Re: Berufsmusiker/in ??

[ Prophezeiungen & Aktuelles Weltgeschehen ]

Geschrieben von franke43 am 09. Januar 2002 10:18:16:

Als Antwort auf: Re: Berufsmusiker/in ?? geschrieben von Persephone am 08. Januar 2002 17:21:32:

Hallo Persephone

>Hallo Franke 43,

>Falls du den Film nie gesehen hast, darin gibt es eine kurze Szene, in der Mel Brooks vom Flughafen abgeholt wird und mit einer Begleiterin im Hinterraum einer grossen alten Limousine irgendwohin gefahren wird.
>Die Begleiterin sagt irgendetwas sehr dramatisches, und augenblicklich setzt SEHR laute, SEHR dramatische Musik ein. Beide zucken fürchterlich zusammen, Schnitt auf einen, die Limousine überholenden, Omnibus, in dem ein Symphonieorchester im Festornat sehr laute sehr dramatische Musik spielt. Einige der Spielenden lehnen sich (z.B. geigend) aus den Fenstern und werfen dramatische bedrohliche Blicke auf die Limousine.
>:-)

In der Filmwelt kenne ich mich überhaupt nicht aus.

>Oder auch "Frankenstein junior" (auch v. M. Brooks), die Enthüllungsszene auf der Kellertreppe, mit der sehr dramatisch geigenden Frau Blücher.
>:-)))

Dito

>>Denn das klingt zu kundig für Leute, die nur 3 Klassik-Cd´s
>>daheim stehen haben, die dann auch noch Geschenke waren.
>Danke,
>und ein paar mehr sind es schon.......

Freut mich sehr für Dich. Überhaupt freue ich mich immer über
Mitmenschen mit Musikgeschmack. Ehrlich.

>>denn Teile von Johanssons Prophezeiungen sind ja tatsächlich
>>eingetroffen - wenngleich nicht in der angekündigten Weise
>>und Reihenfolge.
>Das ist ein passendes Beispiel, um Dir meine Haltung bezüglich Prophezeihungen ein wenig zu erläutern.

Ich habe eigentlich mehr allgemein gedacht.

>Der erste AUSLÖSER der Götterdämmerung fand ja chronologisch noch VOR dem "Rheingold" statt, denn die Verhandlungen zwischen Wotan, Fasolt und Fafner bzgl. des zu zahlenden Lohnes werden ja eher in Rüchblenden erwähnt.
>Wotans Entschluss, Freya NICHT preiszugeben, stand ja von Anfang an, er verliess sich auf Loge, der ihm sagte, er finde da schon eine Lösung.
>AB diesem Betrugsplan nehmen die Dinge ihren Lauf.
>Der zweite AUSLÖSER ist Alberichs ENTSCHEIDUNG, die Liebe zu verfluchen, um das Gold und den Ring zu gewinnen.
>Erda erscheint, und PROPHEZEIHT: Ein düstrer Tag dämmert den Göttern...."
>Und die Handlung nimmt ihren Lauf, bis zum prophezeihten Ende.
>ABER, und das ist der für mich entscheidende Punkt, an vielen Punkten wäre es vielen Handelnden möglich gewesen, ANDERS zu entscheiden und zu handeln. Das Geschehen lag und liegt zu jedem Zeitpunkt in den Händen der Hand-elnden.
>Wotan hätte den Rheintöchtern den Ring zurückgeben können!
>Freya, Donner, Loge hätten ihn entschieden dazu drängen können!
>Brunnhilde hätte Wotan gehorchen können, anlässlich Hundings und Sigmunds Kampf!
>Sieglinde hätte es ablehnen können, sich von Sigmund schwängern zu lassen!
>Alberich hätte seinen überwältigenden Hass bezwingen können, seine Niederlage akzeptieren können. (Wichtiger Punkt! Wenn Alberich VERGEBEN hätte, hätte die Handlung einen fundamental anderen Lauf genommen!!!)!
>Hagen hätte sich dafür entscheiden können, SEIN leben zu leben, und nicht das werkzeug Alberichs Hasses zu sein!
>Siegfried hätte bei Brunnhilde bleiben können!
>Siegfried hätte standhafter und treuer sein können!
>Brunnhilde hätte sich dafür entscheiden können, zu vertrauen und zu vergeben!
>Das sind nur einige Punkte, es gibt viele mehr, und jede einzelne Entscheidung hätte genug Potential gehabt, den Lauf der Dinge zu ändern.
>Ich denke, Du weisst, was ich damit sagen will.
>Jeder interpretiert Mythen anders, und nach meiner Interpretation war die Götterdämmerung zu keinem Zeitpunkt zwingend und unausweichlich.
>Erda sagt zwar: "Alles was ist, endet...."
>Aber sie sagt nicht nur das, sie gibt auch einen Hinweis:
>"Dir, Wotan, rat ich: Meide den Ring....

