Ich habe 16.600 Euro Schulden...

Geschrieben von MPW am 23. November 2004 22:27:25:

Als Antwort auf: Nachrichten (owT) geschrieben von Napoleon am 23. November 2004 10:54:29:

...genau wie jeder andere Deutsche auch! Denn so hoch ist die Pro-Kopf-Verschuldung der Pleite-Republik Deutschland. (Quelle: ZDF) Die neu aufgenommenen Schulden werden vollständig benötigt, um die Zinsen der bisher aufgehäuften Schulden zu bedienen. Jede Firma müßte bei einem solchen Schuldenstand Konkurs anmelden.

Derzeit sind die Zinsen auf einem historischen Tiefstand. Steigen sie, muß der blanke Hans noch mehr Schulden aufnehmen, um diese Zinsen zu bedienen. Was wird die EZB als nächstes tun? Zinsen senken, um den Anstieg des Dollars abzufangen? Oder die Zinsen erhöhen und damit eine eventuell anziehende Konjunktur auszubremsen? Die Bundesregierung hat darauf keinen Einfluß.

16.600 Euro Schulden pro Kopf. Was folgt aus dieser unschönen Zahl?

1. Deutschland, die frühere Wirtschaftslokomotive der EU ist nur noch ein Zombie. Bereits tot, aber es bewegt sich noch, irgendwie. Deutschland kann seine EU-Beiträge nur durch die Aufnahme von Schulden bezahlen, folglich werden die Maastricht-Kriterien nicht eingehalten. 2005 nicht und auch später nicht. NIE MEHR.

2. Es geht auch Frankreich, Italien (und Großbritannien, siehe Kriegskosten!) so. Deutschland, Frankreich und Italien sind jedoch die größten Länder im Euro-Verbund. Diese Länder brauchen niedrige Zinsen. Sollte die EZB dem entsprechen, steigt der Dollar-Kurs. Und mit dem Dollar auch der Gold-Kurs, weil Gold in Dollar in den letzten Wochen um ca. 15% gestiegen ist. Wer also noch ein bißchen Gold auf die Seite legen möchte, sollte schnell handeln.

3. Staatsschulden wurden in der bekannten Geschichte nur auf eine einzige Weise getilgt: Per Raub. Dabei ist es unerheblich, ob der betreffende Staat andere Völker ausraubt (Krieg, Waffenverkäufe), ausgewählte Mitglieder der eigenen Gesellschaft (Proskriptionen, Pogrome, Revolution) oder sein gesamtes Volk (Inflation, Währungsreform). Wenn die Euro-Zone zerbricht, bekommen wir hoffentlich eine Währungsreform. Hoffentlich, weil das die Krise gezielt herbeiführt und damit die Chance besteht, daß sie einigermaßen kontrolliert abläuft. Persönlich habe ich erwartet, daß schon die Euro-Einführung für die Staatsentschuldung genutzt wird, aber da schien niemand weit genug voraus gedacht zu haben.

4. Wenn ich Bundeskanzler wäre...
...würde ich meine Taschen füllen und abhauen. Wäre ich jedoch ein wirklicher Staatsmann und nicht nur Bundeskanzler, würde ich alle Geldhähne öffnen. Sicher, "man" wird mich dafür zerreißen, aber ob ich die Währungsreform bei 18.000 Euro Schulden pro Kopf durchführe oder bei 25.000 Euro ist letztlich egal. Aber ich gehe in die Krise mit einem Land, dessen Infrastruktur perfekt ist. Dessen Firmen mit meinem Subventionen moderne Arbeitsplätze geschaffen haben, anstatt in Billiglohnländer abzuwandern.
Vielleicht werde ich am nächsten Laternenpfahl aufgeknüpft, aber 20 Jahre später wird man mir ein Denkmal setzen. Dabei habe ich nur meinen Amtseid erfüllt: Den Nutzen meines Staates mehren und Schaden von ihm wenden.

Aber ich bin nicht Bundeskanzler. Und ich werde es ziemlich sicher niemals werden. Es geht also weiter so, auf der Linie der Prophezeiungen. Keine kontrollierte Krise, sondern wirtschaftlicher Zusammenbruch und Bürgerkrieg. 2005 wäre die letzte Gelegenheit, noch einzugreifen und es zu verhindern.

Ich glaube nicht daran, daß es jemand auch nur versuchen wird, das Eingreifen. Dazu bräuchten wir Staatsmänner, aber ich sehe nur Politiker. Auch deshalb tickt die Uhr...

Beste Grüße an meine Mitschuldner!
MPW



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