Re: 13 Tage ohne Wasser und Nahrung, wer überlebt das wenn er nicht leben will?

Geschrieben von Johannes am 31. März 2005 14:24:27:

Als Antwort auf: 13 Tage ohne Wasser und Nahrung, wer überlebt das wenn er nicht leben will? geschrieben von Saurier61 am 31. März 2005 13:05:22:

> Wie lange kann ein Mensch ohne Wasser überleben??????
> Wer kann mit Sicherheit sagen, dass sie nicht leidet.????

Hallo Helga,

ich bin mir ziemlich sicher, daß sie leben will - und jemandem das Wasser zu verweigern, damit er endlich verdurstet, ist grausam.

@Röde: Ich sehe das eigentlich nicht als "ausschlachten" durch die Medien. Sicher, die Berichte bringen Quote, aber wenn ich mir die Nachrichten anhöre (derzeit meist BR5), so reden die immer fein um das Problem herum: Es wird zwar vom Sorgerechtsstreit und dem Entfernen der Magensonde gesprochen, aber es wird nicht ausgesprochen, daß "Entfernen der Magensonde" nichts anderes heißt als "gezieltes Töten durch Verdursten lassen".

Wenn über Todesurteile gesprochen wird, dann wird gern erwähnt, wie die Spritzen oder der elektrische Stuhl wirken (oder manchmal auch nicht wirken), der Verbrecher kann sich dann meist des öffentlichen Mitleids sicher sein. Nun geht es aber nicht um einen Verbrecher, sondern um eine Frau, die zwar ohne Apparate leben, aber sich nicht ernähren kann. Und die soll nun ganz gezielt verdursten gelassen werden. Aber dieser Kernpunkt wird eben nicht ausgesprochen.

Ich weiß, Röde, daß wir da wohl eine unterschiedliche Meinung haben, aber mir geht es nicht darum, Dich darin zu überzeugen, sondern ich will auf einen anderen Punkt aufmerksam machen: Das Sterben wird aus der Gesellschaft verdrängt. Schau Dir die Werbung an: Jung, gesund, gutaussehend. Hip, beim neuesten Trend dabei sein, das ist doch das, was "in" ist.

Aber wie ist es, wenn das Leben zu Ende geht? Alt, krank, schwach, hinfällig? Wie gehen wir damit um? Kümmern wir uns um unsere Eltern dann so, wie sie sich (hoffentlich) um uns gekümmert haben? Oder schieben wir sie lieber ab, weil wir nicht mit dem Leid konfrontiert werden wollen und es uns zu sehr behindert?

Natürlich sind manche auch mit der Pflege überfordert, das weiß ich. Aber bei all dem läßt sich dennoch eine Entwicklung feststellen: Das Leben ist "geil", so lange man gesund ist, aber das Sterben wird verdrängt, abgeschoben. Und es wird sogar drumherum geredet, denn wenn man jemanden gezielt verdursten läßt, dann das würde die Realität zu sehr in die Wohnzimmer holen. Und, nein, da wollen wir den Tod doch nicht haben. Also sprechen wir lieber davon, daß sie die Frau "sterben darf" und ihr die "Magensonde entfernt" wurde, aber bloß nicht davon, daß man ihr gezielt das lebensnotwendige Wasser verweigert, damit sie stirbt (das meinte ich, wenn ich sage, daß es nicht ausgeschlachtet wird, denn die meisten Berichte umschreiben lieber, um was es geht).

Ich beachte Terry daher weniger als Einzelschicksal, sondern ich denke, daß in ihr die Veränderung unserer Gesellschaft zum Ausdruck kommt. Überspitzt: "Du bist krank und zu nichts mehr zu gebrauchen? Weg mit Dir!" Das ist mein Gedanke für das Zukunftsforum, denn diese veränderte Einstellung der Menschen wird sich einmal auch auf uns ganz massiv auswirken, auch ohne Krieg oder 3tF. Und ist das dann die Gesellschaft, wie wir sie wollen? Oder was können wir ändern, damit es anders kommt?

@Helga, jetzt doch noch kurz zum Einzelschicksal der Frau: Wenn ich sage, daß die Frau leben will, so liegt das aber auch daran, daß die Eltern sie nicht gehen lassen, ich sehe da durchaus eine Verbindung. Könnten die Eltern sie loslassen, dann wäre sie wohl schon vor Jahren friedlich gestorben. So aber hängt sie an ihrem Leben bzw. wird festgehalten.

Noch etwas: Wenn man nun jemand nicht nur gezielt verdursten lassen darf, sondern per Gerichtsurteil sogar muß, dann eröffnet das bald neue Chancen, um zu neuen Organen für Transplantationen zu kommen. "Wir wollen doch nicht das Leid verlängern, und jetzt sind Herz und Niere noch gesund..."

Gruß

Johannes


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