Erst mal hast Du mich unwillentlich völlig baff gemacht und bloss
gestellt. Deine Detailkenntnis von Wagners "Ring" übersteigt meine
um Grössenordnungen. Zwar beschäftige auch ich mich mit "Klassik"
seit über 30 Jahren (als Amateur), aber mein Schwerpunkt liegt auf
dem 16.-18. Jahrhundert und da auch nicht unbedingt auf der Oper
als Kunstform (ausser die Opern von Monteverdi). Daher kenne ich
die Handlung im "Ring" nur sehr ungefähr. Auch ist meine Kenntnis
der zugrundeliegenden altnordischen Mythologie (Edda) viel lückenhafter
als das einem Wahlschweden mit rudimentären Kenntnissen des
Altnordischen und mit Fähigkeit zum Lesen von Runensteinen ansteht.

Was eden scheinbaren Gegensatz prophetische Aussage - Entscheidungsfreiheit
angeht, so gehe ich davon aus, das der echte Seher das Endergebnis
der künftigen Entscheidungsprozesse zu sehen bekommt. Auch wenn die
Prophezeiung ernstgenommen wird und zu kollektiven "Gegenmassnahmen"
führt (was nie der Fall ist), sind vermutlich auch diese Gegenmassnahmen
ein Teil der Entwicklung, die (über Umwege) zum vorausgesagten
Endergebnis gehört.

Beispiel: ich gehe zu einem echten Seher und befrage ihn, an welchem
Ort ich sterben werde. Nehmen wir an, der Seher sieht den Ort wirklich
und kann ihn genau beschreiben. Folge: ich meide diesen Ort und versuche
ihm nicht zu nahe zu kommen. Aber wie´s der Zufall oder Gott will,
geschieht irgendetwas, was mich zwingt, den Ort wider meinen Willen
aufzusuchen. Und dann passiert´s eben doch.

>>Die letzte, die Götterdämmerung, steht mindestens noch aus.
>>Aber auch die bisherigen haben schon mehr als genug Licht-,
>>Rauch- und Feuereffekte geboten. Man denke an die zahllosen
>>Bombenkriege seit dem 1. WK, bis hin zu den Atombomben 1945.
>Auch hier interpretiere ich ein bisschen anders, eher in der Richtung, dass jeder einzelne Kriegstote seine persönliche Götterdämmerung (oder Offenbarung) absolviert hat.

Das sowieso. Aber das schliesst die Möglichkeit einer viele
Individuen umfassenden kollektiven Götterdämmerung nicht aus.

>>Selber bin ich auch misstrauisch bei Johansson, aber das liegt
>>am schlechten Zustand der Überlieferung und Dokumentation.
>Deine Vergleiche und Erläuterungen fand ich interessant. Aber nichtsdestotrotz bleibe ich bei meiner Haltung, dass die Handelnden den weiteren Verlauf bestimmen.
>Wagner hat über den "Ring" gesagt, es geht ihm um: "Darstellung der Wirklichkeit und um Darstellung des Unwillkürlichen"
>
>Mein Buchtipp hierzu an Dich wäre Robert Doningtons "Richard Wagners Ring des Nibelungen und seine Symbole", Reclam, ISBN 3-15-010258-8.
>Er geht buchstäblich Szene für Szene durch und seine Deutungen sowohl auf mythologisch-psychologischer Ebene, als auch auf der die dramatisch-dichterischen Feinheiten anbelangenden, finde ich stellenweise sehr schlüssig und gelungen. Einzige Einschränkung: Er ist offenbar ein 100%iger durch-und-durch-Freudianer, was also die psychologische Ebene anbelangt empfehle ich differenziertes Lesen.
>Und wenn Du Dir SEINE Ausdeutung des Klangcodes innerhalb der Partitur und dessen beziehungsreichtum anschaust, wirst Du MIR nie mehr nachsagen, ich würde etwas von Musik verstehen.

Mit wirklichen Experten kann und sollte man sich als Amateur nie
messen.

>;-)
>>Gruss
>>Franke 43
>Gruss zurück
>P.

Zusammenfassung: Wagner kennst Du viel besser als ich.

Gruss

Franke 43


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