Quelltext der Seite Orakel (Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens)

Von Ludwig Herold.
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Die bisher gegebenen Definitionen sind entweder zu weit oder zu eng. Sie umfassen einerseits alle Formen der Zukunftkündung vom einfachen ungesuchten Vorzeichen (s.d.) bis zu den kunstvollsten Arten der Aufdeckung des Verborgenen, die erlernt und nach feststehenden Methoden ausgeübt werden; andererseits nur wiederum die verschiedenen Arten des sog. „Losens“ (s. Los, losen)<ref name="Note1" />. Weder das Wort Orakel noch die Bezeichnung Mantik<ref name="Note2" />, die beide ziemlich willkürlich angewendet werden, können dem Begriff Orakel des deutschen Volksglaubens gerecht werden. Beide sind zu weit gefaßt; schon aus diesem Grunde ist eine einfache Übernahme in ihrer eigentlichen Bedeutung untunlich. Die von ihnen umfaßten Arten der Erforschung des Unbekannten wurzeln (meist) im religiösen Glauben, ihre Ergebnisse werden als von der Gottheit gegeben hingenommen, sind ihrem Wesen nach also Weissagung<ref name="Note3" /> (s.d. u. Divination). Das Orakel des deutschen Volksglaubens aber ist nur Wahrsagung<ref name="Note4" /> (= unerlaubte Weissagung)<ref name="Note5" /> (s.d.) und hat mit Religion nichts zu tun.
<references>
<ref name="Note1">Vgl. oben 1, 69 ff.</ref>
<ref name="Note2"> Das lat. Wort „oraculum“ bezeichnet nicht nur eine die Zukunft erhellende, in der Regel durch eine Mittelsperson (Priester) unter besonderen Gebräuchen erteilte Weissagung, sondern auch den geheiligten Ort, an dem diese Weissagung erteilt wurde. Diese Zukunftsdeutung  erfolgt aus dem einfachen, sich von selbst zufällig darbietenden Zeichen wie auf Grund von künstlichen Weissagungsarten, die von einem mehr oder weniger ausgebildeten magischen Zeremoniell umgeben sind. Ebenso umfaßt das griechische Wort Mantik (mantikh) alle Arten der Weissagung von der bloßen Deutung eines zufälligen Zeichens bis zu den schwierigsten Formen der sog. wissenschaftlichen Magie (s.d.). Einen deutschen, alle Arten der Zukunftserkundung bezeichnenden Ausdruck haben wir ebenfalls nicht; über die german. bzw. deutschen Bezeichnungen der einzelnen Arten vgl. Grimm Myth. 2, 863 f. 866 f. 926. 929 ff.; 3, 320 ff.</ref>
<ref name="Note3"> Grimm Myth. 2, 863 f. 926; Wuttke 3 § 3; 193 § 260; die Orakel sind den antiken Menschen eine Realität (Dieterich Kl. Schr. 404) und das Orakel ist die Antwort der Gottheit auf eine ihr vorgetragene Bitte (Wundt Mythus u. Religion 3, 459).</ref>
<ref name="Note4"> Wuttke 3 § 3.; 193 f. §§ 260. 261.</ref>
<ref name="Note5"> Grimm a.a.O. 2, 926.</ref>
</references>
== Abgrenzung, Begriffsbestimmung, Einteilung ==
Der Mensch hat seit den ältesten Zeiten den Wunsch, das Dunkel der näheren oder ferneren Zukunft wenigstens für Augenblicke zu lüften und die Absichten der ihm unbekannten und über ihm waltenden Schicksalsmächte hinsichtlich seiner Person zu entschleiern. Daneben hat er, freilich weniger oft, das Bestreben, bereits geschehene, in Dunkel gehüllte Ereignisse und Geschehnisse der Vergangenheit aufzuhellen durch eine Art rückwärts gekehrter Weissagung<ref name="Note6" />, z.B. einen Dieb ausfindig zu machen. Das eigene Unvermögen, solches zu ergründen, trieb zu dem Glauben, Tiere, Pflanzen, selbst leblose Gegenstände hätten größeres Wissen in diesen Dingen als der Mensch<ref name="Note7" />. Dieser Glaube an geheime Mittel hat keineswegs immer und von Anfang an mit religiösem Glauben etwas zu tun – ist ihm oft genug entgegengesetzt – wenn er auch vielfach in ihn mündet bzw. einen Teil der Religion bildet<ref name="Note8" />.<br>
Die Triebfeder seiner Handlungsweise sind neben Neugierde Nützlichkeitsgründe und nicht Frömmigkeit<ref name="Note9" />. Oft genug liegen die Orakel außerhalb jeder Religion. Daraus ergibt sich der Begriff Orakel, den Beth<ref name="Note10" /> folgendermaßen definiert: „Unter Orakel verstehen wir jeden Brauch, mit Hilfe eines außerhalb der menschlichen Willenstätigkeit erfolgten Begebnisses, das als Zeichen oder Antwort aufgefaßt wird, eine schwebende Angelegenheit zu entscheiden oder noch verhüllte Bezogenheiten und Verflechtungen von Geschehnissen zu enthüllen, um demgemäß sein Verhalten einzurichten“<ref name="Note11" />. Diese Definition begreift auch die ungewollten, zufällig sich darbietenden Erscheinungen des Anganges, der Vorzeichen und des Traumes (s. Angang, Traum) in sich und ist somit zu weit gefaßt. Denn ein wesentliches Merkmal des Begriffes Orakel in unserem Sinne scheint uns die Absicht des Fragestellers nach Erschließung des Unbekannten, sei es, daß er aus einem erwarteten, erhofften Zeichen die Antwort auf eine mehr oder minder bestimmt gestellte Frage entnimmt oder aber dem Schicksal diese Antwort auf irgend eine Art entlockt. Diese Absicht ist auch vorhanden in Bräuchen, die nicht eigens zum Zwecke der Zukunfterforschung geübt werden; dieses Streben stellt vielmehr nur einen Teil des ganzen Komplexes dar. So schloß (schließt) man bei den Fastnachtfeuern aus der Richtung, die der vom Feuer wegziehende Rauch einschlug, auf die Fruchtbarkeit des Jahres (Eifel, Nassau)<ref name="Note12" />. Der Teilvorgang der Zukunftserschließung dieses Abwehrbrauches kann sowohl in das Gebiet des einfachen Vorzeichens wie auch in den des Orakels im engeren Sinne eingereiht werden, da wir die Absicht einer Wahrsagung deutlich ausgedrückt finden. Oder man achtet mit bewußter Absicht auf die Träume in den Unternächten<ref name="Note13" />, auf den Traum im neuen Hause<ref name="Note14" />. Auch hier zeigt sich deutlich, im Gegensatz zum bloßen Zufallstraum, das Bestreben nach Entschleierung der Zukunft, und damit ein Hinübergleiten des Brauches in das Gebiet des absichtlich angestellten Orakels. Noch deutlicher geht das aus folgendem Fall hervor, den Wuttke unter die sich selbst darbietenden Wahrzeichen einreiht, und der dem Angangsglauben zuzurechnen ist. Will eine heiratslustige Person wissen, welchen Vornamen der zukünftige Gatte habe, so fragt er am Neujahrsmorgen das erste im begegnende Kind des andern Geschlechtes unter zwölf Jahren um seinen Taufnamen. Dies ist der Name des künftigen Gatten (Wetterau)<ref name="Note15" />. In jedem dieser drei Fälle wird das Schicksal absichtlich befragt, eine Zukunftskündung also erstrebt und gesucht. Daneben bieten uns diese Grenzfälle weitere Merkmale des Orakels im eigentlichen Sinne. Die Handlungen werden zu bestimmten Zeiten (Fastnacht, Unternächte, Neujahrsmorgen), an gewissen Orten (neues Haus), am bestimmten Objekt (Kind unter zwölf Jahren) vorgenommen. Weitere Merkmale geben uns die selbständigen, zum Zwecke der Zukunftkündung geübten Bräuche. Am Buchberg bei Tölz legte der Bauer in der Christnacht den Eßtisch an eine Kette vom Wagen, mit dem man ins Holz fährt, schob den Mettenblock in den Ofen und stellte Scheiter wie Runenstäbe nach der Zahl der Hausbewohner auf. Wessen Holz bis zur Heimkehr vom nächtlichen Gottesdienst umfiel, der mußte im kommenden Jahre sterben; als ein Knecht aus Mutwillen das Scheit der Bäuerin umlegte, härmte sich diese wirklich zu Tode<ref name="Note16" />. Hier haben wir als neue Merkmale bestimmte Gegenstände, Orakel-Spender (Scheit im Zusammenwirken mit Tisch, Kette, Mettenblock) und bestimmte Bedingungen, unter denen das Schicksal zur Offenbarung veranlaßt wird. Wir müssen zur Abgrenzung des Begriffes Orakel noch einige weitere Beispiele heranziehen. Wer in der Neujahrsnacht um zwölf rückwärts aus dem Hause gehend auf das Dach schaut, dem widerfährt (im kommenden Jahre), was er sieht: ein Sarg, eine Wiege, ein Hochzeitskranz (Meckl.)<ref name="Note17" />. Von diesem bei Wuttke zur Gattung des „Loses“ gezählten Beispiel unterscheidet sich das folgende ebendort<ref name="Note18" /> unter Zauberwahrsagekunst angeführte nur in Äußerlichkeiten. Wenn man in der Neujahrsnacht dreimal um das Haus geht, so erscheint einem der künftige Gatte oder der Tod (Tirol); ähnlich ist der ebenfalls in Tirol am Dreikönigsabend geübte Orakel-Brauch: Wer dem Mädchen, das dreimal schnell nackt innerhalb der Dachtraufe ums Haus läuft, begegnet, wird ihr Mann<ref name="Note19" />. Welche Unterschiede sind nun zwischen diesen drei Fällen, daß man den ersten als (Zufalls-)Orakel, die beiden andern als Zauberwahrsagekunst im üblichen Sinne ansieht? Allen gemeinsam ist die Absicht der Zukunfterforschung und die geheimnisvolle (heilige) Zeit; die Verschiedenheiten sind äußerlicher Art: im Falle 1 das Rückwärtsgehen, in den Fällen 2 und 3 das dreimalige Umwandeln des Hauses, wozu im dritten Beispiel noch die Bedingung der kultischen Nacktheit kommt. Das sind magische Handlungen, die dem Orakel mit demselben Rechte zukommen. Als wesentliche Merkmale des Orakels ergeben sich somit: absichtliche  Herbeiführung der Entscheidung, bestimmte (heilige, geheimnisvolle) Zeiten, geeignete Orte, wirksame Mittel (Orakelspender), bestimmte Bedingungen. Gewöhnlich finden sich in jedem Orakel-Brauch mehrere dieser Merkmale. Aus den angeführten Beispielen ergibt sich aber weiter das unmerkliche Übergleiten der einen Gattung in die andere und die Unmöglichkeit einer scharfen Abgrenzung der einen gegen die andere. Manchmal wird es unmöglich sein festzustellen, ob man einen Brauch als bloße Deutung eines zufälligen Vorzeichens, als eigentliches Orakel oder als Mantik im Sinne systematischer Zauberwahrsagekunst bezeichnen soll. Nun erfordert noch der Begriff Mantik eine genauere Abgrenzung gegen den Begriff Orakel in unserem Sinne. Bis in die Gegenwart lebendig sind Formen der Zukunftkündung, in denen ein Hahn oder eine Henne Orakel-Weiser sind. So setzen in Schwaben am Donnerstag nach Weihnachten die Mädchen eine schwarze Henne in einen von ihnen gebildeten Kreis und schläfern sie ein; auf welche sie nach dem Erwachen zugeht, die heiratet im Laufe des Jahres<ref name="Note20" />. Diese Art der Wahrsagung ist ungekünstelt gegenüber der von dem byzantin. Geschichtsschreiber Zonaras (um die Wende des 11. und 12. Jahrh.) beschriebenen Alektryomantie (s.d.): Die Sophisten Libanios und Jamblichos wollten erkunden, wer der Nachfolger des Kaisers Valens würde. Sie schrieben die 24 Buchstaben des Alphabets (s.d.) in den Sand und legten in jeden ein Weizenkorn. Dann wurde ein Hahn herbeigebracht, den sie unter dem Gemurmel gewisser Formeln beobachteten. Zuerst fraß er das Korn in t, dann in e, dann in o und schließlich in d, und so rieten sie, der Name des Nachfolgers müsse mit teod beginnen. Und wirklich wurde nach dem Tode des Kaisers Valens Theodosius zum Augustus ernannt und 15 Jahre später Alleinherrscher<ref name="Note21" />. Die Unterschiede zwischen unserem Hennen-Orakel und der von Zonaras überlieferten Art sind recht beträchtlich. Abweichend von dem kunst- und systemlos geübten Huhn-Orakel ist vor allem die kunstmäßige von magischem Zeremoniell umgebene Durchführung. Ob die Zauberhandlung an einem bestimmten (Schicksals-)Tage vorgenommen wurde, ist nicht ersichtlich. Vermutlich ist eine bestimmte Zeit für die Vornahme der Handlung ebensowenig erforderlich wie beim Sieblaufen (s.d. und Koskinomantie) oder dem Punktieren (s.d. und Geomantie), die zu jeder Zeit vorgenommen werden können. Solchen Wahrsagungsarten gemeinsam ist eine gekünstelte Systematik, kunstvolles Gerät, oft taschenspielerische Handhabung des Zaubergerätes und eine erlernte Methode, die sich gerne mit dem Schein der Wissenschaftlichkeit umgibt<ref name="Note22" />. Auch das Orakel kennt eine Art Beschwörungsformeln. Beim Bettstaffeltreten (s. Bett) am Andreasabend spricht das Mädchen z.B.: „Bettspond, ich trete dich, Sankt Andres, ich bitt' dich, laß doch erscheinen den Herzallerliebsten meinen, in seiner Gestalt, mit seiner Gewalt, wie er mit mir vor dem Altare steht“ (Nord- u. Mitteld.)<ref name="Note23" />; beim Zaunschütteln (s.d.): „Erbzaun, ich schüttle dich, feines Lieb, ich bitte dich, beil, beil, Hundelein, wo mein feines Lieb wird sein“ (östl. Mitteld.)<ref name="Note24" />. Diese hörbar gesprochenen Worte voll gläubigen naiven Vertrauens sind eher ein Gebet an eine gütige gewährende Macht, wogegen die bei mantischen Wahrsagekünsten gebrauchten Formeln, deren Wortlaut dem Unkundigen vorenthalten wird, sich als magische Beschwörungen ergeben, mit deren Hilfe der Zauberkundige dem Dämon (der Finsternis) sein Geheimnis entreißt. Nach dem bisher Ausgeführten werden wir also aus dem Begriff Orakel ausscheiden: 1. Die zufälligen, vom Menschen nicht gewollten Zeichen; 2. die kunstmäßigen Wahrsagearten auf vorwiegend antiker oder pseudoantiker Grundlage, die Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erhebt (Mantik).<br>
Und nun fassen wir unter Zugrundelegung der oben angeführten Definition Beths den Begriff Orakel wie folgt: „Unter Orakel verstehen wir jeden Brauch, mit Hilfe eines vom Menschen zu bestimmten Zeiten, an bestimmten Orten, mit bestimmten Mitteln oder unter bestimmten Bedingungen absichtlich herbeigeführten Vorganges, dessen außerhalb der menschlichen Willenstätigkeit liegendes Ergebnis als Zeichen oder Antwort aufgefaßt wird, eine schwebende Angelegenheit zu entscheiden oder noch verhüllte Bezogenheiten und Verflechtungen von Geschehnissen zu enthüllen, um demgemäß sein Verhalten einzurichten“.<br>
Für die Einteilung der verschiedenen Arten der Zukunftkündigung ist die Gliederung Wuttkes<ref name="Note25" />, die auch Stemplinger<ref name="Note26" /> und Hoffmann-Krayer<ref name="Note27" /> in vereinfachter Form beibehalten, die übersichtlichste, weshalb wir sie übernehmen. Wir teilen also ein:
Kündung oder Erforschung des Unbekannten (Divination, Mantik<ref name="Note28" /> oder Wahrsagekunst):
A. Passive Wahrsagung aus natürlichen Zeichen, ohne Zutun des Menschen, der nur die Deutung unterlegt; divinatio naturalis <sup>vgl. <ref name="Note28" /></sup> (1. Traum; 2. Zeichen: Angang, Vorzeichen, Wahrzeichen).<br>
B. Aktive Wahrsagung aus vom Menschen absichtlich bewirkten Zeichen, divinatio artificiosa <sup>vgl. <ref name="Note28" /></sup>:<br>
1. Orakel (die Tätigkeit des Menschen ist kunst- und systemlos); 2. Mantik (der Mensch handelt planmäßig nach scheinbar wissenschaftlichen Verfahren).<br>
Eine weitere Unterteilung ist nicht angezeigt, da sich die einzelnen Arten kaum in eine systematische Ordnung und unter allgemeine Gesichtspunkte bringen lassen. Es muß eine Aufzählung der wichtigsten Orakel-Bräuche, die aber stets unvollständig sein wird, genügen. Im übrigen wird auf die Einzelartikel verwiesen. Zur Veranschaulichung diene noch folgendes Schema:
[[Datei:HdA Orakel.jpg|border|center]]
<references>
<ref name="Note6">Ebda. 2, 927.</ref>
<ref name="Note7">ZfrwVk. 1914. 254; Wuttke 193 § 260.</ref>
<ref name="Note8">Beth Religgesch. 59.</ref>
<ref name="Note9">Wuttke 193 § 260.</ref>
<ref name="Note10">A.a.O.</ref>
<ref name="Note11">Die Bezeichnung Orakel ist ein Wort der volkskundlichen Fachsprache. Das Volk bezeichnet Angang, Vorzeichen u.ä. als Zeichen (Das ist ein, kein gutes, ein schlechtes Zeichen; das bedeutet, bringt Glück, Unglück usw.) und hat auch für die bewußt geübten Orakel-Bräuche keine gemeinsame Bezeichnung. Eine größere Anzahl faßt es unter den Namen „losen, liesen“ zusammen, für andere hat es nur die den Einzelvorgang bezeichnenden Namen wie Lichtlschwimmen, Namenlöschen usw.</ref>
<ref name="Note12">Jahn Opfergebräuche 86 f.</ref>
<ref name="Note13">Dähnhardt Volkst. 1, 77 Nr. 6.</ref>
<ref name="Note14">Ebda. 2, 89 Nr. 365.</ref>
<ref name="Note15">Wuttke 209 § 289.</ref>
<ref name="Note16">Sepp Religion 10.</ref>
<ref name="Note17">Wuttke 236 § 338.</ref>
<ref name="Note18">247 § 357.</ref>
<ref name="Note19">Heyl Tirol 752 Nr. 6.</ref>
<ref name="Note20">Stemplinger Aberglaube 56 = Wuttke 242 § 348.</ref>
<ref name="Note21">Stemplinger a.a.O.</ref>
<ref name="Note22">Wuttke 8 § 8.</ref>
<ref name="Note23">Wuttke 249 § 360.</ref>
<ref name="Note24">Ebda. 253 § 366.</ref>
<ref name="Note25">Ebda. 193 ff. 229 ff. 244 ff.</ref>
<ref name="Note26">Aberglaube 23 ff.</ref>
<ref name="Note27">oben 1, 69 ff.</ref>
<ref name="Note28">Stemplinger a.a.O. 23 ff. Abschn. II; Vernaleken 317 f.</ref>
</references>

== Quellen des deutschen Orakel-Glaubens ==
Der deutsche Orakel-Glaube geht auf germanische, aber auch viele antike Zukunfterkundungen zurück<ref name="Note29" />. Welche von den beiden Quellen stärker floß und reichlichere Niederschläge absetzte, wissen wir heute noch immer nicht. Tatsache ist, daß bald die germanischen, bald die antiken Elemente in ihren Einflüssen über- bzw. unterschätzt wurden. Die ausgebildete Orakel-Praxis, wie sie bei den Griechen und Römern nachgewiesen ist<ref name="Note30" />, findet sich, vielleicht in geringerem Maße, auch bei den Germanen<ref name="Note31" />. Möglicherweise hatten größere Stammesverbände auch gemeinsame Orakel-Stätten<ref name="Note32" />. Hauptquelle unserer Kenntnis ist Tacitus<ref name="Note33" />. Die Germanen kannten Toten-Orakel<ref name="Note34" />, Träume nahmen eine wichtige Stellung ein<ref name="Note35" />, von den Vorzeichen<ref name="Note36" /> standen in besonderem Ansehen die Pferde-Orakel<ref name="Note37" />, das Begegnen von Mensch und Tier<ref name="Note38" />, die Zukunftkündung aus dem Klange des Barditus<ref name="Note39" />. Sie deuteten die Zukunft durch Eingeweideschau<ref name="Note40" />, aus den zuckenden Herzen der getöteten Feinde<ref name="Note41" />. Bei den Cimbern war die Blutschau eines der wichtigsten Orakel<ref name="Note42" />. Gleich Indern und Griechen hatten die Germanen Baum-<ref name="Note43" />, Quell- und Fluß-Orakel<ref name="Note44" />. Eine der ältesten und angesehensten Orakel-Arten war das Los-Orakel, das meist die Einleitung zu anderen Orakeln bildete<ref name="Note45" />. Ob das anderen indogerm. Stämmen bekannte Würfel-Orakel auch geübt wurde, ist nicht bekannt. Die Leidenschaft, mit der die Germanen das Würfelspiel betrieben, spricht nicht dagegen<ref name="Note46" />. Endlich waren Gottesurteile<ref name="Note47" />, besonders der Zweikampf<ref name="Note48" />, eine Art Orakel, den Ausgang einer Sache, besonders einer Schlacht, zu enthüllen. Viele Weissagungsarten kamen aus der Antike, besonders der römischen Kaiserzeit, oft schon im Gewande des Christentums<ref name="Note49" />. Die Bekehrer und ihre Nachfolger bekämpften den Orakel-Glauben der Neubekehrten, vor allem die Augurien und Auspizien<ref name="Note50" />, worunter wir aber keinen ausschließlich german.-deutschen Glauben verstehen müssen, sondern wohl vorzugsweise die dem klassischen Altertum bekannten Arten, leisteten ihm aber andererseits wieder Vorschub, wenn z.B. eine Autorität wie der hl. Augustinus den heidnischen (antiken) Orakeln unbestrittene Realität und wirklich ernste, prophetische Leistungen zuschrieb, und nur in den Urhebern der verschiedenen Zukunftkündungen den wahren Gott sieht, nicht die heidnischen Dämonen<ref name="Note51" />. Gregor von Tours verwirft es als Aberglauben, aus dem Fluge der Vögel die Zukunft zu erforschen, berichtet aber getreulich andere Arten und nimmt das von Karl dem Großen verworfene Buch-Orakel in Schutz. Andere Theologen verteidigen das Gottesurteil, der hl. Thomas das Los-Orakel Das Stabwahrsagen, Wasser- und Feuer-Orakel waren anerkannt. So kann die Wirkung des Kampfes gegen den Orakel-Glauben nicht allzu stark gewesen sein. Der größere Teil des Volkes hielt an seinen Orakeln mit Zähigkeit fest, und die reiche Fülle von Zeugnissen für diesen Glauben seit den ältesten Zeiten bestätigt das ununterbrochene Fortleben aller Arten von Orakeln heimischer und fremder Herkunft.
<references>
<ref name="Note29">Stemplinger Aberglaube 1 ff. 14 f.</ref>
<ref name="Note30">Vgl. Cicero De Divinatione.</ref>
<ref name="Note31">ZfrwVk. 1914, 254.</ref>
<ref name="Note32">Vgl. Tacitus Germania c. 39. 40. 43.</ref>
<ref name="Note33">Germania c. 10.</ref>
<ref name="Note34">Mogk Religgesch. 49; Meyer Religgesch. 90; Fischer Altertumsk. 114 f.; v. d. Leyen Sagenbuch 1<sup>3</sup>, 101. 132. 200.</ref>
<ref name="Note35">Mogk a.a.O.; Meyer Religgesch. 143; Grimm Myth. 2, 958 ff.; 3, 331 f.; vgl. Schrader Reallex. 872 ff.; für Griechen und Römer waren Hermes und Apollo die Verkünder des Traumes (Abt Apuleius 118 f. 170. 192 f.),</ref>
<ref name="Note36">Grimm Myth. 2, 944 f.; 3, 324 ff.; Beth Religgesch. 59 f.; Wundt Mythus u. Religion 3, 86; Schrader Reallex. 607; Meyer Religgesch. 143; Quitzmann 228; Widlak Synode v. Liftinae 20. 21. 27.</ref>
<ref name="Note37">Mogk Religgesch. 49; Grimm Myth. 2, 548 f.; 3, 189 f.; Widlak a.a.O. 20; Fischer Altertumsk. 114.</ref>
<ref name="Note38">Grimm Myth. 2, 941 ff.; 3, 323 ff.; Mogk a.a.O.</ref>
<ref name="Note39">Tacitus c. 3; Meyer Religgesch. 143.</ref>
<ref name="Note40">Meyer Religgesch. 143; Widlak a.a.O. 24; Wundt Mythus u. Religion 3, 86 f.; Beth Religgesch. 59.</ref>
<ref name="Note41">Mogk Religgesch. 49.</ref>
<ref name="Note42">Schrader Reallex. 609; Kronfeld Krieg 121; Widlak a.a.O. 23.</ref>
<ref name="Note43">Vernaleken Mythen 5 f. 319 f.; Über das griech. Baum-Orakel: Stemplinger Aberglaube 43. Vgl. Stützle Das griech. Orakel-Wesen und besonders die Orakel-Stätten Dodona und Delphi. 2. Abt. Programm Ellwangen; über die redenden Bäume der Alexandersage bei Pseudo-Kallisthenes und in der epistola Alexandr. ad Aristotelem vgl. Hertz Abhandlgn. 50. 72.</ref>
<ref name="Note44">Schrader Reallex. 609; Vernaleken Mythen 5 f. 319 f. Solche Jungferbrünnlein, Kultusorte wie das griech. Dodona, sind fast in allen wasserreichen Gegenden zu finden (Vernaleken a.a.O. 320).</ref>
<ref name="Note45">Grimm Myth. 2, 866. 929 f.; 3, 321 f.; Meyer Religgesch. 142; Mogk Religgesch. 49 f.; Schrader Reallex. 506 f.; Widlak Synode 22 f.; Fischer Altertumsk. 73; Lippert Christentum 471; Quitzmann 284; Beth Religgesch. 60; Kronfeld Krieg 122; über das Los-Orakel vgl. Tylor Cultur 1, 82; Los-Orakel der Germanen: R. Meißner Ganga til fréttar, in ZfVk. 27 (1917) 1 ff. 97 ff.; Weniger Los-Orakel bei den Germanen, in Sokrates 5 (1917), 433; Petsch Über Zeichenrunen und Verwandtes, in ZfdU. 31 (1917), 433.</ref>
<ref name="Note46">Vgl. Tacitus c. 24; Fischer Altertumsk. 106; über das antike Würfel-Orakel und das vielleicht daraus entstandene Buchstaben-Orakel vgl. Heinevetter Würfel- und Buchstaben-Orakel in Griechenland und Kleinasien, Festgruß des archäologischen Seminars zum hundertjährigen Jubiläum der Universität Breslau, 1921; ARw. 20 (1920/21), 157 f.</ref>
<ref name="Note47">Grimm Myth. 2, 927; 3, 4.</ref>
<ref name="Note48">Fehrle Germania des Tacitus 81; Fischer Altertumsk. 73. 120; Widlak a.a.O. 23; Schrader Reallex. 304 f.</ref>
<ref name="Note49">Grimm Myth. 2, 930.</ref>
<ref name="Note50">Stemplinger Aberglaube 1 ff.; Quitzmann 228.</ref>
<ref name="Note51">Vgl. Augustinus De Civitate Dei X, 32, 12 u. Lippert Christentum 252 f. Über weitere Belege s.O. 1, 78 ff. (Aberglaube) und 5, 191 ff. (Konzil).</ref>
</references>
== Orakel-Spender ==
Orakel-Spender: Die geheimen wirksamen Mittel und Gegenstände, die dem Fragesteller als Zukunftkünder dienen, sind kaum zu übersehen. Dinge der leblosen und belebten Natur, der Mensch selbst, seine Bewegungen, seine Umwelt, die Erzeugnisse seiner Tätigkeit, Gegenstände seines Haushaltes, Gesellschafts- und Geschäftslebens, des Kultes, werden der Entschleierung des Unbekannten dienstbar gemacht<ref name="Note52" />. Diese Orakel-Spender sind zweifacher Art: A. Solche, die dem Bereiche des Menschen entrückt sind, die er also nur deuten kann wie die Gestirne, Kometen, Wolken, Gewitter, Regen und Schnee, Regenbogen, Nebel, elektrische Lichterscheinungen usw. (s. Vorzeichen, Wahrzeichen, Wetterorakel, Himmelszeichen). B. Solche, die der Mensch deutet, sich ihrer aber auch als Mittel zur Herbeiführung von Zukunftsenthüllungen bedient. Diese allein gehen uns hier an. Zu diesen Orakel-Spendern gehören: 1. aus der Welt der freien Natur Feuer und Wasser. Das Geheimnisvolle des Wassers, die ihm zugeschriebene Gabe der Weissagung machen es besonders geeignet als Orakel-Spender. Man schöpft in der Matthiasnacht drei Eimer aus einem stillstehenden W. und gießt es jedesmal hinter sich; beim dritten Eimer sieht man über die linke Schulter und erblickt den künftigen Gatten (Westf.)<ref name="Note53" />. Man erblickt das Bild des Zukünftigen durch Schauen in den Bach (Südb.)<ref name="Note54" />, durch Brunnenschauen<ref name="Note55" /> <ref name="Note56" /> u.a. (Brunnen, Fluß, Wasser); aus einem ins Freie gestellten Schaff Wasser, über das man eine klare Scheibe hält, kann man das Wetter des ganzen Jahres prophezeien (Tirol<ref name="Note57" />), durch Wassermessen (s.d. und Wasserorakel) erfragt man die Fruchtbarkeit des Jahres<ref name="Note58" />. Das Feuer und der Rauch und ihr Verhalten werden meist nur gedeutet (s. Funkensonntag<ref name="Note59" />), dagegen wird die Asche wie auch die (Holz-)Kohle<ref name="Note60" /> (s.d.) zu Orakeln verwendet. 2. Aus dem Mineralreich finden wir Erde (s.d., kehren, Kehricht, Staub, Glücksgreifen), Sand, Kies, Steine<ref name="Note61" />, Salz (s.d. u. Salzhäufchenorakel), Lehm<ref name="Note62" />, Ton<ref name="Note63" />, Blei, Zinn (s. Bleigießen), Eisen. 3. Zahlreich sind die Orakel-Spender aus der Pflanzenwelt: Die Obstbäume und deren Früchte (s.d., Baum, Apfel-, Birn-, Kirschbaum, Nußschale, Pflaume, Zwetschke, Barbara), die verschiedenen Getreidearten, Korn, Gerste, Hafer, auch das Stroh<ref name="Note64" />, Erbsen, Bohnen, Hanf, Leinsamen<ref name="Note65" />; Gewürz- und Futterpflanzen wie Zwiebel und Klee, bes. vierblättriger<ref name="Note66" />; wildwachsende Bäume, Sträucher und Pflanzen, die als Nahrungsspender oder in Kult, Heilkunde und Zauber eine wichtige Rolle spielten wie Fetthenne, Hasel, Hauswurz, Weide, Palmkätzchen, auch Holzspäne und Scheiter (s. Holzscheitorakel); Blumen: Feld- und Gartenblumen, Flieder, Gänseblümchen, Kamille, Löwenzahn, Rose<ref name="Note67" />, Rosmarin, Schmiele und die aus drei-, sieben- oder neunerlei Blumen geflochtenen Johanniskränze und -Sträuße (s. Kranz, Strauß), sowie Gras (s. a. Grashalm, Halm, Halmziehen). 4. Aus dem Tierreich<ref name="Note68" /> finden wir Gans, Hahn und Henne, Hund, Pferd, Schaf und Schwein. 5. Aus dem Bereich des Menschen und seiner Umwelt: bestimmte Altersstufen, so das Kind <sup>vgl.<ref name="Note15b" /></sup><ref name="Note69" />; Teile des menschlichen Körpers<ref name="Note70" />, z.B. Haar, Kopf (s.Totenkopf); Kleidungsstücke u.ä. wie Schuhe (s. Schuhorakel, -werfen) oder das Wickelband des Kindes<ref name="Note71" />; Bewegungen des Menschen: Wenn vor einem Mädchen zufällig ein Bursche geht, dem sie geneigt ist, so spricht sie dreimal leise: „Bist du mir von Gott geschaffen, so greife nach deinem Hute oder Kappe, bist du mir nicht von Gott beschert, so greife du zur Erd“. Die nächste Bewegung desselben gibt das gewünschte Zeichen (Oberpf.)<ref name="Note72" />; die Nahrung des Menschen: Brei, Mehl und daraus bereitete Speisen wie Brot, Knödel, Kuchen, Plätzchen, Wecken, Festkuchen<ref name="Note73" />, Mohnstritzel (s. a. Klöße); Ei, Talg, Wein; Gebrauchsgegenstände des Haushaltes, Geschäfts- und Gesellschaftslebens: Buch (s. a. Bibel, Gebetbuch), Besen, Geld, Ring<ref name="Note74" />, Schüssel, Schlüssel, Sichel, Spiegel, Tischtuch, Wagenrad, besonders Erbdinge, beschriebene Zettel, Kerze und Licht. Vollständigkeit in der Aufzählung ist nicht beabsichtigt und kann auch gar nicht erreicht werden. Die Zusammenstellung soll nur die Vielheit der Orakel-Spender veranschaulichen. Vgl. die Einzelartikel, ferner Dachstroh, Pferde-, Tier-, Vogel-Orakel.
<references>
<ref name="Note52">ZfrwVk. 1914, 255.</ref>
<ref name="Note53">Wuttke 251 § 363 = Kuhn Westfalen 2, 123 f. Strackerjan 1, 93.</ref>
<ref name="Note54">Vernaleken Mythen 331 Nr. 7.</ref>
<ref name="Note55">Mannhardt German. Mythen 522.</ref>
<ref name="Note56">Quitzmann 275.</ref>
<ref name="Note57">Heyl Tirol 756 Nr. 31.</ref>
<ref name="Note58">Wuttke 230 § 329; Grohmann 51 Nr. 322 (Braunau i. Böhm.).</ref>
<ref name="Note59">Vgl. Jahn Opfergebräuche 91.</ref>
<ref name="Note60">ZfVk. 4 (1894), 317.</ref>
<ref name="Note61">Kiesgreifen in Ostpreußen: Wuttke 236 § 337.</ref>
<ref name="Note62">Drechsler Schlesien 1, 7.</ref>
<ref name="Note63">Dähnhardt Volkst. 1, 84 Nr. 2.</ref>
<ref name="Note64">Von bes. Kraft ist das Dachstroh: Wuttke 237 § 339.</ref>
<ref name="Note65">Jahn Opfergebräuche 115. 279.</ref>
<ref name="Note66">Wuttke 244 § 352.</ref>
<ref name="Note67">Das dem Lichterschwimmen ähnliche Rosenblätterschwimmen: Wuttke 235 § 336.</ref>
<ref name="Note68">Vgl. auch Hopf Tierorakel.</ref>
<ref name="Note15b">Wuttke 209 § 289.</ref>
<ref name="Note69">Grimm Mythol. 3, 428. 431.</ref>
<ref name="Note70">Vgl. Tylor Cultur 2, 124. 180.</ref>
<ref name="Note71">Wuttke 237 § 338.</ref>
<ref name="Note72">Ebd. 238 § 342.</ref>
<ref name="Note73">Zu Neujahr läuft das Mädchen mit dem ersten Festkuchen, den man aus dem Backofen zieht, auf die Straße und fragt den ihm zuerst begegnenden Mann nach seinem Namen; so wird dann auch der künftige Gatte heißen (Ungarn): Höfler Weihnacht 36 = ZfrwVk. 1914, 316.</ref>
<ref name="Note74">Stoll Zauberglauben 179 f.; Wuttke 255 § 368.</ref>
</references>
== Orakelstätten ==
Außer an wirksame Mittel ist die Kündung des Unbekannten auch an bestimmte Örtlichkeiten gebunden, an denen das Übernatürliche mehr oder minder mächtig ist. Manche wie z.B. Kreuzwege sind besonders geeignet. Allen diesen Stätten kommt teils kultische, teils rechtliche Bedeutung zu. An erster Stelle ist das Haus zu nennen, dessen Teile im Orakel-Glauben eine wichtige Rolle spielen. Sein natürlicher Mittelpunkt ist der Herd, die alte Opferstätte und der Altar der Hausgemeinschaft, der später durch den das Geheimnisvolle noch stärker betonenden Ofen ersetzt wurde<ref name="Note75" />. Diese sowie Kesselhaken, Ofentopf, Ofenloch und Rauchfang<ref name="Note76" /> (s.d., horchen, Kessel, Kamin, Schornstein) sind wichtige Orakel-Orte in den Zwölften. Weitere wichtige Teile des Hauses sind die Türschwelle, Stubentür<ref name="Note77" />, Haustür<ref name="Note78" /> und die zwischen ihnen liegende Hausflur<ref name="Note79" /> (s.d., Schwelle,. Türe); Hausgiebel, Dach<ref name="Note80" />, Dachfirst, Dachrinne und Dachtraufe und Fenster. Bedeutsam ist ferner der als Besitztumsgrenze wichtige Zaun und der von ihm eingehegte Hofraum mit Düngerstätte<ref name="Note81" />, Brunnen, Wäschestange<ref name="Note82" />. Eine wichtige Orakel-Stätte für Ehe-Orakel ist das Bett (s. Bettstaffel), ferner die Stubenecke (s. Ecke). Außerhalb des Hausbezirkes sind bedeutsam die Kirche, Kirchentür<ref name="Note83" />, Kirchenschwelle und Kirchhof<ref name="Note84" /> (s. Friedhof); Kreuzwege<ref name="Note85" />, Grundstückgrenzen<ref name="Note86" /> (s. Grenze), Quelle<ref name="Note87" />, Bach<ref name="Note88" />, Straße(necke<ref name="Note89" />) und Feld<ref name="Note90" />. S.d. Art.
<references>
<ref name="Note75">Lippert Christentum 470. 485.</ref>
<ref name="Note76">Wuttke 247 f. § 358.</ref>
<ref name="Note77">Hängt ein Mädchen ein im Brot gefundenes Korn über die Stubentür, so heiratet es den ersten Mann, der hierauf in die Stube tritt. John Erzgeb. 30.</ref>
<ref name="Note78">Das Mädchen stellt sich am Mittag des Andreastages mit einem Löffel Hirsebrei an die Haustür; ißt es punkt zwölf, so ist die erste vorübergehende Mannsperson der Zukünftige. Wuttke § 364.</ref>
<ref name="Note79">In Sachsen soll das Mädchen um 12 Uhr in der Silvesternacht das Haus kehren, und wenn es klopft, die Tür öffnen; steht ein Mann dahinter, ist es der Zukünftige: Dähnhardt Volkst. 1, 78 Nr. 5.</ref>
<ref name="Note80">Das Dach gilt schon seit Burchard von Worms als Stelle, wo Geister verkehren: Grimm Myth. 2, 934; 3, 407; Heyl Tirol 753 Nr. 11.</ref>
<ref name="Note81">Schramek Böhmerwald 117.</ref>
<ref name="Note82">Die Wäschestange scheint an Stelle des Grenzzauns getreten zu sein: John Erzgeb. 141.</ref>
<ref name="Note83">Den „Zukünftigen“ kann man erblicken, wenn man während des Zusammenläutens in der Weihnachtsnacht „hinderschi“ die Stube wischt, an allen oder nur an neun Brunnen je drei Schluck Wasser trinkt und sich hierauf zur Kirchentür begibt (Schweiz): Manz Sargans 139 = SchVk. 3, 88; SAVk. 15, 3; 7, 52.</ref>
<ref name="Note84">Vernaleken Mythen 341 Nr. 38; 346 Nr. 53;</ref>
<ref name="Note85">Der Kreuzweg ist ebenso ein Aufenthaltsort der Toten und abgeschiedenen Seelen wie der Friedhof: Dähnhardt Volkst. 1, 86 Nr. 11.</ref>
<ref name="Note86">Wo drei Grundstücke zusammentreffen: Vernaleken Mythen 345 Nr. 51.</ref>
<ref name="Note87">Wuttke 246 § 356: Wenn man sich in der Weihnachtsmitternacht an drei Quellen, die gegen Osten fließen, wäscht, so sieht man darin den zukünftigen Gatten (Baden, Tirol).</ref>
<ref name="Note88">Vernaleken Mythen 333 Nr. 12.</ref>
<ref name="Note89">Dähnhardt Volkst. 1, 76 Nr. 4; Grimm Myth.<sup>4</sup> 3, 470 Nr. 959.</ref>
<ref name="Note90">Wuttke 238 § 341; Erbsenfeld: Reinsberg Böhmen 312.</ref>
</references>
== Orakelzeiten<ref name="Note91" /> ==
Die Orakel sind vielfach an bestimmte Zeiten, Tage und Stunden gebunden, in denen das geheimnisvolle Wirken der Geister besonders rege ist (Schicksals-Zeiten)<ref name="Note92" />. Diese Zeiten spielten seit jeher eine wichtige Rolle als Anfangs- bzw. Übergangszeiten. In ihnen haben germanische Festzeiten, heidnisch-römische Feste und christliche Elemente des Mittelalters ihren Niederschlag gefunden. Infolge ihres Zusammenhanges mit Religion und Kult sind sie besonders geeignet, dem Menschen einen Einblick in die Zukunft zu gewähren und ihm Aufschluß zu geben über sein künftiges Geschick, seine Liebes- und Eheangelegenheiten und seinen Tod, auch über Wind und Wetter, das Gedeihen seiner Feldfrüchte und den Ernteertrag<ref name="Note93" />. Die wichtigsten Orakel-Zeiten des Jahres (vgl. die einzelnen Art.) sind: Der Advent bzw. die Advent-Sonntage<ref name="Note94" />. Der Andreastag (30. 11.), einer der bedeutendsten Orakel-Tage (Liebe und Ehe, Beruf, Bleiben und Gehen, Tod, Fruchtbarkeit, Witterung)<ref name="Note95" />; der Barbaratag (4. 12.) (Liebe, Glück, Fruchtbarkeit)<ref name="Note96" />; Luciatag (13. 12.) (Fruchtbarkeit)<ref name="Note97" />; Thomastag (21. 12.), der für das östliche Deutschland die Rolle des Andreastages übernommen hat (Liebe, Beruf<ref name="Note98" />); die Weihnachtszeit (s. Rauchnächte, Unternächte, Zwölften) als wichtigste Orakel-Zeit des Jahres mit dem Weihnachts-, Silvester- und Dreikönigsabend (s. Silvester, Dreikönige) als Anfang, Mitte und Ende<ref name="Note99" />; Pauli Bekehrung (25. 1.) (Liebe, Witterung<ref name="Note100" />); Maria Lichtmeß (2. 2.)<ref name="Note101" />; Petri Stuhlfeier (22. 2.) (vereinzelt Liebes-Orakel)<ref name="Note102" />; Matthiastag (24. 2.) (Liebe)<ref name="Note103" />; Fastnacht (Zeit der Aussaat, Ausfall der Ernte)<ref name="Note104" />; die Osterzeit tritt wenig hervor; vereinzelt der Karfreitag (Ausfall der Obsternte)<ref name="Note105" /> und die Osternacht (Liebe, Ernteaussichten)<ref name="Note106" />. Die Walpurgisnacht (Liebe)<ref name="Note107" />; Veit (15. 6.) (Liebes-Orakel in Schwaben)<ref name="Note108" />; der Johannestag (21. 6.) ist eine der wichtigsten Orakel-Zeiten (bes. Liebe, aber auch Leben und Tod)<ref name="Note109" />, die Orakel-Spender sind vorwiegend Blumen, Kränze und Sträuße. Michaelis (29. 9.) (bes. Getreidepreise, auch Wetter)<ref name="Note110" />; Allerseelen (2. 11.) (Leben und Tod, in Westböhmen)<ref name="Note111" />; der Martinstag (11. 11.) (Witterung, Leben und Tod)<ref name="Note112" />.<br>
Die beliebtesten Orakel-Tage unter diesen sind der Weihnachts-, Silvester-, Andreas-, Thomas-, Dreikönigsabend, der Johannis- und Matthiasabend. Die Reihenfolge drückt den ungefähren Grad der Wichtigkeit aus. Nicht einbezogen sind die für die Wetterprophezeiung wichtigen Lostage (s.d., dann Wetter, Wetterorakel, -vorzeichen). – Schicksalkündende Kraft haben auch die für das einzelne Menschendasein wichtigen Höhepunkte Geburt, Hochzeit und Tod<ref name="Note113" /> sowie die Zeit der Aussaat und Ernte<ref name="Note114" />, an die sich Orakel verschiedener Art knüpfen. Die Zukunftbefragungen, welche die Dienstboten anstell(t)en, um über weiteres Verbleiben in ihrer bisherigen Stellung oder Veränderung Auskunft zu erhalten, binden sich vielfach an keine der oben erwähnten Orakel-Zeiten<ref name="Note115" />. Am günstigsten für die Zukunftserforschung ist die Zeit zwischen Sonnenuntergang und -aufgang<ref name="Note115a" />, nur vereinzelt das Zwielicht<ref name="Note116" />, meist die Mitternachtsstunde (Schlag 12), die Stunde vor Mitternacht (11–12)<ref name="Note117" /> oder nach Mitternacht (12–1 Uhr)<ref name="Note118" />. Manche Orakel, die sonst um Mitternacht vorgenommen werden, können auch während des Aveläutens angestellt werden<ref name="Note119" />. Die Mittagsstunde als günstigste Zeit findet sich häufig bei den Orakeln des Johannestages<ref name="Note120" /> und selten beim Bleigießen am Matthiastag<ref name="Note121" />.
<references>
</ref>
<ref name="Note91">Grimm Myth. 1, 34 f.; Meyer Mythol. d. Germ. 323–334; Ders. Germ. Myth. 192 f.; v. d. Leyen Sagenbuch 1, 97 f. 272 ff.; Wuttke S. 56 ff. 62 ff.; Vernaleken Mythen 5 ff.; Sartori 3, 1 ff. (wichtigste Literatur über die deutsche Jahresteilung); vgl. ARw. 20, 371.</ref>
<ref name="Note92">Lippert Christentum 471. </ref>
<ref name="Note93">Sartori 3, 8.</ref>
<ref name="Note94">Drechsler 2, 202. </ref>
<ref name="Note95">Wuttke 86 § 104; Quitzmann 275; Lauffer Niederdeutsche Volksk. 87; Dähnhardt Volkst. 1, 83 ff. 2, 79; Grimm 3, 464 Nr. 847; John Westböhmen 1; Sartori 3, 10 f. (reiche Lit.). </ref>
<ref name="Note96">John Westböhmen 5; Sartori 3, 11 (Literatur). </ref>
<ref name="Note97">Sartori 3, 20; John a.a.O. 7. </ref>
<ref name="Note98"> Wuttke 87 § 104; Lauffer a.a.O.; Quitzmann a.a.O.; weitere Lit. bei Sartori 3, 21. </ref>
<ref name="Note99">Wuttke 63. 66. 69; John Westböhmen 11 ff.; Sartori 3, 23 f. 29. 30. 33. 39 f. 54. 71 f. 75 (reiche Lit. Angaben). </ref>
<ref name="Note100">Wuttke 82 § 95; Sartori 3, 82. </ref>
<ref name="Note101">Sartori 3, 86; Wrede Eifeler Volksk. 97. </ref>
<ref name="Note102">Sartori 3, 88 = Hessler Hessen 2, 325. </ref>
<ref name="Note103">Wuttke 82 § 96; Grimm Mythol. 3, 461 Nr. 773 u. 774; 3, 465 Nr. 876; weitere Lit. bei Sartori 3, 90. </ref>
<ref name="Note104">Wrede Eifeler Volksk. 97; Sartori 3, 117. </ref>
<ref name="Note105">Ebda. 3, 145. </ref>
<ref name="Note106">Jahn Opfergebräuche 142. </ref>
<ref name="Note107">Reinsberg Böhmen 207; Sartori 3, 184 (weitere Lit.). </ref>
<ref name="Note108">Birlinger Volkst. 2, 143.</ref>
<ref name="Note109">Wuttke 80 § 92; Reinsberg Böhmen 312; John Westböhmen 87; weitere Lit. bei Sartori 3, 224.</ref>
<ref name="Note110">ZfVk. 10 (1900), 89. </ref>
<ref name="Note111">John Westböhmen 97.</ref>
<ref name="Note112">Grimm Mythol. 3, 433. 445 Nr. 341; John Westböhmen 98; Reinsberg Böhmen 503 f.; Sartori 3, 208 (Lit.). </ref>
<ref name="Note113">Sartori 1, 18; Hochzeit: Sartori 1, 52. 72. 103 (Lit.); Wuttke § 558 ff.; Tod: Sartori 1, 125 (Lit.).</ref>
<ref name="Note114">Saat: Sartori 2, 109; Ernte: Sartori 2, 81 = Jahn Opfergebräuche 162; Sartori 1, 89. 105.</ref>
<ref name="Note115">Sartori 2, 37. </ref>
<ref name="Note115a">Wuttke 57 § 64.</ref>
<ref name="Note116">Wuttke § 364; ebda. 247 § 357 Schwartz Volksglaube 92. </ref>
<ref name="Note117">Grimm Mythol. 3, 465 Nr. 854.</ref>
<ref name="Note118">Wuttke 57 § 64. </ref>
<ref name="Note119">Vernaleken Mythen 346 Nr. 53. </ref>
<ref name="Note120">Wuttke 57 § 64; 247 § 357. </ref>
<ref name="Note121">Ebda. 241 § 346.</ref>
</references>

== Bedingungen ==
Die das Leben des Menschen bestimmenden Schicksalsmächte können nur unter bestimmten Bedingungen zum Sprechen gebracht werden. Wie bei jedem Zauber zeigt sich auch in den Orakel-Bräuchen ein starkes Abweichen vom Alltäglichen. Wir unterscheiden nach Bedingungen, die sich A. auf die Mittel (Orakel-Spender), B auf die Handlung beziehen. A. Die weissagende Kraft der Orakel-Spender wird gesteigert durch eine nicht alltägliche Art der Erwerbung. Viele Dinge haben eine besondere Kraft, wenn sie ererbt sind<ref name="Note122" />. Diebe entdeckt man am besten mit Hilfe eines Erbschlüssels<ref name="Note123" /> oder eines Erbsiebes<ref name="Note124" /> (s. Schlüssel, Sieb, Erbsachen), Erbbücher<ref name="Note125" /> sind besonders geeignet zum Wahrsagen, ebenso ein Erbzaun (s. Zaunschütteln). Man muß sie erbetteln<ref name="Note126" /> (s. betteln) oder stehlen<ref name="Note127" /> (s.d.). Das Getreide, welches das Mädchen beim Samensäen in der Andreasnacht von seinem Bette aus auf den Fußboden wirft, muß entwendet sein (Deutschböh.)<ref name="Note128" />, zu Orakel-Zwecken sucht das Mädchen im Egerland und im Saazer Kreis beim Einkauf des Bratens zu den Weihnachtsfeiertagen dem Fleischer ein kleines Stückchen Fleisch zu stehlen<ref name="Note129" />. Werden die benötigten Dinge gekauft, so soll man nichts abhandeln<ref name="Note130" /> (s. feilschen), um die Orakel-Kraft des Stückes nicht zu vermindern. Die Dinge dürfen oft nicht mit bloßen Händen angefaßt werden<ref name="Note131" /> (s. bloß, berühren). B. Bei der Vornahme des Orakel-Brauches sind ebenfalls gewisse Bedingungen zu erfüllen. Und zwar ergibt sich eine Zweiteilung nach 1. Unterlassen, 2. gebotenem Tun. 1. Vieles muß unterlassen werden<ref name="Note132" /> (s. Tabu): Der OrakelSucher darf nicht beten<ref name="Note133" /> (s. Gebet), kein Kreuz machen und keine Kirche besuchen (s. Kreuzzeichen, Kirchenbesuch), muß sich überhaupt von allen religiösen Dingen fernhalten und darf sich den ganzen Tag nicht waschen<ref name="Note134" /> (s. waschen). Man darf nicht sprechen<ref name="Note135" />, sich nicht versprechen <sup>vgl. <ref name="Note133" /></sup> (s.d.) und nicht lachen<ref name="Note136" />, darf beim Aufsagen eines Spruches oder Gebetes kein Wort mehr sagen <sup>vgl. <ref name="Note133" /></sup> und darf sich nicht umsehen<ref name="Note137" />. Am häufigsten ist das Verbot des Sprechens<ref name="Note138" />. 2. Andererseits sind wiederum viele Dinge ausdrücklich geboten: Man muß ein Kreuz schlagen, auf einem Kreuze stehen, muß gerade, darf nicht gebückt stehen<ref name="Note139" />, muß eine geweihte Kerze anzünden<ref name="Note140" /> oder vor sich halten<ref name="Note141" />. Um auf einem Kreuzweg die Zukunft zu erfahren, muß man einen Kreis aus Stroh oder mit einer Kette (s. Hegung, Kreis), mit geweihter Kreide oder einem geweihten Stein (s. weihen) um sich ziehen, muß mit gekreuzten Beinen (s. kreuzweise) und eingezogenem Daumen auf einem Gebetbuche sitzen <sup>vgl. <ref name="Note141" /></sup> <ref name="Note142" />, man muß sich auf einen Besen stellen<ref name="Note143" /> oder auf einem Besen zum Hühner- oder Schafstall reiten<ref name="Note144" />, auf einem Bund Erbsenstroh<ref name="Note145" /> oder in einem Korbe sitzen<ref name="Note146" />; sich mit dem Gesicht auf die Erde legen<ref name="Note147" />, muß den Zauberkreis Schlag 11 oder 12 betreten, dreimal im Kreise herumgehen, einmal rechts, einmal links und noch einmal und darf den Kreis vor 1 Uhr nicht verlassen <sup>vgl. <ref name="Note141" /></sup> <sup>vgl. <ref name="Note142" /></sup>; man muß die Sache in Teufels Namen beginnen <sup>vgl. <ref name="Note127" /></sup>, muß den Kopf verhüllen<ref name="Note148" /> (s.d.), über die rechte<ref name="Note149" /> oder linke<ref name="Note150" /> Schulter blicken, etwas mit der rechten Hand über die linke Schulter werfen<ref name="Note151" /> (s. links, rechts); man muß nach einer Sache mit geschlossenen<ref name="Note152" /> oder weggewendeten Augen<ref name="Note153" /> greifen (s. Auge), zwischen den Beinen durchsehen<ref name="Note154" />; man muß vor Sonnenaufgang gegen Osten schauen<ref name="Note155" />, sich an drei Quellen waschen, die gegen Osten fließen <sup>vgl. <ref name="Note87b" /></sup>. Man muß um den Orakel-Spender tanzen<ref name="Note156" /> (s.d.), ihn schütteln <sup>vgl. <ref name="Note156" /></sup> <ref name="Note157" /> <ref name="Note158" /> (s.d. und rücken, rütteln), treten<ref name="Note159" /> (s.d.), drücken<ref name="Note160" /> (s.d.), man muß die Orakel-Stätte umwandeln <sup>vgl. <ref name="Note18b" /></sup> (s. Umgang, umgehen). Vieles muß verkehrt (s.d. und umgekehrt) getan werden. Man muß sich, um einen Traum zu bewirken, verkehrt ins Bett legen<ref name="Note161" />, das Bett gänzlich verkehrt machen<ref name="Note162" />, das Eßzeug verkehrt auf den Tisch legen und den Stuhl verkehrt, d.h. mit den Füßen nach oben, daranlehnen<ref name="Note163" />. Anderes muß rückwärts (s. rücklings, -wärts) erfolgen: Man muß rückwärts gehen<ref name="Note164" />, nach rückwärts kehren<ref name="Note165" />, Dinge rückwärts über sich werfen<ref name="Note166" />. Sehr häufig, besonders in Liebes-Orakel, ist Nacktheit (s.d.) Bedingung<ref name="Note167" /> Viele Handlungen müssen dreimal, auch öfter vorgenommen werden (s.u.).
<references>
<ref name="Note122">Wuttke § 202. </ref>
<ref name="Note123">John Westböhmen 276; Dähnhardt Volkst. 2, 89 Nr. 371 </ref>
<ref name="Note124">Wuttke § 369.</ref>
<ref name="Note125">Ebda. § 349. 368. </ref>
<ref name="Note126">Ebda. § 252. </ref>
<ref name="Note127">Ebda. § 203.</ref>
<ref name="Note128">Reinsberg Böhmen 517. </ref>
<ref name="Note129">Ebda. 575 f.</ref>
<ref name="Note130">Wuttke § 352. 354; Köhler Voigtland 364; John Westböhmen 276; Drechsler 1, 47.</ref>
<ref name="Note131">Wuttke § 219. 335. </ref>
<ref name="Note132">Ebda. 218. </ref>
<ref name="Note133">Ebda. 360.</ref>
<ref name="Note134">Vernaleken Mythen 341 Nr. 40; 350 Nr. 62.</ref>
<ref name="Note135">Wuttke § 360 = ZfdMyth. 3, 60. </ref>
<ref name="Note136">Dähnhardt Volkst. 1, 85 Nr. 7. </ref>
<ref name="Note137">Wuttke § 362; Vernaleken Mythen 336 Nr. 17; 337 Nr. 18. </ref>
<ref name="Note138">Wuttke § 219. 358 u.a. </ref>
<ref name="Note139">Vernaleken a.a.O. 341.</ref>
<ref name="Note140">Wuttke § 365. </ref>
<ref name="Note141">Vernaleken Mythen 333 Nr. 12. </ref>
<ref name="Note142">Ebda. 345 Nr. 50. </ref>
<ref name="Note143">Wuttke § 359 = Vernaleken Myth. 345 Nr. 51. </ref>
<ref name="Note144">Wuttke § 341.</ref>
<ref name="Note145">Ebd. § 359. </ref>
<ref name="Note146">Ebda. § 363. </ref>
<ref name="Note147">Ebda. § 359.</ref>
<ref name="Note148">Ebda. 357; Liebrecht Zur Volksk. 325.</ref>
<ref name="Note149">Wuttke § 361. </ref>
<ref name="Note150">Ebda. 363. </ref>
<ref name="Note151">Ebda. § 347.</ref>
<ref name="Note152">ZfVk. 4 (1894), 318. </ref>
<ref name="Note153">Köhler Voigtland 379.</ref>
<ref name="Note154">Wuttke § 358. </ref>
<ref name="Note155">Vernaleken Mythen 343 Nr. 44. </ref>
<ref name="Note87b">Wuttke 246 § 356.</ref>
<ref name="Note156">Wuttke § 252. </ref>
<ref name="Note157">Ebda. § 367. </ref>
<ref name="Note158">Ebda. § 365; DHmt. 4 (1908), 87; Erzgb.-Ztg. 21 (1900), 246.</ref>
<ref name="Note159">Erzgb.-Ztg. 28 (1907), 63. </ref>
<ref name="Note160">Peter Österreichisch-Schlesien 2, 213. </ref>
<ref name="Note18b">247 § 357.</ref>
<ref name="Note161">Wuttke § 360; Vernaleken Mythen 343 Nr. 46. </ref>
<ref name="Note162">Wuttke § 361 = Mühlhause Hessen 96. </ref>
<ref name="Note163">Wuttke § 362 = Vernaleken 30. </ref>
<ref name="Note164">Grimm Mythol. 2, 936; 3, 468 Nr. 928; 3, 424 Nr. 205; Wuttke § 338. 358. 366.</ref>
<ref name="Note165">Grimm a.a.O. 3, 451 Nr. 507 u.a. </ref>
<ref name="Note166">Drechsler Schlesien 1, 6 Nr. 4; Reinsberg Böhmen 575.</ref>
<ref name="Note167">Wuttke § 219. 249; Grimm Mythol. 3, 451 Nr. 506; 3, 470 Nr. 955; Riesengebirge in Wort u. Bild 10 (1890), 20 Nr. 201.</ref>
</references>
== Zahlen im Orakel-Glauben ==
Auch die Zahlen spielen eine nicht unbedeutende Rolle. Am häufigsten erscheint die heilige Zahl drei, dann neun und zwölf als Steigerungen, seltener sieben. Drei: Drei Körbe Holz holt das Mädchen am Dreikönigsabend in die Küche und zählt sie (Tirol)<ref name="Note168" />, dreimal wird beim Lahmgläsleheben (Glücksgreifen) nach einem der drei Gläser gegriffen (Österr.-Schlesien)<ref name="Note169" />, an drei Brunnen muß man Wasser trinken, unter drei Brücken sich waschen <sup>vgl.<ref name="Note154b" /></sup>, dreimal muß man beim Bleigießen das flüssige Blei durch den Erbschlüssel gießen (Böhmen)<ref name="Note170" />. Vier: s.u. Anm. 169. Fünf: Man wirft fünf Brotkügelchen auf den Tisch; läßt sich durch Verlegen eines einzigen von ihnen ein Kreuz bilden, so ist die Frage, die man im Sinn hat, bejaht (Thür., Schw.)<ref name="Note171" />. S. auch Anm. 169. Sechs: S. u. Anm. 169. Sieben: Von sieben oder neun Gartenbäumen und Sträuchern holen die Mädchen die Barbarazweige<ref name="Note172" />. S. u. Anm. 169. Neun: Aus neunerlei Holz verfertigt das Mädchen den Kranz, den es aufsetzt, um im Bach den Liebsten zu sehen <sup>vgl. <ref name="Note54b" /></sup>; aus neunerlei Blumen wird der Orakel-Kranz am Johannestage geflochten<ref name="Note173" />, neunerlei Speisereste wickelt man vor dem Horchengehen ins Tischtuch <sup>vgl. <ref name="Note144b" /></sup>, an neun Brunnen muß das Mädchen je drei Schluck Wasser trinken <sup>vgl. <ref name="Note83b" /></sup>. Zwölf: Zwölfmal tritt das Mädchen beim Bettstaffeltreten gegen die untere Bettlade <sup>vgl. <ref name="Note162b" /></sup> (s. Zahl).
<references>
<ref name="Note168">Heyl Tirol 753 Nr. 9. </ref>
<ref name="Note169">Vernaleken Mythen 355 Nr. 82; in Pr.-Schlesien nimmt man drei bis sieben Teller (Drechsler 1, 6 Nr. 5), im ehem. Österr.-Schlesien sieben (Peter Österr.-Schlesien 2, 215), in Sachsen vier bis fünf (Dähnhardt Volkst. 1, 84 Nr. 3), in Pommern sechs (Knoop Hinterpommern 178 f.), im Erzgebirge neun (Erzgeb.-Ztg. 21 (1900), 247). </ref>
<ref name="Note154b">Wuttke § 358. </ref>
<ref name="Note170">Reinsberg Böhmen 12. </ref>
<ref name="Note171">Wuttke § 328. </ref>
<ref name="Note172">Ebda. § 347.</ref>
<ref name="Note54b">Vernaleken Mythen 331 Nr. 7.</ref>
<ref name="Note173">Ebda. § 332. </ref>
<ref name="Note144b">Wuttke § 341.</ref>
<ref name="Note83b">Manz Sargans 139 = SchVk. 3, 88; SAVk. 15, 3; 7, 52.</ref>
<ref name="Note162b">Wuttke § 361 = Mühlhause Hessen 96.</ref>
</references>
== Fragestellung ==
Mit Hilfe der verschiedenen Orakel-Verfahren sucht der Fragesteller Aufschluß über sein materielles Wohl. Alle wichtigen Vorkommnisse im Leben des einzelnen<ref name="Note174" /> stehen im Banne des Orakel-Glaubens. Der Mensch wünscht in erster Linie für sich Auskunft über sein zeitliches Leben; in vereinzelten Fällen greift er aber auch darüber hinaus<ref name="Note175" />. Im östlichen Mitteldeutschland wirft man am Silvesterabend eine Heringsseele an die Decke; bleibt sie da kleben, so kommt des Menschen Seele in den Himmel<ref name="Note176" />. Doch kommen solche Fälle nicht allzu häufig vor. Die verschiedenen Orakel-Bräuche lassen sich nun in zwei Gruppen teilen: A. Orakel, deren Zweck die Enthüllung des Unbekannten nach irgend einer Richtung ist, die also den ganzen Komplex des Verborgenen, die Zukunft schlechthin, erfassen und die gewonnenen Zeichen fallweise und beliebig deuten. Zu solchen gehören viele Formen des Losens<ref name="Note177" />. Der Ausübende ist mit dem zufrieden, was ihm das Schicksal enthüllt. B. Orakel-Verfahren mit (meist) bestimmter Fragestellung, die sich auf einzelne Vorkommnisse im Menschenleben beziehen, z.B. die Bejahung einer klar gestellten beliebigen Frage. Die wichtigsten Momente, die es wünschenswert machen, in die Zukunft zu blicken, sind: 1. Der künftige Beruf; 2. Bleiben und Gehen; 3. die Zahl der Lebensjahre und der Tod; 4. der Zustand der Seele nach dem Tode und das Schicksal eines Verstorbenen<ref name="Note178" />; 5. Liebes- und Eheangelegenheiten; 6. zu erwartende Kinderzahl, Geschlecht der Kinder, Art der Kinderkrankheiten<ref name="Note179" /> u.ä.; 7. das Wetter; 8. die Fruchtbarkeit des Jahres; 9. die Ernteaussichten; 10. die Höhe der Getreidepreise; 11. die Aufdeckung von Diebstählen. Vereinzelt sucht man Art und Ausgang von Krankheiten<ref name="Note180" />, etwas häufiger Lotterienummern zu erforschen (s. Lotterie). Die auf Liebe und Ehe bezüglichen Orakel-Verfahren sind in der Mehrzahl<ref name="Note181" />. S. Ehe-, Liebes-, Krankheits-, Todes-Orakel.
<references>
<ref name="Note174">Wuttke § 260. </ref>
<ref name="Note175">Stoll Zauberglaube 175.</ref>
<ref name="Note176">Wuttke § 342. </ref>
<ref name="Note177">Ebda. § 341 = Reinsberg Böhmen 572 = Vernaleken Mythen 331.</ref>
<ref name="Note178">Knuchel 47. </ref>
<ref name="Note179">Wuttke § 335. 336. 338. 343.</ref>
<ref name="Note180">Ebda. § 331. </ref>
<ref name="Note181">Stoll a.a.O. 179; vgl. Sartori 1, 52 (reiche Lit.-Angaben); von etwa 300 untersuchten Beispielen entfallen ungefähr 50% auf sie; nur etwa <sup>1</sup>/<sub>4</sub> davon sind eigentliche Liebes-Orakel, die andern drei Viertel müssen als Ehe-Orakel bezeichnet werden. Die Todes-Orakel machen beiläufig 21–22% aus, die ohne bestimmte Fragestellung ganz allgemein auf die Enthüllung des Unbekannten gerichteten 15%. In den Rest teilen sich alle übrigen Arten.</ref>
</references>
== Orakel-Sucher ==
Die Fragenden entstammen beiden Geschlechtern, vorwiegend einfacheren Gesellschaftsschichten (wenigstens in der Gegenwart) und allen Lebensaltern von der Mannbarkeit aufwärts. Das weibliche Geschlecht überwiegt, was teils in der Mehrzahl der Liebes- und Ehe-Orakel, teils in der weiblichen Natur begründet ist. Aber auch junge Männer finden sich unter den Ausübenden (s.u. Anm. 255 u. 323). Orakel, die sich mit der Ergründung von Wetter, Fruchtbarkeit, Getreidepreisen u.ä. befassen, sind mehr älteren Männern, besonders Bauern, vorbehalten. Der Glaube an die Kraft der Orakel ist gegenwärtig noch vorhanden in abgelegeneren Gegenden, z.B. im Erzgebirge<ref name="Note182" />. Aber auch hier ist schon viel zum Spiel und Zeitvertreib geworden (s.u.).
<references>
<ref name="Note182">Eigene Wahrnehmung.</ref>
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== Orakel-Arten ==
Wie bereits bemerkt, ist es sehr schwer, die zahlreichen Arten in eine systematische Ordnung und unter allgemeine Gesichtspunkte zu bringen. Teilen wir nach dem Ergebnis (Zweck) ein, so müssen wir das Schuhwerfen unter den Ehe- wie unter den Todes-Orakeln anführen, das Zettelgreifen unter den Ehe-Orakeln und unter denen, die auf die Frage nach dem künftigen Beruf antworten. Nehmen wir das Mittel als Einteilungsgrund, so ist das Lichterschwimmen sowohl zu den Licht- oder Kerzen- wie zu den Wasser-Orakeln zu stellen. Welche Gesichtspunkte man immer zugrunde legt, die Einteilung wird mehr oder weniger äußerlich, etwas gewaltsam sein. Bald wird der Zweck, bald das Mittel, bald die Art der Ausführung den zweckmäßigeren Einteilungsgrund bilden. Denn die einzelnen Elemente sind in der buntesten Weise miteinander verknüpft, so daß sich unzählige Varianten nach Art der Kaleidoskopbilder ergeben. Und jede Einteilung wird auch subjektiv sein. Daher ist der Zweck der folgenden Zusammenstellung, die nur einige wichtige oder interessantere Orakel-Arten herausgreift, in erster Linie auf die Vielfältigkeit, die gegenseitigen Zusammenhänge und die vielen Übergänge der einzelnen Arten ineinander hinzuweisen. Nach Möglichkeit werden dabei verwandte Arten zu größeren Gruppen zusammengefaßt. Ist der Zweck des Orakels abgekürzt angegeben, so bedeuten:<br><br>
B – Beruf<br>
D – Diebstahlsenthüllung<br>
E – Ernteaussichten<br>
F – Fruchtbarkeit des Jahres<br>
G – Erkundung der Getreidepreise<br>
Gl – Glück<br>
H – Hochzeit (Ehe-Orakel)<br>
L – Liebe<br>
O – Ortsveränderung (Bleiben u. Gehen)<br>
T – Tod<br>
W – Wetter<br>
Z – Zukunft im allgemeinen.<br><br>
1. Beliebt und heute noch geübt ist die Zukunfterforschung durch Andreaszweige<ref name="Note183" /> (E) und Barbarazweige<ref name="Note184" /> (L.E., Hexen erkennen<ref name="Note185" />, Unschuld des Mädchens<ref name="Note186" />) (s. Andreas, Barbara).<br><br>
2. Reich an Varianten ist die Gattung der Apfel-Orakel, z.B. Apfelessen<ref name="Note187" /> (E), Apfelschalen-Orakel<ref name="Note188" /> (L.H.), Apfelschneiden<ref name="Note189" /> (T), das besser zu den Zähl-Orakeln zu stellende Apfelkernwerfen<ref name="Note190" /> (H) u.a.<br><br>
3. Eine zusammengehörige Gruppe bilden die Asche- (T)<ref name="Note191" />, Mehl-(T)<ref name="Note192" /> und Salzhäufchen-Orakel<ref name="Note193" /> (F.W., Gl. T<ref name="Note194" />), bei denen das zukunftweisende Medium verschieden, die Art der Durchführung gleich ist (s. Asche, Mehl, Salzhäufchen-Orakel).<br><br>
4. Bleigießen (B<ref name="Note195" />, H<ref name="Note196" />, Z<ref name="Note197" />) mit dem verwandten Eiergießen (Z<ref name="Note198" />) und Wachsgießen (H)<ref name="Note199" />, die man auch zu den Wasser-Orakeln rechnen kann.<br><br>
5. Eine umfangreiche Gruppe bilden die verschiedenen Blumen-Orakel, die vorwiegend Auskunft in Liebesangelegenheiten geben<ref name="Note200" />, aber auch über den künftigen Beruf<ref name="Note201" /> und schließlich metaphysisch über das zweite Leben<ref name="Note202" /> (s. Blume, Wucherblume): das Blumen-Orakel schlechthin durch Auszupfen der Blumenblätter (L)<ref name="Note203" />; das Brautkranz-Orakel: Die Rosmarin- oder Myrthenzweige, welche Braut und Bräutigam bei der Trauung tragen, werden zu einem Kränzlein zusammengebunden und aufbewahrt; solange dieses zusammenhält, so lange leben die beiden miteinander (Karlsbader Gegend)<ref name="Note204" />; das Liebeskränzchenbinden<ref name="Note205" /> (L); das den Wurf-Orakeln zuzurechnende Kranzwerfen (H), das geübt wird mit einem Kranz aus neunerlei Blumen<ref name="Note206" />, Quendel<ref name="Note207" />, Schmielen<ref name="Note208" />, Stroh<ref name="Note209" /> (s. Quendel, Stroh). Im Riesengebirge pflückt das Mädchen am Vorabend des Johannisfestes neunerlei Blumen und windet ein Kränzchen daraus, während sie dabei von neun bis eins zurückzählt. Weder auf dem Hin- noch auf dem Rückwege darf sie sprechen. Daheim angelangt muß sie das Kränzchen stillschweigend verstecken und des Nachts es unter das Kopfkissen verlegen, worauf sie vom künftigen Bräutigam träumt<ref name="Note210" /> (s. Kranz). Dieses Orakel läßt sich auch als Traum-Orakel bezeichnen (s.u.). In der Gablonzer Gegend wiederum bereiten heiratslustige Mädchen am Vorabend des Johannisfestes vor dem Hause ein Lager aus Blumen. Ist es am nächsten Tage (vom hl. Johannes) zerstreut, so heiratet das Mädchen noch im selben Jahre<ref name="Note211" />. Zum Erfragen der Kinderzahl dient in Schlesien folgender Orakel-Brauch: Man nimmt (ein) Gänseblümchen, pflückt die weißen Randblüten ab, zerdrückt die gelben Scheibenblüten im Handteller, wirft sie in die Höhe und fängt sie mit der Rückseite der Hand auf. Die auf dem Handrücken verbleibende Anzahl der Blütenblätter gibt die Zahl der Kinder an<ref name="Note212" />. Auch die verschiedenen Halm-Orakel, Halmmessen u.ä. gehören hierher (s. Halm).<br><br>
6. Ziemlich reichhaltig ist die Gruppe der Brot-Orakel, die Aufschluß über Verschiedenes geben, z.B. eine beliebige Frage bejahen bzw. verneinen durch das Brotkugelwerfen<ref name="Note213" />, die Witterung des Jahres voraussagen durch Anschneiden eines frischen Brotes<ref name="Note214" />, aber auch den Tod: In der Znaimer Gegend erhält die Braut nach dem Einlaß ins Haus einen Laib Brot und ein rostiges Messer zum Anschneiden in die Hand. Ist beim Anschneiden die Rinde abgelöst, so steht ihr das Grab bald offen<ref name="Note215" />. Andere Orakel-Verfahren mit Brot s.u. bei Wasser-Orakel (s. Brot).<br><br>
7. Die Richtung des Weges, den man einzuschlagen hat, erfährt man durch das Federblasen<ref name="Note216" />, durch das Federkiel-Orakel erkundet das Mädchen, ob ihm sein Schatz treu ist<ref name="Note217" /> .<br><br>
8. In Sachsen stellen die Mädchen ein ganz eigenartiges Fischblasen-Orakel an: Wenn das Mädchen wissen will, ob es einen Mann bekommt, so muß es in der Andreasnacht eine Fischblase um die große Fußzehe binden. Wenn diese am andern Morgen geplatzt ist, so bekommt es keinen, wenn nicht, so wird sie geheiratet<ref name="Note218" /> (s. Fisch).<br><br>
9. Ein in bäuerlichen Kreisen wichtiges Orakel-Verfahren ist das Getreidemessen, unter welchem Namen man alle Orakel zusammenfaßt, die über den Ausfall der kommenden Ernte und über die zu erwartenden Getreidepreise Auskunft geben sollen<ref name="Note219" />. In den Dörfern der Roßlauer Gegend erkundet man die Getreidepreise auf folgende Weise: Zwei etwa <sup>1</sup>/<sub>2</sub> 1 Inhalt fassende braune Näpfe wurden bis zum Rande mit Getreide gefüllt, sodann umgestürzt und die darin befindlichen Körner auf den Tisch geschüttet. Hierauf füllte man die beiden Näpfe wieder mit dem ausgeschütteten Getreide. Wurde hierbei der zweite Napf nicht voll, so ward, wie man meinte, das Korn teuer, wurden dagegen beide Näpfe wieder voll oder blieb gar etwas Getreide übrig, so galt das als ein Zeichen, daß das Korn im Preise sinken werde<ref name="Note220" />. Durch das Getreidequellen sucht man zu erfahren, welche Getreideart im nächsten Jahre am besten geraten werde<ref name="Note221" />, durch das Probesäen die beste Zeit der Aussaat<ref name="Note222" /> (s. Getreide).<br><br>
10. Recht umfangreich, auch abwechslungsreich in vielen Einzelheiten ist die Gruppe der Greif-Orakel Die in dieser Gruppe zusammengefaßten Verfahren zielen meist auf Entscheidungen in Liebesangelegenheiten, geben aber auch Auskunft über die Nähe des Todes und andere Fragen. Wenn im Riesengebirge das Mädchen am Andreasabend durch die Tür in den Hausflur greift und dabei spricht: „Andreas, deas meas, gimr zo erkenna, met wam ich wa beim Priester mich genenna!“, so erscheint der zukünftige Bräutigam und reicht ihm die Hand<ref name="Note223" />. Durch das Haaregreifen (L) sucht die Dirne zu erfahren, welche Haare der künftige Gatte habe<ref name="Note224" />. In Schlesien übt man das Stäbchengreifen: die Mädchen nehmen drei Stäbchen mit ins Bett, ein dickes, ein beschabtes, ein dürres. Ergreift die Hand beim Erwachen das dicke, so ist der Zukünftige reich, beim mittleren hat er zur Genüge, beim dünnen ist er bettelarm<ref name="Note225" />. Ein ähnliches Orakel ist das Zettelgreifen, auch Zettelschreiben genannt, das meist in der Christnacht geübt wird: Die Orakel-Sucherin schreibt auf mehrere Zettel die Namen mehrerer ihr geneigter Burschen, fügt einige unbeschriebene hinzu und legt sie dann unter das Kopfkissen. Beim ersten Erwachen in der Nacht oder am Morgen zieht sie einen Zettel hervor, der ihr besagt, ob sie im kommenden Jahre von dem Burschen, dessen Namen auf dem Zettel steht, geheiratet wird oder noch ledig bleibt<ref name="Note226" />. Oder das Mädchen schreibt nur drei Zettel und wirft zwei von ihnen nach dem Auslöschen des Lichtes hinaus. Derjenige, dessen Namen auf dem zurückgebliebenen Zettel gefunden wird, „ist es“<ref name="Note227" />. Ähnlich ist das Stern-Orakel: Das Mädchen schneidet aus Papier einen achtzackigen Stern und schreibt auf jede Zacke einen Männernamen, einen Zacken aber läßt sie unbeschrieben. Wenn sie in der Früh erwacht, reißt sie mit geschlossenen Augen eine Zacke ab. Den Namen, der auf der Zacke steht, wird ihr Gatte haben. Reißt sie die unbeschriebene Zacke ab, so heiratet sie in diesem Jahre nicht<ref name="Note228" />. Das Zettelgreifen wird auch zur Erfragung des künftigen Berufes angestellt<ref name="Note229" />. Das besonders in der Zeit der Zwölften geübte Schafegreifen (H)<ref name="Note230" /> wäre besser bei den Tier-Orakeln einzureihen (s.u.). Weit verbreitet ist das in den verschiedensten Variationen vorkommende Glücksgreifen (s.d.), das unter den Namen Teller-, Tassen-, Glücks-, Lumpen-, Wanderbündelheben, Tüppelstürzen oder Topfraten besonders in den östlichen Gegenden des deutschen Sprachgebietes geübt wird. Drei bis neun verschiedene Gegenstände werden einfach nebeneinander, in oder unter Tassen, Teller, Töpfe oder in eine mit Wasser gefüllte Schüssel <sup>vgl. <ref name="Note153b" /></sup>) gelegt. Der Fragesteller muß mit weggewendeten, geschlossenen oder verbundenen Augen ein-, auch dreimal nach einem dieser mit der Tätigkeit der Menschen in Beziehung stehenden Gegenstände greifen. Aus der blind gewählten Sache schließt man auf die Zukunft des Betreffenden<ref name="Note231" /> (s. greifen). Über das Holzgreifen und Verwandtes (s.u.).<br><br>
11. Sehr zahlreich sind die verschiedenen Arten der Horch-Orakel, des Losens (s. horchen, losen), die meist Ehe-Orakel sind (in diesen Fällen mit bestimmter Fragestellung) oder sich allgemeiner auf die Erkundung der Zukunft im allgemeinen einstellen. a) Das Horchen geschieht oft in Verbindung mit anderen Handlungen, die gewissermaßen die die Zukunft kündenden Stimmen hervorrufen wie z.B. beim Baumklopfen<ref name="Note232" /> oder Baumschütteln<ref name="Note233" />, Bäumefüttern<ref name="Note234" />, dem (Erb-)Zaunschütteln (H)<ref name="Note235" /> (s. Ehe, Zaunschütteln), die man wie die verschiedenen Arten des Stallhorchens (H)<ref name="Note236" /> auch zu den Tier-Orakeln (s.u.) rechnen kann. Gebräuchliche Arten des Horchens sind Kreuzweghorchen oder -stehen (H<ref name="Note237" /> , T<ref name="Note238" /> , Z<ref name="Note239" />) und das Fensterhorchen (H<ref name="Note240" />, T<ref name="Note241" />, Z<ref name="Note242" />), das in der Kaadner Gegend in nachstehender Weise geübt wurde: das heiratslustige Mädchen machte sich unkenntlich, indem es sich ein Tuch überwarf, und schlich dann leise bis zu einem Hause, in dessen ebenerdiger Stube sich ein lautes Gespräch vernehmen ließ. An den Fensterrahmen mit dem ersten Finger der rechten Hand behutsam anklopfend sprach sie leise: „Ich klopfe an, ob ich dieses Jahr bekomme den Mann“ und lauschte hierauf, ob sie das Wörtchen „ja“ vernahm. War dies der Fall, so erwartete sie zuversichtlich, daß der Freier spätestens bis zur nächsten Fastnacht erscheinen würde. Fiel das Wörtchen „nein“ zuerst, so war für das kommende Jahr mit der Heirat nicht zu rechnen<ref name="Note243" />. Andere Formen sind das Bach-, Brunnen- (s.u.), das Backofenhorchen (Gl, T)<ref name="Note244" />, das Hafen-, Höllhafen- oder Ofentopfhorchen  (H<ref name="Note245" />, T<ref name="Note246" />), das Horchen am Mohnstampfmörser (Z)<ref name="Note247" />. b) Verwandt mit diesen Orakeln, wohl zum Teil aus ihnen hervorgegangen sind die zahlreichen Arten des Orakel-Schauens, bei denen es in erster Linie auf die Gesichtswahrnehmungen ankommt, das Bach- und Brunnenschauen (beide L) <sup>vgl. <ref name="Note54c" /></sup>, Ofengucken (L)<ref name="Note248" /> (Z) <sup>vgl. <ref name="Note250" /></sup>), Ofentopfschauen (H, Z), das Rauchfangschauen (H, T, Z)<ref name="Note249" /> <ref name="Note250" />, Spiegel-Orakel<ref name="Note251" /> (s.u. und Spiegel), das Kirchhoflosen (Z)<ref name="Note252" />, bei dem man, wenn man in der Thomasnacht durch einen Sarg oder einem Sargbrett, in dem ein Astloch ist, alle Toten des künftigen Jahres sehen kann. c) Eine weitere Abart bilden die verschiedenen Formen des Kehrens (s.d.), die meist nackt vorgenommen werden und vorwiegend Ehe-Orakel sind wie das Kreuzweg- <sup>vgl. <ref name="Note55b" /></sup>, Hausflur- <sup>vgl. <ref name="Note79b" /></sup>, Stubenkehren<ref name="Note253" />. d) Auch gehören noch die Formen des Orakelsitzens hierher. Will man vorauswissen, wen man heiraten wird, so soll man sich in der Christnacht, wenn alle Hausgenossen zu Bett gegangen sind, eine Flasche oder ein Glas mit Wasser, eine mit Bier und eine mit Branntwein auf den Tisch stellen. Darauf setzt man sich, in ein Laken gehüllt, auf einen Stuhl in die Mitte der Stube und die zukünftige Ehehälfte wird sich unter großem Lärm zeigen. Der auf dem Stuhl Sitzende muß dabei tun, als schliefe er. Die Erschienene, welche er, falls sie ihm bekannt ist, leicht erkennen kann, tritt hierauf an den Tisch und trinkt aus einer Flasche. Trinkt sie vom Wasser, so bleiben sie im Ehestande arm; trinkt sie vom Bier, so wird es ihnen gut gehen; trinkt sie vom Branntwein, so werden sie reich. Nachdem sie getrunken hat, entfernt sie sich. Soll der die Zukunft Befragende unverheiratet bleiben, so zeigt sich ein Gerippe<ref name="Note254" /> (vgl. u. Schicksalsfrage). Will das Mädchen im Riesengebirge den Burschen sehen, welchen es zum Manne bekommt, so muß sie sich am Andreasabend in der zwölften Stunde auf jene Stelle der Ofenbank setzen, wo die Bretter ineinandergefügt sind. Dann erscheint der künftige Gatte. Er geht einige Male über die Stube und verläßt dann stillschweigend, wie er gekommen ist, den Raum. Setzt sich der Bursche an die bezeichnete Stelle, so sieht er sein Mädchen<ref name="Note255" />.<br><br>
12. Eine beliebte Art der Zukunftkündung bilden die Karten-Orakel<ref name="Note256" /> (s. Kartenschlagen, Kartenspiel.)<br><br>
13. Eine größere Gruppe sind die Kerzen-Orakel: Zu ihnen gehören als wichtigste: die am hl. Abend angestellten Schatten-Orakel<ref name="Note257" /> (T); die als Lichter-, Nußschalenschwimmen, -schwemmen oder Nappelfang (vorw. L,<ref name="Note258" /> aber auch T)<ref name="Note259" /> bezeichnete Art; die Leuchtenprobe (H): In Ermanglung von Nußschalen und Lichtern werden zwei Bällchen von fest zusammengedrehtem Werg genommen. Diese werden in bestimmten Abständen von zwei Personen gleichzeitig angezündet, abermals „er“ und „sie“. Gehen beide zusammen in die Höhe, so deutet das auf gemeinsamen Lebensflug<ref name="Note260" />. Oder jede der anwesenden Mädchen reißt zwei Stückchen Werg von ihrem Rocken, legt beide an den Rand der Leuchte, bezeichnet das eine mit ihrem Namen, das andere mit dem Namen einer anderen Dirne und zündet beide an. Das Mädchen, deren Stück früher fortfliegt, wird im folgenden Jahre heiraten<ref name="Note261" />. Auch zündete der Bursche ein Stück vom Rocken herabgerissenen Flachs an und ließ ihn fliegen. Das Mädchen, auf die es hinflog, war die Liebste des Orakel-Befragers<ref name="Note262" /> (s. Kerze, Lein).<br><br>
14. Verwandt mit dem Apfelschneiden ist das Nuß-Orakel (T)<ref name="Note263" />.<br><br>15. Reichhaltig ist wieder die Gattung der Tier-Orakel: häufig angewendete Arten sind die schon erwähnten Hunde-Orakel wie Baum-, Zaunschütteln u.a. (s.O.); das Hennen-Orakel (H) <sup>vgl. <ref name="Note20b" /></sup>, Gänse(rich)-Orakel (H)<ref name="Note264" />, das Schafegreifen (H) <sup>vgl. <ref name="Note230" /></sup> u.a. (s. Gans, Hahn, Schaf).<br><br>16. Die Traum-Orakel sind vorwiegend Ehe-Orakel Die Orakel-Träume werden auf verschiedene Weise bewirkt: dadurch, daß das Mädchen einen Spiegel<ref name="Note265" />, ein Schmelkenkränzlein<ref name="Note266" />, einen aus verschiedenen Blumen geflochtenen Johanneskranz (Erzgeb.)<ref name="Note267" /> unter den Kopf legt. Das Emmentaler Mädchen kann den Liebsten im Traume sehen, wenn es vor dem Schlafengehen Käse und Brot auf den Tisch stellt<ref name="Note268" />. Das Leinsäen<ref name="Note269" /> (s. Lein) zwingt den Liebsten ebenso, im Traume zu erscheinen, wie das Semmel-Orakel: Der Orakel-Sucher kauft am Tage vor dem hl. Abend für einen Pfennig das letzte Endstößchen Semmel. Er schneidet ein bißchen Rinde ab, bindet es unter den rechten Arm, trägt es so den Tag über und beim Schlafengehen christnachts legt er es unter den Kopf, sagend: „Jetzt hab ich mich gelegt und Brot bei mir, wenn doch nu mein fein Lieb käme und äße mit mir!“ Findet sich frühmorgens etwas von der Semmel abgenagt, so wird die Heirat das Jahr über geschlossen werden; ist sie unverletzt, so schwindet die Hoffnung<ref name="Note270" />. Endlich ist das in der Andreas- und Thomasnacht geübte Bettstatt- oder Bettstaffeltreten (H)<ref name="Note271" /> als eines der wichtigsten Traum-Orakel zu nennen. Als verwandt schließen sich Orakel-Verfahren an, in denen der Liebste durch einen ähnlichen Zitierzauber gezwungen wird, in Spukgestalt zu erscheinen: Das Emmentaler Mädchen backt sich am hl. Abend alten Stiles ein tüchtig gesalzenes Teiglein und ißt es vor dem Schlafengehen. Wenn es nun im Schlafe recht durstig geworden ist, kommt der Zukünftige mit einem Trunke <sup>vgl. <ref name="Note268" /></sup>. Im Erzgebirge ißt das Mädchen einen Hering und legt sich dann zu Bett. In der Nacht bringt der zu trinken, den es heiraten wird<ref name="Note272" />. Im Riesengebirge soll das Mädchen, nachdem es sich gewaschen hat, unbekleidet und naß ins Bett gehen, dann kommt der Bräutigam und trocknet es ab<ref name="Note273" />.<br><br>17. Wasser-Orakel: Das Bleigießen und verwandte Arten wurden oben bereits erwähnt, ebenso das Bach-und Brunnenhorchen (L)<ref name="Note274" />, das Bach- und Brunnenschauen (H)<ref name="Note275" />; zu nennen ist weiter das ebenfalls bereits angeführte Lichterschwimmen und mit ihm verwandte Arten: das Brotschwimmen (L), bei dem die weiße und braune Rinde die Verehrer des Mädchens, der Brosen das Mädchen selbst bedeuten<ref name="Note276" />; das Pfennigschwimmen, bei dem die Nußschalen durch Schwertpfennige vertreten sind; von den drei auf das Wasser geworfenen Münzen bedeuten zwei die Eheleute und die dritte den Pfarrer<ref name="Note277" />. Aber auch Tod kündet es<ref name="Note278" />. Ähnlich ist das Hafer-<ref name="Note279" /> und das Blattschwimmen <sup>vgl. <ref name="Note67b" /></sup>, das Holzkohlen-schwimmen<ref name="Note280" /> (alle H, L). Das Brot-oder Tonkugelschwimmen, auch Kugelauflösen genannt, ist dem oben genannten Zettelschreiben verwandt. Das Mädchen macht Kugeln aus weichem Brot oder Lehm, steckt in jede einen mit dem Namen eines jungen Mannes beschriebenen Zettel und wirft die Kugeln in eine Schüssel mit Wasser. Der zuerst auftauchende Zettel gibt den Namen des Bräutigams<ref name="Note281" />. Beim Eheringklingen gibt man einen Ring ins Wasser und bringt dieses in Bewegung. Wie oft der Ring an das Glas anschlägt, so viele Jahre bleibt man noch ledig (Erzgeb.)<ref name="Note282" /> (s. Ringorakel). Das Wassermessen (s.d. und Wasser-Orakel) wird angestellt zur Erkundung der Fruchtbarkeit<ref name="Note283" />, gibt aber auch Auskunft über das Wachstum des Besitzes<ref name="Note284" />. Das Sinngrünschwimmen<ref name="Note285" /> ist ein dem Glücksgreifen ähnlicher Orakel-Brauch, das Weingießen (L) wird in der Thomasnacht geübt<ref name="Note286" />.<br><br>18. Unter der Bezeichnung Wurf-Orakel werden Orakel-Bräuche zusammengefaßt, bei denen aus der Zahl der Würfe auf die Verwirklichung des gedachten Wunsches geschlossen wird. Sie sind meist Ehe-Orakel Beim Hadernwerfen wirft der Fragende mit einem feuchten Hader nach der Türklinke. Die Zahl, bei der er hängen bleibt, gibt die Zahl der Jahre bis zur Hochzeit an (Nordböh.<ref name="Note287" />). Beim Kranzwerfen wirft man aus verschiedenem Material gefertigte Kränze (s.O. Blumen-Orakel), beim Strohwische-<ref name="Note288" />, Stecken-<ref name="Note289" />, Streuprügel-<ref name="Note290" />, Weidenzweigwerfen<ref name="Note291" /> diese Dinge auf einen Baum und zählt die Würfe, beim Münzwerfen werden Zwanzigerstücke auf Wasser geworfen<ref name="Note292" />. Neben dem Kranzwerfen am häufigsten geübt wird das Schuh- oder Pantoffelwerfen (s. Schuh-Orakel, -werfen), das in erster Linie Ehe-Orakel ist<ref name="Note293" />, aber auch über Bleiben und Gehen<ref name="Note294" /> und Krankheit und Tod<ref name="Note295" /> Aufschluß erteilt. Nur äußerlich läßt sich das Miederfegen und das Schürzenschütteln anreihen. Die Mädchen legen die ausgezogenen Mieder oder Lätze in eine Mulde. Nun muß die Jüngste unter ihnen mit verbundenen Augen die Lätze mit der Hand drehen und hin und herfegen. Dabei spricht sie: „Latz, fege dich; Feinsliebchen, bewege dich!“ Welches Mädchens Latz aus der Mulde herausfällt, das wird binnen Jahr und Tag heiraten (Pr.-Schlesien<ref name="Note296" />). Im benachbarten Tschechisch-Schlesien werfen die Mägde ihre Schürzen in eine Futterschwinge oder in ein Sieb und schütteln sie durcheinander. Die Magd, deren Schürze oben liegt, heiratet zuerst<ref name="Note297" />. Ein eigenartiges Orakel ist das Bleiwerfen (L)<ref name="Note298" /> (s. Bleigießen).<br><br>19. Die Zähl-Orakel sind aufgebaut auf die Beantwortung bestimmter Fragen durch ja oder nein und auf dem Gedanken der geraden und ungeraden Zahl<ref name="Note299" />. Manche der bereits erwähnten Orakel ließen sich auch hier zwanglos einreihen. Eines der einfachsten ist das Knopfabzählen<ref name="Note300" />; das Apfelkernzählen <sup>vgl. <ref name="Note190" /></sup> wurde schon genannt (s.O.), die meist geübten sind die unter den Namen Scheiteraffen, -zählen, -tragen, Holzlegen , Schleißengreifen, Spänerufen u.a. bekannten Holzscheit-Orakel<ref name="Note301" /> (s.d.). Sie sind fast ausnahmslos Ehe-Orakel Aber auch langes, glückliches Leben ist zu erwarten, wenn die Zahl der Stücke eine gerade ist<ref name="Note302" />. Daneben geht eine zweite unter dem Namen Scheiter-, Prügelziehen usw. bekannte Form, bei der es sich um die Beschaffenheit des unter bestimmten Verhaltungsmaßregeln gezogenen Holzstückes handelt. Ist es schön und astfrei, so wird der Mann gut gewachsen, schön und brav sein, ein krummes Stück bedeutet einen krumm gewachsenen, ein ästiges Stück einen groben Mann<ref name="Note303" />. Auch finden sich beide Arten vereinigt<ref name="Note304" />. Das oben unter dem Wurf-Orakel genannte Steckenwerfen kann ebensogut dieser Gattung zugezählt werden wie der nachstehende Orakel-Brauch des Holzgreifens, den man auch als Orakelschauen bezeichnen kann: Geht die Magd während der Mette in die Holzkammer oder auf den Heuboden und faßt, ohne zu sprechen, soviel Holz oder Heu, als sie mit den Armen umspannen kann, so erscheint ihr der zukünftige Geliebte oder Gatte und hilft ihr (Kaaden-Saazer Gegend)<ref name="Note305" />. Das Späneschwimmen läßt sich hier einreihen wie unter den Wasser-Orakeln. Ein auf der Zahl 100 aufgebautes Orakel ist das Schimmelzählen: Junge Mädchen zählen die an Fuhrwerke gespannten Schimmel. Der erste junge Mann, welcher der „betreffenden“ nach dem Begegnen des hundertsten Schimmels die Hand gibt, ist der „Zukünftige“, welcher die Erwählte noch in diesem Jahre heimführt (Nordwestböhmen)<ref name="Note306" />.<br><br>20. Unter die Buchstaben-Orakel<ref name="Note307" /> sind zu zählen: das Buchstabengreifen (L)<ref name="Note308" />, Namenlöschen (H, B)<ref name="Note309" />, Abarten des oben genannten Zettelschreibens<ref name="Note310" /> u.a. (s. ABC). Diese Formen leiten über zu dem Bücherstechen (H, Z) und zur Bibellotterie<ref name="Note311" /> (s. Bibel, Gebetbuch). Beim Buchstabengreifen schreiben die Mädchen die 24 Buchstaben des Alphabets mit geweihter Kreide an die Tür und greifen mit verbundenen Augen darnach; der getroffene Buchstabe ist der Anfangsbuchstabe des künftig Geliebten (Schles.)<ref name="Note312" />. Um Glogau ist das Zettelquirlen üblich: Die Mädchen werfen beschriebene Zettel in einen Topf und quirlen sie gehörig durcheinander; wessen Name zuerst herausfliegt, den wird das Mädchen heiraten<ref name="Note313" />.<br><br>21. Andere Orakel-Arten: Das bekannte Zwiebel-Orakel dient zur Erforschung der Witterung des Jahres<ref name="Note314" />. Auch Hochzeits-Orakel werden damit angestellt: Die Mädchen stellen vier Zwiebeln in die Winkel der Stube und geben ihnen Namen von Junggesellen; die Zwiebeln lassen sie stehen von Weihnachten bis zum Dreikönigstag. Wessen Zwiebel nun keimt, der wird sich als Freier melden; ist keine ausgeschlagen, so kommt keine Hochzeit zustande<ref name="Note315" />. Das bekannte Gansbein-Orakel dient vorwiegend zur Erkundung der Witterung<ref name="Note316" /> des Winters, aber Gansknochen geben auch über früheren oder späteren Eintritt des Todes Auskunft (Böhmen)<ref name="Note317" /> (s. Martinsgans).<br><br>22. Orakel-Arten dieser Gruppe zeigen stark mantischen Einschlag im oben angedeuteten Sinne. Die Beispiele sind beliebig ausgewählt. Die Wahrsagung aus dem Kaffeesatz (s. Kaffee)<ref name="Note318" />, das Punktieren<ref name="Note319" /> (s. Geomantie), Spiegel-Wahrsagung mit Hilfe eines Zauberspiegels<ref name="Note320" /> (s. Katoptromantie), die Verwendung der sogen. Zauberschüssel<ref name="Note321" />, das Erbsieb und Erbschlüsseldrehen<ref name="Note322" /> zeigen in manchen Varianten vielfach soviel Kunstmäßiges, daß man sie nur bedingterweise als Orakel im definierten Sinne ansehen kann. Wie verschieden ist doch, bei sonst gleichen Elementen, das oben herangezogene Eheringklingen von dem Ringorakel: Wenn (ein Bursche oder, der häufigere Fall) ein Mädchen zu erforschen wünscht, wie lange (er oder) sie noch ledig bleiben wird, so erbitten sie sich von verheirateten Bekannten für den Abend des Andreastages einen Ehering. Diesen befestigt die fragende Person an einem ihrer Kopfhaare und läßt ihn in ein zu drei Vierteilen mit Wasser gefülltes Glas so hineinhängen, daß der Ring in der Mitte des Glases etwa <sup>1</sup>/<sub>2</sub> cm über dem Wasser schwebt. Der Ring beginnt nun bald Bewegungen auszuführen, die bald rascher, bald langsamer eintreten und endlich durchführen, daß er an die Wandung des Glases anschlägt. Das erfordert oft sehr viel Geduld. Schlägt der Ring bloß einmal und nachher nicht mehr, so muß die Orakel-Sucherin bis zur Heirat noch ein Jahr warten. Schlägt er aber im genauen Takt ein-, zwei-, dreimal usw., so bedeutet dies, daß die entsprechende Anzahl von Jahren bis zur Hochzeit verstreichen wird. Schlägt er trotz aller Geduld gar nicht, so daß man aus Ermüdung das Verfahren einstellt, so bedeutet es, daß man ledig bleiben wird trotz mehrerer Freier (Schweiz, Tirol)<ref name="Note323" /> (s. Hydromantie). Schließlich vgl. man noch die oben unter Traum-Orakel gegebenen einfachen Formen des Zitierzaubers mit der an Nekromantie (s.d.) streifenden Schicksalsfrage: Ein Mädchen wollte durch die Schicksalsfrage erfahren, ob ihr Liebster, von dem sie lange Jahre nichts erfahren hatte, noch treu sei. Auf den Rat eines alten Weibes stellte sie die Schicksalsfrage. Als Vater und Mutter am hl. Abend zur Mette gegangen waren, zog sie ihr bestes Kleid an und legte den Myrthenkranz, den sie schon hatte, auf ihr Haar. Darauf stellte sie auf den Tisch ein Kreuz und rechts und links daneben eine brennende Kerze. Dann kniete sie davor nieder und betete das „Veronikagebet“. Da schlug es zwölf. Ein „jacher“ Windstoß riß die Tür auf, und ein kalter Schauer kam heran. Erschrocken schaute sich die „Dirn“ um. Da sah sie ihren „Bu“ in der Tür stehen, bleich im Gesicht, mit geisterhaften toten Augen. Jach stieß sie einen Schrei aus und schlug zusammen. Bald nachher starb „sie“ (Iglauer Sprachinsel)<ref name="Note324" />. S. die einzelnen Mantikarten, werfen, Würfel-Orakel.
<references>
</ref>
<ref name="Note183">Peter Österreichisch-Schlesien 2, 214.</ref>
<ref name="Note184">Erzgeb.-Ztg. 13 (1892), 157. 244; 21 (1900), 246; 23 (1902), 280. </ref>
<ref name="Note185">Vernaleken Mythen 285 Nr. 4.</ref>
<ref name="Note186">DHmt. 4 (1908), 79 = John Westböhmen 5 f.</ref>
<ref name="Note187">Erzgeb.-Ztg. 13 (1892), 264; 18 (1897), 133. </ref>
<ref name="Note188"> Peter a.a.O. 2, 213; John a.a.O. 4. </ref>
<ref name="Note189">Erzgeb.-Ztg. 16 (1895), 117. </ref>
<ref name="Note190">Vernaleken a.a.O. 339 Nr. 29.</ref>
<ref name="Note191">Wuttke § 329. </ref>
<ref name="Note192">Ebda. § 330. </ref>
<ref name="Note193">Ebda. § 329.</ref>
<ref name="Note194">Ebda. § 180. </ref>
<ref name="Note195">MVerBöhm. 22 (1884), 251 f.</ref>
<ref name="Note196">Ebda. 6 (1868), 48; Grimm Mythol. 3, 437 Nr. 97; 454 Nr. 579. </ref>
<ref name="Note197">Reinsberg Böhmen 13; John Westböhmen 2; Grimm Mythol. 3, 432.</ref>
<ref name="Note198">MVerBöhm. 22 (1884), 251. </ref>
<ref name="Note199">Peter a.a.O. 2, 214. </ref>
<ref name="Note200">Hovorka-Kronfeld 1, 343. 344. </ref>
<ref name="Note201">Ebda. 1, 343. </ref>
<ref name="Note202">Ebda. 1, 344 = Meyer Baden 165.</ref>
<ref name="Note203">Wilhelm Karlsbad-Duppau 47; Wuttke § 340.</ref>
<ref name="Note204">Wilhelm a.a.O. 35. </ref>
<ref name="Note205">John Westböhmen 3.</ref>
<ref name="Note206">Grimm Mythol. 3, 464 Nr. 848. </ref>
<ref name="Note207">Peter a.a.O. 2, 214. </ref>
<ref name="Note208">Erzgeb.-Ztg. 16 (1895), 64. 117.</ref>
<ref name="Note209">Reinsberg Böhmen = Vernaleken Mythen 349 Nr. 58. </ref>
<ref name="Note210">Riesengebirge in Wort u. Bild 10 (1890), 20 Nr. 193. </ref>
<ref name="Note211">Ebda. Nr. 192. </ref>
<ref name="Note212">Peter Österreichisch-Schlesien 2, 214 f. </ref>
<ref name="Note213">Wuttke § 328. </ref>
<ref name="Note214">Ebd. § 329.</ref>
<ref name="Note215">ZföVk. 2 (1896), 168. </ref>
<ref name="Note216">Vernaleken Mythen 355 Nr. 84; vgl. KHM. 63 u. Bolte-Polívka 2, 37 f.</ref>
<ref name="Note217">Erzgeb.-Ztg. 13 (1892), 242. </ref>
<ref name="Note218">Dähnhardt Volkst. 2, 79 Nr. 315. </ref>
<ref name="Note219">Peter Österr.-Schlesien 2, 260; MVerBöh. 22 (1884), 122. </ref>
<ref name="Note220">ZfVk. 10 (1900), 89; Wuttke § 329. </ref>
<ref name="Note221">Wuttke § 329; John Erzgebirge 152. </ref>
<ref name="Note222">Peter Österr.-Schlesien 2, 264; MVerBöhm. 22 (1884), 121. </ref>
<ref name="Note223">Riesengeb. i. W. u. B. 10 (1890), 20 Nr. 194. </ref>
<ref name="Note224">Grimm Mythol. 3, 437 Nr. 102; Vernaleken Mythen 346 Nr. 53. </ref>
<ref name="Note225">Drechsler Schlesien 1, 7. </ref>
<ref name="Note226">DHmt. 4 (1908), 77; Vernaleken a.a.O. 330 Nr. 5. </ref>
<ref name="Note227">Erzgeb.-Ztg. 16 (1895), 64. </ref>
<ref name="Note228">ZfVk. 4 (1894), 318. </ref>
<ref name="Note229">Vernaleken a.a.O. 343 Nr. 46; 337 Nr. 19. </ref>
<ref name="Note230">Grimm Mythol. 3, 469 Nr. 952; Wuttke § 337. </ref>
<ref name="Note153b">Köhler Voigtland 379.</ref>
<ref name="Note231">John Westböhmen 2; Vernaleken a.a.O. 354 f. Nr. 81; Peter Österr.-Schlesien 2, 215; s. Anm. 146. </ref>
<ref name="Note232">John Westböhmen 8. </ref>
<ref name="Note233">Ebda. 4; Wuttke § 365; Dähnhardt Volkst. 1, 84 Nr. 4. </ref>
<ref name="Note234">John Westböhmen 18. </ref>
<ref name="Note235">Wuttke § 367; Dähnhardt Volkst. 1, 84 Nr. 4; 1, 85 Nr. 5. 6. </ref>
<ref name="Note236">DHmt. 4 (1908), 78; Riesengeb. i. W. u. B. 10 (1890), 20 Nr. 202; Erzgeb.-Ztg. 28 (1907), 64; Reinsberg Böhmen 550. </ref>
<ref name="Note237">Vernaleken a.a.O. 329 Nr. 3. </ref>
<ref name="Note238">Ebda. 341 f. Nr. 42; Wuttke § 359. </ref>
<ref name="Note239">JohnWestböhmen 8 </ref>
<ref name="Note240">Frischbier Hexenspr. 166; Drechsler Schlesien 1, 4. </ref>
<ref name="Note241"> John Westböhmen 3. </ref>
<ref name="Note242">Egerland 1 (1897), 28.</ref>
<ref name="Note243">Erzgeb.-Ztg. 18 (1897), 274. </ref>
<ref name="Note244">Wuttke § 358.</ref>
<ref name="Note245">Erzgeb.-Ztg. 21 (1900), 247; 18 (1897), 275. 276; John Westböhmen 4. </ref>
<ref name="Note246">Wuttke § 358. </ref>
<ref name="Note247">Heyl Tirol 754 Nr. 14. </ref>
<ref name="Note54c">1. Vernaleken Mythen 331 Nr. 7. 2. Mannhardt German. Mythen 522. 3. Quitzmann 275.</ref>
<ref name="Note248">Lippert Christentum 485; MVerBöh. 22 (1884), 252. 255. </ref>
<ref name="Note249">Erzg.-Ztg. 13 (1892), 264 (Egerland); ebda. 18 (1897), 274 (Erzgeb.). </ref>
<ref name="Note250">Wuttke § 358. </ref>
<ref name="Note251">Lauffer Niederdeutsche Volksk. 87. 115; Dähnhardt Volkst. 1, 77 f. Nr. 3; 1, 85 Nr. 3.</ref>
<ref name="Note252">Vernaleken a.a.O. 341 nr. 38. </ref>
<ref name="Note55b">Mannhardt German. Mythen 522.</ref>
<ref name="Note79b">Dähnhardt Volkst. 1, 78 Nr. 5.</ref>
<ref name="Note253">Grimm Mythol. 3, 451 Nr. 507; Wuttke § 362. </ref>
<ref name="Note254">Liebrecht Zur Volksk. 325. </ref>
<ref name="Note255">Riesengeb. i. W. u. B. 10 (1890), 20 Nr. 200. </ref>
<ref name="Note256">Vgl. Wuttke § 344 f.</ref>
<ref name="Note257">Vernaleken a.a.O. 316 Nr. 43; Erzgeb.-Ztg. 23 (1902), 9. </ref>
<ref name="Note258">Peter Österr.-Schlesien 2, 214.</ref>
<ref name="Note259">Wuttke § 336; Erzgeb.-Ztg. 4 (1883), 106.</ref>
<ref name="Note260">ZfVk. 7 (1897), 316; Strackerjan 1, 105.</ref>
<ref name="Note261">Vernaleken Mythen 332 Nr. 11. </ref>
<ref name="Note262">John Westböhmen 10. </ref>
<ref name="Note263">Peter Österr.-Schlesien 2, 273.</ref>
<ref name="Note20b">Stemplinger Aberglaube 56 = Wuttke 242 § 348.</ref>
<ref name="Note264">Grimm Mythol. 464 Nr. 847; John Westböhmen 4; Erzgeb.-Ztg. 13 (1892), 242. </ref>
<ref name="Note265">Dähnhardt Volkst. 1, 86 Nr. 9. </ref>
<ref name="Note266">Heyl Tirol 758 Nr. 41.</ref>
<ref name="Note267">Mündliche Mitteilg. von † Bürgerschuldirektor Michler.</ref>
<ref name="Note268">SchwVk. 3, 89. </ref>
<ref name="Note269">Wuttke § 352. </ref>
<ref name="Note270">Grimm Mythol. 3, 470 Nr. 957. </ref>
<ref name="Note271">John Westböhmen 5. 8; Wuttke § 360. </ref>
<ref name="Note272">John Westböhmen 4 = Erzgeb.-Ztg. 21 (1900), 246. </ref>
<ref name="Note273">Riesengeb. i. W. u. B. 10 (1890), Nr. 201. </ref>
<ref name="Note274">Wuttke § 356. </ref>
<ref name="Note275">Grimm Mythol. 3, 416 Nr. 13; Vernaleken a.a.O. 331 Nr. 7. </ref>
<ref name="Note276">John Westböhmen 3. </ref>
<ref name="Note277">Köhler Voigtland 380.</ref>
<ref name="Note278">Grimm Mythol. 3, 461 Nr. 774. </ref>
<ref name="Note279">Riesengeb. i. W. u. B. 10 (1890), Nr. 198. </ref>
<ref name="Note67b">Wuttke 235 § 336.</ref>
<ref name="Note280">Wuttke § 336.</ref>
<ref name="Note281">Drechsler Schlesien 1, 7. </ref>
<ref name="Note282">Erzgeb.-Ztg. 21 (1900) 247. </ref>
<ref name="Note283">Grimm Mythol. 3, 418 Nr. 43; 3, 470 Nr. 963. </ref>
<ref name="Note284">Ebda. 3, 469 Nr. 953. </ref>
<ref name="Note285">Ebda. 3, 465 Nr. 867; Wuttke § 333; Jahn Opfergebräuche 119.</ref>
<ref name="Note286">Wuttke § 356. </ref>
<ref name="Note287">Fiedler Heimatkunde Schluckenau 251. </ref>
<ref name="Note288">Wuttke § 332. </ref>
<ref name="Note289">Ebda.</ref>
<ref name="Note290">Erzgeb.-Ztg. 23 (1902), 280. </ref>
<ref name="Note291">Ebda. 281.</ref>
<ref name="Note292">Vernaleken Mythen 354 Nr. 79. </ref>
<ref name="Note293">Wuttke § 332; MVerBöh. 22 (1884), 251; John Westböhmen 2.</ref>
<ref name="Note294">Grimm Mythol. 3, 437 Nr. 101; Reinsberg Böhmen 575 <sup>=</sup> Vernaleken Mythen 349 f. Nr. 59. 60.</ref>
<ref name="Note295">MVerBöh. 6 (1868), 148; 22 (1884), 255; DHmt. 4 (1908), 36. 77. 78. </ref>
<ref name="Note296">Drechsler Schlesien 1, 8.</ref>
<ref name="Note297">Peter Österr.-Schlesien 2, 214. </ref>
<ref name="Note298">Vernaleken Mythen 341 Nr. 40. </ref>
<ref name="Note299">Lippert Christentum 470. </ref>
<ref name="Note300">Wilhelm Karlsbad-Duppau 28. </ref>
<ref name="Note301">Lippert a.a.O. 470; Dähnhardt Volkst. 2, 79 Nr. 315; Vernaleken Mythen 338 Nr. 24; 339 Nr. 31.</ref>
<ref name="Note302">Vernaleken a.a.O. 340 Nr. 35. </ref>
<ref name="Note303">Wilhelm a.a.O. 24; Erzgeb.-Ztg. 28 (1907), 63. </ref>
<ref name="Note304">Drechsler Schlesien 1, 6. </ref>
<ref name="Note305">MVerBöh. 6 (1868), 148.</ref>
<ref name="Note306">Erzgeb.-Ztg. 16 (1895), 116. </ref>
<ref name="Note307">Über Buchstabenzauber vgl. Wünsch Antikes Zaubergerät 46 ff.; über Buchstaben-Orakel: Pradel Gebete 70 f.; über Zusammenhang zwischen Traum-Orakel und Los-Orakel (Bücherstechen: ebda. 32 f. 70. 142; über Orakelpsalter ebda. 71. </ref>
<ref name="Note308">Wuttke § 333.</ref>
<ref name="Note309">John Westböhmen 4; Ergeb.-Ztg. 21 (1900), 246.</ref>
<ref name="Note310">Erzgeb.-Ztg. 21 (1900), 246; 28 (1907), 63.</ref>
<ref name="Note311">Wuttke § 349. </ref>
<ref name="Note312">Drechsler 1, 6. </ref>
<ref name="Note313">Ebda. 1, 7. </ref>
<ref name="Note314">Peter Österr.-Schlesien 2, 261; DHmt. 4 (1908), 195; Wuttke § 329. </ref>
<ref name="Note315">Grimm Myth. 3, 470 Nr. 956. </ref>
<ref name="Note316">Ebda. 3, 433; 3, 445 Nr. 341; MVerBöh. 6 (1868), 207. </ref>
<ref name="Note317">Reinsberg Böhmen 503.</ref>
<ref name="Note318">Wuttke § 344. </ref>
<ref name="Note319">Ebd. § 351. </ref>
<ref name="Note320">Ebda. § 354.</ref>
<ref name="Note321">Ebda. § 353. </ref>
<ref name="Note322">Ebda. § 368. </ref>
<ref name="Note323">Stoll Zauberglaube 179 f.; Wuttke § 368. </ref>
<ref name="Note324">Deutsche Arbeit in Böhmen 1 (1901/02), 223.</ref>
</references>

== Gegenmaßnahmen, das Orakel zu vereiteln ==
Der Mensch will gerne das ihm durch Zukunftzeichen angedeutete Unheil abwehren. Von solchen Versuchen berichtet die Bibel<ref name="Note325" /> wie das griechische Altertum<ref name="Note326" />, die deutsche Sage<ref name="Note327" /> wie das deutsche Volksmärchen<ref name="Note328" />. Auch im Volksglauben der Gegenwart finden sich solche Bestrebungen<ref name="Note329" />. Allerdings beziehen sich diese Vereitlungsbemühungen mehr oder weniger auf die sich von selbst darbietenden Schicksalszeichen. In Norddeutschland geht man, um das durch Eulenruf, den Holzwurm, das Stehenbleiben der Uhr oder das Zerbrechen eines Spiegels angekündigte Unheil (Tod) rückgängig zu machen, rückwärts die Treppe hinauf<ref name="Note330" />. Bei der Hochzeit trachtet man, diese Schicksalszeichen absichtlich zu beeinflussen, indem man z.B. das Glas, aus dem Braut und Bräutigam nach der Rückkehr von der Trauung trinken, absichtlich zerbricht<ref name="Note331" /> und so die über die Menschen waltende Macht zu einer günstigen Entscheidung zwingt. Damit aber kommen wir schon in das Gebiet des Abwehrzaubers (s.d.). Dem durch absichtlich angestellte Orakel enthüllten Unheil zu entrinnen gibt es eigentlich kein Mittel. Hier muß menschliches Wollen und Können versagen (Vgl. Anm. <ref name="Note16b" />)<ref name="Note332" />.
<references>
<ref name="Note325">Genesis 37, 13 ff. </ref>
<ref name="Note326">Vgl. die. Oedipussage.</ref>
<ref name="Note327">Grimm Sagen Nr. 486; Wehrhan Sagen des Mittelalters 94 Nr. 102. </ref>
<ref name="Note328">Grimm Märchen Nr. 29; vgl. Bolte-Polívka 1, 286 ff. </ref>
<ref name="Note329">Wuttke § 422.</ref>
<ref name="Note330">Lauffer Niederdeutsche Volksk. 87. </ref>
<ref name="Note331">Wuttke  § 338. 565. </ref>
<ref name="Note16b">Sepp Religion 10.</ref>
<ref name="Note332">Vgl. noch Gunkel Genesis 402. 405 f. 407; v. d. Leyen Märchen in der Edda 21; Köhler Kl. Schr. 1, 292 ff. 543 ff.; ZfVk. 6 (1896), 163.</ref>
</references>
== Orakelspiel ==
Früher oder später schwindet der Glaube an die zukunftkündende Kraft des Orakels. Man fragt es noch vielfach, besonders am Silvesterabend im Kreise der Familie, ohne aber seinen Aussprüchen vollen Glauben zu schenken<ref name="Note333" />. Schließlich wird der im Ernst geübte Brauch zum Spiel<ref name="Note334" />, sobald es sich von der wichtigen Schicksalszeit losgelöst hat. So ist ohne jede symbolische Bedeutung der Brauch des Mehlschneidens. Ein Häufchen Mehl wird zu einem kegelförmigen Berg geformt, in seine Spitze wird hochkantig ein Geldstück eingefügt; ein Teilnehmer nach dem andern hat einen Teil aus dem Mehl herauszuschneiden. Der, bei dem der Berg einfällt, muß das Geld mit dem Munde herausholen, wobei durch einen Druck auf den Hinterkopf freundlich nachgeholfen wird<ref name="Note335" />. In den Spinnstuben wurden solche Orakel-Spiele gepflegt, wie z.B. das Wintergrün- oder Perwinkelschwimmen. Burschen und Mädchen setzten jeder ein Blatt des Wintergrüns, des „Perwinkels“ auf das Wasser; diejenigen, deren Blätter zusammenschwammen und sich vereinigten, wurden nach allgemeiner Ansicht ein Paar (Vgl. oben Wasser-Orakel). Besonders wurden und werden solche Spiele gepflegt, die auf die künftige Heirat Bezug haben<ref name="Note336" />. Die Schüsselheben genannte Form des Glücksgreifens (s. Greif-Orakel) am Weihnachtsabend wird im sächsischen Erzgebirge nur noch zu Spiel und Unterhaltung von jungen Leuten geübt. Es werden zwölf Schüsseln auf den Tisch gestellt, in denen sich die verschiedensten Dinge befinden. Mit verbundenen Augen muß der Fragende nach einer Schüssel greifen, deren Inhalt die Zukunft kündet: reines Wasser bedeutet Tod, schmutziges Wasser: nahende Teuerung, ein Läppchen: alte Jungfer, Salz: Trauer, Geld: Reichtum, Brautkranz: Hochzeit, Patenkranz: Taufe, Totenkranz: Todesfall in der Familie, goldener Ring: Glück, ein Stück altes Metall: Unglück, ein Stab: Verlassen des Hauses, die leere Schüssel: man bringt es im Leben nicht weit<ref name="Note337" />. Das vielgeübte Ofenschauen ist als Ofenanbeten zum Gesellschafts- und Kinderspiel geworden, das Bleigießen am Silvesterabend hat dieselbe Entwicklung durchgemacht<ref name="Note338" />. In welchem Umfange und wo heute Orakel noch im Ernst geübt werden, läßt sich hier nicht beantworten.
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<ref name="Note333">Köhler Voigtland 169. </ref>
<ref name="Note334">Vgl. Tylor Cultur 1, 82 über den griechischen „Kottabos“, das Weinschleuder-Orakel, das aus einem Liebes-Orakel zum Spiel wurde; ferner ebda. 1, 83. </ref>
<ref name="Note335">ZfVk. 7 (1897), 316. </ref>
<ref name="Note336">Lauffer Niederdeutsche Volksk. 98. </ref>
<ref name="Note337">Dähnhardt Volkst. 2. 76 f. Nr. 307. </ref>
<ref name="Note338">Eigene Wahrnehmung.</ref>
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<br>S. noch Ekstase, Gottesurteil, Omen, Opferschau, Schicksalszeichen, Sortilegium, Zirkelwahrsagung.
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