Weltkriegs-Weissagung (Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens)
Von Will-Erich Peuckert.
Unter den großen geistigen und politischen Ereignissen, die Weissagungen hervorgerufen haben, steht uns keines so deutlich vor Augen, wie das des „Weltkrieges“ 1914–1918. Eine genauere Beobachtung des an ihn sich knüpfenden Weissagungsgutes wird also über manches, sonst verborgen Bleibende, Licht zu verbreiten vermögen.
I. Datierug des Krieges
I.1. 1913
Schon das Jahr 1913 wurde bange als das entscheidende Jahr erwartet, das die lastende Gewitterschwere entladen werde. Ich erinnere mich noch deutlich des gedrückten Silvesterabends 1912/13 in meinem bäurischen Elternhause und der mancherlei, mehr oder minder publiker Äußerungen zur Zahl 13 und ihrer Bedeutung, wie zu dem Umstände, daß das große Kriegsjahr 1813 sich zum 100. Male jährte. 1913 entstand aus den Kriegsweissagungen eines Schreiberhauer Tischlers Carl Hauptmanns „Krieg“. In Warschau geht 1911 eine Weissagung um, daß 1913 Unruhen ausbrechen, die bis 1917 dauern; dann werde Polen frei[1]. In Deutschland lebt man seit etwa 1905 in einer dauernden Spannung[2]. Ein im Neckartal seines Weges gehender Herr erfährt von einer Frau, die sich zu ihm gesellt, daß das Jahr Jahr 1911 ein trockenes, 1912 ein hungriges, 1913 ein blutiges sein werde. Als er dieses bezweifelt, teilt die Frau ihm mit, daß dies so sicher sei, wie er 156,31 M bei sich trage (Geldsummen-Beweis)[3]. Diese Weissagung, die 1911 datiert, wird 1912 zu einem bekannten Spruch ausgeformt:
1911 ein Glutjahr,
1912 ein Flutjahr,
1913 ein Blutjahr[4],
welche Datierung sich aus der deutlichen Berücksichtigung des Witterungsverlaufes von 1911 und 1912 ergibt. 1911 hieß es, das nächste Jahr werde noch heißer werden, infolgedessen komme große Not und Krieg über die Menschen[5]. Aus dem Jahr 1813 soll die Weissagung stammen, daß das Jahr 1913 so blutig sein würde wie 1813[6]. Diese Furcht vor der Zahl 13[7], die sich, wie schon erwähnt, auch in Kriegsprophezeiungen der Tageszeitungen aussprach[8], führte nicht nur moderne Weissager[9] wie die de Thebes auf den Plan, die 1913 als das große Kriegsjahr bezeichnete[10], oder machte aus Tarokkarten für 1913 den Umsturz prophezeien[11], sondern erweckte auch altes W.s-Gut. In meiner Heimat (schles. Vorgebirge) ging die Eichbaum-Weissagung (der deutsche Kaiser werde nach einem großen Kriege seine wenigen Getreuen unter einer Eiche sammeln) in bezug auf 1913 um, ähnlich wie im Sundgau: der Preuße wird 1913 so klein, daß er unter dem Eichbaum Platz findet[12], ebenso die Fiensbergprophetie (s.u.) mit den Zahlen 1849 (Angebot der Kaiserkrone) – 1871–1888 (drei Kaiser) – 1913 (Untergang des Reiches und Tod des dritten Kaisers)[13], die in meiner Heimat mit der Eichenbaum-Weissagung verknüpft erschien. Endlich begegnen die Weissagung vom Hosenkrieg der Weiber (so wenig Männer, daß sich die Weiber um eine Mannshose schlagen werden)[14] und die vom Überfluß der Ernte, da so wenig Esser übrig blieben[15], für dies Jahr.
Durch die Zeitungen ging auch diese Sage:
Einen russischen gutmütigen Bauern, der einer frierenden Frau ein Tuch kauft, laut diese zum Lohn über ihre Schultern schauen. Da sieht er auf einer Seite ein fruchtbares Land, die Ernte des Jahres 1912, auf der andern Krieg und Schlacht. Das ist das Jahr 1913, sagt die Frau und verschwindet[16].
Endlich ist der Sage vom Nachtwächter von Szillen zu gedenken, die verschiedenfach aufklingt[17]. Alles in allem darf man feststellen, daß die Zahl 13 und die Erinnerung an 1813 viel böse Erwartungen aufsteigen machten.
- ↑ A. Kahle Die Prophezeiungen über d. Weltkrieg (1917), 34.
- ↑ Vgl. Joh. Illig Historische Prophezeiungen (1922), 20.
- ↑ Ztschr. f. Spiritismus v. 9. 3. 1911 = Psych. Studien 40, 51 = Zentralbl. f. Okkultismus 6, 459. Zum Geldsummen-Beweis s.u.
- ↑ Zentralbl. f. Okk. 6, 60 f. 458; A. Reimers Prophetische Stimmen u. Gesichte über d. Weltkrieg 1916, 93; A. Kahle Die Prophezeiungen über d. Weltkrieg s. a. 6; mündlich.
- ↑ Zentralbl. f. Okk. 6, 458.
- ↑ Ebd. 6, 459.
- ↑ Ebd. 6, 461 f.
- ↑ Ebd. 6, 460; Psych. Studien 39, 762; 40, 52; Anfang 1913 Weltkrieg, in dem Deutschland um seinen Bestand kämpfen muß: Zentralbl. f. Okk. 6, 461.
- ↑ Vgl. Zentralbl. f. Okk. 6, 463. 466 f. 469.
- ↑ Ebd. 6, 282.
- ↑ Ebd. 6, 471.
- ↑ Ebd. 4, 761; 6, 459; ähnlich Roedder Reichsdorf 321 (: Getreue unter Eichbaum, – doch vorher so groß, daß kein Mensch seine Völker zu zählen vermöchte).
- ↑ Zentralbl. f. Okk. 6, 457 f. 580 f.
- ↑ Ebd. 6, 459; zum Hosenkrieg s. u.
- ↑ Ebd. 6, 459.
- ↑ Reimers Proph. Stimmen 93.
- ↑ ZfVk. 25, 400; 26, 89. 211 f.
I.2. Vorbedeutungen auf 1914
Eine Reihe von Vorzeichen, Schwärme von Seidenschwänzen[1], der Bauernschreck, ein Schafe-reißendes „wildes Tier“ auf der Stubalp (meist Teuerung oder Krieg vorbedeutend)[2], starke Morgen- und Abendröte[3], ein Kreuz wird in Rußland am Himmel gesehen[4], in Bunzlau (Schlesien) sprach man im Juli 1914 von feurigen Kugeln und andern Himmelszeichen[5]; in der Christnacht 1913 vernahm man ein heftiges Windstoßen[6]. Neue Häuser (Kasernen) wurden errichtet[7].
I.3. Astrologische und graphologische Voraussagen
Kriegsvoraussagen auf astrologischer Grundlage sind in Mengen zu verzeichnen[1]; ich hebe aus ihnen die jährlichen Voraussagen in Francis Moore's Almanac[2], Zadkiels[3], die Sepharials[4] und Raphaels[5] hervor. Alan Leo und Zadkiel wollten die Zukunft aus des Kaisers Horoskop errechnen[6]. Professor Zanowski (Wien) errechnete in sieben Monaten das Kriegsende, d.h. auf den 17. 8. 1916 und die Zerteilung Europas in drei Teile[7]; die geschäftige Elsbeth Ebertin stellt königliche Nativitäten[8] wie die Hindenburgs[9].
Ebenso hat man die Handlinien des Kaisers graphologisch gedeutet[10].
