Re: Verschwörungstheorien - Quelle nicht von dieser Welt?

Geschrieben von Johannes am 22. November 2004 10:48:18:

Als Antwort auf: Re: Verschwörungstheorien - Quelle nicht von dieser Welt? geschrieben von Bonnie am 22. November 2004 08:19:18:

Hallo Bonnie,

Du hast das jetzt schöner zusammengefaßt, als ich das hätte tun können, wenn es um die Problematik von Verschwörungstheorien geht.

> Mir ist die Sache mit den verschwundenen Kindern im Gedächtnis geblieben.
> Risi sagt, die "Reptos" (hausen unterirdisch) ernähren sich von kleinen
> Kindern.
> Natürlich verschwinden laufend kleine Kinder, ohne jemals wieder aufzutau-
> chen. Das ist aber kein Beweis, daß sie von Reptos verschleppt und gefressen
> wurden. (Sie werden in Kindergangs enden oder von Menschen getötet worden
> sein). Risi sagt, dieser Vorgang (Kinder verschwinden und tauchen nicht wie-
> der auf) habe zugenommen.
> Aber er bemüht noch nicht mal eine öffentlich zugängliche Statistik. Er
> bringt nur absolute Zahlen, glaube ich.

Die Zahlen glaube ich ihm einfach mal. Nur, Du hast recht, wo ist der zwingende Beweis?

Vergleich das doch mal mit der gängigen Theorie über Chemtrails: Da wird gesagt, mehrere Flugzeuge flögen parallel einen Zickzackkurs, hin und zurück, bis das Gebiet abgedeckt sei. Es wird weiter gesagt, solche Parallelflüge seien verboten (Flugsicherheit), würden aber zu Gunsten der Chemtrais geduldet. Es sind also viele Leute in Ausführung und Duldung involviert, aber alle die wurden zu höchster Geheimhaltung verpflichtet. Die Chemtrails würden ausgebracht, um entweder das Ozonloch zu stoppen (Hinweis: Das Ozonloch ist viel höher, als diese Flugzeuge fliegen) oder um uns direkt zu vergiften, je nach Theorie eben. Als Folge sinke dann die Temperatur in den nächsten Tagen.

Das ist die Theorie. In der Praxis werden (hier in D, wo ich auch die Diskussionen lese) aber keine parallel fliegenden Flugzeuge beobachtet, auch nicht Start und Landung solcher Maschinen oder gar einen Zickzackkurs solcher Maschinen. Es wird immer nur ein Flugzeug je Flugrichtung gesehen, und dies bringt man erst dann erst nachträglich mit dem Kondensstreifen (nun Chemtrail genannt) zusammen, wenn sie länger bleiben und die Temperatur sinkt

Die erste Erklärung sind für mich Wetterbedingungen, bei denen Kondensstreifen länger am Himmel bleiben. Und genau diese Wetterbedingungen führen auch dazu, daß es in den Tagen danach kälter wird. Es würde auch kälter, wenn keine Flugzeuge flögen, aber weil sie fliegen, bleiben die Kondensstreifen. Und folglich wird aus dem Bleiben der Kondensstreifen geschlossen, diese müßten von den Flugzeugen verursacht worden sein.

Nun kannst Du beide Theorien (Reptos, Chemtrails) beliebig weiterentwickeln. Während in den USA wohl tatsächlich Flugzeuge im Zickzackkurs beobachtet wurden (Pestizide werden dort teils von Flugzeugen aus versprüht), haben daher einige die Theorie auf unsere Situation in D angepaßt: Ganz hochgeheim würden Zusatztanks und Zusatzgeräte in Passagiermaschinen eingebaut, aber Mechaniker, Reinigungspersonal und Besatzung müßten alle schweigen, nur wir hätten das durchschaut. Oder die Mittel würden gleich dem Sprit beigemischt, wobei es nicht zu stören scheint, daß das Mittel dann immer und in allen Höhen und Gegenden verbrannt/verteilt wird.

Auch die Repto-Theorie kann man entsprechend anpassen. Ich könnte vielleicht sagen, die ernähren sich schon von den Kindern. Nicht von deren Fleisch und Blut, aber indirekt, indem sie sich an deren Tod weiden. Steht zwar nicht im Text, aber nun hat man "bewiesen", daß der Autor recht hat. Und wenn ein Teil stimmt, dann wird doch auch das weitere richtiu sein, oder? Oder doch nicht?

> Es ist ein Märchen für Erwachsene.

Was die Chemtrails angeht, die will ich gar nicht als Märchen bezeichnen. Wir haben eine immer komplizierte Welt mit immer komplexeren Zusammenhänge, und hier bietet sich ein einfaches Erklärungsmodell an. Nicht mit komplizierten Gedanken über Luftfeuchtigkeit und die Entwicklung von Hochs und Tiefs, sondern "denen da oben" ist doch sowieso alles zutrauen, nur nichts Gutes für das arme Volk, also ist ihnen doch auch zuzutrauen, daß... usw.

Ich weiß, man muß hier vorsichtig sein, nicht jede Theorie vorschnell zu verwerfen. Schließlich sind, ich sage mal "Arbeitshypothesen", notwendig, um neue Zusammenhänge zu erkennen. Solange es aber eine "Arbeitshypothese" ist, bleibt man frei, verschiedene Erklärungen mit ihrem Pro und Contra gegeneinander abzuwägen. Als "Verschwörungstheorie" sehe ich es dann, wenn man etwas unbedingt beweisen will, auch wenn es nicht mehr folgerichtig/zwingend ist, sondern immer mehr Annahmen gemacht werden (Hunderte wurde zum Schweigen verpflichtet und halten daher alle still), nur damit es paßt. Oder Gut und Böse vorher festlegt und jede beobachtung nur in diese Richtung auslegt, ohne zu beachten, daß sich die jeweiligen Unsicherheiten dabei vervielfältigen.

"Arbeitshypothesen" sind durchaus wichtig, "Verschwörungstheorien" binden nur Energie und vereinfachen eine komplexe Welt auf ein klares gut/böse-Schema. Aber ich weiß, die Übergänge sind fließend, und es besteht umgekehrt auch die Gefahr, daß man gewisse Zusamenhänge nicht entdeckt, wenn man zu zurückhaltend ist.

> PS. Ich weiß gar nicht, warum wir Geister bemühen müssen für das Böse auf
> der Welt, der Mensch schafft es mühelos alleine.

Nicht für das Böse an sich, dafür haben wir die Verantwortung schon selbst. Aber die Geister machen dann Sinn, wenn es um gezielte Entwicklungen geht, die sich über mehrere Generationen hinziehen. Die Alternative wäre, eine zufällige bzw. zwangsläufige Entwicklung anzusehen, aber wenn man sie als gezielt ansieht (Verschwörung ;-)), dann halte ich, um es mal allgemein zu formulieren, eine Intelligenz, die außerhalb des Menschen steht, dafür eher in der Lage als der Mensch, der mehr dem Materiellen verhaftet ist und einen Erfolg seiner Bemühungen sehen will (also z.B. kaum den Untergang seiner Familie einplanen wird, damit ein doch überlebender Nachfahre dann in den veränderten Umständen die Macht komplett übernehmen kann). Das Denken dazu muß besonders langfristig sein.

Gruß

Johannes

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