Re: Du bist der, der keine Ahnung vom Marxismus hat...

Geschrieben von Johannes am 21. Oktober 2005 23:57:47:

Als Antwort auf: Re: Du bist der, der keine Ahnung vom Marxismus hat... geschrieben von Honaw am 21. Oktober 2005 22:55:

Hallo Honaw,

ich möchte nur kurz auf einen Punkt eingehen:

> Aha, niemand ist also gleich vor Gott?

Gleichwertig heißt noch lange nicht gleichartig

Beispiel: Jesus bringt ein Gleichnis von den Knechten, die unterschiedlich viele Talente (damals = Geldeinheit) bekommen haben. Sie bekommen als Lohn für die gute Verwaltung nicht den gleichen Lohn, sondern werden verschieden belohnt. Ein jeder nach seinen Fähigkeiten. Und so kann laut Bibel auch nicht jeder jedes Amt annehmen (nur Männer können Priester sein). Das hat nichts mit unterschiedlichem Wert zu tun, sondern mit der Verschiedenartigkeit, die auch zu verschiedenen Aufgaben führt.

> Du sollst auch deinen Nächsten nicht lieben? Der "barmherzige Samariter" ist
> also nur eine Geschichte?
> Gegenseitseitge Hilfe, Linderung von Not, Beistand in Kriesen, ... sind also
> keine christlichen Ideale.

Hier siehst Du übrigens DEN Unterschied zwischen Kommunisten und Christen.

O-Ton unseres Kommunistensprechers:
> Wir helfen auch nach Kräften Jedem, der sich uns anschließt. Aber welchen
> Anlaß hätten wir, dem antikommunistisch verhetzten Lumpenproletariat sein
> Leben im Kapitalismus erträglicher zu machen?
(http://f23.parsimony.net/forum53379/messages/155439.htm)

Und das ist nicht nur die Ansicht von Torsten. Sondern schau Dir doch mal an, woher die großen Hilfsorganisationen kommen: Aus christlich geprägten Ländern oder aus kommunistischen Staaten? Woher kam denn die Hilfe z.B. nach dem Tsunami? Etwa von den Kommunisten? Nein, wieso auch? (siehe die Antwort von Torsten).

Christen wissen, daß jeder Mensch einzigartig und wertvoll ist vor Gott, und eben deshalb helfen sie ihm. Die Einzigartig des Menschen verleiht ihm seine Individualität. Er ist nicht nur Masse, sondern Individuum. Jeder unterschiedlich, aber mit gleichem Wert.

Dagegen schau Dir die kommunistische Ideologie an: "Aber welchen Anlaß hätten wir, dem antikommunistisch verhetzten Lumpenproletariat sein Leben im Kapitalismus erträglicher zu machen? Ja, welchen Grund hätten Kommunisten, den Opfern ihrer Feinde zu helfen? Keinen, so lange sie nicht zu ihnen überlaufen. Nicht das Individuum zählt, sondern seine Funktion bzw. die Masse zählt. Es ist also kein Problem, Not und Leid zuzulassen oder gar mehr oder weniger direkt zu fördern, denn damit gewinnt man neue Kämpfer für den Kommunismus. Der Einzelne (sofern er noch nicht übergelaufen ist) ist völlig egal, denn ein Individuum hat keinen Wert an sich.

Das gleiche Problem sehe ich übrigens beim derzeitigen Kapitalismus und der unbegrenzten Globalisierung. Es ist nur die andere Erscheinung des Kommunismus, die sich gegenseitig nach außen als Gegner bedingen, um letztendlich damit zum gleichen Ziel zu kommen, nämlich zu einem System, das zutiefst dem biblischen Menschenverständnis widerspricht.

Ich halte also die Gleichsetzung von christlich-biblischen Idealen mit dem Kommunismus für extrem gefährlich. Torsten ist für einen Kommunisten selten ehrlich (und deswegen schätze ich ihn persönlich trotz konträrer Ansichten), das, was er sagt, findest Du in deren Prospekten meist nicht. Aber es ist genau so, wie Torsten es sagt, denn es ist systembedingt, da der Kommunismus ein völlig anderes Menschenbild hat als das biblische Christentum (auch wenn da sehr viel Unklarheit herrscht).

Sicher, einige (nach außen vertretene) Ideale des Kommunismus sind gut. Aber man darf sich als Christ nicht dadurch täuschen lassen, daß sie sich im Prospekt so gut anhören. Da sie auf einer völlig anderen Grundlage (einem anderen Menschenbild) aufgebaut sind, wird etwas anderes herauskommen.

Wie gesagt, ich will damit nicht den Turbokapitalismus oder die ungebremste Globalisierunng rechtfertigen. Aber gerade an der Globalisierung kannst Du sehen, daß linke Gruppen und Großkapital letztendlich das selbe wollen: wer will denn offene Grenzen ("kein Mensch ist illegal"), die letztendlich zu Lohndumping und langfristig zu Verelendung führen?

Ich sehe die beiden (Kommunismus/Großkapital) daher als gleich an, die nach außen betonten Unterschiede sind letztendlich nur andere Mittel zum gleichen Ziel. Das Christentum zeigt dagegen einen anderen Weg auf, eine echte Alternative jenseits von Kommunismus/Großkapital.

Okay, ist mal wieder etwas politisch geworden, aber da wir gerade bei einer interessanten Grundsatzdiskussion sind, beteilige ich mich jetzt auch mal etwas daran.

@another: Wenn Du das Zinsthema aufgreifen möchtest, dann schlage ich vor, dies im Erg.-Forum zu tun (Dein Paßwort geht dort auch), da dies sonst schnell den Rahmen hier sprengen würde. Wie wäre Deine Alternative zum Zins? Sich nicht verschulden (dies wäre mein Ansatz) oder eine Leihgebühr, die dann in irgendeiner Form doch zinsähnlich ist? ("Mietzins"). Die Schuldenfalle, in der wir stecken, ist eine Katastrophe, aber ich sehe das Problem in der Verschuldung, nicht im Zins an sich. Meine Frage daher an alle radikalen Zinsgegner: Ich möchte mir von Dir 10.000 Euro leihen - was willst Du dafür von mir haben? (Wenn dieses Thema jemand interessiert, dann bitte im Erg.-Forum aufgreifen, ich werde mich beteiligen).

@Honaw: Wenn Du Dir ein Paßwort aussuchst, dann schalte ich Dich in den beiden Foren frei.

Gruß

Johannes


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