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1999 (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Dienstag, 23.05.2017, 22:40 (vor 2537 Tagen) @ Taurec (1643 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Dienstag, 23.05.2017, 23:06

Hallo!

Die erste Zeile:

„L’an mil neuf cens nonante neuf ſept mois“

Die Enträtselung der Zeile hat zwei Takte:

1. Die Feststellung, daß die wenigen Jahreszahlen in den Centurien eine einheitliche Syntax aufweisen (siehe hier), die in X/72 nicht zur Anwendung kommt. Schlußfolgerung: Hier steht eben nicht auf Nostradamusfranzösisch neunzehnhundertneunundneunzig.
(Gegenanzeige: Im Brief an Heinrich II. schreibt Nostradamus durchaus „l’an mil sept cens nonante deux“, 1792, als Ludwig XVI. vom Thron entfernt wurde und man ein neues Zeitalter wähnte, und entspricht damit der Syntax in X/72. Allerdings ist sein sprachlicher Duktus in den Prosatexten ein anderer.)

2. Die Übereinstimmung mit dem Tode Heinrichs III. und der Thronbesteigung Heinrichs IV., wenn man sich die Zeile alternativ als Mischung aus Französisch und Latein zusammenbastelt.

  • „Nonante“ = lateinisch „non ante“ („nicht vor“).
  • „Neuf sept mois“ = “neun sieben(ter) Monat“ => „nicht vor neun, 7. Monat“. Am 2. August 1589 starb Heinrich III. an den Folgen eines Attentates (achter Monat 1589 = nicht vor dem siebten Monat des Jahres „neun“!). Auf dem Totenbett erklärt er seinen Schwager Heinrich von Navarra zu seinem Nachfolger Heinrich IV.
  • Es begann ein neues Millennium („mil ans“) – wie man vom Begriff Millenarismus kennt eben ein Friedensreich, denn Heinrich IV. beendete die Religionskriege, die über Jahrzehnte Frankreich zerrissen.
  • „Neuf“ kann ebenso „neun“ wie „neu“ heißen. Nostradamus spielt gezielt mit dieser Doppelbedeutung, läßt das erste „neuf“ „neu“ bedeuten, das zweite „neun“.
  • „Cens“ geht auf das mittelfranzösische „censer“, bzw. die erste Person „je cense“ („ich zähle/schätze/meine") zurück, das vom lateinischen „censere“ (u. a. „meinen“, „der Ansicht sein“) abstammt. In „je cense“ ist das „e“ stumm, so daß lautlich kein Unterschied zu „cens“ („hundert“) besteht, wodurch die Bedeutungsverschiebung überhaupt möglich wird.

Sollte man tatsächlich hier 1999 lesen wollen (die Zeile ließe sich völlig legitim mit „das Jahr tausend neun hundert neunzig neun, sieben Monate“ übersetzen), so wäre die nächstliegende Lösung, daß Nostradamus hier schlichtweg sich in der Datierung geirrt und die falsche Jahreszahl gedruckt hat, denn die historische Provinz Angoumois bzw. die von dort stammenden Könige des Hauses Valois-Angoulême sinnvoll mit einem Ereignis 1999 in Verbindung zu bringen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Nun sind bereits 18 Jahre vergangen. Selbst wenn in fernerer Zukunft der unwahrscheinliche Fall einträte, daß ein Sproß der Nebenlinien Bourbon-Orléans oder Bourbon-Anjou, die sich indirekt auf Valois-Angoulême, bzw. direkt auf das große Geschlecht der Kapetinger zurückführen lassen, auf dem französischen Thron säße und von irgendeiner Bedeutung wäre, dann läge diese Zeit so weit (mehrere Generationen) von 1999 entfernt, daß ein Zusammenhang mehr als nur abwegig wäre.

Andernfalls wird aus dem verschlüsselten Datum August 1589 in Verbindung mit der durch Heinrich IV. („König Befreier“, den der Himmel schickt) eingeläuteten Friedenszeit, an deren Ende Heinrichs Enkel Ludwig XIV. den Religionsfrieden widerrief („davor danach regiert Mars mit Glück“) ein Schuh daraus, den passend zu machen es wenig mehr als der Übersetzung zweier Wörter auf Latein bedarf, dessen sich Nostradamus regelmäßig bediente.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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