Re: Auch ich kann auf sarkastisch
Geschrieben von Paka am 14. Juni 2004 16:46:23:
Als Antwort auf: Auch ich kann auf sarkastisch geschrieben von franke43 am 14. Juni 2004 15:50:27:
>Hallo Paka
>Bevor Du mich nach dem Durchlesen als "Besserwessi"
>einstufst: ich wohne schon lange nicht mehr in D,
>weder Wessiland noch Ossiland, sondern sehe mich längst
>als "Nordi".
>Meine "Infos" über die DDR und das Leben in derselben
>beziehe ich von integren Autoren wie Heym, Kunze und
>Loest. Eins meiner Lieblingsbücher ist das berühmte
>"Es geht seinen Gang"nichts dagegen zu sagen ... nur vergiss nicht, wenn du heute gegen das system wetterst, bist du auch ganz schnell weg vom fenster ... meinungsfreiheit ? wohl eher auf dem papier, als in der realität ... und als autor bestimmter texte muss man sich dann auch nicht wundern, wenn man probleme bekommt ... als "normaler bürger" (hattest du damals wie heute nicht viel zu befürchten) ... solange man sich halt in das bestehende system integriert ...
der schein, die hülle darum ist heute nur etwas intelligenter und komplexer gestrickt ...>Phrasen wie die, dass im Westen der "Klassenfeind"
>stand ? Phrasen wie die vom "antiimperialistischen
>Schutzwall", der aber nach INNEN und nicht nach
>AUSSEN befestigt war ?ja solche phrasen .. der wall war aber auch nach AUSSEN geschützt, wie auch nach innen ... alles andere wäre eine einseitige betrachtung ... ansonsten gebe ich dir recht ...
>Oder waren die ganzen Mauer-und Grenzopfer Westler, die die DDR-Grenze überrennen wollten ?
wohl kaum ... aber soviele waren es auch nicht ... die leute wussten, dass es nicht erlaubt war ... die leute wussten auch, dass sie dabei draufgehen können und die kleinen soldaten an der grenze haben nur auf befehl gehandelt ... wenn dann müsste man schon höher ansetzen ... ist heute nicht anders ...
>>na heute ist ja alles "besser" ... braucht man sich ja nur das fernsehprogramm >für die kinder anzuschauen ... gewalt über gewalt, zumüllen mit buntem, >nutzlosen plunder, was man kaum noch als spielzeug bezeichnen kann und >möglichst frühe ideologisierung in richtung ellenbogendenken ... und >kindergrippen ... gibts die noch ? bzw. kindergärten ?
>Ich sehe keinen grundsätzlichen Unterschied. Wenn der
>Bruder, der im text Soldat ist und den Staat schützt,
>als Vorbild verherrlicht wird, dann ist das indirekt
>auch die Verherrlichung militärischer Gewalt oder
>zumindest ihrer Androhung. Und die Drohung galt in
>diesem Fall Angehörigen des eigenen (!!) Volkes auf
>der anderen Seite der vom Krieg erzwungenen Grenze.
>Nur fand damals die Konditionierung in Richtung Gewalt
>durch Liedtexte wie den zitierten oder auch durch
>Wehrerziehung (s.u.) statt.und da sehe ich schon einen unterschied ... sie dir die wirkung an, sie dir die gewaltbereitschaft damals an und vergleiche mit heute ... die heutigen methoden fruchten/zeigen ihre wirkung, was man von den damaligen sachen kaum behaupten kann, denn die meisten haben das nicht für voll genommen, was da so besungen wurde ... bzw. hat man es gar nicht beachtet ... wenn ich mich heute umschaue und mir die jugend/kinder angucke, dann kann einem schlecht werden, wie werte mit füssen getreten werden und wie die menschen miteinander umgehen ... meine mutter war bis vor kurzem grundschullehrerin ... seit der wende ging es nur noch bergab mit dem zustand/niveau der kinder ... und diesen unterschied sehen hier alle ...
>>ja das waren noch zeiten ... im unterricht zettel schreiben, einige strassen >zugewiesen bekommen und dann nachmittag lustig mit dem handwagen losgezogen >und bei den leuten geklingelt, ob sie altpapier, gläser und flaschen haben ...
>>das ganze wurde dann zentral auf dem schulhof gesammelt ... wir haben uns >jedesmal auf dieses ereignis gefreut ...>Altglas und Altpapier sammeln ist ja noch was Konstruktives
>und besser als die Vermüllung der Landschaft, das gebe ich
>zu. Derselbe Staat hat aber mit seinen Braunkohlekraftwerken
>ohne Entschwefelung ganze Landstriche verheert, wo der
>Schwefel als saurer Regen niederging.zustimmung ... dafür türmen sich jetzt die müllberge mit buntem, unnützen plunder, plastik-müll, der ja so bequem ist (damals gabs stoffbeutel und einkaufsnetze ... damals haben sich alle drüber lustig gemacht ... für uns wars normal) ... heute kuaft jeder zweite bei jedem einkauf die plstiktüten gleich dazu ... weil es ja uncool ist (wertevermittlung, medien etc.) mit einem stoffbeutel einkaufen zu gehen ... verstehste was ich meine ?
