke, es wäre ihm auch lieber, wenn die Probleme der Welt durch "magische" oder spirituelle Techniken gelöst werden könnten und natürlich kann man nicht a priori von der Vergangenheit auf die Zukunft schliessen. Doch als Realist muss er davon ausgehen, dass sich die menschliche Natur nicht grundlegend verändern wird. Solche Hoffnungen "spirituelle" (Selbst-)Kräfte mögen es schon richten erinnern mich an die Ermahnungen des Klerus, von den Sünden abzulassen u. ä. Es ist eine Flucht ins jenseitige. Ich will hier nicht die Existenz einer Welt die jenseits unserer Wahrnehmung liegt bestreiten. Doch ich behaupte, dass solche Konzepte für die Erklärung menschlichen Handelns und die Entwicklung der Weltlage bis auf weiteres eher unzuverlässig sind.

Gruss
Andreas


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