Re: AIDS vs. Pandemie (@Valanice)

Geschrieben von Johannes am 08. August 2005 11:47:19:

Als Antwort auf: Re: Survialtricks der Propheten geschrieben von Valanice am 07. August 2005 01:17:12:

> andersherum wird ein Schuh daraus. Meine Nichte ist HIV-Positiv. Sie kann
> nicht zum Zahnarzt gehen, denn keiner ist bereit sie zu behandeln. Sie wird
> weggeschickt. Ihre einzige Möglichkeit wäre zu lügen, aber das tut sie nicht.


Hallo Valanice,

so kann ich Dich zwar viel besser verstehen, aber Du kannst AIDS und eine Grippe-Epidemie nicht vergleichen.

AIDS ist eine Krankheit, die ganz überwiegend durch Spritzen oder Geschlechtsverkehr übertragen wird, die anderen Übertragungswege (Blutkonserven, direkte Ansteckung durch Berührung) sind gering. Tröpfeninfektion gibt es nicht oder kaum, man kann sich eigentlich nur anstecken, wenn Blut von einem HIV-Patienten in die eigene Blutbahn gerät.

Was ich jetzt vereinfachend gesagt habe, das siehst Du auch an der Verbreitung. Es gibt keine Durchseuchung der Gesamtbevölkerung, sondern es sind hauptsächlich die Risikogruppen betroffen.

Bei Grippe ist es anders, sie wird durch Tröpfeninfektion übertragen, ein Anhusten im Bus reicht. Und Du siehst dies auch daran, wie sich die Krankheit ausbreitet, nach wenigen Wochen hat sich eine Grippe über das ganze Land verbreitet.

Zu den Ärzten: Hier gibt es leider viele, die die Gefahr aus Unwissen übertrieben sehen. Sie konzentrieren sich nur auf ihr Fachgebiet und haben kaum Ahnung vom Rest, können das also nicht richtig einschätzen. Und hier muß ich auch der Politik einen Vorwurf machen: Bei den Übetragungen durch Geschlechtsverkehr liegen Homosexuelle vorn, hier ist das Risiko am größten.

Diese Erkenntnis ist aber politisch nicht erwünscht, denn dann könnten sich Menschen Gedanken machen, warum homosexueller Geschlechtsverkehr so ein Risiko darstellt (sollten wir vielleicht doch besser monogam und heterosexuell leben?) Nein, nein, bevor man das offen ausspricht, wird lieber nur von Virus gesprochen, aber ohne Hinweis darauf, daß er sich ganz anders verbreitet als ein Grippevirus. Und die Folgen dieser falschen Einstellung kennst Du ja. :-(

Nur, daraus, daß AIDS im normalen Umgang nicht hochansteckend ist, darf man eben nicht den falschen Schluß ziehen, Grippe sei genauso wenig ansteckend. Anders gefragt: Was hast Du bei den Kinderkrankheiten gemacht? Als ich Windpocken hatte, blieb ich zu Hause, bis die Ansteckungsgefahr für andere vorbei war, ich wurde also quasi isoliert. Bei Masern etc. ist es ähnlich. Hinweis: Innerhalb der Familie bzw. zwischen Menschen mit hoher emotionaler Bindung sehe ich die Ansteckungsgefahr als geringer an - ein Infektionszräger kann man aber doch sein. Und so sollte man sich und andere schützen, wenn man mit Dritten in Kontakt kommt. (Oder man beteiligt sich eben an der Ausbreitung einer Epidemie, die Folgen der span. Grippe kennst Du ja).

Wie gesagt, die Ausbreitung einer Grippe-Epidemie ist absolut nicht vergleichbar mit AIDS, also sind auch andere Maßnahmen nötig.

Was aber die Probleme Deiner Nichte angeht: Wenn ihr keine Ärzte in der Nähe kennt, dann kann ich Dir gern eine Kontaktadresse nennen, die Euch weiterhilft (Elterninitiative HIV-betroffener Kinder).

Gruß

Johannes



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