Re: N: Gräber öffnen sich *grusel*
Geschrieben von Savonarola am 28. Juni 2002 22:23:46:
Als Antwort auf: N: Gräber öffnen sich *grusel* geschrieben von franz_liszt am 28. Juni 2002 20:36:14:
>Überschwemmungen in Rußland öffnen Anthrax-verseuchte
> Viehgräber
> Moskau, 28. Juni (AFP) - Die seit Tagen andauernden Überschwemmungen im Süden Rußlands
> haben zwölf Anlagen mit Anthrax-verseuchten Tierkadavern zerstört. Die Fluten hätten sechs mit
> Milzbranderregern infizierten Viehgräber in der Kaukasusrepublik Inguschetien aufgerissen, meldete
> die Nachrichtenagentur Interfax am Freitag unter Berufung auf das russische
> Katastrophenministerium. Weitere Einrichtungen seien in der Republik Adygea und der Region
> Krasnodar zerstört worden. Der Leiter der Gesundheitsbehörde, Gennady Onischtschenko, hatte
> bereits zuvor vor einer Gefährdung durch die Gräber von Anthrax-infizierten Tieren gewarnt. Er
> kündigte Schutzimpfungen aller Viehbestände gegen Milzbrand an, meldete Interfax. (AFP)
>
>Erst Erdbeben, dann das - ist ja wie in der Bibel...
Hallo Franz_LisztDas ist nichts ungewöhnliches! Letztes Jahr wurden in Sibirien deswegen 36 Menschen unter
arztliche Beobachtung gestellt - helle Aufregung herrschte deswegen nicht. Die Gelassenheit
mit der Russland solche Meldungen aufnimmt, hat zwei Gründe: Einerseits heisst Milzbrand auf
russisch "Sibirskaja Jaswa" - "sibirisches Geschwür"; die Seuche hat dort etwas wie Heimatrecht.
Es erkrankt haupsächlich Vieh daran. Beim Auftreten der Seuche wird die Ausfuhr von Milch und
Fleisch untersagt und es werden jeweils Desinfektionspunkte eingerichtet, so dass keine Autos
mehr unkontrolliert den Landkreis verlassen können. Die Tiere werden geimpft.
Der Grund für die Ansteckung liegt fast immer in Verscharrungsplätzen von Vieh, die durch
Frühjahrshochwasser freigeschwemmt werden. Seit 1987 hat die Krankheit in der hauptsächlich
von Viehzucht lebenden Republik nie mehr auf Menschen übergegriffen.Häufiger als in Sibirien trat der Milzbrand dagegen im nördlichen Kaukasus auf: 1995 wurden hier
36 der 34 registrierten Ansteckungsfälle gezählt. Noch vor einem Jahrhundert war das "sibirische
Geschwür" dagegen eine in Russland weit verbreitete Krankheit: Damals zählte man jährlich ca.
16'000 Fälle. Betroffen waren damals wie heute meist Menschen, die beim Schlachten oder Häuten mit
infiszierten Tierhäuten in Kontankt kamen. Die so übertragene Abart der Krankheit gilt den russischen
Seuchenmedizinern jedoch nicht als ausserordentlich gefährlich: "Nur" 5% der Angesteckten sterben.
Bewahrt haben sich allerdings auch Milzbranderreger, die in der Sowjetunion für weniger friedliche
Zwecke gezüchtet wurden. Als das Biowaffenprogramm Ende der 80er Jahre aufgegeben wurde, sind
angeblich 24 Eisenbahnwaggons mit einigen Tonnen tödlicher Fracht auf die Insel Wosroshdenije im
Aralsee gebracht worden, wo die Behälter vergraben wurden. Auf der heute zwischen Usbekistan und
Kasachstan geteilten Insel befand sich damals das grösste Versuchslabor des hoch geheimen
B-Waffenprogramms. Prüfungen haben ergeben, dass sich dort im Boden freie Milzbakterien befinden.Unter Experten gilt die unbewohnte Insel seit Jahren als biologische Zeitbombe: Einerseits bekommt sie
durch das Austrocknen des Aralsees schon bald direkten Kontakt mit dem Festland. Sporen können
dann auch von Tieren übertragen werden. Andererseits werden die nur unzureichlich bewachten
Laboranlagen schon seit längerem von den verarmten Bewohnern der Umgebung
illegal demontiert, welche dann den möglicherweise kontaminierten Schrott weiterverkaufen.Auch wenn die kasachische Regierung jeden Verdacht von sich weist, ist nicht auszuschliessen, dass
sich im Lauf der Jahre unter die Buntmetalljäger auch Abgesandte jener Bioterroristen mischten, die
heute mit ihren Antrax-Briefen die halbe Welt verunsichern.
Hysterie und Panik sind allerdings nicht angebracht Es ist praktisch unmöglich, dass sich eine Mensch
mit Anthrax infisziert, obwohl er in der Natur vorkommt. Milzbrand ist mit Antibiotika heilbar. Bis jetzt
ist keine Art von Anthrax resist gegen Antibiotika.Die Möglichkeit besteht, dass der Erreger über Klimaanlagen verbreitet werden kann. Dies setzt aber so
grosse Mengen voraus, dass diese Möglichkeit eher unwahrscheinlich erscheint.Der natürliche Lebensraum von Bacillus Anthracis, einem grampositiven, sporenbildenden,
obligat aeroben Stäbchen, ist der Erdboden. Der Erreger kommt auch in Europa, vor allem im Süden
vor. Der Mensch infisziert sich an erkrankten Tieren oder an tierischen Produkten, die mit Sporen
kontaminiert sind.
Je nach Eintrittspforte unterscheidet man den Hautmilzbrand (in 95%), den primären Lungenmilzbrand
und den Darmmilzbrand. Vom primären Infektionsherd aus kann es zur Septikämie kommen.
Die Labordiagnose umfasst den mikroskopischen und kulturellen Nachweis des Erregers in
entsprechenden Materialien sowie in Blutkulturen. Therapie der Wahl: Penizilin G, Erythromycin oder
Tetracyclin.
Gruss Savonarola
- Was, so harmlos? Badland Warrior 29.6.2002 11:57 (7)
- Re: Harmlos, wenn rechtzeitig diagnostiziert! Savonarola 29.6.2002 16:56 (4)
- Re: Harmlos, wenn rechtzeitig diagnostiziert! Enigma 30.6.2002 00:34 (0)
- Oh, Himmel, ja! Badland Warrior 29.6.2002 23:14 (2)
- Re: Bakterien und Viren Savonarola 30.6.2002 22:32 (1)
- Re: Bakterien und Viren Swissman 01.7.2002 13:15 (0)
- Bacillus Anthracis Swissman 29.6.2002 15:34 (1)
- Danke für die Beratung! Badland Warrior 29.6.2002 23:16 (0)