Re: Kein Korridor für Kaliningrad!

Geschrieben von Swissman am 19. Mai 2002 22:42:11:

Als Antwort auf: Kein Korridor für Kaliningrad! geschrieben von Der Michi am 19. Mai 2002 19:31:48:

Meiner Meinung nach übertreibt Genosse Medwedkow masslos: Der "Oblast Kaliningrad", der nordöstliche Teil Ospreussens, muss selbst nach russischen Massstäben als ärmlich bezeichnet werden. Aus diesem und einigen anderen Gründen, auf die noch einzugehen sein wird, bezweifle ich ernsthaft, dass der Personenverkehr von und nach Russland zahlenmässig gross ins Gewicht fällt.

Von den offiziell 913'000 Einwohnern handelt es sich überwiegend um Militärpersonal - die Zahl der Zivilisten wird auf 300'000 - 400'000 geschätzt. Da die Soldaten ihre Dienstzeit am Stück leisten, wird aus dieser Gruppe ohnehin niemand nach Russland reisen (dürfen), bevor er aus der Armee entlassen wird. - Zu diesem Zweck aber stehen der See- und Luftweg uneingeschränkt zur Verfügung.

Auch unter den Zivilisten gibt es eine Gruppe, die zwar mit Sicherheit lieber heute als morgen verschwinden würde, dies aber nicht kann, bzw. darf: Zu Sowjetzeiten wurden Angebliche und tatsächliche Geisteskranke (darunter auch politische und religiöse Verfolgte) nicht selten nach Ostpreussen abgeschoben, wo einige der grössten Irrenhäuser Russlands errichtet wurden, die auch heute noch bestehen. Die genaue Anzahl dieser bemitleidenswerten Menschen ist mir leider unbekannt.

Die verbleibenden Zivilisten arbeiten, soweit sie nicht beim Verteidigungsministerium angestellt sind, überwiegend in der Landwirtschaft. - Der russische Kolchos-Bauer kommt im allgemeinen zeitlebens nicht viel weiter, als bis zum nächsten Marktort.

Unter dem Strich muss der Personentransit also sehr gering sein. - Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, dass es sich dabei weit überwiegend um Regierungsvertreter, Offizier und Mafiosi handelt. Wenn dieser Personenkreis allenfalls die eine oder andere Schwierigkeit beim Reisen erfahren sollte (abgesehen davon, dass diese Leute im Allgemeinen ohnehin fliegen) bereitet mir dies ehrlich gesagt auch keinen grossen Kummer.

Ohnehin kann es nicht die Aufgabe der EU sein, den Russen dabei zu helfen, gestohlene Gebiete zu verwalten.

Die russischen Forderungen sind wohl in erster Linie für den Hausgebrauch gedacht: Der russischen Regierung geht es bei dieser Frage offensichtlich darum, die Propagandatrommel zu rühren, um im Volk Stimmung gegen "den Westen" zu machen.

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