Re: Wiie

Geschrieben von Taurec am 08. August 2006 00:10:38:

Als Antwort auf: Wiie geschrieben von Funktionsdelta am 07. August 2006 22:44:55:

Hallo!

Das Sehen an sich ist außerkörperlich und somit spielen Raum und Zeit als eine Dimension des Raumes keine Rolle. Ein angenommener seine Gabe vollständig beherrschender Seher wäre in der Lage jeden Ort und jeden Zeitpunkt des für uns sichtbaren Universums mittels seines Geistes zu besuchen, wenn nicht gar noch mehr. Ich halte das für schlicht unmöglich. Diese Wahrnehmung wäre allumfassend und damit gottähnlich. Der Geist eines Menschen wäre damit wahrscheinlich überfordert, so wie es manche Seher bei geringerer Reichweite sind, die dann unbewußt die erhaltene Information in ihnen geläufige Symbole kleiden und damit für ihren Verstand begreifbar machen.
Hier fangen die Probleme auch an:
Die Information an sich ist neutral und immer richtig. Das heißt, das, woraus sich ein Seher eine Schau bastelt, trifft immer ein. Jedoch hängt meines Erachtens es sehr von der Begabung eines Sehers ab, ob er die ihm an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit zur Verfügung stehenden Informationen alle erfassen kann. Kein Seher hat jemals alles gesehen. Hierin birgt sich die erste Schauungen zu eigene Unschärfe.
Darüber hinaus hängt es noch viel mehr von verschiedenen geistigen Fähigkeiten des Sehers ab, welche Form seine Schau annimmt. Die Möglichkeiten sind mannigfaltig. Sie reichen vom Sehen durch die Augen anwesender über das verschmelzen verschiedener Zeitpunkte desselben Ortes zu einem Bild, dem intuitiven Wissen von Ereignissen und Zusammenhängen, hin zu eingebildeten Erscheinungen von Außerirdischen, Engeln, Heiligen, Maria, Jesus und dergleichen, was nicht heißt, das nicht doch in manchen Fällen Wesenheiten irgendwelcher Art Informationen zur Verfügung stellen. Auch das Sehen von symbolhaften Bildern, wie Strichen, Landkarten oder irgendwelchen Tieren und Figuren ist diesem Bereich zuzuordnen. Dazu tragen der gesamte Hintergrund eines Sehers, Glaube, Bildung, Ängste, der Kulturkreis, usw. ihren Teil bei. Die religiöse Färbung der Schauungen hat hier ihren Ursprung. Dies ist die zweite Quelle für Unschärfen, die ich als viel größer einschätze, da hier bereits eine unbewußte Interpretation des Sehers stattfindet.
Was nun kommt ist nichts weiter, als Überlieferung. Solche findet bereits statt, wenn der Seher seine Schau anderen mündlich mitteilt oder schriftlich niederlegt und setzt sich mit jedem Menschen fort, durch dessen Verstand und über dessen Mund die Schau sich verbreitet. Dabei fügt jeder, ohne es zu wollen, in mehr oder minder großem Ausmaße der Schau seine eigene Note bei, weil er sie vor seinem geistigen Hintergrund deutet und entsprechend umformuliert weitergibt. Folglich ist es so, daß die Schau Verzerrungen und Verfälschungen unterworfen ist, sei es absichtlich oder nicht, je öfter sie überliefert wird, bis sie jemand schriftlich fixiert. Selbst dann können noch Veränderungen durch Reißen von Zitaten aus dem Zusammenhang und absichtlicher Verfälschung, wie zum Beispiel bei Bekh, vorgenommen werden. Auf diese Art, durch jahrhundertlange Überlieferung, kommt es, daß sich viele alte Prophezeiungen in ihren Formulierungen gleichen, weil mehrere Quellen, die das selbe aussagen, im Laufe der Zeit zusammengefaßt, gedeutet und langsam Teil des Volksgutes werden weitergegeben wurden.
Das ist es, was wir hier zur Präkonstruktion der Zukunft heranziehen. Je älter eine Quelle ist, desto ungenauer ist sie, zum einen wegen des zeitlichen Abstandes des Sehers und den dieser mitsichbringende Schwierigkeiten, das Gesehene zu begreifen, zum anderen wegen der langandauernden Überlieferung, zuzüglich den Unschärfen die durch den Grad der Begabung des Sehers und seinem Intellekt entstehen. Ich halte es für sehr schwierig oder gar unmöglich, die Quellen eindeutig einem Schema zuzuordnen, da auch hierauf die Eigeninterpretation des Forschenden einwirkt, festzustellen, was der geistige und seelische Hintergrund des Sehers war, wie die Schau vom jeweiligen Zeitgeschehen beeinflußt wurde und was Eigeninterpretation des Sehenden ist. Intuition ist dabei wichtig und so gibt es eben so viele Deutungen, wie es Deutende gibt. Daran wird sich auch nichts ändern, wenn einmal eine Schau eintrifft. Die Quellen sind größtenteils so ungenau, daß wir uns heute noch streiten, was den bereits eingetroffen sei, was nicht.

Nebenbei gibt es noch Prophezeiungen mit Wahlfunktion, also "wenn, dann". Wie diese zu deuten sind, bin ich mir mitlerweile gar nicht mehr so sicher. Der obige Text ist daher nur als eine vorläufige Theorie zu verstehen, die sich durchaus noch ändern kann und auch ändern wird, wobei jeder eingeladen ist, eigene Ansichten darzulegen.

Gruß
Taurec
Quellensammlung Schauungen

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