>Wunderbar. Und im Ernstfall war das Schiessen gegen die
>eigenen Landleute gedacht, gegen Menschen, von denen man
>weniger als 40 Jahre zwangsweise getrennt war, mit denen
>man aber vorher über 1000 Jahre Geschichte geteilt hat.das soll ja auch keine entschuldigung sein, nur wird das hier so dargestellt, als ob wir alle als jugendliche mit geducktem haupt im gleichschritt zu marschmusik die nationalhymne runterleiern mussten und liebend gerne bereit waren unser leben im kampf gegen den klassenfeind zu opfern ... ich will das nicht beschönigen, nur aufzeigen, dass nicht alles so war, wie es vielleicht einige wenige vom system verfolgte erlebten
>Bei Eurer Antifa-Arbeit ist Euch aber nie aufgefallen,
>welche Ähnlichkeiten die FDJ-Arbeit mit Hitlerjugend
>und BDM gehabt hat, oder ? Oder die Ähnlichkeit der
>Reithosen der NVA-Offiziere mit denen der Wehrmachts-
>offiziere ? Nie aufgefallen ?ehrlich gesagt .. nein ... mir ist es damals nicht aufgefallen, weil sich auch niemand darüber gedanken gemacht hat ... das war halt so und da musste man durch bzw. mitmachen ... wie platons höhlengleichnis ... ala matrix .. wir kannten es nicht anders .. für uns war es normal ... meinst du, mir hat die fdj-arbeit spass gemacht ? nicht im geringsten ... meinst du, wir haben das alles geglaubt, was die uns erzählt haben ? man hat es gemacht und im grunde war fast jedem klar, dass es unsinn ist bzw. nur sture nachplapperei von ideologien ist ... oder wie man das auch nennen mag
>Das alles MUSS man heute auch nicht. Niemand muss sich
>am sozialen Wettrüsten beteiligen.stimmt ... aber die erkenntnis kommt erst jetzt langsam durch ... die ersten jahre nach der wende hat sich ein grossteil der ossis erstmal gen westen orientiert und jetzt merken viele, dass das ein fehler war, das solidarität unter den menschen mehr wert ist, als egoismus und ellenbogendenken ... das uns der westen regelrecht platt-gemacht hat, sämtliche industriebetriebe nur noch ruinen sind, weil clevere geschäftemacher hier alles kaputtgewirtschaftet haben bzw. gelogen haben, dass sich die balken biegen ... das vertrauen ist hin und mit der "westlichen ideologie" und denke kannst du hier bald keinen mehr "hinterm ofen vorlocken" ... das war für viele hier eine schmerzliche erkenntnis bzw. kommt das erst noch ...
>Richtig, denn die DDR behandelte ihre "Bürger" wie
>Eigentum, dem man das Verlassen des eigenen Staats-
>gebietes verbieten durfte. So ähnlich war es in der
>Zeit der Leibeigenschaft im Feudalismus für "an die
>Scholle gebundene" Bauern.vom prinzip her schon, aber das kann man meiner meinung nach nicht vergleichen, da würde ich mich an deiner stelle nicht auf irgendwelche bücher verlassen, sondern einfach mal mit menschen reden ...
>Der Fehler ist, dass man den Ausweg nicht in einem
>dritten Weg sucht, sondern in einem "Zurück zum
>Alten", auch wenn es noch so viele schwerwiegende
>Fehler gehabt hat.zurück zum alten geht doch sowieso nicht mehr ... keiner will die DDR so wieder zurück haben ... nur kommen sich hier viele verarscht vor ... kaum einer ist glücklicher als vorher und die lebensfreude zählt ... nicht der kontostand etc., aber das muss ich dir bestimmt nicht erzählen, du hast ja auch gründe gehabt, dass alles hinter dir zu lassen ...
>Geht mir auf andere Weise ähnlich. Wohl fühlen tue
>ich mich hauptsächlich hier im Norden. Ich betrachte
>die skandinavische Lebensart als so eine Art dritten
>Weg.ich hab schon viel vom nordischen leben gehört (wikking) und glaube dir das gerne ...
>Wie wäre es mit der Hegelschen Methode:
>These - Antithese - SYNthese ?????so wirds vielleicht laufen ... die zeit wirds zeigen :-)
wegen mir gerne ... nur wird der frust hier noch gewaltig steigen ... das sind erst die ersten anzeichen ... und wenn man was ändern/bewegen könnte, dann würden die menschen auch wieder auf die strasse gehen, aber in dieser schein-demokratie mit ihren scheinwerten und dem gut durchdachten system der polarisierung ... dem gezielten keiltreiben zwischen die menschen (rentner gegen beamte gegen rechte gegen linke gegen angestellte gegen kampfhundebesitzer usw.) ist das wohl eher nicht der fall ...*sarkasmus an*
da bleibt man doch lieber zuhause, schaut sich big brother an, macht sich seine pulle warsteiner (endlich westbier) auf, reisst die bunte tüte chips auf und haut sich auf die couch ... denn ändern kann ICH doch sowieso nix ... ODER ?"
*sarkasmus aus*gruss in den norden,
paka
- Vieles liegt im Argen - deshalb sind wir hier franke43 15.6.2004 10:48 (1)
- Re: Vieles liegt im Argen - deshalb sind wir hier Paka 15.6.2004 13:34 (0)