Sintflut und merkwürdige Langlebigkeit

Geschrieben von JeFra am 11. März 2003 20:18:32:

Als Antwort auf: Erdachse-Definitionsfrage geschrieben von BBouvier am 11. März 2003 11:18:44:


Die Sonne wird für uns subjektiv höher am Himmel stehen.

...

Über dieses Phänomen berichten verwundert bereits die alten griechischen Mythen nach dem Sintfutimpakt (c.a. 8500 v.Ch.)- nachzulesn z.B. bei Ovid im Paethon-Bericht.


Wäre es möglich, dazu einen Ausschnitt aus der Quelle ins Forum zu stellen? Mir ist Ovid nicht so geläufig. Gibt es denn irgendwelche zuverlässige Quellen dafür, daß ein Sintflutimpakt wirklich vor 10000 Jahren stattgefunden hat? Hat man den Krater gefunden?


Der Text im AT scheint nichts über einen 'Polsprung' zu sagen. Dasselbe gilt offenbar, soweit erhalten, für den sumerischen Flutbericht.


Wenn man den Flutbericht des Römers Ovid ernstnimmt, kann man sich über die älteren Berichte im AT, vor allem aber bei den Sumerern, nicht leichtfertig hinwegsetzen. Dann sieht man sich aber mit einem Verstoß gegen die uns geläufigen Naturgesetze konfrontiert, der eine noch viel ernsthaftere Zumutung für den gesunden Menschenverstand darstellt als etwaige Polsprünge: Die erstaunliche Langlebigkeit der Menschen vor der Flut sowie auch noch der ersten nachsintflutlichen Generationen, worüber sowohl das AT als auch die sumerische Königsliste berichten.


Bei den Sumerern ist die Lebenserwartung vor der Sintflut (jedenfalls für Könige) sogar noch eine ganze Ordnung größer als bei den Juden. Den Vogel schießt in dieser Hinsicht En-me-en-lu2-an-na von Bad3-tibira ab, der 43200 Jahre gewirkt (i3-ak) haben soll. Vermutlich wäre das Alter bei Antritt der Herrschaft, über das die sumerische Quelle keine Angaben macht, sogar noch zu dieser Zahl zu addieren. Dagegen würde selbst Methusalem vor Neid erblassen. Nachdem die Flut darüber hinweggegangen war, hatte es mit der Langlebigkeit ein Ende, so wie ja auch im AT. Allerdings gab es offenbar auch bei den Sumerern eine Art Übergangsklausel, von der ersten Herrscher nach der Flut noch profitiert haben. So wirkte jic-ur3 von Kic (das 'j' in der vom ETCSL benutzten Umschrift steht für einen Laut, den man sich als eine Art nasales 'g' vorstellt, das 'c' für ein 'sch') nur noch 1200 Jahre, was für das vorsintflutliche Sumer skandalös wenig gewesen wäre, aber den Methusalem des AT immer noch um 200 Jahre überrundet. Danach geht es mit der Lebenserwartung immer weiter bergab. Bilgamec von Uruk, dessen Vater eine Art Geist (ein lil2, das 'lil' von Lilith soll angeblich auf dieses sumerische 'lil' zurückgehen) gewesen sein soll, hat nur noch schlappe 126 Jahre regiert. Seinem Sohn Ur-dnun-gal blieben nur noch 30 Jahre der Herrschaft, die erste glaubwürdige Angabe der Königsliste zur Regierungsdauer eines sumerischen Herrschers.


Merkwürdig ist auch der andere Charakter des politischen Machtwechsels vor der Sintflut, der anscheinend immer Folge eines inneren Verfalls und Niedergangs, aber nie einer gewalttätigen Fremdeinwirkung ist:


eridugki ba-cub
nam-lugal-bi bad3-tibiraki-ce3
ba-de6

[Die Stadt Eridu fiel (ba-cub). Ihr (-bi) Königtum (nam-lugal) wurde nach Badtibira gebracht (ba-de6)] oder

bad3-tibiraki ba-cub-be2-en
nam-lugal-bi la-ra-agki-ce3 ba-de6

was wörtlich eigentlich heißen würde: «Badtibira, Du fielst. Ihr Königtum wurde nach Larag gebracht.» Genauso geht es von da über Zimbir nach Curuppag. Den Machtwechsel beschreibt stets das Verb 'cub' (fallen), intransitiv gebeugt (eigenartigerweise für die 2. Pers. Sg.). Danach ging die Flut darüber hinweg. Die nachsintflutlichen Machtwechsel waren alle gewaltsam, etwa:

kicki jictukul ba-an-sig3
nam-lugal-bi e2-an-na-ce3 ba-de6
...
urim2ki-ma jictukul ba-an-sig3
suhuc ki-en-gi-ra mu-un-bu

(Kic wurde mit der Waffe geschlagen usw., ... Die Stadt Ur wurde mit der Waffe geschlagen, die Wurzel Sumers ausgerissen.). Die Redewendung ist fast ausnahmslos 'xyzki jictukul ba-an-sig3 = Xyz wurde mit der Waffe geschlagen.' Natürlich ist der harmlosere Charakter des politischen Machtwechsels vor der Sintflut weniger unglaubwürdig als die exzessiv hohen Regierungszeiten.


Es gibt also in dieser Frage eine ganze Reihe Merkwürdigkeiten, die man eigentlich klären müßte, wenn man die Flutberichte zur Grundlage von Voraussagen für die Zukunft machen möchte. Umso erstaunlicher ist es, daß Nostradamus seine Gabe nur zur Erkundung der Zukunft und nicht auch für Nachforschungen über die Vergangenheit benutzt haben soll. Oder gibt es Indizien dafür, daß Nossi auch in der Vergangenheit herumgestochert hat? Etwa mit der Aussage, daß die babylonische Kultur von einem nichtsemitischen Volk begründet wurde?


MfG
JeFra



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