Konditionierung Marke Pawlow & Skinner

Geschrieben von franke43 am 04. Juni 2004 14:33:18:

Als Antwort auf: Re: Geschichtlich falsch geschrieben von JoeKaiser am 04. Juni 2004 13:57:14:

Hallo Joe

>Hi Franke,
>die Frage ist immer was als Bezugspunkt für das rechte Maß einer Gegenbewegung >genommen werden soll. Ich habe hier bewußt den original Germanen genommen, Dir >würde vielleicht 1959 reichen, oder nehmen wir die Sprache der deutschen >Auswanderer die iregndwo abgeschottet leben als Maß ????

Jede lebende Sprache entwickelt sich. Wir sprechen
nicht mehr wie die Minnesänger. Die Frage ist also
"nur", ob jede Art von Ëntwicklung wünschenswert ist.
Die Generationen der deutschen Klassiker und Romantiker
kamen zur Auffassung, dass die Französelei bei allem
Respekt vor Sprache und Kultur der westlichen Nachbarn
nicht der Weisheit letzter Schluss war.

>Außerdem lebt eine Sprache solange es genügend Menschen gibt die sie reden, >ich bin zugegebener Maßen kein Freund eines sprachlichen festfrieren.

Ich auch nicht. Es scheint aber genügend Anhänger des
Festfrierens zu geben, die bereit waren gegen eine
winzige Rechtschreibreform zu Felde zu ziehen, aber
die die galoppierende Amerikanisierung nicht einmal für
erwähnenswert geschweige denn für fragwürdig gehalten
haben.

>Selbst wenn es die Gegenbewegung schaffen würde die Anglizismen zu vedrängen, es wird nicht helfen die Anzahl der deutsch-sprechenden Menschen zu erhöhen wenn es in den Schulen imme rweniger Kinder gibt.

Als die jungen Schriftsteller des Sturm und Drang
antraten (darunter Goethe und Schiller), war die
Lage aussichtslos. Nur Lessing, Herder, Klopstock
und ein paar wenige andere altmodische "Pedanten"
hatten noch weitgehend reines Deutsch geschrieben.

>Diese Überhäufung von Anglizismen sehe ich nur als Begleiterscheinung des in >den Medien (insbesondere Werbung) propagierten modernen Lifestyles, der meist >nur noch hübsche, junge, wohlhabende Singles (und ab und zu eine Frühstücks->Familie) als Ziel proklamiert.

Eben - proklamiert !! Mit welchem Recht ? Mit welcher
sachlichen Begründung ? Warum: "Lifestyle"? Warum:
"Single"?

Vor allem kritisiere ich die in vielen Köpfen
vorhandene Konditionierung (auch hier im Forum):

Englisch/Amerikanisch = modern, fortschrittlich, weltoffen

Deutsch = altmodisch, rückständig, schrullig, engstirnig

Die Tatsachen (Beispiele):

Viel von der amerikanischen technischen Entwicklung wurde
von Wissenschaftlern gemacht, die (unter anderem) aus
Deutschland importiert waren. Auch die Jeans wurden vom
deutsch-jüdischen Auswanderer Levi Strauss aus Buttenheim
bei Bamberg erfunden.

Die "modernste und freieste" Nation der Welt rechnet noch
heute mit Finger- und Zehennägeln (nichtmetrische Einheiten),
weil die französische Revolution und das SI-System an ihr
(und an GB) vorbeigegangen ist.

Die Sklaverei wurde im Land der freiheitlichsten Verfassung
der damaligen Welt erst widerwillig nach eine fürchter-
lichen Bürgerkrieg abgeschafft (1865), der nicht mal für die
Sklavenbefreiung geführt worden ist. Das konservative Preussen
hat die Leibeigenschaft bis 1815 aus eigener Kraft beseitigt.
Das freiheitlichste Land der Welt hat die Sklaverei dann
schon 1875 über den Umweg der Rassendiskriminierung wieder
eingeführt, und die Bürgerrechtsbewegung seit etwa 1960
hat es trotz des Märtyrertodes von Dr. King nicht geschafft,
diese verkrusteten und ungerechten Strukturen ganz aus
der Welt zu schaffen.

Vom Nichtvorhandensein eines tragfähigen Sozialsystems
und einer dito Krankenversicherung im leuchtenden
Vorbild der west- ääääh restlichen Welt will ich gar
nicht erst anfangen. Dito rassendiskriminierende Recht-
sprechung, Todesstrafe hauptsächlich für "Farbige",
Ausrottung der Urbevölkerung, Internierung der Überreste
in Reservaten etc. pp.

WO soll da die Bewunderung für unsere missratenen Ableger
eigentlich herkommen ?

Bzw. wo KOMMT sie eigentlich her, wenn sie trotz nicht
vorhandener sachlicher Begründung dennoch massiv
vorhanden ist, wie ja auch dieses Forum beweist ?

>Daß ist weniger ein Problem der Überfremdung der deutschen Sprache mit >Angliszmen, denn dieser Lifestyle wird vor allem in den USA propagiert die >auch darunter zu leiden haben.

Das wäre normal deren Angelegenheit, nicht unsere.
WENN wir nicht wegen falscher Konditionierung einfach
alles nachmachen und übernehmen würden, was "drücben"
so abläuft. WIE kommen wir nur dazu ?

>Bevor die deutsche Sprache leidet werdne erstmal ein dutzend anderer Sprachen in Europa verschwinden, d.h. es gibt wichtigeres.

Wieder ein wunderbares Argument zum NICHTSTUN.

Glückwunsch

>Gruß, Joe
>

Auch

Franke


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