Kriegsverlauf 1914

Geschrieben von franke43 am 09. Juni 2004 09:24:19:

Als Antwort auf: Re: Gibts andere ausser Rill, die den Franzosen kannten? geschrieben von selma am 09. Juni 2004 01:05:55:

Hallo BB und Selma

Also auch ich kann das nicht nachvollziehen:

Der Leutnant von Leeb hat sich offenbar sehr
für die Vorhersagen des Franzosen interessiert,
sonst hätte er ihn nicht die ganze Nacht über
angehört.

Und auch wenn der Leutnant viel anderes zu tun
hatte (z.B. seine Einheit in den Kämpfen zu führen),
hätte er sich spätestens nach der verlorenen
Marneschlacht an die Aussagen des Franzosen
erinnern müssen:

Denn die Marneschlacht war nur wenige Wochen
später, in der zweiten Septemberwoche. Und
mit ihr war der Schlieffenplan gescheitert.

Als Rill seine beiden Briefe schrieb, war die
Stimmung in der Truppe noch gut, und man war
von einem Sieg im westen und Kriegsende vor
Weihnachten überzeugt. Der Schlieffenplan lief
immer noch fast wie am Schnürchen. 2 Wochen
nach dem zweiten Brief sah alles anders aus,
jedenfalls für die 1. OHL. Aber auch bei den
Fronttruppen muss was durchgesickert sein,
vielleicht auch nicht sofort, aber doch bald
danach.

Spätestens zu Weihnachten 1914, als der Krieg im
Westen immer noch nicht gewonnen war, hätte
sich mancher, der den Franzosen gehört hat,
mal am Kopf kratzen müssen und sich sagen,
dass offenbar doch alles viel länger dauern
werde. Im Gegenteil: die berühmte Langemarck-
schlacht, die ja die erste des neuen Stellungs-
krieges war, zeigte deutlich, dass mit schnellen
Erfolgen nicht mehr zu rechnen war. Weshalb ja
auch schnell neue Waffensysteme entwickelt
wurden, die aber erst 1915/16 zum Einsatz
kamen:

Giftgas (1915), Flammenwerfer (1916), Panzer (1916)

Ich weiss nicht, wie die Einheit von Rill
zusammengesetzt war und wie viele oder wenige
überlebt haben. Müssen ja auch nicht alle beim
Verhör im Wachlokal gewesen sein. Aber irgend-
welche Einsichten wie "der Franzose hat doch
Recht gehabt" hätten sich auch bei anderen als
nur bei Rill einfinden müssen.

Gruss

Franke


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