Re: Berufsmusiker/in ??

[ Prophezeiungen & Aktuelles Weltgeschehen ]

Geschrieben von Persephone am 08. Januar 2002 17:21:32:

Als Antwort auf: Berufsmusiker/in ?? geschrieben von franke43 am 08. Januar 2002 15:21:12:

>Hallo Persephone

Hallo Franke 43,

>Selbstverständlich habe ich bemerkt, dass Dein Spott
>auf Joergs Wahl der Stilmittel abgezielt hat und nicht
>auf Anton Johanssons Voraussagen.
>Deine Anleihen an die Welt der Filmmusik und an den
>Orchesterapparat, mit dem sie in der Regel erzeugt wird,
>lässt in mir die Frage auftauchen:
>Bist Du Berufsmusiker/in ?

Nein, bin ich nicht. Ich habe mich während des Lesens an Mel Brooks` "Höhenkoller" erinnert. Falls du den Film nie gesehen hast, darin gibt es eine kurze Szene, in der Mel Brooks vom Flughafen abgeholt wird und mit einer Begleiterin im Hinterraum einer grossen alten Limousine irgendwohin gefahren wird.
Die Begleiterin sagt irgendetwas sehr dramatisches, und augenblicklich setzt SEHR laute, SEHR dramatische Musik ein. Beide zucken fürchterlich zusammen, Schnitt auf einen, die Limousine überholenden, Omnibus, in dem ein Symphonieorchester im Festornat sehr laute sehr dramatische Musik spielt. Einige der Spielenden lehnen sich (z.B. geigend) aus den Fenstern und werfen dramatische bedrohliche Blicke auf die Limousine.
:-)
Oder auch "Frankenstein junior" (auch v. M. Brooks), die Enthüllungsszene auf der Kellertreppe, mit der sehr dramatisch geigenden Frau Blücher.
:-)))

>Denn das klingt zu kundig für Leute, die nur 3 Klassik-Cd´s
>daheim stehen haben, die dann auch noch Geschenke waren.

Danke,
und ein paar mehr sind es schon.......

>Mag Joergs Darstellung etwas von einer Operette haben,
>die Aussagen von Johansson würden eher den Stoff für
>einen Opernzyklus mit apokalyptischen Ausmassen (Ragnarök)
>haben. Und da zur Zeit mal wieder die Ringe in Mode sind,
>fällt mir auch der passende Zyklus ein:
>Der Ring der Nibelungen von Wagner.
>Dabei dürften wir 2 oder 3 der 4 Opern schon hinter uns haben,
>denn Teile von Johanssons Prophezeiungen sind ja tatsächlich
>eingetroffen - wenngleich nicht in der angekündigten Weise
>und Reihenfolge.

Das ist ein passendes Beispiel, um Dir meine Haltung bezüglich Prophezeihungen ein wenig zu erläutern.
Der erste AUSLÖSER der Götterdämmerung fand ja chronologisch noch VOR dem "Rheingold" statt, denn die Verhandlungen zwischen Wotan, Fasolt und Fafner bzgl. des zu zahlenden Lohnes werden ja eher in Rüchblenden erwähnt.
Wotans Entschluss, Freya NICHT preiszugeben, stand ja von Anfang an, er verliess sich auf Loge, der ihm sagte, er finde da schon eine Lösung.
AB diesem Betrugsplan nehmen die Dinge ihren Lauf.
Der zweite AUSLÖSER ist Alberichs ENTSCHEIDUNG, die Liebe zu verfluchen, um das Gold und den Ring zu gewinnen.
Erda erscheint, und PROPHEZEIHT: Ein düstrer Tag dämmert den Göttern...."
Und die Handlung nimmt ihren Lauf, bis zum prophezeihten Ende.

ABER, und das ist der für mich entscheidende Punkt, an vielen Punkten wäre es vielen Handelnden möglich gewesen, ANDERS zu entscheiden und zu handeln. Das Geschehen lag und liegt zu jedem Zeitpunkt in den Händen der Hand-elnden.

Wotan hätte den Rheintöchtern den Ring zurückgeben können!
Freya, Donner, Loge hätten ihn entschieden dazu drängen können!
Brunnhilde hätte Wotan gehorchen können, anlässlich Hundings und Sigmunds Kampf!
Sieglinde hätte es ablehnen können, sich von Sigmund schwängern zu lassen!
Alberich hätte seinen überwältigenden Hass bezwingen können, seine Niederlage akzeptieren können. (Wichtiger Punkt! Wenn Alberich VERGEBEN hätte, hätte die Handlung einen fundamental anderen Lauf genommen!!!)!
Hagen hätte sich dafür entscheiden können, SEIN leben zu leben, und nicht das werkzeug Alberichs Hasses zu sein!
Siegfried hätte bei Brunnhilde bleiben können!
Siegfried hätte standhafter und treuer sein können!
Brunnhilde hätte sich dafür entscheiden können, zu vertrauen und zu vergeben!

Das sind nur einige Punkte, es gibt viele mehr, und jede einzelne Entscheidung hätte genug Potential gehabt, den Lauf der Dinge zu ändern.

Ich denke, Du weisst, was ich damit sagen will.
Jeder interpretiert Mythen anders, und nach meiner Interpretation war die Götterdämmerung zu keinem Zeitpunkt zwingend und unausweichlich.

Erda sagt zwar: "Alles was ist, endet...."
Aber sie sagt nicht nur das, sie gibt auch einen Hinweis:
"Dir, Wotan, rat ich: Meide den Ring....

>Die letzte, die Götterdämmerung, steht mindestens noch aus.
>Aber auch die bisherigen haben schon mehr als genug Licht-,
>Rauch- und Feuereffekte geboten. Man denke an die zahllosen
>Bombenkriege seit dem 1. WK, bis hin zu den Atombomben 1945.

Auch hier interpretiere ich ein bisschen anders, eher in der Richtung, dass jeder einzelne Kriegstote seine persönliche Götterdämmerung (oder Offenbarung) absolviert hat.

>Selber bin ich auch misstrauisch bei Johansson, aber das liegt
>am schlechten Zustand der Überlieferung und Dokumentation.

Deine Vergleiche und Erläuterungen fand ich interessant. Aber nichtsdestotrotz bleibe ich bei meiner Haltung, dass die Handelnden den weiteren Verlauf bestimmen.

Wagner hat über den "Ring" gesagt, es geht ihm um: "Darstellung der Wirklichkeit und um Darstellung des Unwillkürlichen"

Mein Buchtipp hierzu an Dich wäre Robert Doningtons "Richard Wagners Ring des Nibelungen und seine Symbole", Reclam, ISBN 3-15-010258-8.
Er geht buchstäblich Szene für Szene durch und seine Deutungen sowohl auf mythologisch-psychologischer Ebene, als auch auf der die dramatisch-dichterischen Feinheiten anbelangenden, finde ich stellenweise sehr schlüssig und gelungen. Einzige Einschränkung: Er ist offenbar ein 100%iger durch-und-durch-Freudianer, was also die psychologische Ebene anbelangt empfehle ich differenziertes Lesen.
Und wenn Du Dir SEINE Ausdeutung des Klangcodes innerhalb der Partitur und dessen beziehungsreichtum anschaust, wirst Du MIR nie mehr nachsagen, ich würde etwas von Musik verstehen.
;-)

>Gruss
>Franke 43

Gruss zurück
P.


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