Re: Harmlos, wenn rechtzeitig diagnostiziert!
Geschrieben von Enigma am 30. Juni 2002 00:34:42:
Als Antwort auf: Re: Harmlos, wenn rechtzeitig diagnostiziert! geschrieben von Savonarola am 29. Juni 2002 16:56:10:
>
>>Ich hätte mal eine frage: Wenn Milzbrand tatsächlich so harmlos ist, und mit einfachen Antibiotika behandelt und geheilt werden kann, warum sterben dann Menschen daran? Bzw., wenn es so harmlos ist, weshalb wird es dann als Biowaffe mißbraucht? Nach deiner Aussage scheint es ja nur sowas wie eine mittlere Grippe zu sein.
>Hallo Buddy
>An Grippe sterben, im Gegensatz zu B. anthracis Infizierten jedes Jahr weltweit mehrere
>tausend Menschen. Beim Milzbrand Bacillus gibt es glücklicherweise (noch) keine resistenten
>Stämme. Daher schlägt eine antibiotische Therapie immer an. Kein Mensch stirbt wegen Anthrax-
>Bacillus wenn man rechtzeitig diagnostiziert und therapiert.
>Verläuft eine Infektion lange inapparent (schleichend und ohne Symptome) kann es geschehen,
>das zuviel Exotoxin im Körper freigesetzt wird, welches dann in hohen Konzentrationen letal wirkt.
>In abgelegenen Gegenden, beispielsweise in Sibirien kommt es natürlich vor, dass Menschen sich
>unwissentlich mit kontaminierten tierischen Produkten infizieren und dies erst merken wenn es zu
>spät ist.
>
>Das Theater, welches letzten Herbst in den USA wegen den Milzbrandbriefen veranstaltet wurde,
>war eine reine Panikmache der Medien, welche die Pharmafirma Bayer gekonnt nutzte und innert
>kürzester Zeit ihren üblichen Jahresumsatz mit dem Antibiotika "Ciproxin" Ciprofloacinum
>um ein vielfaches steigerte, indem sie die USA damit eindeckten.
>Jeder Brief enthielt ja den Hinweis (!), dass die Person, welche mit dem Pulver in Berührung
>gekommen ist, sich unverzüglich antibiotisch Therapieren lassen soll.
>In Deutschland fand die Panikmache im Oktober 2001 ihren Höhepunkt in Hannover. Den Bericht
>will ich dir auf keinen Fall vorenthalten:
>Die Angst vor gefährlichem Pulver: Am Montag löste sie in Hannover einen Grosseinsatz von Polizei
>und Feuerwehr aus. Hausverwalter Ivar Rudoff (73) hatte nachmittags im Hinterhof seines Hauses in
>der Hildesheimerstrasse weisses Pulver an einem Lamellenpilz entdeckt.
>"Wir wissen nicht, was es definitiv ist", sagte Abteilungsärztin Constanze Redlich (46). Auch sie war
>vor Ort. "Es ist möglich, dass es sich hier um Schädlingsbekämpfungsmittel oder andere Gifte handelt.
>Milzbranderreger sind zwar unwahrscheinlich", so die Medizinerin. "Aber wir wollen sichergehen.
>Gerade in dieser Zeit, wo alle Angst vor dem Erreger haben".
>Rentner Rudoff: "Ich wollte vorsichtig sein. In dem Haus leben zwölf Mietparteien. Stellen sie sich vor,
>ich schmeisse das in die Mülltonne und da passiert was." Rufoff hatte die Feuerwehr alarmiert.
>Wenig später waren die Rettungstrupps der Wache 3 vor Ort. Sie nahmen eine Probe der mysteriösen
>Substanz und untersuchten sie in ihrem Messwagen. Nach wenigen Minuten das erste Ergebnis: Das
>Pulver ist giftig. "Wir vermuten, dass die Substanz von dem Pilz stammt", sagt Feuerwehr-Sprecher
>Alfred Falkenberg (50) zur NP.