Vgl. auch die Periodenlehren von Rudolf Mewes, Die Kriegs- und Geistesperioden im Völkerleben und Verkündigung des nächsten Weltkrieges 1897 (19162); Stromer-Reichenbach, Deutsche verzagt nicht. 1914; Max Kemmerich, Die Berechnung der Geschichte und Deutschlands Zukunft. 1921.
- ↑ F. Ch. Barlet L'astrologie et la guerre 1918; Ernst Thiede Astrolog. Mutmaßungen über d. Krieg d. Deutschen 1914, Leipzig 1914; Elsbeth Ebertin Wirkungen d. Gestirneinflüsse 1917; Zentralbl. f. Okk. 8, (161 f.). 648 ff.; 10, 39; 12, 510; Der Fels 10 (1914/15), 399 ff.; 11, 428; R. Mewes Die Kriegs- u. Geistesperioden u. d. Verkündung d. nächsten Weltkrieges Zentralbl. f. Okk. 6, 467 f.; u. Joh. Illig Historische Prophezeiungen (1922), 18 ff.; Neue metaphys. Rundschau 21, 211 ff. 217 ff.; Prophezeiungen über Deutschlands Zukunft (1920), 6 ff. usw.
- ↑ Moore's Almanac 217nd year. Vox Stellarum, A loyal Almanac for the year of human Redemption. 1914 usw. London, Cassel & Co.
- ↑ Zadkiel's Almanac and Ephemeris for 1914. 84 yearly edition. Usw. London, Simpkin, Marshall Hamilton, Kent & Co.; vgl. auch Zentralbl. f. Okk. 6, 468. (387 ff. 472 ff.).
- ↑ „Sepkarial“ An Astrological Survey of the Great War. London s. a., W. Foulsham & Co. Vgl. Neue metaphys. Rundsch. 21, 228.
- ↑ Raphael Astronomical Ephemeris of the Planet: Places for 1915. London 1914, W. Foulsham & Co.; vgl. auch Zentralbl. f. Okk. 6, 468.
- ↑ Zentralbl. f. Okk. 25 (1931/32), 253; Neue metaphys. Rundsch. 21, 221 ff.
- ↑ A. Kahle Die Prophezeiungen über d. Weltkrieg (1917), 25 f.
- ↑ Königliche Nativitäten 1915.
- ↑ Die Nativität d. Generalfeldmarschalls 1917.
- ↑ Gabriel Langlois Les prophéties relatives á la guerre de 1914–15. 1915, 51 ff.; dagegen: Prophezeiungen über Deutschlands Zukunft (1920), 11.
I.4. Weissagungen von Spiritisten, Hellsehern und Okkultisten
In diesem Gebiet ist, wie ein Blick auf die wichtigsten okkultistischen Zeitschriften lehrt, eine kaum zu übersehende Fülle von Gesichten, Träumen und dergleichen bekannt geworden; ich kann hier einzelnes nicht verzeichnen[1]. Gerade hier auch läßt sich ein Hin- und Herströmen über die nationalen Grenzen hinweg beobachten[2]. Das siderische Pendel wird befragt[3]; Visionen [3], wie die eines Generals Gordon[4], Dr. Buchanan vom Dezember 1890[5], Hauptmann Guido v. Gillhausen[6], Adam[7], einer anonymen Frau von 1911, die für 1913 Seekämpfe zwischen Deutschland und England und Unruhen voraussieht[8], Gesichte von Medien wie der Ferriëm[9], Anna Kingsford[10], Frau Sommerhalter[11] usw., literarische Festlegungen derartiger Voraussagen wie der durch de Thebes[12], de Ferriëm[13], Frida Genthes[14], des Gralsordens[15], spiritistische Sitzungen[16], das zweite Gesicht eines französischen Soldaten[17], eines Paters in Tsingtau [18], einer Mademoiselle Margarethe aus Kassa[19], Berichte über Hellhören[20], die Weissagungen eines Inders[21] gehen um. Wahrträume wie der bekannte des Bischofs v. Lanyi in Großwardein über die Ermordung des Erzherzogs Franz Ferdinand[22].
- ↑ Vgl. etwa Zentralbl. f. Okk. 8, 593 ff.; Grobe-Wutischky Der Weltkrieg 1914 in d. Prophetie 1915; K. Heinz Der Weltkrieg 1914/15 im Lichte d. okkulten Lehren 1915; C.W. Leadbeater An occult view of the war s. a.; Rosa Stuart Dreams and Visions of the war London 1917; auch „Deutschlands Zukunft“, Weissagungen f. d. Jahre 1921/30. 1921.
- ↑ Vgl. etwa: Prophezeiungen über Deutschlands Zukunft (1920) 9 ff.
- ↑ 3,0 3,1 Ebd. 10.
- ↑ Zentralbl. f. Okk. 12, 394 f.; 6, 470. Ebd. 5, 619.
- ↑ Ebd. 4, 441; 6, 469.
- ↑ Illig 23 ff.
- ↑ Ebd. 26 f.
- ↑ Zentralbl. f. Okk. 6, 470; Ztschr. f. Spiritismus 16, 54.
- ↑ Zentralbl. f. Okk. 4, 635; 8, 163 f.; Illig 22 f. S. Nachw. 47.
- ↑ Zentralbl. f. Okk. 8, 588; 10, 396.
- ↑ Ebd. 5, 430; 6, 470.
- ↑ Ebd. 6, 468; 12, 317; Illig 28 ff.; vgl. Weissager.
- ↑ Vgl. ihre Schrift Mein geist. Schauen … (siehe unter „Weissager“) und in dieser 88 f. 94. 95 f.
- ↑ Friedrich Kämpfer Günstige Kriegsprophezeiungen von Frida Genthes 1914, 8 ff.
- ↑ Zentralbl. f. Okk. 6, 469 f.
- ↑ Ebd. 4, 462; 7, 384 f.; 8, 163. 591 f.
- ↑ Ebd. 9, 181.
- ↑ Ebd. 9, 42 f.
- ↑ Edb. 9, 231 f.
- ↑ Ebd. 12, 234.
- ↑ Ebd. 9. 280 f.; Franz Siking Die Weissagung des Bramanen: Kriegszeitfragen H. 5.
- ↑ Illig 39 ff.
I.5. Seherblicke
Nahe verwandt mit den soeben angeführten Voraussagen sind die „Seherblicke“, die ich nur deshalb gesondert stelle, weil sie nicht aus okkult. Lagern kommen, und weil es sich bei ihnen zumeist um ein Zurechtdeuten von Worten; handelt, die in andern Zusammenhängen fielen, oder auf rationale Schlußfolgerungen zurückgehen. So schreibt man Tolstoi die Weissagung zu, der große Weltbrand werde 1912 beginnen[1], läßt man Hamerling[2], Heinrich Heine[3], Friedrich Theodor Vischer[4], Theodor Fontane[5], die Presse der wilhelminischen Zeit[6], den Weltkrieg weissagen[2] usw.
I.6. Literarische Weissagungen
Das eben geschilderte Verfahren des Zurechtsehens wurde auch gegenüber Werken der Literatur, wie etwa den Schriften Platons[1], vor allem aber an älteren Weissagungen angewandt; so holt man die des Nostradamus (s.d.), des Lehniner Mönchs (s.d.), die von Paracelsus[2], die vom grand Pape (siehe Weissager) usw. hervor. Die Übersetzung eines in altdeutscher Schrift geschriebenen Briefes, der im Nachlaß des verstorbenen Naturforschers Newton gefunden wurde – das Original liegt im kgl. Archiv Berlin, – weissagt den Weltkrieg nach naturwissenschaftlichen Grundsätzen 1913/15; er wird zur Erntezeit ausbrechen, zur Erntezeit enden[3]. Vgl. o. „Weissager“ unter den einzelnen Autoren.
