Kopfzerbrechen um die dreitägige Finsternis

Geschrieben von Badland Warrior am 22. April 2002 08:28:36:

Hallo, Ihr alle!

Ich bin schon seit Tagen dabei, mir fürchterlich den Kopf zu zerbrechen, unter anderem über die dreitägige Finsternis. Ich komm da einfach nicht weiter, obwohl ich da verschiedene Ansätze habe, um wenigstens annähernd an die Sache herangehen zu können. Aber vielleicht fällt euch dazu ja was ein.

Das mit der dreitägigen Finsternis ist so eine Sache, die mir etwas schwer im Magen liegt, vor allem wegen der ökologischen Konsequenzen.

Doch eins nach dem anderen, ich versuch das mal aufzudröseln. Es gibt mehrere Seher und Propheten, die von der dreitägigen Finsternis sprechen. Also ist die Wahrscheinlichkeit hoch, daß sie eintreffen wird. Ich frage mich, womit sie zu tun haben kann. Da gibt es mehrere Ansätze:
1. Durch den Krieg ist soviel Dreck aufgewirbelt worden und soviel Rauch in die Atmosphäre gestiegen, daß der ganze Müll auf einmal runterkommt. Da ist es dann gut, im Keller zu sein. An Kohlenmonoxyd oder andere sinkende Gase glaube ich nicht, wegen der chemischen Unwahrscheinlichkeit. Ebensowenig an so flüchtige Gase wie Chlorgas. Aber ein Cocktail aus allen möglichen Schweinereien könnte es schon sein. Was das allerdings mit den Sachen in den Gläsern zu tun hat, da hab ich keinen blassen Schimmer, was das sein könnte. Da frage ich mich auch, ob die Seher nicht vielleicht was falsch interpretiert haben. Doch eins nach dem anderen.
2. Es kann sein, daß nach dem Ziehen des Gelben Striches soviel abgestorbenes Zeug aufgewirbelt wird, daß, vermischt mit den Resten und Abbauprodukten des Giftes eine Art Staubwand entsteht, die dann während drei Tagen vorüberzieht.
3. Es kann auch sein, was ich für nicht sehr wahrscheinlich halte, daß ausgerechnet während des Krieges oder kurz danach ein Asteroid vorbeischrammt und eine Reihe von Schweinereien in die Atmosphäre gelangt. Das würde einiges erklären, aber ich habe wirklich ernsthaft Probleme damit, soviel Chaos auf einem Haufen für möglich zu halten.

Was die technischen Aspekte angeht, heißt es ja, man solle seine Fenster schwarz verhängen. Ich nehme nicht an, daß da irgendwas mit dem Licht geschieht, was den Augen schadet. Eher ist da wohl etwas an Überbleibseln von alten Luftschutzverordnungen mit drin, wenn die Seher denn alle schon einen Luftkrieg mitgemacht haben (fällt mir momentan nicht ein). Es ist auch nicht möglich, einen Raum VÖLLIG luftdicht zu machen. Würde das gehen, dann wäre Erstickungsgefahr gegeben. Also muß das Zeug, was da draußen runterkommt, in entsprechender Verdünnung ungiftig sein. Es heißt ja auch, daß man die Kühe im Stall lassen soll. Nicht, daß man einen Bunker für sie bauen soll oder sowas.
Was die geweihten Kerzen angeht, habe ich da eine ganz einfache Erklärung: Es kann gut sein, daß die Leute früher, die ja nicht gerade betucht waren, daß sie, wenn sie überhaupt Kerzen hatten, diese zu Mariä Lichtmeß weihen ließen. Denk daran, daß auf vielen Dörfern früher die Armut so groß war, daß die Leute das halbe Jahr barfuß liefen, weil die Schuhe geschont werden mußten für die kalte Jahreszeit und die Kirchgänge. Obwohl das den Vorteil hatte, daß die Leute damals gesundere Füße hatten als die meisten heute.

