Re: Franz Kugelbeer, der Vorarlberger Seher (1922)

Geschrieben von BAldur am 10. Dezember 2006 01:26:59:

Als Antwort auf: Franz Kugelbeer, der Vorarlberger Seher (1922) geschrieben von Fred Feuerstein am 09. Dezember 2006 18:07:05:

Hallo, Franz,

ich will nicht schon wieder als Klugscheisser dienen, aber einige Anmerkungen kann ich mir nicht verkneifen :

1) >Gefängnis voll mit Priestern ! Irgendetwas muß den
>Volkszorn gg. die Geistlichen entfachen.

wenn sich in Vorarlberg jemals ein Volkszorn erheben würde, so nicht durch die Einlieferung der Verdächtigen in die Untersuchungshaftanstalten. Sondern durch eher bodenständig-faktische Handlungen ohne Justiz und Co. - wie auch andernorts eher zu erwarten, als alles andere

2)
>Grund von 1922 gemachten persönlichen Befragungen
>des Sehers.

Da war die Oktoberrevolution grade ein paar Monate her, der Zarenmord noch frisch, die rote Flut drohte Europa zu überrollen, die Megainflation im Deutschen Reich stand bevor, Versailles nahm den Leutren Brot und Hoffnung, die Scheisse war am dampfen.

Daß da ein frommer Katholik Sorgen kriegt, nun ja, ist nachvollziehbar, aber kein Zeichen von Sehertum.


3)
>>. Ein symbolisches Bild: Ein schönes Knäblein im
>weißen Kleide - Christus flieht vor der Schlechtig-
>keit der Menschheit, und überläßt sie sich selbst und
>dem Fürsten der Finsternis.

soll man das ernsthaft kommentieren ? Ich will nicht rausfliegen, deshalb weise ich nur darauf hin, daß dies der Wahrheitsfindung kaum dient, sondern eher an solnstige perverse Schwülstigkeiten erinnert.


4) Es herrscht eine große Sittenverderbens. Mädchen
>und Frauen werden öffentlich vergewaltigt und auch mit
>dem Tode bedroht.

Falls dies, siehe Punkt 1, der durchschnittliche Vorarlberger ist noch nicht so resthirngef wie der durchschnittliche Piefke. Zumindest nicht bei Nebel und tageszeitlicher Sichtbeschränkung. Das kann schon passieren, aber nicht ohne Gegenreaktion........denk ich mir als zeitweiser Gast dieses schönen Landes und seiner angestammten Bevölkerung.

5) An manchen Orten ist eine solche
>Hungersnot, daß die Leute Baumrinde zu Mehl mahlen,

in Vorarlberg gibt es keine derartig großen Forste.....die paar Bäume sind schnell abgerindet....und dann ?


6. Über Nacht kommt die Revolution der Kommuni-
>sten, verbunden mit den Nationalsozialisten, der Sturm
>über Kloster und Geistliche. Die Menschen wollen es,
>zuerst nicht glauben, so überraschend tritt es ein. Viele
>werden eingekerkert und hingerichtet. Alles flieht in die
>Berge, der Pfänder ist ganz voll Menschen.
>Wie ein Blitz von heiterem Himmel kommt der
>Umsturz von Rußland her zuerst in Deutschland, dar-
>auf in Frankreich, Italien und England. Allerorts ist
>Aufruhr und Zerstörung. Der Seher sieht an einem Ort
>eine lange, breite Straße, von Soldaten umsäumt, darin
>Jung und Alt, Frauen, Kinder, Greise. Am Straßenrande
>steht eine Köpfmaschine, die der Oberhenker durch
>einen Druckknopf in Tätigkeit setzt, zu beiden Seiten
>von je zwei Henkern unterstützt. Alle diese Menschen
>werden enthauptet, Es fließt so viel Blut, daß die
>Köpfmaschine 2 bis 3 mal versetzt werden muß.


G Ä H N......das ist die logische Erwartung im Jahre 1922, wenn man die Jahre 1917-1919 in Rußland sieht. 1922/23 noch kein Nationalsozialismus ? Oh doch, mein Opa war seitdem dabei, er hat den Adi schon in seiner Eckkneipe gehört und sich ihm angeschlossen, als ihn noch niemand kannte.


>Die Rheinlande werden zerstört, mehr durch Flug-
>zeuge als durch Heere. Die Flugzeuge schwärmen wie
>die Schwalben und- lassen Bomben gleich Regentropfen
>fallen. Ebenso wird Münster, mitgenommen.
>Brand von Paris. Marseille wird von der Finsternis
>von einer Meeresflut in einen tiefen Graben, der sich
>um es gebildet hat, geschwemmt.


.......bleibt unkommentiert.....


