Re: im Ton daneben und in der Sache falsch

Geschrieben von Bonifatius am 24. Februar 2007 21:39:01:

Als Antwort auf: im Ton daneben, in der Sache aber richtig! geschrieben von Micha aus dem Süden am 24. Februar 2007 19:36:26:

> Auch die "Geburtenbombe" wird maßlos übertrieben - bitte, wir haben in Deutschland etwa 3 Mio Muslime gegenüber 80
> Mio Nichtmuslimen.

Lieber Micha,

wie kommst du auf die Zahl von 3 Millionen? Bitte denk dran, dass Muslime nicht wie die meisten Christen in Großkirchen mit klarem Vereinsregister sind, so dass alle Zahlen mehr oder weniger wilde Schätzungen sind. Und zumeist wohl auf die Zahl der gemeldeten (ungleich der tatsächlich hier lebenden!) Ausländer aus rein moslemischen Ländern bezogen wird.

Was die Genauigkeit der Zahlen angeht, da schau Dir doch mal diesen Bericht an:

> Neu erfasst: Menschen mit Migrationshintergrund
>
> Dem Mikrozensus zufolge lebten 2005 rund 15,3 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund
> in Deutschland. Deren Anteil an der Gesamtbevölkerung ist mit knapp 19 Prozent fast doppelt
> so hoch wie der Anteil der bisher erfassten Ausländer, die nun 9% der Gesamtbevölkerung
> ausmachen. Dabei stellen die Deutschen mit Migrationshintergrund sogar die knappe Mehrheit
> (52%) aller Personen mit Migrationshintergrund.
(Quelle: http://www.migration-boell.de/web/migration/46_795.asp)

Was sagt das aus?

1.) Die Anzahl von Ausländern und Menschen mit Migrationshintergrund wurde jahrelang völlig falsch eingeschätzt, nach einem Mikrozensus mußte die Schätzung glatt verdoppelt werden! (die Zahl die Illegalen ist schwer abzuschätzen, aber in dieser Zahl jedenfalls wohl kaum enthalten, denn das würde wohl kaum jemand freiwillig so eintragen)

2.) Auf jeden Ausländer mit ausländischem Pass kommt mindestens noch ein Mensch mit Mitgrationshintergrund, aber mit deutschem Pass.

Es bleibt schwierig, damit die Zahl der real hier lebenden Moslems einzuschätzen, aber wenn man davon ausgeht, dass hier allein 2,1 Millionen Türken leben (Quelle: http://www.loester.net/fakten1.htm, "Gerade die Türken - mit 2,1 Millionen die größte Gruppe der 7,4 Millionen Ausländer in Deutschland - sind zunehmend erfolgreiche Unternehmer, ...") und hierzu die Zahl der zweiten und dritten Generation (= Deutsche!, aber zumeist mit gleicher religiöser Prägung) addiert, so scheint klar zu sein, dass hier weit mehr als 3 Millionen Moslems bzw. Menschen mit moslemischer Prägung leben.

> Also - keine Panik vor den Muslimen!

Ich sage übrigens keinesfalls, dass die hier lebendenden Moslems den 3. Weltkrieg wollen. Aber ich sehe die Folgen eines schwächer werdenden Christentums in Deutschland (oder nenne es meinetwegen "Leitkultur") bei einer gleichzeitig immer größer werdenden Zahl von Moslems, die teilweise straff organisiert sind und in einem völlig säkularisierten Land (das inzwischen sogar christliche Symbole in Schulen verbietet), die spirituelle Komponente nur noch in der verstärkten Hinwendung zum Islam finden.

Wer von Schuld sprechen will, der kann von mir aus den Kirchen die Schuld geben oder dem Staat, er kann es auch gut finden oder sagen, die derzeitigen Verhältnisse seien gezielt arrangiert worden. Da halte ich mich raus, denn all diese Überlegungen ändern nichts daran, dass es so ist wie es ist, und da geht es um eine explosive Mischung. Und als Beispiel nenne ich nochmal die "No Go-Areas" in Berlin, über die inzwischen sogar linke Zeitungen berichten, die bestimmt nicht im Ruf stehen, ausländerfeindlich zu sein. Und diese "No Go-Areas" haben nichts mit einzelnen kriminellen Banden zu tun haben, sondern sind ein strukturelles Problem, das immer größer wird. Leider verstellt sich Stephan dafür seinen Blick durch seine "Friede-Freude-Eierkuchen-wir-sind-doch-alle-Monotheisten"-Religionsauffassung . Nein, es reicht eben nicht, Monotheist zu sein, die Situation in Deutschland ist durchaus brisant.

Und noch ein Hinweis: Die Vorstellung, Religion sei Privatsache für das stille Kämmerlein und hätte nichts mit dem Staat oder Politik zu tun, ist nur eine Vorstellung von uns, ist aber dem Islam völlig wesensfremd. Für einen Moslem ist es völlig selbstverständlich und religiöse Pflicht, dass Allah nicht nur sein religiöses Leben, sondern auch das staatliche Handeln prägt. Wer dies nicht versteht, der wird wohl in ein paar Jahren völlig überrascht sein, wie es zu den Folgen kommen konnte, die er dann sehen wird.

Gruß in die Runde

B.




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