I.7. Biblische Weissagungstexte
Erst recht hat man in religiösen, vor allem in biblischen Schriften, Aufschluß über den Krieg zu finden gehofft. So glaubt man in der Kabbala[1], speziell dem Sohar[2], Weissagungen zu entdecken. Wie weit dies Suchen ging, mag zunächst einmal das Verzeichnis bekannterer Abhandlungen zu diesem Thema lehren:
- Marr. Murray, Bible Prophecies and the present War. London-New-Vork 1915.
- F.P. Argall, The Prophet in war time. Isaiahs Message for To-day. London (1916).
- Giuseppe Ciuffa, Calamita e trionfi della Chiesa prophetati da Ezechiele e nell' Apocalisse. Rom 1917.
- Georg Greite, Was bedeuten die Weissagungen d. Propheten Daniel. Lorch 1916.
- Michael M. Baxter, Forty prophetic Wonders. Predicted in Daniel and Revelation, some already fulfilled, some in process of fulfillment and others yet unfulfilled. New York 1918.
- …, Turks and the War. Turkey's Entrance into the War Nov. 1914. Also the period of War's Continuance, revealed in Daniel XII. London s. a.
- A.M.C. I.G., Les Événements Actuels annoncés et decrits dans la Révélation de l'Apôtre Saint Jean. Paris 1918.
- E.S., Unsere Zeit u. die Offenbarung d. Johannes. Lorch 1918.
- E. Sch., Die Greuel d. Offenbarung Johanni. Lorch 1916.
- Gaston, Der Weltkrieg d. geheimen Offenbarung. Graz 1921.
- Robert Wiesendanger, Weltkrieg u. Gottesglauben im Lichte d. Apokalypse. Leipzig 1916.
- Digby M. Berry, European history foretold or St. Johns Foreviews of Christendom. London 1915.
Die Berechnung des Kriegsendes aus den Zahlen Daniels und der Apokalypse ist in den Kriegsjahren verschiedentlich bei unserm Landvolk im Schwange gewesen[3]. Auch einzelne Episoden, Gestalten, Worte werden lebendig, vor allem solche Daniels und der Johannes-Apokalypse. Ich nenne zunächst wieder Literatur:
- Oskar L. Joseph, The coming Day. New York 1918.
- I.E. Tayler, The latter Days. London s. a.
- E.L. Langton, Omnious days or the Signs of the times. London 19172.
- L.G.A. Roberts, This European War. A Preparation for the Return of Israel, or the Gathering (or Prelude) to Armageddon. London s. a.
- F.L. Rawson, How the war will end. Great Britain Victorius. As shown in the Bible Prophecies of the final War known an the Battle of Armageddon. London s. a.
- Andrew Allan, The War Armageddon! London 1914.
- Augustin Cook, Is it Armageddon? The present war in the light of divine prophecy. London 1915.
- Henry Sulley, Is it Armageddon? Being a reprint of „Britain in Prophecy“ with Additions and Appendix. London 1915.
- C.H. Titterton, Armageddon, or the last War. London 1916.
- Percy E. White, Armageddon. London s. a.
- Vgl. oben „Harmageddon“
- …, The grat battle of Rephidin. Leith s. a.
- F.W.H., The Image of Nebuchadnezar's Dream in its relations to present day conditions and occurrences. London 1915.
- Charles Wesles Eakeley, The kingdom of God. The fifth and last Empire. Boston 1918.
- Paul Lerch, Das Zeichen d. Menschensohnes am Firmament. Breslau s. a.
- By a Brevet Lieutenant-Colonel, The signs of the times. Torqueny-London 1918.
- F.M. Messenger, The World War. Four Horses of Revelation. Chikago s. a.
- B.K. Kuiper, De vier Paarden uit Openbarung. Grand Rapids Michigan 1918.
- E.S., Das Sonnenweib. Die beiden Tiere und die Zahl 666 in der Offenbarung Johanni. Lorch 1918.
- I.E.G. de Montmorency, The white riders. Oxford 1918.
- R. Middleton, The anti-Christ and the false Prophet. In: Prophecy Investigation Society, Aids to prophetic study Nr. 4. London 1918.
- W. Blissard, The economic antichrist. London 1917.
- Sir Jan Hamilton, The Millenium. London 1919.
- S.H. Rev. Wilkinson and Samuel Schor, The future of Jerusalem and its successive Phases with regard to. In: Prophecy Investigation Society, Aids to prophetic study. London 1917.
Die Zahl 666 der Apokalypse wurde in England auf Wilhelm II. gedeutet[4]; ebenso gilt er als der achte König der Apokalypse[5]. Schließlich besteht eine umfangreiche Literatur, in der der Weltkrieg mit der Wiederkunft Christi, also dem jüngsten Gericht und dem Millenium (s. o.) zusammengebracht wird.
- Harold Norris, When will our Lord return? London 19163.
- S.P.T., The second coming of Christ. London 1916.
- F.L. Rawson, The End of the world and the proofs of its coming in December 1917. London s. a.
- Carlyle B. Haynes, The return of Jesus. Aslanta, Georgia 1917.
- T.R. English, Herrens Tilkommelse er naer. Kopenhagen 1917.
- Dr. A.T. Schofield, F.A. Watney, C. Askwith, C.C. Dobson, The Lord's Coming. London 1918.
- W.J.L. Sheppard, The Lord's coming and the World's end. London 1918.
- John Stuart Holden, Will the Christ return? New York–London 1918.
- James M. Campbell, The second Coming of Christ. The Methodist Book Concern, New York 1918.
- Clarence Larkin, The second coming of Christ. Philadelphia 19182.
- James H. Snowden, The coming of the Lord: Will it be Premillenial? New York 1919.
- James M. Gray, Prophecy and the Lord's Return. New York–London s. a.
- R.I. Fox, Seven Visions of the Coming of Christ. London s. a.
- W. Roy Coff, Jesus on His second Coming or a consistent Biblical View of the Lord's Return … Butler, Pennsylvania s. a.
- M.E. Dodd, Jesus is coming to earth again or The signs of the times: The 2. coming of Christ and the end of the world. Chikago 1917.
- W.A. Bathurst, Significant signs of the present times 1918 in view of the Approching Event of the Christ. London 1918.
- Edward H. Horne, The war and signs of the times with special reference to Our Lord's return. London s. a.
I.8. Späteres religiöses Gut
Wie die Bibel, so ist natürlich die ihr folgende religiöse Literatur ausgiebig ausgebeutet worden. Die Heiligen Hildegard (siehe Weissager; und II 1), Odilie[1], Malachias[2] usw. werden eben so zitiert wie etwa die „Zeugnisse und Erfahrungen des Geistes durch Joh. Jakob Wirz. Heilige Urkunden d. Nazarener Gemeinde I. 1863. Eine Prophezeiung – Vision vom 23. 12. 1823 über das Land im Norden und Süden, Osten und Westen“[3], die Prophezeiung Boscos (siehe Weissager), Bobolos (siehe Weissager), eines Bruders L.R. aus dem Orden der Franziskaner[4], die einer religiös Wahnsinnigen 1908 in Ostpreußen[5], wohl die Weissagung der Dargel (siehe Weissager).
- ↑ Georges Stoffler La Prophétie de Sainte Odile Paris 1916.