>5. Aufstand in Österreich. Kein Geld mehr. Abfall
>der Beamten, Polizei, Gendarmerie. Kein Gericht. Ge-
>fängnis voll Bürger und Priester. Erschießungen im Hof
>zu Bregenz. Dann schaffen die Bauern aus dem Ge-
>birge Ordnung.

Da ich einen gewissen Bezug zu Vorarlberg habe, muß ich sagen, das ist - mit Verlaub - ein heute mit Sicherheit total wirklichkeitsfermder Sermon. Denn weder sind die Exekutivbeamten charakterlose Waschlappen, noch sind die Bergbauern in irgendeiner Weise relevant.

7. Jene Bürger, die den Nächsten lieben,
>werden wunderbar verschont; wer ihn hart behandelte,
>wird bestraft.


G Ä H N.....die Realität ist andersherum-.......wunderbar verschont....vielleicht flattert ja das liebe Jesuskindlein vorm Fenster vorbei und macht, daß alles wieder gut wird ? Muß man dazu ein Stück Zucker aufs Fensterbrett legen ? (Anm. Baldur : ja, detlef, ich verwarne mich gleich selber.....)


>Papst Pius XII —flieht ... nach Köln, wo er im Dom
>den neuen Kaiser salbt.
>In den Dom wird ein junger Herr in Zivil geführt,
>er kleidet sich in der Sakristei in eine Offiziersuniform
>ähnlich, der ungarischen um. Im Chore stehen zwei
>Throne. Dem neuen Monarchen werden Haupt und
>Hände gesalbt. ... Er schwört den Treueid und den Schutz
>gegenüber der Kirche. Te Deum unter dem Jubeln des
>Volkes. Der große Monarch schwingt sein Schwert nach
>allen Himmelsrichtungen als Zeichen, daß er die Kirche
>beschützen will.

Lorber wird ein eifriger Christ gewesen sein. Kein Wunder, daß ihm solches schwant. Aber was das mit Realität zu tun haben soll, ........tut mir leid. Und wenn es sich noch so mit anderen üblichen Schauungen und Gesichten gleicht............auch ein bekiffter Junkie kann mal etwas zutreffendes von seiner Umwelt mitkriegen, aber wie ist es um seine Glaubwürdigkeit bestellt ? Wieso soll dies bei Hardcore-Glaubenskämpfern anders sein ?


>>ein Heer von
>Engeln unter Anführung des hl. Michael,...gräßliche Flüche von
>Teufeln sind zu hören.. Man verehre das kostbare
>Blut Jesu und rufe Maria an. Die Teufel holen die
>Gottlosen bei lebendigem Leibe..>8. Ein Kreuz erscheint am Himmel


wieder gähn.....sind sich eigentlich die sogenannten Christen im Klaren, wie befremdlich, um nicht zu sagen, abstoßend, ihre abstrusen Vorstellungen auf ganz normale Leute wirken ???

>9. Die übrig gebliebenen Menschen sind wie Heilige.
>Gott beruft neue Priester wie Christus seine Apostel,
>die in schnellerer Weise auf ihr Amt vorbereitet werden.
>Nur Gotteslob und Heiligenlieder sind zu hören. ...Die Liturgie wird einfach gefeiert
>wie zu Zeiten der Apostel, das Volk antwortet ähnlich
>wie in der Gemeinschaftsmesse. - Gemeinschaftskom-
>munion. Der Seher hört manche Teile von Priestern
>laut in Deutsch gebetet, auch die Konsekrationsworte.
>Abends findet ein Dankgottesdienst statt.
>10. Die Engel werden den Menschen in Rat und Tat
>in ihrer Not beistehen. Es wird in 8 Tagen mehr ge-
>betet als früher in einem Jahr.


Beim Hören der Glocke
>läßt man die Arbeit liegen und eilt in die Kirche.

oh scheisse.........Allah hu akbarrh auf schwarzkittelig......müssen die sich dann in Richtung Rom in den Schmutz werfen ? Oder in Richtung des verbrecherischen kleinen Staates ?


Fred, nix für ungut, ich kann nicht anders. Wenn detlef mich rausschmeisst, ok, ich kanns nicht ändern.

Aber irgenwann kann man dieses Geseire nicht mehr ertragen,, was nicht Deinen Beitrag betrifft, sondern die Tatsache, daß man solche Quellen überhaupt für ein Fünferl Ernst nimmt.

Ich hatte gestern einen enorm wirklichkeitsnahen Traum, es kamen deutlich erkennbare Gesichter drin vor, lesbare Namen, alles mögliche. Aber trotzdem war es ein Unsinn ohne präkognitive Inhalte, es war eine Aufarbeitung eines zuvor geführten Telefongesprächs.

Wäre ich Katholik in Lochau im Jahre 1922, hätte ich auch so einen TRaum haben können. Aber es gibt heute bei weitem nicht mehr so viele Katholiken in Lochau wie damals, und 1992 haben wir auch nicht mehr.

Beste Grüße vom BAldur



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