Re: 'das Folgende'
Geschrieben von Hubert am 28. August 2005 11:21:13:
Als Antwort auf: Re: 'das Folgende' geschrieben von Backbencher am 28. August 2005 10:41:14:
Hubert, kannste das Janze auch mal etwas verständlicher und für die hochgeehrten BILD-Zeitungsleser formulieren?
Mein lieber Backbencher,
vorab: Du bist Nietzsche-Leser, Spengler hingegen war Nietzscheaner. Das heißt, daß zwischen dem "Kloppen" von Nietzsche-Sprüchen und den Grundlagen, die Nietzsche als geistiger Übervater für Spenglers "Morphologie der Weltgeschichte" gelegt hat, schon ein gewisser Unterschied besteht.
In aller Kürze: Spengler war Kulturphilosoph. Er hat eine Vielzahl bereits untergeganger Kulturen untersucht und eine Übereinstimmung in der Abfolge geschichtlicher Prozesse festgestellt. Bevor eine Kultur in die Bedeutungslosigkeit hinabsinkt ("Fellachendasein"), bäumt sie sich noch einmal auf. "Die großen Einzelnen", die "Cäsaren" leiten die Endphase ein. Gekennzeichnet ist dieser letzte Zustand durch einen Kampf "Blut gegen Geld" und "Zweite Religiosität". Die abendländische Gegenwart beschreibt er als einen Endzustand. Das heißt, wir stehen mitten im Übergang zum Cäsarismus. Übertragen auf das Römische Reich stehen wir "gleichzeitig" jetzt irgendwo in der Zeit 100 bis 10 vor Christus. Irgendwann in diesen Jahren kristallisierte sich im Römischen Weltreich der Übergang von der Republik zum Prinzipat heraus. Das kann man auch merken, wenn man Literatur aus alten Zeiten studiert. Wenn man z. B. die deutsche Literatur des 19. oder 18. Jahrhunderts liest, dann kommt sie eiben einfach hoffnungslos veraltet vor. Wenn man hingegen die zweitausend Jahre alten Schriften der römischen Intelligenz liest, meint man, sie wurden erst gestern verfaßt. Es besteht also in Spenglers Terminologie "Gleichzeitigkeit".
Herzlichst,
Hubert
- Re: 'das Folgende' Backbencher 28.8.2005 14:24 (1)
- Re: 'das Folgende' Hubert 28.8.2005 17:41 (0)