- ↑ Buch aller Prophezeiungen u. Weissagungen 18494, 25 ff.; Bricaud VI1; Langlois 27; Karpinski 38 ff.; J. Firnstein Des hl. Malachias Weissagung über die röm. Päpste 1920; Zentralbl. f. Okk. 6, 548; 8, 163.
- ↑ Zentralbl. f. Okk. 10, 515 f.
- ↑ Ebd. 9, 280.
- ↑ Ebd. 11, 15 f.
I.9. Unbekannte Weissager
Schließlich gehen eine Reihe von Weitkriegs-Weissagungen um, deren Autoren bei näherem Zusehen aus den Händen schwinden. Ein Schulkind beschreibt 1913 seine Kriegsvision in einem Aufsatz[1], ein Lehrer (Pater Abert, Würzburg) prophezeit seinen Schülern: Noch in den ersten Quinquennien des begonnenen Jahrhunderts werden sie erleben, daß ein großer Krieg über Deutschland kommt …[2]. Daoud in Washington soll einen furchtbaren Krieg für das Jahr der Thronbesteigung König Georg V. vorausgesagt haben[3]; in Graz wird März 1914 der Thronwechsel im Juni, Ende August der Krieg und der Friede 1915 geweissagt[4].
II. Kriegsverlauf
Ich wende mich nun den stärker als die eben besprochenen in der mündlichen Überlieferung lebenden Weissagungen zu, die ja zum Teil in älteren wurzeln.
II.1. Birkenbaum-Weissagung
Die Weissagung von der Endschlacht am Birkenbaum bei Werl (siehe Schlachtenbaum, weißer Fürst), die durch Spielbähn (siehe Weissager) oder den Weissagerkreis neben ihm (siehe Weissager unter „helige Lin“, „alter Jasper“ usw.) auf das Bäumchen im Radertal bei Köln übertragen wurde, wacht im Weltkrieg wieder auf (siehe Schlachtenbaum). Sie wird den zeitlichen Umständen angenähert und zugleich mythisiert, indem aus dem lokal fixierten Schlachtenbaum „der Birkenbaum“ wird:
Die 70jährige Witwe Johann Jaquet aus Pier bei Düren erzählt, sie habe als junges Mädchen immer von ihrer Mutter sagen hören: Es wird einmal eine große Schlacht sein beim Birkenbaum; das wird geschehen, wenn die Menschen durch die Luft kommen, wenn die Frauen Hosen tragen und sich die Haare wie eine Perücke in das Gesicht kämmen … Die vier feindlichen Mächte kommen am Birkenbäumchen zusammen und die Schlacht findet dort statt. Der Sieger kann zuletzt das kleine Häuflein der noch bleibenden Soldaten unter dem Birkenbäumchen sammeln …[1]
Die Weissagung ist in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch in Frankreich bekannt geworden. Th. Jung gibt sie 1874 in seiner Voyage autour de ma tente wieder; ich hebe hervor:
Je vois la grande lutte annoncée par les prophéties de Munster et d'Unna, s'accomplissant enfin entre les peuples du Nord et les nations de races latines. C'est la guerre derniere contre ces Huns conduits par quelque nouvel Attila. La lutte est gigantesque, et, comme l'annonce le pâtre-prophete, les rues de Cologne sont innondées de sang apres trois jours de combats sans merci … C'est entre Werl et Unna, dans le triangle des trois grandes voies ferrées, au carrefour sacré du Bouleau, de ce Bouleau si religieusement conservé, que se livrera cette gigantesque bataille de trois jours, dans laquelle 400000 Teutons s'afforceront, mais en vain, d'arreter les efforts des Latins. Cette fois, conduits par l'homme venu du midi de la Gaule, monté sur sa haquenée blanche, par celui désigné par la Providence, les Français seront vainqueurs …[2].
Diese Weissagung von der „Schlacht auf dem Birkenfelde“, die wohl am meisten durch den Roman eines Major de Civrieux[3] verbreitet wurde, ist in Frankreich auch als die „prophétie de Strasbourg“ oder „de Mayence“ bekannt, die von Straßburg, weil angeblich Teile aus ihr durch einen Professor Stoffen 1854 in Straßburg gedruckt worden seien, wo man später auch ein weiteres Fragment „dans des publications populaires éditées également a Strasbourg“ wiederfand[4]. Die von Mainz heißt sie, ebenfalls nach Lavaur, weil man sie in einem alten, von der Hl. Hildegard in der Umgegend von Mainz gegründeten, Kloster gefunden habe[5]. Die Straßburger oder Mainzer Prophetie enthält Anspielungen auf Sadowa, Sedan, Abtretung des Elsaß[6]; die Revanche anderthalb Menschenalter nach 1870/71[7], scheint also (kurz?) nach dem 70er Kriege redigiert worden zu sein. Ihre Verbreitung ist angeblich durch die Hohenzollern untersagt worden, trotzdem sei sie in ganz Deutschland bekannt geworden[8]. Eine Reihe französischer Drucke wird genannt[9], 1914 wird sie in Frankreich neu umgeformt[10].
Bei de Civrieux (ob zum erstenmal?) heißt es weiter, daß zwischen Hamm und Unna der dritte und letzte deutsche Kaiser aus hohenzollerschem Geschlecht mit seinem Reich untergehen werde[11]. Das und die Weissagung von einem neuen deutschen Kaiser findet sich ähnlich in der Prophetie des Frere Antoine (siehe siehe Weissager)[12]; doch sind die Beziehungen Hin und Her noch zu klären. 1921 findet sich dieses Einzelstück der Birkenbaum-Weissagung in Deutschland; ein Friedenskaiser wird erwartet[13]. Es ist wohl aus Frankreich eingeschleppt worden, und fand nach dem Sturze Wilhelm II. 1918 und in den Wirren der Nachkriegszeit einen nicht ungünstigen Boden.
Es ist endlich anzumerken, daß die Birkenbaum-Weissagung Anfang des Krieges 1914, mehr oder minder umgestaltet und verarbeitet, in Deutschland an den verschiedensten Orten auftauchte; derartige Redaktionen sind angeblich im Hl. Geist-Kloster zu Wismar[14], im Hohenloheschen bei einem Gemüsehändler [15] gefunden worden; sie liegt in Braunschweig im Museum[16], kam von Reims nach Breslau[17], taucht in Düren (Rheinland) auf[18]. Die „Eschweiler Seherblicke“ (s.u.) benützten sie[19]. Es wird erzählt, daß der Baum bei Werl, der 1814 verdorrte, nach hundert Jahren wieder ausgrünen würde[20], – wohl eine Kontamination der Birkenbaum- mit der „dürren-Baum-Sage“ (s.d.).
- ↑ A. Kahle Die Prophezeiungen über d. Weltkrieg (1917) 14 ff.
- ↑ Joanny Bricaud La guerre et les prophéties célebres 1916, 25 f.
- ↑ Vgl. Bricaud V seq.; A. Reimers Prophetische Stimmen u. Gesichte über d. Weltkrieg 1916, 44; Zentralbl. f. Okk. 6, 461.
- ↑ So Bricaud 22 ff.; J.H. Lavaur La fin de l'Empire allemand (Anf. August 1914) 14 f.; Ders. Comment se réalise en ce moment meme la fin de l'Empire allemand; Gabriel Langlois Les prophéties relatives a la guerre de 1914–15. 1915, 24 ff. (mit Text); Langlois versetzt aber das Kloster der Hl. Hildegard (vgl. Nachw. 84) nach Straßburg.
- ↑ Yves de la Briere Le destin de l'Empire allemand 19162, 51; Bricaud 27.
- ↑ Lavaur 14; Bricaud 22.
