Re: Plattenbewegungen
Geschrieben von JeFra am 15. Mai 2004 18:47:48:
Als Antwort auf: Re: Plattenbewegungen geschrieben von franz_liszt am 14. Mai 2004 13:34:38:
Eher glaube ich an eine stark schwankende Geschwindigkeit der Platten, Richtung Katastrophentheorie.
Das kann ich mir schon vorstellen. Hat aber nichts mit Polsprung zu tun.
Müssen bei der Verformung der Kruste durch Verformung des Erdkörpers wirklich Spuren sichtbar sein?. Die Kruste ist im gewissen Grad plastisch.
Das wäre nachzurechnen. Ab welchem Krümmungsradius bricht denn Gestein?
Wie groß sind denn die Abweichungen? Zentimeter oder Meter innerhalb der Kruste? Sind das dann nicht normal kleine Beben?
Wenn Sie mit realistischen Werten die Veränderung von sqrt[r*r*sin(phi)*sin(phi)+R*R*cos(phi)*cos(phi)] bei Ersetzung phi-->phi+delta untersuchen, kommen schon ein paar Kilometerchen zusammen. Im Grunde müßte man natürlich mit Krümmungsradien bzw. deren Veränderung rechnen.
Unter Polsprung verstehe ich übrigens auch den physikalischen Wechsel der Pole.
Meinen Sie die ganze Erde oder nur die Erdkruste?
Physikalisch ist das auch zu erklären, wenn man sich endlich von der Anfängervorstellung des Kreisels auf der Tischplatte frei macht. Die Tischplatte ist dem Kreisel gegenüber eine enorme Zwangskraft (heißt auch so). Im Weltall gibt es aber keine Tischlatte.
Sie wissen doch, daß ich Mathematiker bin. Ich würde eher noch glauben, daß Tisch und Kreisel nur in meinem Bewußtsein da sind, als die besondere Nützlichkeit der Lagrangeschen Gleichungen für das Studium von Problemen der Mechanik zu bezweifeln.
Sie sind doch Physiker, wenn ich mich richtig erinnere. Promoviert oder diplomiert? Wenn Ihnen Begriffe wie Lagrangesche Funktion, Trägheitstensor, Eulersche Winkel etwas sagen, können wir uns ja darüber unterhalten, ob die Annahmen realistisch sind, auf denen die Ablehnung der Theorie von impaktinduzierten Polsprüngen durch das wissenschaftliche Establishment beruht. Meiner Meinung nach ist es einfach eine Frage der Größenordnung der auftretenden Drehimpulse. Selbst dann, wenn Sie nur den Drehimpuls der Erdkruste gegenüber dem Drehimpuls des Impaktors betrachten.
Und die Erde ist keine Kugel sondern eher ein Ellipsoid, manche sagen, eine Kartoffel. Dieser hat mehrere Achsen, deren Verhalten bei einer äußeren Kraft berücksichtigt werden muss.
Das mit dem Ellipsoid sehe ich auch, siehe die vulgäre Bezeichnung «Äquatorialwulst.» Für ein Rotationsellipsoid mit R=1.003*r haben wir I1=I2=1.006*I3 für die drei Eigenwerte des Trägheitstensors. Natürlich entspricht die Massenverteilung nicht genau einem Rotationsellipsoid, schließlich gibt es ja den Himalaja, die Kontinente liegen eher auf der Nordhalbkugel, etc. Ich würde mal annehmen, daß I1/I2-1 trotzdem viel kleiner ist als 0.006, sagen wir I1=1.00006*I2 oder so ähnlich. Haben Sie dazu genauere Zahlen?
Ich würde mich für eine detailiertere Diskussion auf Landau/Lifschitz (in der DDR sehr verbreitet) Band I Kapitel VI beziehen. Der symmetrische Kreisel (I1=I2) wird in mehreren Abschnitten dieses Buches als Beispiel gebracht. In diesem Fall rotiert die Symmetrieachse um die Achse des erhaltenen Gesamtdrehimpulses. Natürlich gilt das nur dann, wenn man den Kreisel im Gravitationsfeld der Sonne genauso behandelt wie im schwerelosen Raum und die Existenz des Mondes vernachlässigt. Wenn ich die Auswirkung eines Asteroideneinschlages behandeln sollte, würde ich sagen, daß sich der Gesamtdrehimpuls etwas ändert und daher auch die Periode der Lunisolarpräzession und die Dauer eines Tages, und zwar mit ganz minimalen Änderungen an den 24000 Jahren und den 24 Stunden.
Der Fall I1>I2>I3 wird aaO §37 behandelt und führt auf elliptische Funktionen. Meiner Meinung nach ist, selbst bei der wahrscheinlich kleinen Abweichung von I1 und I2, die dadurch hervorgerufene Abweichung der Erdachsenbewegung von der Bewegung der Achse eines symmetrischen Kreisels um wenigstens eine Ordnung größer als die Veränderungen, die der Einschlag eines Asteroiden von 10km Durchmesser (also ein ganz kapitales Geschoß) mit 50km/s auslösen würde. Und ich glaube weiterhin, daß dies selbst dann gilt, wenn Sie nur den Beitrag zu I1-I2 berücksichtigen, der sich aus der Existenz der Alpen ergibt. Das gilt selbst dann, wenn Sie irgendwie die Bewegung der Erdkruste und des inneren Teiles der Erde als separate Kreiselbewegungen betrachten, die eher lose gekoppelt sind, wie es den Erdkrustenverschiebungspolsprungtheoretikern vorzuschweben scheint. Aber sauber durchgerechnet habe ich das nicht, ich vermute es mal aus dem Bauch heraus. Da die Alpen (um mal vom Himalaja zu schweigen) immer mit uns sind und die Bewegung des Erdkreisels beeinflussen, während ein Asteroid nur alle Jubeljahre einmal einschlägt, können Sie die Theorie von den impaktinduzierten Polsprüngen vergessen.
Genau durchgerechnet habe ich das freilich nicht, es ist nur das, was ich aus dem Bauch heraus glaube. Für detailierte Diskussionen fehlt mir heute und morgen ohnehin die Zeit, da ich noch ein widerspenstiges Programm debuggen muß.
Welche Bahn der Pol beim Kippen beschreiben kann, ist im Inernet und im Archiv beschrieben. Der Kippvorgang geht uber mehrere Drehungen der Erde (Tage).
Dazu würde mich die genaue Quelle interessieren.
In bestimmten Fällen kann die Sonne dabei für etwa einen Tag für einen Teil der Erdbewohner scheinbar stehen bleiben.
Das geht meiner Ansicht nach letztlich zurück auf ein Lügenmärchen, das man den Leuten aufgetischt hat, damit sie sich vor dem gräßlichen Mörderscheusal Jahwe und seinem gelobten Volk bzw. seiner Priesterkaste zu Boden werfen, um Kot zu fressen. Nur daß sich um die Mitte des letzten Jhdts ein amerikanisch-russisch-jüdischer Psychiater [!], der Ihnen wahrscheinlich noch nicht mal eine Differentialgleichung wie f'(t)=cos(t)*f(t) hätte lösen können, eine pseudowissenschaftliche Begründung für dieses Ammenmärchen ausgedacht hat, dem der Zahn der Zeit schon bedenklich zugesetzt hatte.
Gruß
JeFra
- Re: Plattenbewegungen detlef 15.5.2004 23:51 (2)
- Re: Plattenbewegungen JeFra 17.5.2004 10:39 (1)
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