Re: Nun auch das Deutschlandforum geschlossen ???

Geschrieben von Johannes am 14. Februar 2006 22:02:47:

Als Antwort auf: Re: Nun auch das Deutschlandforum geschlossen ??? geschrieben von AlexP am 14. Februar 2006 20:06:23:

> Dass natürlich jetzt die Märchen- und Legendbildung losgeht


Hallo Alex,

zum Thema Legendenbildung muß ich mich nun doch kurz melden.

> Also: Beitrag Gelesen, Regelwidrigkeit erkannt und den Beitrag stehen ge-
> lassen um ihn "später" nochmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Erstens: Was heißt denn "Regelwidrigkeit" erkannt? Ist ein Forenmaster Richter? Soll er sich anmaßen, zwischen Meinungsfreiheit und Beleidigung treffsicher entscheiden zu können (erkannt und, zack, gelöscht?) oder ist das nicht eine Auslegungssache?

Zweitens, diesmal konkreter: Wenn jemand andere vorsätzlich getötet hat, dann ist er nach allgemeiner Vorstellung ein Mörder. Vielleicht finden ja einige, der Mord sei in Ordnung, weil für die gute Sache, die Religion oder warum auch immer. Auch Anklage und Verteidigung werden das in einem Prozeß ganz anders sehen, bis es nach langer Zeit zu einem Urteil kommt.

Wenn ich nun also jemanden habe, der sagt, daß jemand ein Mörder sei, weil er getötet habe, und der andere sagt, daß sei eine Beleidigung dieses Mannes, die man nicht hinnehmen dürfe, für wen soll sich dann ein Forenmaster entscheiden? Darf also niemand mehr einen Mord einen Mord nennen, weil sich jemand durch diesen Ausdruck beleidigt sehen könnte? Oder muß der Anhänger diesjenigen, der getötet hat, hinnehmen, daß das andere weniger patriotisch sehen als er?

Oder, wie nennt man das, wenn einer mit einer Neunjährigen schläft? Sollte es wirklich nur möglich sein, darüber ganz abstrakt zu reden ("es gibt ernst zu nehmende Quellen, siehe auch xxx, aus denen hervorgeht, daß yyy mit einer Neunjährigen geschlafen haben soll") oder darf man diesen Sachverhalt im Rahmen einer Diskussion auch "auf gut Deutsch" ausdrücken?

Nein, Alex, so einfach ist das nicht, von wegen erkannt, und - zack - hätte ich es löschen müssen. Es kann (oder sollte zumindest) nicht sein, daß eine Seite den Hinweis auf weitgehend unbestrittene Tatsachen verbieten kann, nur weil sie das als Beileidigung darstellt.

Wo ich aber durchaus zustimme: Bei Diskussionen über den Glauben sollten alle Teilnehmer dem anderen Respekt erweisen. In sofern empfand ich manches in der Diskussion als fragwürdig, nur eben nicht in der Art einer "zack und weg"-Haltung. Denn es kann ja nicht sein, daß letztendlich die sachlich richtige (oder zumindest weitgehend unbestrinnene) Ansicht nicht mehr geäußert werden darf, nur weil sich jemand davon beleidigt fühlen könnte.

Ich weiß, wenn man dann zusätzlich in die Religionsgeschichte geht und sich über Herkunft und Entwicklung der Göttervorstellungen und -namen Gedanken macht (Stichwort Mondgott), dann betritt man natürlich "vermintes Gebiet", weil da einige sehr emotional reagieren.

Alex, es mag sein, daß Du das mit Deiner "Zack und weg"-Haltung nicht nachvollziehen kannst, aber ich mache mir über solche Dinge etwas mehr Gedanken. Ich bin einerseits sehr für einen geflegten Umgang miteinander, aber andererseits sehe ich nicht ein, daß Leute mundtot gemacht werden, nur weil es jemand nicht gefällt, das so zu hören. Wer sich in ein Diskussionsforum begibt, der muß auch bereit sein, sich konträre Meinungen anzuhören.

Wenn ich arbeite, dann reicht die Zeit, um ab und zu ins Forum zu schauen. Dann reicht es auch dazu, um jemand, der sich unfair verhält ("Herr Lehrer, ich weiß was"), zu sagen, daß man ihn hier nicht mehr sehen möchte. Ich habe dies aber nicht geschrieben, ohne gleich darauf hinzuweisen, daß ich mich noch darum kümmern würde und man mich ohnehin immer ansprechen könne (diesen Teil hat derjenige in Deinem Link übrigens bewußt ausgelassen). Nur wenn man mich umgehen will und erst woanders hinrennt, dann finde ich das nicht gut.

Es mag bei Dir falsch rübergekommen sein, warum ich nicht gleich auf den Inhalt der Beschwerde reagiert habe. Aber, es ist so, für mich ist das eben kein eindeutiger zack-und-weg-Fall, die Inhalte waren meiner Ansicht auch richtig (wenn auch in einem Punkt religionsgeschichtlich umstritten), nur über die Wortwahl für eine Religionsdiskussion kann man streiten. Aber hier wollte ich nicht gleich eine Seite abwürgen, nur weil die andere Seite, die ansonsten überhaupt nicht zimperlich ist ("Lügner", "Rattenfänger", "pseudochristliche Hassprediger", die außerdem lügt, wenn sie einen anderen der absichtlichen Lüge bezichtigt), die Gefahr sieht, jemand könne sich beieldigt fühlen, dies dann als Volksverhetzung aufbauscht und anschwärzt.

> Aja, ich sehe den Fall ganz anders, es reicht nicht den strafbaren Inhalt
> stehen zu lassen und den User zu rügen dass der Inhalt strafbar ist.

Ob das strafbar ist, bezweifle ich weiterhin. Das ist der Grund, warum ich geschrieben hatte, daß mir die Gründe für die Schließung nicht klar seien. Es mag sein, daß ich die rechtliche Lage falsch beurteile und sich die Rechtssprechung so entwickelt hat, nur, nochmal, so klar und selbstverständlich war das für mich keinesfalls. Für mich ging es darum, daß auch konträre Ansichten geäußert werden können, aber die Abwägung, was man nun wie am besten formuliert, damit sich ein Religionsthema nicht zu sehr hochschaukelt, die kann ich nicht zwischen Tür und Angel machen.

Gruß

Johannes


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