Re: Punkt II - Das Motiv Peak Oil

Geschrieben von Odin am 21. Januar 2005 14:54:

Als Antwort auf: Re: Punkt II - Das Motiv Peak Oil geschrieben von Badland Warrior am 20. Januar 2005 19:40:39:

Hallo

>Hallöle!
>Du hast noch etwas vergessen: Medikamente. Ein Teil der heutigen Medikamente, >sogar ein recht großer, wird aus Erdöl hergestellt, soviel ich weiß. Ich hab >zwar keine Ahnung, wie das gehen soll, aber anscheinend ist dem so.

Naja im Rohöl sind eine Menge Bestandteile drin z.B. Heterozyklen,
die als Ausgangsbausteine für Wirkstoffe in Arzneimitteln gebraucht
werden. Und eine Raffinerie ist ja nix weiter als eine grosse
chemische Anlage, die das Rohöl in möglichst viele seiner Bestand-
teile zerlegt, die dann einzeln verwendbar sind. Die Heterozyklen
landen z.B. grossteils im sogenannten "Naphta-Schnitt".

>Das heißt: Die medikamentöse Versorgung wird in vielen Bereichen >zusammenbrechen, was bei chronisch Kranken furchtbare Folgen bis zum Tode >haben kann, je nach Erkrankung. Und: Einige Dentalmedizinische Produkte wären >vielleicht auch nicht mehr herstellbar. Aua, aua, aua...
>Ferner: Es gibt eine Massenarbeitslosigkeit bei den Chemieunternehmen, weil >keine Rohstoffe da sind, es sei denn, man lernt, aus Müll und Kohle die >gleichen Stoffe herzustellen (durch aufcracken)

Das kann man längst. Umgekehrt hat ja die Petrochemie die Gewinnung
von Grundstoffen aus dem Steinkohlenteer verdrängt. Eine Kokerei
ist - grundstofftechnisch gesehen - eine Goldgrube, obwohl alles
pechschwarz ist und eklig stinkt.

>oder beginnt im großen Stil Pyrolyseanlagen zu bauen, um Kunststoffe wieder in >Erdöl umzuwandeln, das dann wieder als Rohstoff genutzt wird.

Das stösst auf Probleme. Die energetische Nutzung (Verbrennung)
ist einfacher als die sortenreine Rückgewinnung der molekularen
Bausteine ("Monomeren").

>Inwiefern das dann allerdings die gleiche Qualität hat, wie Naturerdöl, das >kann nur ein Chemiker, oder noch besser, Petrochemiker beantworten. Vielleicht >Disco oder Franke 23.

Gleiche Qualität - hängt davon ab ob zum Verbrennen oder zur
Synthese. Zum Verbrennen - da zählt hauptsächlich der Heizwert
und die Flüchtigkeit und Entzündlichkeit. Nebenher noch die
Konzentration an störenden Schadstoffe produzierenden
Komponenten z.B. stickstoff- oder schwefelorganische
Verbindungen (bilden Stickoxide und Schwefeloxide).

>Vorteil: Man muss wieder auf natürliche Medkamente ausweichen. Nachteil: Die >decken nur einen kleinen Sektor ab, und viele Pflanzen lassen sich nicht >kultivieren. Ich spreche jetzt nur die Phytopharmakologie an, weil manche >Leute der Homöopathie nicht trauen könnten. Ich tu es zwar selbst, will das >aber nicht verallgemeinern.

Ausserdem stimmt die einfache Gleichung Naturstoff = gut
und Syntheseprodukt = schlecht in dieser form nicht.
So ist z.B. das Gift des weissen Knollenblätterpilzes
ohne jeden Zweifel ein Naturprodukt.

>Das nur so am Rande, weil das oft vergessen wird.
>Baddy

Das und noch vieles mehr:

Kunststoffherstellung allein

- aus Steinkohlenteer
- aus Holzpyrolysat (Holzteer) oder Kunststoffpyrolysat
- aus Komponenten von Synthesegas (Fischer-Tropsch etc.)
- aus Acetylenderivaten (alte Acetylensynthesechemie)
- aus natürlichen Polymeren durch Abwandlung

dürfte unseren heutigen riesigen "Bedarf" an diesen
künstlich erzeugten Werkstoffen kaum decken.

Und dann haben wir noch die ganzen Landwirtschafts-
chemikalien vom Kunstdünger bis zum Pflanzenschutz. Ohne
all das sind die heutigen Hektarerträge reine Utopie.
Was sollen wir fressen ???

Gruss

Odin



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