- ↑ Zentralbl. f. Okk. 6, 282.
- ↑ Langlois Les prophéties … 1915, 24 f.
- ↑ Blackwoods Magazine 1850; R.P. Herbert Thurston The War and the Prophets 1915, 72 f.; Baron de Novaye Guerre et révolution d'apres 45 prophéties 1896 kennt sie noch nicht, wohl aber Ders. Demain …? d'apres les concordances frappantes de 120 prophéties anciennes et modernes (als „curieuse prophétie allemande“); Bricaud 22 ff.; Lucien Bardes Le Christ vainqueur de Guillaume II. 1917, 18 f. 92 f.; Langlois La Belgique et la Hollande devant le Pangermanisme: Zentralbl. f. Okk. 6, 461.
- ↑ Novaye Aujourd'hui et Demain 1914, 298 f., der hier den (Nachw. 88) genannten Druck umformt.
- ↑ Zentralbl. f. Okk. 6, 461.
- ↑ Vgl. Curicque Voix prophétiques 2 (1872), 521 ff.
- ↑ Martin Karpinski Unsere Zukunft im Lichte der Weissagungen 1921, 26 ff.
- ↑ Joh. Illig Historische Prophezeiungen 1922, 38 f.
- ↑ Zentralbl. f. Okk. 8, 543. 637 f.
- ↑ Illig 37.
- ↑ Oberschlesische Heimat 11 (1915), 183 f.
- ↑ Der Fels 10, 416.
- ↑ Illig 35 f. 37; Grabinski Neuere Mystik 219 ff.; Der Fels 10, 418.
- ↑ Der Fels 10, 418.
II.1.a. Eschweiler Seherblicke
Es handelt sich um eine Überarbeitung der Birkenbaum-Weissagung (s. o.) und zwar wird die zweite Redaktion (siehe Schlachtenbaum) benützt. Als gegebener Anknüpfungspunkt erwies sich die Weissagung von dem Fürsten mit gelähmten Fuß (Eschw.: Arm), der von der linken Seite auf das Pferd steigt. „Dieses ist der deutsche Kaiser“. Sein Wahlspruch heißt „mit Gott voran“, – ein Satz, der in der Peladanschen Fälschung der Prophétie du Frere Johannes (siehe Weissager) wiederkehrt. Die ältere Weissagung wird durch Anführen der 1914 kämpfenden Mächte und Hinweise auf das ihnen bevorstehende Schicksal modernisiert: Die Türken werden treue Brüder des Kaisers; nach dem Kriege werden nur drei große Mächte sein: Deutschland, Österreich, Papsttum. Es werden Namen wie „Lemberg“, „Soldau“ eingepascht[1]. Der Thron des Papstes wird übrigens bei Ausbruch des Krieges leer stehen. Beginnen wird dieser zur Zeit der Ernte, enden zur Kirschblüte (siehe Kirschblüten-Weissagung). Die Schlacht ist in Westfalen vorgesehen; „sollte dieses stattfinden, so wird nur ein kleiner Haufe Deutsche übrig bleiben. Voraussichtlich findet dieses Morden nicht statt, wenn das Volk zur Buße zurückkehrt“. – Die Weissagung hat angeblich ein Jesuit 1701 verfaßt; vgl. die Datierung der ersten Birkenbaum-Weissagung (1701). Sie soll im Ratshaus Eschweiler aufgefunden worden sein[2]. Die suggestive Kraft der Weissagung war so groß, daß Juni 1915 der Eschweiler Bürgermeister ein öffentliches Dementi ausgab[3]. Auch bei einem hohenloheschen Gemüsehändler wurde sie angeblich entdeckt [4].
1916 wurde in einem Waschzettel des Verlages O.H. Hörisch Dresden die Eschw. Weissagung als im Braunschweiger Museum gefunden bezeichnet. Der Abdruck ließ fort den bestimmten Hinweis auf den Kaiser, die westfälische Schlacht, auf das Niederknieen des Kaisers vor dem Kreuz (aus der Birkenbaum-Weissagung in die Eschw. übergegangen), und ergänzte, daß der Friede komme, wenn England geschlagen wäre. „Der Krieg entsteht, weil Fürsten ermordet werden“ [5].
1917 (Süddeutsche Ztg. 17. 3.) wurde die Weissagung eines fliehenden Klosterbruders von 1701 im Hl. Geist-Kloster zu Wismar gefunden. Sie bringt den Eschw. Text, aus der echten Birkenbaum-Weissagung von 1701 ergänzt (vgl. Volk d. Siebengestirns usw.). Sie beginnt: Herr, erbarme dich deines Volkes …, spricht vom Leerstehen des päpstlichen Stuhles, dann:
Bosheit, Verleumdung, Gehässigkeit wird ein kleines Häufchen aufreizen. Durch Fürstenmord wird der Brand entfacht. Sieben Reiche werden sich erheben gegen einen Vogel mit zwei Köpfen …
Es folgt der Satz vom Fürsten, der sein Pferd verkehrt besteigt, dessen Wahlspruch, dann:
Es wird ein großes Ringen stattfinden … Die Wagen werden ohne Rosse dahinsausen, feurige Drachen werden durch die Lüfte dahinfliegen und werden Feuer und Schwefel speien, Städte und Dörfer vernichten … Die Zeit wird kommen, da du weder kaufen noch verkaufen kannst. Das Brot wird gezeichnet und geteilt werden … Die Menschen werden auf dem Grund des Meeres wohnen und auf ihre Beute lauern …
Sie schließt:
Der Krieg wird beginnen, wenn die Ähren sich voll neigen, wird seinen Höhepunkt erreichen, wenn die Kirschen zum drittenmal blühen. Den Frieden schließt der Fürst zur Zeit der Christmesse [6].
Die durch die Eschweiler Weissagung begonnene Umgestaltung der Werler Weissagungen vom Schlachtenbaum setzen sich also durch alle Kriegsjahre fort.
II.2. Alt-Öttinger Weissagungen
In Alt-Ötting wird angeblich eine aus dem 30jährigen Krieg stammende Weissagung gefunden (Alt-Ötting I), die den Aufstieg der Hohenzollern voraussage; ein Greis wird Kaiser; ein junger Kaiser sei unbedacht; Weltbrand; Deutschland steigt langsam auf, aber ille imperator ultimus erit sui generis[1].
Eine andere (Alt-Ötting II), angeblich von 1841, weissagt im Herbst 1914 die Ereignisse der ersten Kriegsmonate, und schließt damit, daß zu Weihnachten der deutsche und österreichische Kaiser den Frieden diktieren; Belgien verschwinde, Frankreich werde ein kleiner Staat, ähnlich England und Rußland. Die deutsche Sprache wird Weltsprache[2].
Am 25. 11. 1914 soll das Kapuzinerkloster Alt-Ötting die Weissagung (welche?) als leere Erfindung gebrandmarkt haben [2].
II.3. Schlachtenbaum und Schlachtfeld
Die Birkenbaum-Weissagung beweist ja für den Weltkrieg bereits das Wiedererwachen der alten Schlachtenbaum-Weissagung (siehe Schlachtenbaum, dürrer Baum). Ebenso wachen andere Baum-Weissagungen auf. Das Blühen der Fehmarner Pappel, die das letzte Mal 1871 geblüht hatte, weissage den Frieden im Jahr der Blüte; das Blühen wird 1915[1] wie 1916[2] behauptet. Eine Linde, ein Schicksalsbaum der Hohenzollern, zur Zeit des jungen Wilhelm I. von einer Zigeunerin verkehrt gepflanzt, habe 1871 geblüht, und jedes Jahr reicher, am reichsten 1914; 1918 sei der Baum verdorrt; „Linde dürr, Deutschland kapores“[3]. Die Sage von der Entscheidungsschlacht auf dem Ochsenfeld wird 1914 im Elsaß erzählt[4]. S. auch Endschlacht.
