Re: Soziologie

Geschrieben von Hubert am 28. August 2005 10:07:12:

Als Antwort auf: Soziologie geschrieben von P.Conner am 27. August 2005 20:21:13:

Auch muß man die BILD Zeitung soziologisch betrachten. Es gibt KEIN besseres Medium zur Beeinflussung der Massen.
In der Bild-Zeitung werden Kampagnen getestet.

Hallo Conner,

mich haben die Möglichkeiten zur Kampagnen-Reiterei immer sehr viel weniger interessiert, als die eigentlichen Kräfte, die die Manipulierer zur Manipulation veranlassen.

Als Alt-Spenglerianer (abgesehen von Franke43 wird das Folgende wahrscheinlich niemand verstehen) glaube ich nämlich zu erkennen, daß wir in Deutschland aktuell (und verstärkt in den nächsten Jahrzehnten) „zerrieben“ werden zwischen zwei unterschiedlichen Entwicklungs-Etappen innerhalb des letzten, des abschließenden Stadiums des abendländischen Entwicklungsprozesses, so wie es Oswald Spengler in „Der Untergang des Abendlandes“ beschreibt (Letzter Höhepunkt: „Cäsarismus“ und „Zweite Religiosität“).

Der Krieg zwischen Wirtschaft (USA) und Politik (Rußland) wird nämlich – wie die Yukos-Affäre bewiesen hat und weshalb der Kanzler aktuell zwischen allen Stühlen sitzt – in Deutschland ausgetragen.

Die Realität auf amerikanischer Seite ist „Global Playing“. Eine Handvoll Superkonzerne diktiert dem amerikanischen Präsidenten und seinen informellen Gremien (Think tanks) die politische Marschrichtung. Im Falle Yukos (dem größten Wirtschaftskrimi aller Zeiten) z. B. wurde die Musik von Exxon und Chevron-Texaco diktiert.

Auf russischer Seite erobert sich die Politik unter Putin ihr Reich zurück. Obwohl selber aus dem KGB, der Spitze der Mafia, hervorgehend, durchbricht Putin als erster Staatspräsident seit dem Ende der Sowjetunion die von den USA aufgestellten Spielregeln, die bei Gorbatschow und Jelzin noch funktionierten, radikal. Putin läßt sich nicht mehr vom „Big money“ vorführen – im Gegenteil: Putin führt die Milliardäre, die heimlichen Strippenzieher, die unter Gorbatschow und Jelzin groß und mächtig geworden sind, vor. Derselbe Mann, der durch das Geld des Oligarchen und Großausplünderers Boris Beresowski (unter Mitwirkung der USA) an die Macht gekommen ist, dreht dem „Big money“ die Nase. Das heißt nicht, daß Putin anti-marktwirtschaftlich orientiert ist. Nein, das nicht. Aber die Global Player wissen inzwischen, daß sie mit Putin nicht dasselbe machen können wie seinerzeit mit Gorbatschow und Jelzin. Putin ist gerade dabei, die alte Reihenfolge wieder herzustellen: Zuerst kommt die Politik (die Nation, das Volk, das Blut) – und dann erst das Geld.

Schröder weiß das. Er wollte es beiden Parteien recht machen, den USA und Rußland. Jetzt sitzt er allein auf der großen Bühne. Die Scheinwerfer sind auf ihn gerichtet, und man sieht jeden Pickel in seinem Gesicht. Die amerikanischen und russischen Geheimdienste, die die Fäden im großen Yukos-Drama gezogen haben, sieht man hingegen nicht. Die Nummer war ein paar Schuhnummern zu groß für Deutschland.

Die USA werden ihren Kurs auf die Spitze treiben, die Russen ebenso. Der von Oswald Spengler vor fast achtzig Jahren vorausgesagte abendländische Krieg „Politik gegen Geld“ ist vollauf entbrannt.

Einen schönen Sonntag wünscht
Hubert




Antworten: