Einhorn-Syndrom (Schauungen & Prophezeiungen)

Ulrich ⌂, München-Pasing, Samstag, 14.02.2015, 01:53 (vor 3364 Tagen) @ BBouvier (2603 Aufrufe)

Hallo BB,

Es hat da eben eine sexuell frustrierte und bigott frömmelnde Hysterikerin ihre ganz persönlichen Ventile ...

Ja. Habe mich vor einiger Zeit, um den Blick zu schärfen, durch die ~500 Seiten des Buches "Visionäre Erlebnisse. Visionen und Auditionen in der Gegenwart. Eine psychodynamische und psychopathologische Untersuchung" des Theologen und Mediziners Gerd Schallenberg gequält.
Die von Dir o.g. Symptomatik scheint sich epidemisch durch weite Teile der christlichen Schauungs-Quellen zu ziehen.
Wer das Buch lesen mag, um sich zu immunisieren, ich kann es entbehren.

Um das Zitat Emmericks zu deuten, muss man wohl das zeitgenössische Umfeld berücksichtigen:
"Dülmen 1818. In der Folge der napoleonischen Kriege haben die Preußen die Herrschaft im katholischen Westfalen übernommen. Ihre Soldaten und Beamten sind dabei, das Land zu vermessen und neu zu verteilen. In dieser ungewissen, von Armut und Ressentiments bestimmten Zeit blüht neben nationalen Gedanken auch der Glaube regelrecht auf."
( http://www.filmstarts.de/kritiken/100513-Das-Gel%C3%BCbde/kritik.html )


Auf die Zuverlässigkeit Brentanos Aufzeichnungen, auf die sich ja wohl die meisten Autoren als Quelle beziehen (müssen), würde ich nicht viel geben, weil ein Saulus-Paulus-Syndrom ein mieser Garant für objektive Berichterstattung ist:
"So hat sich eine fast schon sektiererische Gemeinde um die seit Jahren an den Stigmata Jesu Christi leidende Nonne Anna Katharina Emmerick gebildet. Ihr Leiden und ihre düsteren Visionen sorgen weit über die Grenzen von Westfalen hinaus für Aufsehen. Nachrichten über die Emmerick sind bis nach Berlin vorgedrungen, wo auch der gerade in den Schoß der katholischen Kirche zurückgekehrte Clemens Brentano von ihr gehört hat. Von einem fast schon missionarischen Eifer getrieben macht sich der berühmte romantische Dichter auf den Weg nach Dülmen, um dort die Visionen der Nonne aufzuzeichnen."
(ebenda)

Gruß
Ulrich


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