II.4. Jahrzahlen-Weissagung
Die sogenannte Zahlenmystik oder Zahlenmagie, deren Wurzeln uns hier nicht berühren, erlangt im Weltkrieg große Bedeutung[1], bei uns wie etwa in Frankreich[2]. Sie ist schon vor dem Krieg im Schwange gewesen, vgl. I 1. (zu 1913), ist für 1849 bezeugt[3] und scheint schon gebraucht worden zu sein, um die Begebnisse der napoleonischen Zeit auszurechnen[4], wenn wir davon auch nur aus Frankreich wissen. Bricaud behauptet, diese Spielerei sei durch Christian, dem Autor einer Histoire de la magie, Anfang des 19. Jahrhunderts erfunden worden[5].
Zunächst knüpft der Glaube an bestimmte Jahrzahlen, so bei uns vor dem Kriege an die unglückhafte Bedeutung von 1913 (s. I.1.), für Frankreich an den Glauben, daß die Zahlen 1812–1871 – und, behauptet Ed. Niemeyer 1911, die Jahrzahl 1914 Frankreichs Unglücksjahre markieren[6]. Oder es wird mit Zahlen jongliert. Nach einer Nachricht von „1688“ habe eine weise Frau Wilhelm von Oranien erklärt, 1066 sei ein Wilhelm nach England gezogen, 622 Jahre später gewinnt ein Wilhelm den englischen Thron, und nach 266 (Umkehrung der vorigen Zahl!) Jahren werde ein dritter Wilhelm England zu Fall bringen –: 1914[7].
Wichtiger ist uns aber eine politische Weissagung aus der Jahrzahlen-Berechnung. Es lassen sich hier für unser Gebiet zwei Methoden unterscheiden: die Jahrzahl- (z.B. 1871) Quersumme (also 1 + 8 + 7 + 1 = 18) wird der Jahrzahl addiert (1871 + 18) und so das nächste schicksalträchtige Jahr erhalten („Methode der Lenormand“) [4] – oder es wird von der Quersumme der Jahrzahl noch einmal die Quersumme gezogen und diese addiert, also:
Schicksalsjahr Napoleons I.: 1812
Quersumme (1 + 8 + 1 + 2) = 12
Quersumme der Quersumme (1 + 2) = 3
––––
Jahr des Sturzes 1815
Auf weitere Künsteleien, denen man das Zufällige zu sehr ansieht, gehe ich hier nicht ein[8].
Aus der Beachtung der richtigen und falschen Ergebnisse gewinnt man einen Anhalt für die Entstehungszeit der Weissagung. So wird aus 1774 (Thronbesteigung Ludwig XVI.) durch Quersummenrechnung 1793 gewonnen, – nach rückwärts 1760 erschlossen, in welchem Jahr ein Jesuit der Erzieherin des Prinzen die Weissagung getan haben soll, – und aus der Quersumme von 1793 wird 1813 errechnet, als Jahr der Wiederkehr der Dynastie. Da die letzte Zahl danebengreift, kann die Weissagung nur vor 1813, aber nach 1793, erfolgt sein[9] (vgl. zur Methode: Weissagung, literarische); da die bevorstehenden Ereignisse aber schon deutlich gewußt werden, nur in der Jahrzahl ein Irrtum vorliegt, kann man nicht weit von 1813 zurückgreifen. Man wird etwa an die Zeit nach der Leipziger Schlacht denken müssen. S. auch unten: Fiensberg-Weissagung.
- ↑ Zentralbl. f. Okk. 9, 4 ff. 41 f. 233. 282 f.; Neue metaphys. Rundschau 21 (1914), 248 f.
- ↑ Zentralbl. f. Okk. 6, 467.
- ↑ Buch d. Prophezeiungen u. Weissagungen 18494, 281 f.
- ↑ 4,0 4,1 Ebd.; Yves de la Briere Le destin de l'Empire allemand 1916, 14 ff.; von Ida Dunkelberg als Methode der Lenormand bezeichnet: Zentralbl. f. Okk. 2 (1908), 23 ff. 428.
- ↑ Bricaud 14.
- ↑ Kahle Prophezeiungen 8.
- ↑ Ebd. 35.
- ↑ Vgl. etwa Martin Karpinski Unsere Zukunft im Lichte d. Weissagungen 1921, 45 ff.; Zentralbl. f. Okk. 25 (1931/32), 31 ff.
- ↑ De la Briere 14 ff.
II.4.a Fiensberg-Weissagung
Die für unser Thema wichtigste Jahrzahlen-Weissagung bezeichnen wir am besten als F.-W. Sie spielt mit den Zahlen 1849–1871–1888–1913, von denen zuweilen die erste fehlt. Gemeinhin gilt sie als an Wilhelm I. getan. Ihr Name, – zuerst in der französischen Literatur gebräuchlich, – leitet sie her von Fiensberg, einem Dorf bei Baden[1], wo Wilhelm I. sich die Zukunft weissagen ließ. Nach andern stamme sie aus Mainz[2]. Weiter werden als Weissager angegeben: die Lenormand, die Wilhelm I. 1849 in Paris befragte[3], eine Comtesse de R., (nach der sie Horoscope de la comtesse de R. heißt)[4], eine Wahrsagerin in London 1849[5], eine Zigeunerin[6]. Auch die Sibylle de Thebes[7] (siehe Weissager) und die Ferriëm[8] nehmen sie, bzw. den Satz, daß 1888 drei Kaiser regieren, für sich in Anspruch. Die F.-W. soll seit etwa 70 Jahren, schrieb Karpinski 1921, in Berliner Hofkreisen verbreitet gewesen sein[9]. Jedenfalls ging sie im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts in Nordposen und Schlesien um, wie ich bezeugen kann. Das stimmt mit dem Ansatz des Zentralbl. f. Okkultismus, das ihr 1914 etwa zwei Jahrzehnte gab[10]. De la Briere kennt sie vom Anfang dieses Jahrhunderts aus mehreren „brochures blanches“[11]. Lavaur soll auf einer Reise in Deutschland Anfang 1914 ein etwa 30 bis 40 Jahre altes Schriftchen entdeckt haben, den Rest einer zurückgezogenen Schrift, die sie enthielt[12]. 1912 ging sie in Paris um[13]; 1914, zum Kriegsanfang, druckte die Times sie ab[14]; weitere Drucke folgten[15].
Die F.-W. erzählt, daß 1849, bei Niederschlagung des badischen Aufstandes, Prinz Wilhelm, der spätere Kaiser Wilhelm I., eine Weissagerin befragte. Sie habe ihm vorausgesagt, er (der nicht Kronprinz war!) werde erstens Kaiser werden, er werde 91 Jahre werden, oder schlesisch: in einem Jahr würden drei Kaiser regieren, und endlich habe sie den baldigen Zerfall des Reiches geweissagt, oder schlesisch: 1913 könne der deutsche Kaiser seine Getreuen sich unter einer Eiche sammeln. Nordposen (wie Schlesien), und dieser Kaiser werde nur einen Arm haben. Sie rechnete ihm vor: 1849 + (1 + 8 + 4 + 9) = 1871: sein Kaisertum; 1871 + (1 + 8 + 7 + 1) = 1888: Todesjahr, bzw. drei Kaiser regieren; 1888 + (1 + 8 + 8 + 8) = 1913: Untergang des Reiches.
Wie wir wissen und wie die letzte Zahl auch lehrt, entstand das Vaticinium vor 1913. De la Briere schloß, da zwei Zahlen im Leben Wilhelm I. wichtig waren, 1871 und 1888, habe man aus diesen vorwärts und rückwärts 1913 und 1849 konstruiert[16]. Aus 1849 gewann man vereinzelt sogar 1829:
Certaines versiones de la Prophétie de Fiensberg prétendent que l'année 1849 aurait été annoncée vingt ans plus tôt et en vertu du meme procédé, au jeune prince Guillaume de Prusse par une voyante qui lui aurait fait connaître, des 1829, sa destinée future[17].
Aus allem geht hervor, daß die Zahlen 1829 und 1849 erst spät hinzutraten, daß 1871 und 1888 den Kern des Vaticiniums bilden, und daß dieses aller Wahrscheinlichkeit nach erst nach 1888 entstand [17].
In Frankreich begegnet bereits 1914 der Ansatz zu einer Fortbildung; die Quersumme von 1913 ergibt 14, und man sah deshalb 1914 als bedeutsam für Wilhelm II. an[18]. Im Horoscope de la comtesse de R. zählt die Comtesse die Jahre von Dezember an, nicht von Januar bis Dezember, so daß Dezember 1913 erst das Jahr 1913 beginnt, der Kriegsanfang August 1914 also noch in ihrem Jahr 1913 liegt[19]. In Rosheim (Elsaß) ist 1913 die Zahl des höchsten Glanzes für das Kaiserhaus, 1914 jedoch …[20]; die Zurechtdeutung erscheint unter allen die geschickteste.
In Deutschland bildet man die F.-W. nach dem alten Schema weiter. 1913 + (1 + 9 + 1 + 3) = 1927; dann werde Deutschland wieder erstarken[21], ein preußischer König zur Regierung kommen[22]. 1931 freilich muß man, wenn man an der F.-W. halten will, umdeuten, und so finden wir auch: 1927 werde dann das wahre Katastrophenjahr (Erdbeben, Grubenunglücke usw.) sein[23], – ein recht kläglicher Verlegenheitsschluß.
Im Gebrauch ist die F.-W. noch heut, wie ich aus Schlesien bezeugen kann, doch haben sich keine bestimmten und durchschlagenden Zahlen mehr ausgebildet.
- ↑ Bricaud 10; De la Briere 7.
- ↑ De la Briere 7.
- ↑ Bruno Noah in „Sphinx“ 1 (1919/20), 6 f.
- ↑ Gabriel Langlois Les prophéties relatives a la guerre de 1914–15. 1915, 23.
- ↑ Reimers 56.
- ↑ Mündlich; (Rosheim, Elsaß): Elsaß-Land 12 (1932), 30; Zentralbl. f. Okk. 6, 457 f.; 25, 31 f.
- ↑ Ebd. 8, 163; 3, 520.
- ↑ Mein geistiges Schauen in d. Zukunft (1905), 97.
- ↑ Martin Karpinski Unsere Zukunft im Lichte d. Weissagungen 1921, 45 ff.
- ↑ 4, 351. 405; 5. 431.
- ↑ De la Briere 9.
- ↑ Lavaur Comment se réalise … 47; Bricaud 12 f.
- ↑ De la Briere 9.
- ↑ Ebd. 7 f.
- ↑ Nach der „Times“: Herbert Thurston The War and the Prophets 90 ff.; Revue du Clergé 1915, 317 ff. (15. V. 1915); Lavaur 44 ff.; de la Briere 6 ff.
- ↑ De la Briere 12 ff.
- ↑ 17,0 17,1 Vgl. ähnlich Bricaud 14.
- ↑ Bricaud 12 f. nach Lavaur Comment se réalise 47.
- ↑ Langlois 23 f.
- ↑ Elsaßland 12 (1932), 30; vgl. auch Roedder Reichsdorf 321.
- ↑ Karpinski 45 ff., der aus 1927 sogar schon 1946 errechnete.
- ↑ Diehard Preußen 1927 wieder Monarchie, H. 1 der periodisch erscheinenden Schriftenreihe „Der Fakir“, Berlin, Verl. Friedr. Wilh. Vahldiek s. a. Die Berechnung folgt dem Versicherungsblatt „Nach Feierabend“ 1920 April Nr. 15/16; Prophezeiungen über Deutschlands Zukunft (1920) Germanicus-Verl., Kassel 13 f.
- ↑ Zentralbl. f. Okk. 25 (1931/32), 31 ff.
II.5. Hohenzollern-Ausgang
Das Haus H. spielt in den Weltkriegs-Weissagungen eine große Rolle, wie übrigens schon in tagespublizistischen Erwägungen[1] in der „du grand Pape“ (Weissager) und des von ihr abhängigen Kreises, in der der Thebes (Weissager) – ich verweise auf die „Birkenbaum-Weissagung“ (s. o.), die Eschweiler und Alt-Öttinger, die Fiensberg-Weissagung usw. Eine Zigeunerin weissagte: Nach dem Gründer des Reiches kommt der, der an den Stufen des Thrones verhungert (Kehlkopfkrebs Friedrich III.), nach ihm der Einarmige; unter seinem Sohn wird das Reich zu Grunde gehen[2]. Der Kaiser selbst soll nach Angaben des Botschafters Bihourd um derlei gewußt haben und davon abhängig gewesen sein: Seine Schwester, die Prinzessin von Sachsen-Meiningen, erzählt, daß nach einer alten Weissagung, die eine ganze Serie von Ereignissen einschließe, von denen sich bisher alle verwirklicht hätten, die Dynastie der H. auf einem Schlachtfelde ihre Krone verlieren werde; diese Prophezeiung hätte auf Wilhelm II. Eindruck gemacht[3]. In Amerika aber erschien H.C. Morrison, The World War in Prophecy. The downfall of the Kaiser and the end of the Dispensation. Louisville, Kentucky. 1917. Es heißt, die Weltperiode spiegele sich in seinem Leben wider[4]; er ist der achte König der Apokalypse[5], in der Zahl 666 gemeint[6]; Okkultisten und Astrologen weissagen über ihn[7], so wie eine norddeutsche Schloßherrin seinen Tod für 1913 voraussah[8]. Es ist schwarze Magie gegen ihn getrieben worden.
II.6. Einzelnes
1914 behauptet Langlois: die sprechenden Pferde von Elberfeld geben nach dem organe de la Prusse Orientale vom 16. 8. 1914 auf alle Fragen nur die Antwort „1914“[1]. Nach dem Nouvelliste de Lüneburg Juni 1875 seien in der nuit de la St.-Pierre erschienen a minuit a l'horizont trois flammes brillantes sur un fond bleuâtre ressemblant tout a fait aux fleurs de lis qui figurent dans l'écusson de France; man nahm das für ein Vorzeichen eines neuen sieghaften Krieges[2]. Im Juliusturm zu Spandau ward im Juni 1914, als der Kaiser ihn besichtigte, hinter der letzten Tür eine Inschrift sichtbar: La citadelle ne tardera pas a subir de nouveau le sort de –; bei einem zweiten Besuch ist das ergänzt:… le sort de 1806[3]. Ebenso soll Juni und Juli 1914 die weiße Frau dreimal dem Kaiser erschienen sein[4].
II.7. Polen
Vgl. weiter unter Bobolo, Marc usw. im Artikel „Weissager“ die Polen-Weissagungen.
