Konsequenzen?

Geschrieben von Hubert am 26. Juli 2002 09:57:44:

Als Antwort auf: Bis zum letzten Öltropfen geschrieben von Theo Stuss am 25. Juli 2002 21:39:15:

Hallo Theo,

die zentrale Frage lautet doch: Werden die massiv zu erwartenden gesellschaftlichen Umwälzungen als Folge des Endes der globalen Erdölära gleichzeitig das Ende der „Geldwirtschaft“ bedeuten?

Diese Frage hat folgenden Hintergrund: Der deutsche Kulturphilosoph Oswald Spengler hat in seinem bekanntesten Werk „Der Untergang des Abendlandes“ die verschiedenen, bereits untergegangenen Kulturen reliefartig untersucht. Seine Kernthese lautet: Einer Kultur ist bis zu ihrer Endphase – wir nennen diese Endphase „Zivilisation“ – eine durchschnittliche Lebenszeit von 2.000 bis 2.200 Jahren beschieden. Alle Großkulturen folgten dem gleichen zeitlichen Entwicklungsschema. Für unsere abendländische Kultur sagt Spengler den Endkampf „Blut gegen Geld“ voraus.

Sinngemäß heißt es bei Spengler: Das Geld hört auf zu sein, „wenn es die Wirtschaftswelt zu Ende gedacht“ hat. Die „stahlharten Rassemenschen der Hochfinanz“ (typischer Jugendstil-Jargon), die jahrzehntelang die Politik dominierten, werden in der Endphase vom „Blut“ – konkret: von den „Cäsaren“ – besiegt. Die Politik erobert ihr verlorengegangenes Terrain zurück. Dieses politische Endzeitalter, das Spengler in jeder Kultur identifiziert, nennt er „Cäsarismus“. Die großen politischen Einzelnen erheben sich aus der Mitte der Hochzivilisation und läuten damit gleichzeitig ihr Ende ein (In Rom begann dieser Übergang von der Republik zum Prinzipat z. B. mit Kaiser Augustus). Nach Spengler erscheint gleichzeitig mit den Cäsaren die „zweite Religiosität“.

Um jetzt auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Wenn Spenglers Analysen richtig sind, dann könnte uns das Ende der globalen Erdölära noch innerhalb der nächsten zwanzig Jahre den Kampf „Blut gegen Geld“ bescheren. Danach den „Großen Monarchen“ und den „Triumph der Kirche“ – in Spenglers Jargon: „Zweite Religiosität“.

Aber wenn dieses höchst spekulative Szenario wirklich so eintritt, dann wäre auch ein „Drittes Vatikanisches Konzil“ zur Auseinandersetzung mit dem Islam vonnöten. So wie die Dokumente des Zweiten Vaticanums die nötige Basis für die Auseinandersetzung mit dem Kommunismus und dem westlichen Liberalismus bildeten, würde dieses Dritte Vaticanum die dogmatische Grundlage für die eigentliche Auseinandersetzung mit Islam zu bilden haben.

Als Zeitraum für ein III. Vatikanisches Konzil bietet sich das Jahr 2022 an. [= Zeitlicher Abstand zwischen Vaticanum I (1870/71) und Vaticanum II (1962-1965) multipliziert mit Fibonacci-Faktor 1,618].

Herzlichst,
Hubert


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