Eurozentrismus und die Besonderheit unserer Gesellschaft und Zeit

Geschrieben von Andreas am 02. Oktober 2003 16:43:03:

Als Antwort auf: Re: Dauer des Niedergangs - Beginn des Dark Age geschrieben von HotelNoir am 02. Oktober 2003 16:09:22:

Hallo

Insofern als die Theorie vor allem die westlichen Industrienationen und die von ihm aufgebauten Weltordnung im Blick hat, ist sie eurozentrisch. Allerdings ist Widdwoson insofern kein Eurozentrist, als er ganz klar und im Gegensatz etwa zu Max Weber (protestantische Ethik des Kaptialismus) sagt, dass der Westen sich nicht durch besondere Eigenschaften von den anderen Nationen abhebt und unsere Epoche keine besondere Privilegierung geniesst. Er schreibt auch, dass der Westen 500 Jahre das Sagen gehabt hat und zukünftige Geschichtsschreiber die grausamkeit Kaltblütigkeit kritisieren werden, mit der er Afrika seinem Schicksal überlassen hat, genauso wie wir heute die barbarische Wildheit der Mongolen kritisieren.

Hierzu ein paar interessante Zitate zur Illustration:

"English is not the first lingua franca. Why should it be the last? Our Eurocentric view of history depicts us as going out to the world carrying to it commercial and industrial revolutions. Yet in most cases we were only carrying forth what we had earlier received from those very regions."

"People are too willing to believe in differences between our ancestors and ourselves. The people of the past were human beings like us, with our analytical skills and our creativity. They faced many of the same problems and they arrived at the same solutions. The Egyptian peasants who built the pyramids were not much different from those who built the Suez canal. The essential features of a city existed in the first city as in the latest one. Social arrangements conform to eigenmodes. As the raw material - human nature - has not changed, neither have the eigenmodes."

"We are proud, rightly, of our recent scientific discoveries and of our modern technology. Yet here too, the view that we are reaching some kind of climax or culmination has numerous historical precedents and is unjustified. The reality is that there are still enormous gaps in our knowledge, only we are too ignorant to perceive them. Indeed, it has been suggested that in some disciplines, like cosmology and high energy physics, it is becoming increasingly unclear what one is ultimately trying to find out. Similarly, there are many things we would like to do that we cannot. This is no reason to think that they are impossible. The uniformitarian view would be that our science in due course will be seen as laughable as that of the ancients. Our technology will seem as crude and inept."

Ich glaube allerdings nicht, dass der Westen die besseren Menschen beherbergt als sonst eine Kultur. Ich glaube aber auch nicht, dass die anderen Kulturen die besseren (moralisch oder bezüglich der Fähigkeiten) Menschen beherbergt als es unsere Hemisphäre tut.
Da ich wie Widdowson die Auffassung vertrete, dass die Gesetze des menschlichen Zusammenlebens überall und bis auf weiteres immer dieselben sind, wird sich auch nach einem Niedergang des Westens nichts Grundlegendes verändern. Es wird weiterhin Integration, d.h. politischen Zwang, Grausamkeit und Leid geben. Der Weltfriede - so traurig diese Vorstellung ist - wird weiterhin nicht durch fromme Wünsche, sondern eher - wie im Innern der Staaten Frieden erzwungen wurde, indem ein Fürst ein Monopol über moderne Artillerie und Fachkräfte aufbaute und die Trutzburgen schutzlos wurden - dann einkehren wenn die ersten mit Laserwaffen bestückten Raumkreuzer entwickelt sein werden. Die Welt wird eine grausame bleiben, weil die grundlegenden Gesetze nach denen sich menschliches Zusammenleben abspielt gleich bleiben. Und so etwas ähnliches sagt ja glaub auch der Buddhismus: Leben bedeutet für die meisten Menschen leiden.

Gruss
Andreas


>Hi,
>hab mich ehrlich gesagt noch nicht so mit der Materie beschäftigt, dies deshalb weil mich die Tatsache stört, dass das dark age erst beginnen soll. Laut vedischen Prophezeiungen stecken wir schon seit 5000 Jahren drin. Das wir Mitteleuropäer ein paar nette Jahrzentchen hatten - auf Kosten von ein paar Negern und anderen Wilden freilich - hat nichts damit zu tun, dass Krieg und Zerstörung seit vielen Jahrhunderten auf diesem Planeten gang und gäbe ist.
>"Beginn des Dark-age" bestätigt nur die Sicht der besonders Engstirnigen, die nicht über ihr Ego hinauskommen und das Gefühl haben nur weil SIE genug zu saufen und zu fressen habe, sei eigentlich alles in Butter.
>Das Dark Age geht allmählich zu Ende, das ist eine realistischere, weil mit den den vielen leidenden Wesen der Erde mitfühlende Sichtweise.
>Grüsse HotelNoir



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