Déjà-vu in der Neurophsiologie und präkognitiv? (Schauungen & Prophezeiungen)

Heron, Donnerstag, 12.04.2012, 16:27 (vor 4416 Tagen) @ Bernhard_Berlin (4345 Aufrufe)

Hallo Bernhard,

> wenn Dir erst im Nachhinein auffällt, dass Du die jeweilige Situation schon einmal Jahre zuvor erträumt hast, woher weißt Du dann, dass dieser angenommene Traum wirklich stattgefunden hat und Du Dich nicht nur nachträglich an einen vermeintlichen Traum zu erinnern glaubst, den es aber nie gegeben hat, eben weil es eben doch nur ein neurowissenschaftlich erklärbares Déjà Vu gewesen ist?

Mit letzter Gewissheit ließe sich Dein Gegenargument nur ausräumen, wenn ich ein Traumtagebuch hätte, auf das ich verweisen könnte. Allerdings ist das bei der Anzahl der Träume und den wenigen, die ein Déjà-vu ergeben ein ziemlich mühseliges Unterfangen. Auch weil man dazu alle Träume erfassen müsste. Dazu wäre es erforderlich nach jeder Traumphase aufzuwachen, um die Erinnerungsblockade zu umgehen. Ein völlig unmögliches Unterfangen.

Immerhin kann ich dir versichern, dass ich mich daran erinnere das entsprechende Bild im Moment des Erlebens geträumt zu haben. Das Traumbild ist am ehesten wie ein etwas unscharfes Foto, weil Details wie Text, Zahlen, und bisher auch Gesichtszüge, fehlen. Ich habe ja schon darauf hingewiesen, dass ich das Bild zwar wiedererkenne, aber es handelt sich nicht um ein verarbeitetes Erlebnis über das ich reflektiert berichten könnte. Stell dir mal vor Du guckst bei einer Fahrt, z.B. mit dem Auto, kurz zur Seite aus dem Fenster. Dieser kurze Blick auf etwas würde dir reichen um das Gesehene einwandfrei als schon mal gesehen zu identifizieren. Du wüßtest wahrscheinlich auch den Umstand dazu (bei einer Fahrt), aber es würde dir schwer fallen ohne dieses Wiedererkennungserlebnis gerade diesen kurzen Seitenblick detailliert zu beschreiben.

Besonderheiten unseres Gehirns haben mit Sicherheit einen Einfluß auf dieses Problem der Beschreibbarkeit. Beispielsweise kann ich mich normalerweise an Träume nur direkt nach dem Aufwachen (wenn überhaupt) erinnern. Wenn ich versuche sie zu beschreiben, verblaßt noch während ich das tue in ganz kurzer Zeit das total plastische und eindrückliche Bild und ich bin unfähig konkret zu benennen was ich da gesehen habe. Das liegt dann natürlich daran, dass beim Träumen die dadurch anfallende Erinnerung anders verarbeitet wird, als beim bewußten Erleben. Bei bewußtem Erleben läuft der "Langzeitspeicher" gewissermaßen mit, beim Träumen ist nur der "Kurzzeitspeicher" noch abbrufbar. Wenn sich dieser leert ergeben sich solche Unfähigkeiten, dass die Worte zur Beschreibung nicht zugeordnet werden können. Ähnliche Unfähigkeiten kann man z.B. auch bei Amnäsiepatienten finden.

Im übrigen finde ich es z.B. überraschend, dass es durchaus Träume gibt, an die ich mich wieder erinnere, obwohl ich sie längst vergessen hatte, weil es irgendein Erlebnis gibt, dass eine Assoziation mit diesem Traum wieder herstellt. Und das sind ganz ausdrücklich keine Déjà-vu's, weil der Traum nicht Deckungsgleich mit dem Erlebnis ist.

Bei einem neurophysiologisch beschreibbarem Déjà-vu, gehe ich mal davon aus, dass es auch keine Erinnerung an einen Traum dabei gibt, sondern es entsteht lediglich das verstörende Gefühl schon mal erlebt zu haben aber keine Einordnung wann und wie das geschehen sein soll.

Zitat von hier: Süddeutsche - falscher-eindruck-wo-die-dej-vus-herkommen 07.11.2007
Traten bei den Teilnehmern falsche Erinnerungen auf, wich ihre Gehirnaktivität von diesem Schema ab: Der Scheitellappen war aktiv und die Personen glaubten, sich an eine Szene erinnern zu können. Doch das Areal im Schläfenlappen blieb stumm - die Befragten konnten keine Details zu der Erinnerung angeben oder sagen, wann sie das Ereignis bereits erlebt hatten. Zudem waren sie sich unsicherer, ob die Déjà-vus echt waren, als bei Erlebnissen, die tatsächlich stattgefunden hatten.

Mir ist schon klar, dass damit nichts bewiesen ist. Aber ich denke schon, dass man besonders Im Hinblick auf das Forumsthema auch das präkognitive Déjà-vu als Schauungsform nicht einfach abtun kann. Außerdem haben die Neurophysiologen als Naturwissenschaftler nicht die Freiheit sich mit Präkognition ernsthaft zu befassen (wegen des Verstoßes gegen die Kausallogik). So dass jede Untersuchung dazu die Ergebnisse in eine andere Richtung interpretieren muss.

Gruß, Heron


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