Re: Den Faden aufnehmend
Geschrieben von Hubert am 26. August 2005 21:49:38:
Als Antwort auf: Den Faden aufnehmend geschrieben von P.Conner am 26. August 2005 17:32:32:
Hallo Conner,
War dieses Verhalten von Schröder die Rache am Irakkrieg? Ein Freikaufen unserer östlichen Grenzen ?
Das glaube ich nicht. Aber unstrittig ist, daß sich Schröder nach beiden Seiten (USA und Rußland) hin anbiedert. Schröder war am 5. Mai in Rottach-Egern dabei. Es kommt höchst selten vor, daß Politiker zu Bilderberger-Konferenzen eingeladen werden, solange sie sich noch in Amt und Würden befinden. Diese Kurzvisite des Kanzlers in Rottach-Egern wird also etwas zu bedeuten haben. Ich sage mal, in den Tagen nach dem 18. September wissen wir mehr.
Darüber hinaus belegen ja die Fakten, daß Schröder alles andere als ein Friedenskanzler ist. Wir haben 1999 auf dem Balkan fleißig mitgemischt und den USA maßgebliche Hilfe für den Irakkrieg gewährt. Gegenwärtig laufen alle wichtigen Kriegsmaterial- und Logistikeinsätze für den Irakkrieg über Militärbasen in Deutschland. Gleichzeitig entlastet Deutschland das amerikanische Militär durch den massiven Einsatz von Bundeswehrtruppen für den Krieg gegen den Terror in anderen Ländern (KSK in Afghanistan). Selbst im Streit um das iranische Atomprogramm liegen die Standpunkte von Bush und Schröder nicht so weit auseinander, wie letzterer uns im Wahlkampf weismachen will. Schröder war erst vor zwei Monaten in Washington und hatte sich Bush in Sachen Iran regelrecht angebiedert. In den grundlegenden Fragen stimmen Bush und Schröder also überein. Schröder lehnt die Politik der USA mitnichten ab. Es geht ihm lediglich darum, auch die deutschen und Interessen in der Ölregion zu wahren.
Auch die Solidargesellschaft in Deutschland hat Schröder (als SPD-Kanzler!) so wirkungsvoll und gründlich zerschlagen, daß man sich wirklich ernsthaft fragen muß: Was hat Schröder falsch gemacht? Warum der plötzliche Gunstentzug seitens der Global Player?
Schröder hat zwei große Sünden begangen.
Sünde Nr. 1: Seine öffentliche Festlegung, daß sich Deutschland nicht am Irakkrieg beteiligen werde.
Sünde Nr. 2: Das Schmieden der Achse Paris – Berlin – Moskau, speziell die Männerfreundschaft Schröder/Putin. Schröder hat, wie jeder in der gut recherchierten Artikelreihe des „saar-echo“ en detail nachlesen kann (siehe Link oben), durch die Übergabe von BND-Material Putin in die Lage versetzt, die russischen Erdöl- und Erdgasschätze tatsächlich in russischen Händen zu behalten – aus der Sicht der USA ein Kapitalverbrechen. Mit anderen Worten: Allein dieser Coup ist mehrere hundert Milliarden Dollar wert, und es ist geradezu zwingend davon auszugehen, daß Wladimir seinen Gerhardt dafür belohnen wird. Wir dürfen den Tagen vor dem 18. September also mit einiger Spannung entgegensehen.
Daß die Beziehung zwischen Bush und Putin mehr als bloß angespannt ist, wurde im Februar in Bratislava deutlich. Deswegen auch die Vereinbarung zwischen Rußland und dem Iran über die Rückführung von gebrauchten Kernbrennstäben. Der Vertrag wurde am 26. Februar unterzeichnet – zwei Tage nach dem Bush-Putin-Gipfel. Iran verfügt über die zweitgrößten Erdgas- und viertgrößten Ölreserven der Welt und ist durch seine Lage zwischen dem kaspischen Meer und dem persischen Golf von großer strategischer Bedeutung. Außerdem verfügt das Land über eine moderne Infrastruktur und Pipelinenetze und ist daher ein ideales Transitland, um Öl und Gas auf den Weltmarkt zu bringen. Ein pro-amerikanischer Regimewechsel in Teheran würde die wichtigsten Energiereserven der Welt vollends unter die Kontrolle der USA bringen. Putin bemüht sich deshalb unablässig darum, internationale Verbündete zu finden und gleichzeitig eine zu weitgehende Kontrolle amerikanischen Kapitals über die russische Wirtschaft zu unterbinden. Sein größter Mentor – man mag es kaum glauben – ist tatsächlich Gerhard Schröder. Und deshalb wird ihn Putin belohnen. Und deshalb ist Putin auch an einer Fortsetzung der Regierung Schröder interessiert.
Was geschieht dann bei einem Sieg von CDU/CSU/FDP ?Bei einem schwarz-gelben Sieg wird man die aus der Achse Paris-Berlin-Moskau resultierenden Wirtschaftsbeziehungen natürlich abschreiben müssen.
Stark vereinfacht läßt sich sagen:
Die USA wollen die Merkel.
Rußland will Schröder.Aber da Weltpolitik viel zu komplex ist, als daß man sie schwarz/weiß bewerten könnte, und da Schröder den USA ja unbestritten auch große Dienste erwiesen hat, liegt es durchaus im Bereich des Möglichen, daß die USA für Deutschland eine Große Koalition favorisieren. Denn nicht nur Gerhard Schröder war in Rottach-Egern dabei, sondern auch Angela Merkel.
Herzlichst,
Hubert
- Re: Den Faden aufnehmend Burgwart 26.8.2005 22:58 (13)
- Re: Den Faden aufnehmend Hubert 27.8.2005 09:44 (12)
- Die Zukunft von Schröder P.Conner 27.8.2005 15:16 (7)
- Re: Die Zukunft von Schröder Hubert 27.8.2005 16:08 (6)
- Soziologie P.Conner 27.8.2005 20:21 (5)
- Re: Soziologie Hubert 28.8.2005 10:07 (4)
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- Re: 'das Folgende' Hubert 28.8.2005 11:21 (2)
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- Schröders Amtsmüdigkeit = Bangen um seine Mutter? (owT) Samnico 27.8.2005 14:35 (0)
- Re: Den Faden aufnehmend Hubert 27.8.2005 12:18 (0)
- Re: Den Faden aufnehmend Hubert 26.8.2005 22:31 (0)