III. Friede
III.1. Kriegsende
Die Frage nach dem Ende des Krieges hat von Anfang an in den W.-W. eine große Rolle gespielt. Das lehrt schon die vorhandene Weissagungs-Literatur, der ich zufüge:
- F.A. Esche, Kriegs- und Friedensprophezeiungen. Dresden 1916. …. Wird Friede und wann kommt er. Lpzg. s. a.
- Sepharial, Why the War will End in 1917. London s. a.
- Georges Stoffler La Prophétie de Sainte Odile et la fin de la Guerre. Paris 1916.
Daneben stehen astrologische Berechnungen[1], okkulte Voraussagen[2], Wahrträume[3]. Madame de Thebes (siehe Weissager) hat das Ende des Krieges auf Juni 1915[4], dann auf 1916, endlich auf 1917 geweissagt[5].
III.2. Berechnungen
Aus Daniel 12, 11 errechnete man (1290 Tage) das Datum des Friedens auf den 11. 2. 1918[1]. Die Summe der Zahlen von Geburt, Regierungsantritt, -zeit und Lebensalter Kaiser Wilhelm II. und Franz Josefs ergeben 1916 je: 3832, die Hälfte davon ist 1916; diese Ziffer in sich selbst addiert, nämlich 1 + 9 = 10, 1 + 6 = 7, ergeben das Datum des Friedens: 10. 7. 1916[2]. Eine ähnliche Spielerei stützt sich auf die Berechnung des 70er Friedens:
1870
1871
––––
3741
Nun wird das Ergebnis wieder hinter der 2. Stelle halbiert und die Einzel-Quersummen gezogen:
3 + 7 = 10
4 + 1 = 5.
der Friede ward am 10. 5. 1871 geschlossen. Das wurde für die augenblickliche Zeit probiert:
1914
1915
––––
3829
3 + 8 = 11, 2 + 9 = 11, also ist der 11. November 1915 der Friedenstag[3]. Diese Berechnung hat nun tief in das Volk gewirkt[4]. 1915 sieht man den „Friedensstern“ am Himmel, der sich 1870 vor Kriegsende zeigte[5].
III.3. Herbst und Weihnachten ist Friede
Der „Kaiser selbst“, behauptete man Herbst 1914, habe gesagt: wenn die Blätter fallen, seid ihr daheim[1]. Daraus mag als Friedenstermin die „Zeit der Weinlese“ geworden sein, wenn hier nicht die Vision der Marie Bauer über den Krieg 1870/71 hereinklingt[2]. Das Weissagungsmäßige in diesen Angaben erstickte anscheinend aber unter den rational intendierten Überlegungen, die schon längere Zeit umliefen, daß ein moderner Krieg nicht länger als höchstens ein Vierteljahr dauern könne.
Als aber der Herbst ohne einen Friedensschluß hinging, trat eine Weissagung auf Weihnachten stärker in den Vordergrund. Ein Kalender von 1814[3] oder der alte bambergische 100jährige Kalender von Gerhard Bosch[4] hatten verheißen:
Im Jahr 1914 wird eine Zeit kommen, wo die Welt gottlos sein wird.
Der Monat Mai wird ernst zum Kriege rüsten. Aber es ist noch Zeit.
Juni wird auch zum Kriege einladen.
Juli wird ernst und grausam handeln, daß viele von Weib und Kind Abschied nehmen müssen.
Im August wird man an allen Ecken den Krieg erklären.
September und Oktober wird großes Blutvergießen mit sich bringen.
Im November wird man Wunderdinge sehen.
Weihnachten wird man vom Frieden singen.
Es ist nach Beykirch[5] „eine Prophezeiung vom Jahre 1622 auf bestimmte Monate eines unbekannten Jahres“. Sie taucht in einzelnen Sätzen auch in andern Zusammenhängen (Birkenbaum-Weissagung, Eschweiler W.) auf; die Beziehungen sind noch zu klären. Vom Frieden zu Weihnachten sprach auch die Alt-Öttinger Weissagung[6].
- ↑ ZfrwVk. 15, 131; Illig 35.
- ↑ Zentralbl. f. Okk. 9 (1915/16), 116 f. Zur Bauer: Illig 46 ff.
- ↑ Kahle 10; ebenda 21; Alt-Öttinger Kalender von 1814; Zentralbl. f. Okk. 8, 293. 498.
- ↑ Neue metaphys. Rundschau 21 (1914), 254.
- ↑ Prophetenstimmen 1849; Wilh. Schrattenholz Spielbähn der Prophet 1849, 38; A.S. …, Die nächste Zukunft oder große Begebenheiten in Rheinland u. Westphalen 1854, 3 f.
- ↑ Zentralbl. f. Okk. 8, 292 f.
III.4. Kirschblüten-Weissagung
Bereits in den Eschweiler (s. o.), Braunschweiger (s. o.) und Wismarer Umformungen der Birkenbaum-Weissagung war vom Frieden zur Zeit der Kirschblüte die Rede. Ich kann noch nicht sagen, wo diese Formel ihren Ursprung hat; möglicherweise handelt es sich um eine Verdrehung westfälischer Zukunftsschlacht-Weissagungen: „die ersten Soldaten tragen Kirschenblüten auf den Hüten“[1]. Angeblich sei sie 1913 von einem Zigeuner geweissagt worden[2], im Frühjahr 1914 in Konstanz bekannt worden[3].
Die Wismarer Zuformung der Birkenschlacht-Weissagung verbindet die Kirschenblüten- und Weihnachtsprophetie.
</references>
Der Krieg wird … seinen Höhepunkt erreichen, wenn die Kirschen zum drittenmal blühen. Den Frieden schließt der Fürst zur Zeit der Christmesse.
Nicht selten bekräftigen die Weissager, so eine Frau aus der Gegend von Jena, ein Spökenkieker aus dem Osnabrückischen, die Kirschblüten-Weissagung mit der Bemerkung, sie würden den Tag nicht erleben [4].
III.5. Bekräftigungen
In Münster hieß es 1916, eine fromme Person habe den Frieden für den 11. Juni 1916 geweisagt; die große Prozession Anfang Juli erfolge im Frieden[1]. Ebenso wurde in Sachsen angeblich der 27. 4. 1915[2], wieder anders der 17. 6. 1916 genannt[3]; in beiden Fällen bekräftigten die Weissager, sie würden den Tag nicht erleben.
Eine Zigeunerin fuhr Ende Mai auf der Strecke Haisger-Siegen, zog plötzlich die Notleine und erklärte: so wahr in einem Vierteljahr Friede sei, so wahr seien zwei Russen im Zuge. Man fand diese. Also ist Ende August (1916) Friede[4].
Geldsummen-Beweis: Häufig wird die Wahrheit des Ausspruches auch damit bestätigt, daß man eine bestimmte Geldsumme nennt, die der oder jener bei sich trägt[5], eine aus älteren Überlieferungen bekannte Formel[6].
III.6. Naturerscheinungen
Die Weiße Turmuhr in Nürnberg ist 66, 70/71 jedesmal stehen geblieben, und jedesmal, wenn sie hergerichtet worden war, kam der Frieden. So erwartete man nach ihrer Herrichtung im Weltkrieg den nahen Frieden[1]. Das Blühen der Fehmarner Pappel (s. o.) Sommer 1916 sollte ihn ebenfalls vorbedeuten[2].
III.7. Der Friedenskönig
Der weiße Friedenskönig wird von Karpinski auf die Zeit nach dem Kriege und dem Sturz der Republiken bezogen. In diesem Sinne werden gedeutet die Weissagungen Holzhausers, der heiligen Lin, Hl. Hildegard, Schäfer Jasper usw. In diesem Friedensreich wird das wahre Christentum herrschen.[1]
- ↑ Karpinski 28 ff.