>Da nicht geklärt werden konnte, um welchen Stoff es sich handelt, wurde der ganze Pilz ausgegraben.
>Brandmeister Klaus Brennig (31) stieg in den grünen Schutzanzug. Unter schwerem Atemschutz beugte
>er sich über die weisse Stelle. Mit einem Spaten trennte er ganz vorsichtig das Rasenstück heraus und
>verpackte es in einen Plastikbeutel. Dann legte er den Sack behutsam in eine riesige gelbe Tonne -
>luftdicht verschlossen.
>Auch Mitarbeiter vom Gesundheits- und Umweltamt informierten sich. Und Wolfgang Krantz (55),
>staatlich geprüfter Pilzberater: "Ganz normal, dass Pilze um diese Jahreszeit Sporen aussondern."
>Doch die Feuerwehr setzte auf absolute Sicherheit: Die Probe wurde ins Berhard-Nocht-Tropeninstitut
>nach Hamburg gebracht. In einem L3-Labor (höchste Sicherheitsstufe) sollen Spezialisten klären, um
>welche Substanz es sich handelt. Das dauert bis zu fünf Tage.
>Die Anwohner sind verunsichert. "Drüben ist ein Kindergarten", sagte zum Beispiel Heidi Ahrens (48)
>aufgeregt. Und Monika Witschell (44) meinte: "Meine Söhne haben da mal Kastanien gesucht..."
>Bericht: Stefan Fleer und Klaus Gembolis, Neue Presse, Hannover
>Na Buddy, haste auch so herzlich gelacht beim Lesen wie ich damals, als ich den Bericht das erste Mal
>las?
>Freundliche Grüße SavonarolaHi Savonarola,
habe während der Milzbrand-Hysterie auch ein interessantes Erlebnis: wollte am frühen Abend zusammen mit einer Freundin mit der S-Bahn nach Hause fahren, als plötzlich der Zugang zur S-Bahn abgesperrt wurde. Die gesamte S- und U-Bahn-Station wurde evakuiert und der gesamte Frankfurter Personennahverkehr kam zum Erliegen, bis ein Männchen im gelben luftdichten Anzug mit einer Tonne kam und den Umschlag mit roter Aufschrift "Vorsicht Milzbrand" eingesammelt hatte. Meine Freundin und ich haben uns halb kaputtgelacht, weil wir die Vorstellung eines Milzbrandanschlages mit Hilfe eines Briefumschlages mit extra warnender Aufschrift ungefähr so lächerlich fanden wie die Identifizierung der Attentäter aufs WTC mittels eines Korans in einem weißen Auto. Das mit dem Lachen fanden unsere hysterischen Mitmenschen jetzt aber nicht so arg komisch ;-)).
Warum abgesperrt wurde, wurde den aufgeregten Leuten übrigens nicht mitgeteilt, aber eine junge Frau erzählte sie habe den Umschlag gesehen, na ja wird wohl so gewesen sein, denn die ließen niemanden, wirklich niemanden aufs Gleis, außer den Mann im gelben Schutzanzug - und: einen Mann mit Straßenkleidung, der sich noch nicht einmal ausweisen mußte! Einige Zeit später kam der Mann mit Straßenkleidung wieder hoch, verschwand im Getümmel und kam wieder als die Bahnstation als eindeutig Milzbrandfrei wieder geöffnet wurde. Er ging, wie wir, aufs Bahngleis aber in den hinteren Bereich und als ich kurze Zeit später nachschaute wo er denn sei, war er weg - nur dass es da hinten überhaupt keinen Ausgang gibt, S-Bahn war noch keine eingefahren, also kann er nur in einer Tür für Bahnangestellte verschwunden sein. Fand das ganze schon echt merkwürdig, denn Polizei und Feuerwehr müssen den Mann gekannt haben sonst hätten sie ihn ja nicht aufs Gleis gelassen und dann noch ohne Schutzkleidung - war denen also schon klar dass da mit Milzbrand nichts war? Fand letzteres eindeutig beunruhigender als die angebliche Milzbrandgefahr!
Viele Grüße
Enigma