Was die dreitägige Finsternis angeht, habe ich da echte Probleme mit, weil ich nicht wüßte, wie es danach ökologisch weitergehen sollte. Die meisten Säugetiere und auch die Vögel, aber ebenso viele Insekten, die Amphibien und Reptilien, leben ja nun mal draußen. Sie wären dann auch ebenfalls dahingerafft. Das hieße, daß viele Pflanzen aussterben müßten, weil die bestäubenden Insekten weg wären. Sie sind ja schließlich Sauerstoffatmer, wie wir, die lieben Tiere. Das hieße auch weniger Nahrung, weil eben z. B. das ganze Wild weggestorben wäre. Hasen, Rehe, Hirsche, Wildschweine, Vögel, alles futsch! Ich schätze auch, daß die meisten Leute allen möglichen Irrsinn betreiben würden, wenn die dunkle Wand käme, aber nicht, sich im Keller einzubuddeln. Aber es ist auch nicht anzunehmen, daß in ganz Westeuropa vielleicht nur 100 Leute, die Prophezeiungen ernstnehmen, übrigbleiben, einmal wegen der Kaiserkrönung und zweitens wegen der Unwahrscheinlichkeit, daß sich daraus eine überlebensfähige Population ergeben könnte. Vielleicht reicht es ja schon, einfach die Fenster zu schließen, ich WEISS es nicht!

Ebensowenig weiß ich, ob die dreitägige Finsternis in Form einer Dunstglocke über Westeuropa hängenbleibt oder als Staubwand durch den Ostwind in den Atlantik gepustet wird. Oder ob die Sache vielleicht so ist, daß das Phänomen weltweit auftritt. Es gäbe für beide Sachen Erklärungen. Bei der Theorie des lokalen oder besser regional begrenzten Phänomens hätten wir noch reelle Chancen, daß nach und nach Bienen, Singvögel, Rehe und andere Tiere wieder einwandern würden, nämlich aus dem Osten und obersten Norden, aber auch aus Asien und vielleicht über die Wüstenlandbrücke bei Ägypten aus Afrika. Es gibt ja das Naturgesetz, daß die Natur kein Vakuum duldet und sich ökologische Lücken irgendwie füllen müssen. Wunsch und Tatsachen sind aber meist zwei verschiedene Dinge, und man kann jetzt viel mutmaßen. Ob es nun auf die eine oder andere Weise so kommt, weiß ich nicht.

Nochmals zu den geweihten Kerzen. Das kann auch aus der Sichtweise der Leute, welche dies sahen, dogmatisch gemeint sein, es waren ja alles Katholiken (ist jetzt keine Abwertung, sondern eine Feststellung ohne Wertung). Für Lutheraner gibt es sowas wie eine Kerzenweihe, glaube ich, gar nicht und schon gar nicht für die Angehörigen von Freikirchen und christlichen Sekten. Für christliche Esoteriker und für die verschiedenen Neuheiden schon eher. Ich nehme an, daß zum Zeitpunkt der Aussagen auch noch keine Taschenlampen erfunden waren. Es gäbe für mich keinen logischen Grund, warum auch die Batterien so mir nichts, dir nichts, versagen sollten. Einen weltweiten EMP halte ich für nicht machbar, es sei denn, durch einen so gigantischen Einschlag von irgendwas, daß sich damit aber auch schon das Problem des Überlebens geklärt hätte, weil dann nichts übrig bliebe. Ein lokaler EMP wäre schon eher denkbar. Das ist dasselbe Problem wie mit den Lebensmitteln in den Gläsern. Wenn organische Substanzen in Gläsern vernichtet würden, würden auch Menschen sterben, also wäre das Blödsinn, sich einzubuddeln, da könnte man sich auch gleich die Kugel geben. Außerdem wäre demnach alles, was Kohlenstoff enthält, betroffen, das heißt, wir müßten auch bei Plünderungen, wenn sie denn noch möglich wären, verhungern, weil ganz Westeuropa eine Wüste wäre.

Es bereitet mir wirklich Kopfzerbrechen, dafür eine logische Lösung zu finden. Es sei denn, die Götter, Gott, der große Bongobongo, oder wer auch immer, greift persönlich ein und bringt damit die Leute um, die auf dem freien Feld sind, aber nicht diejenigen, die sich eingekellert haben und verschont die Tiere und Pflanzen. Das aber scheint mir zuviel des Mystischen. Die Götter etc. arbeiten da viel subtiler, jedenfalls nach meinen Erfahrungen. Ich bin mir da selbst ziemlich unsicher, was ich von all dem halten soll, und wie ich das erklären soll. Da fehlen mir zuviele Mosaiksteinchen, und ich bin da einfach zu wissensdurstig, um einfach zu sagen: "Es steht geschrieben, Gott will es so, also wird es auch so eintreffen, Punkt." Hat da jemand plausible Erklärungen?

Badland Warrior.


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