Tageskommentar 10. Dezember 2005

Geschrieben von Tarman am 10. Dezember 2005 00:08:15:

Unter Umständen könnte man vielleicht doch davon ausgehen, daß Schily eventuell erfahren hat, daß die CIA einen deutschen Staatsbürger entführt und intensiv verhört hat. Und vielleicht läßt sich auch spekulieren, das im weitesten Sinn eine deutsche Behörde daran beteiligt gewesen sein könnte. Aber das ist natürlich rein hypothetisch. Denn wenn deutsche Behörden deutsche Staatsbürger ohne Gerichtsbeschluß einer fremden Macht überstellen, wäre das... also in anderen Staaten wäre das ein Verfassungsbruch. Was es in Deutschland ist, in der aktuell existierenden Bananenrepublik, wissen höchstens speziell ausgebildete Fachjuristen. Jedenfalls wissen wir Normalos jetzt, was ein Verfassungsschutzminister ist: Das ist derjenige, der das Bundesamt für Verfassungsschutz auf unbescholtene Bürger hetzt.

Freuen wir uns alle, daß es unserem ehemaligen Bundeskanzler so gut geht. Neben runden 10.000 Euro Monatspension bezahlt ihm das dankbare Volk einen Dienstwagen mit Chauffeur, ein Büro und eine Sekretärin. Da jobt es sich vergnüglich nebenbei als Anwalt, als Berater für einen Schweizer Verlag und seit neuestem auch noch als Aufsichtsratsvorsitzender eines Gaspipeline-Betreibers. Das ist uns auf jeden Fall noch eine DFB-Ehrenmitgliedschaft wert. Weil ja schließlich der Kanzler die WM nach Deutschland geholt hat. Sagt man heute. Bisher wurde behauptet, es wäre Beckenbauer gewesen, aber der mußte vermutlich gerade einen Werbefilm drehen. Jedenfalls geht es unserem früheren Bundeskanzler derart gut, daß ich mich frage, wieso der im Wahlkampf so getan hatte, als wolle er im Amt bleiben.

Nebenbei: Jobs FÜR den Exkanzler sind weitaus besser bezahlt als Jobs VOM Exkanzler. Letztere gibt es nur als Ein-Euro-Jobs für Hartz-IV-Empfünger. Aber für so micktige Beträge arbeitet ein gewesener Kanzler nicht. Das hat er gar nicht nötig.

Angela Merkel hat sich heute über den persischen Staatspräsidenten "empört". Was bedeutet, daß sie mit unbewegtem Gesicht eine einschläfernde Rede gehalten hat, die verdächtig nach den Einfuhrbestimmungen für Karamelbonbos in die EU geklungen hat. Michel Friedmann klang weitaus empörter. Ganz geübt beklagte er den Antisemitismus und forderte den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zum Iran. Also die üblichen verbalen Nebelfetzen. Der Perser mag ein bösartiger Antijudaist oder auch Antizionist sein, aber gegenüber den meisten semitischen Völkern dürfte er eher Symathie empfinden. Ob Friedmann jemals begreifen wird, daß seit 1947 der Großteil der gewaltsam ums Leben gekommenen Angehörigen semitischer Völker durch Israelis umgebracht worden sind? Daß demnach die wirklichen Antisemiten seine Glaubensbrüder in Tel Aviv sind?


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