Re: Hier der letzte offizielle Bericht
Geschrieben von XI am 03. Juli 2002 17:53:39:
Als Antwort auf: zum Flugzeugunglück: Details über TCAS geschrieben von IT Oma am 03. Juli 2002 17:37:59:
Warnsystem der Schweizer Flugkontrolle war abgeschaltet
Überlingen (Reuters) - Die Suche nach der Ursache für den Zusammenstoß zweier Flugzeuge über dem Bodensee konzentriert sich zunehmend auf das Vorgehen der Schweizer Flugsicherung und des Piloten der abgestürzten russischen Tupolew.
Ein Sprecher der Flugüberwachung Skyguide sagte am Mittwoch, zum Zeitpunkt des Unglücks in der Nacht zum Dienstag sei das elektronische Kollisions-Warnsystem für Wartungsarbeiten abgeschaltet gewesen. Das Vorgehen von Skyguide habe aber den internationalen Vorschriften entsprochen. Der Chef der Fluggesellschaft Bashkirian Airlines, Nikolai Odegow, warf Skyguide dagegen falsches Verhalten vor. Der Fluggesellschaft gehörte die Tupolew, die über dem Nordrand des Bodensees mit einer Fracht-Boeing (NYSE: BA - Nachrichten) zusammengestoßen war.
Die Bergung der Opfer soll nach Angaben der Behörden bis Donnerstag abgeschlossen sein. In der autonomen russischen Republik Baschkortostan, aus der die Passagiere der Tupolew stammten, bereiteten sich Angehörige auf die Reise zur Unglücksstelle vor.
Die Schweizer Flugsicherung hatte die Besatzung der Tupolew 50 Sekunden vor dem Zusammenstoß mit der Fracht-Boeing 757 über dem Bodensee aufgefordert, auf eine niedrigere Flughöhe zu gehen. Die Besatzung reagierte nach Angaben der deutschen Behörden aber erst nach einer zweiten Aufforderung, die 25 Sekunden vor der Kollision erging. Zugleich war aber auch die Boeing in den Sinkflug gegangen, da ihr eigenes Kollisions- Warnsystem Alarm gegeben hatte. Der Chef der Bashkirian Airlines hatte die Vermutung geäußert, das Unglück sei auf Fehler der Flugsicherung zurückzuführen. Skyguide wiederum argumentiert, der Pilot der Tupolew habe zu spät reagiert. Die Lotsen hätten zwar knapp kalkuliert, ihr Verhalten sei aber absolut akzeptabel gewesen.
SKYGUIDE: WARNSYSTEM HÄTTE VERMUTLICH NICHT FRÜHER GEWARNT
Der Fluglotse habe 50 Sekunden vor dem Zusammenstoß reagiert, sagte ein Skyguard-Sprecher. Die Vorwarnzeit liege im Rahmen der internationalen Vorschriften. Das abgeschaltete Warnsystem hätte dabei den Lotsen mit großer Wahrscheinlichkeit auch nicht vorher gewarnt, sagte der Sprecher. Das Abschalten des Warnsystems, das bei drohenden Kollisionen die Lotsen mit akustischem und optischem Alarm warnt, begründete er mit Wartungsarbeiten. "Das wird jeweils in der Nacht gemacht, da dann am wenigsten Verkehr herrscht."
Zum Zeitpunkt des Unglücks war der Lotse alleine mit einem Assistenten. Der zweite Fluglotse machte wegen des geringen Flugverkehrs eine Pause. Dies sei bei geringem Verkehrsaufkommen auch bei abgeschaltetem Kollisions-Warnsystem zulässig. Zum Zeitpunkt des Unglücks befanden sich einschließlich der Unglücksmaschinen den Angaben zufolge fünf Maschinen über dem süddeutschen Luftraum, den Skyguard kontrolliert. Das normale Aufkommen pro Lotsen-Team für ihren Sektor liege zwischen 20 und 40 Flugzeugen pro Stunde. Der Fluglotse, der zum Zeitpunkt des Unglücks Dienst hatte, steht nach Angaben von Skyguide unter Schock und wird medizinisch betreut.
DFS: 50 SEKUNDEN VORWARNZEIT IST SCHON KURZ
Eine Sprecherin der Deutschen Flugsicherung in Langen sagte, eine Warnung erst 50 Sekunden vor einer drohenden Kollision sei schon recht kurzfristig. "Aber das Problem war offenbar auch, dass der Pilot nicht sofort reagiert hat", sagte sie. Rätselhaft ist nach Einschätzung von Experten der Zusammenstoß auch deshalb, weil beide Flugzeuge mit dem Anti-Kollisions-System TCAS ausgerüstet gewesen sein sollen. "Das hat die gesamte Fachwelt verwundert. Wenn beide Flugzeuge funktionierende TCAS-Systeme an Bord haben, darf so etwas nicht passieren."
POLIZEI: WOLLEN ALLE OPFER BIS DONNERSTAG BERGEN
Am Unglücksort bei Überlingen untersuchten am Mittwoch erstmals auch russische Experten die Trümmer der Tupolew. In unmittelbarer Nähe eines Internats für behinderte Kinder hob ein Kran ein großes Trümmerstück der Tupolew hoch, unter dem die Ermittler eine größere Zahl an Toten vermuteten.
Die russische Maschine war mit 69 Menschen besetzt, davon 52 Kinder und Jugendliche. An Bord der Boeing befanden sich zwei Piloten. Baden-Württembergs Innenminister Thomas Schäuble (CDU) sagte, nach Möglichkeiten sollten alle Opfer bis Donnerstag geborgen werden. Bis zum Nachmittag hatten Helfer nach eigenen Angaben 37 Leichen entdeckt. Zwei Tote - die Piloten der Boeing - wurden bereits identifiziert. Die für die Klärung des Hergangs wichtigen Flugschreiber und Stimmenrekorder wurden zur Auswertung in die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung in Braunschweig gebracht.
Die bislang geborgenen Leichen wurden in einem alten Bergwerkstollen in Goldbach bei Überlingen aufgebahrt. Der Stollen wurde im Zweiten Weltkrieg von Zwangsarbeitern gegraben und ist heute eine Gedenkstätte. Die Ankunft von Angehörigen der Opfer wird nach Angaben der Polizei frühestens am Donnerstag erwartet. Schäuble sagte, die Angehörigen würden in Deutschland von psychologisch geschulten Kräften betreut.
- Re: Hier der letzte offizielle Bericht Johannes 03.7.2002 18:05 (1)
- Re: Flugstraßen franz_liszt 03.7.2002 18:18 (0)
- Re: Hier der letzte offizielle Bericht IT Oma 03.7.2002 18:03 (7)
- Re: Wieso sind die Schweizer dann aber so scharf auf das Schuldgeständnis? (oT) XI 03.7.2002 18:43 (6)
- Re: Wieso sind die Schweizer dann aber so scharf auf das Schuldgeständnis? (oT) IT Oma 03.7.2002 21:58 (5)
- Agentur: Tupolew warnte Flugsicherung schon frühzeitig vor Kollision XI 04.7.2002 11:04 (0)
- Re: Wieso sind die Schweizer dann aber so scharf auf das Schuldgeständnis? (oT) Klaus2 03.7.2002 22:34 (3)
- Re: und das versucht man mit sysnchronem Sinkflug??? franz_liszt 03.7.2002 22:51 (2)
- Re: und das versucht man mit sysnchronem Sinkflug??? Klaus2 03.7.2002 23:52 (1)
- Re: mit sysnchronem Sinkflug??? franz_liszt 04.7.2002 00:22 (0)