Re: USA, China und andere

Geschrieben von detlef am 27. Dezember 2004 23:39:31:

Als Antwort auf: USA, China und andere geschrieben von Badland Warrior am 27. Dezember 2004 19:16:07:

hallo,

>Du hast da ein paar wichtige Punkte angesprochen. Ich gehe aber Teil für Teil darauf ein.
>T.: Die Amerikaner sind dumm, wie man immer wieder feststellt.
>B.: Nicht DIE Amerikaner, sondern die Staatsführung und die militärischen Berater. Gehe ich Recht in der Annahme, dass Patton einige Situationen von denen, die du geschildert hast, anders angegangen hätte, als Powell und rumsfeld es heute tun? Ich denke, schon. Dass der allgemeine durchschnittliche, nicht der faktische Bildungsdurchschnitt zu wünschen übrig lässt, stimmt. Ich werde jetzt nicht auf Details eingehen. Fakt ist aber auch, dass es unangemessen wäre, zu sagen, DIE Amerikaner wären insgesamt dumm. Ich denke, dass es in den USA, wie überall auch sonst (gut, sagen wir FAST überall) auch sehr gebildete Menschen gibt, die durchaus einiges zu bieten haben. Leary, Wilson, Widowson und Beasley, und auch, wenn man ihn nicht mag, Bill Gates, sind mit Sicherheit keine dumpfbratzen. Also ist es nicht DER amerikaner a priori, sondern ein Teil der US-Bewohner, a posteriori (nein, nicht, was du wieder denkst), die unterdurchschnittlich gebildet sind.

macht ihr hier nicht beide den selben fehler? die handlungsmotive der nordamerikaner nach europaeischen mass-staeben beurteilen?

>T.: Kein normaler Mensch hätte den Irak so erledigt, wie es die USA gemacht haben.
>B.: Kann sein. Ich bin kein guter Stratege, aber mir wären auch einige Sachen eingefallen, die sehr viel geschickter gewesen wären. Ob sie allerdings realistisch wären, weiß ich nicht, und es sind Konjunktivfragen. Fakt ist, dass sie es nicht nur übertrieben, sondern versaut haben. Norman Schwartzkopf wollte ja im ersten Irakkrieg durchmarschieren, aber George Bush senior hat ihn ja zurückgepfiffen und in die Bedeutungslosigkeit geschickt. Schön blöd, meines erachtens. Nun ja, ist passiert.

nun, es gibt da durchaus vernuenftig klingenede theorien, dass die nordamerikaner unter sachzwang gehandelt haben.
derselbe sachzwang, der sie jetzt zwingt, fuer teures geld soeldner (pardon: contraktoren) anzuheuern, die als besatzungstruppen den irak sichern sollen, wenn der angriff auf iran unumgaenglich wird.

>T.: Die Al Quaida würde es ohne Hilfe der USA auch nicht geben.
>B.: im Prinzip ja. War ursprünglich ein Haufen Söldner, die nach der kissingerschen Theorie des „Grünen Gürtels“ (islamische Pufferzone zwischen östlichem und westlichem Einflussgebiet) eingesetzt wurden. Die Idee an sich war nicht wirklich falsch, nur kannte kissinger den Wahhabismus nicht gut. ...
>Problem 1: Unzuverlässige Söldner, die man sich selbst überließ. 2. ein ruiniertes Land, das zwar frei vom Iwan war, aber sich selbst überlassen wurde und psychopathischen Banditen und aufgebrachten ausgebildeten Sandnazis in form der AQ in die Hände fiel, zerrissen von Stammesfehden und wirtschaftlich völlig in der Moccahöhle.

ich glaube eher, dass die arbeitslosen soeldner sich an den mainstream ihrer kultur angeschlossen haben, um sich nicht aufloesen zu muessen.

>Tja, und an den Bin Laden wäre man herangekommen, wenn man Kooperation von den Saudis bekommen hätte. Ging aber nicht. Die sind korrupt bis ins Mark, verbandelt mit dem weltweiten Terror und sie nehmen zwar gern die Kohle für das Öl, hassen aber den Westen. Sie hassen zwar auch andere Moslems, aber das hält sie nicht davon ab, auch diese zu finanzieren, solange es gegen den Westen geht. In dem Fall gilt: „Der Feind meines Feindes ist mein Freund.“ Dass sie nach einer hypothetischen erldigung des westen dann reinen Tisch mit den andersgläubigen moslems machen würden, ist anzunehmen.

auch die saudis reagieren doch schon jahrzehnte lang nur noch auf sachzwaenge.

>T.: Kuba hat immer noch ihren Fidel Castro.
>B.: Ja, denn sie haben weder bei der unterstützung Batistas, noch während des kubanischen Bürgerkrieges, noch später bei der schweinebuchtaktion wirklich nachgedacht, und außerdem ständig den Iwan im Nacken. Ein Gentlemen agreement zwischen den USA und Kuba nach der Revolution hätte viel Dampf aus dem Kessel genommen, und Castro schließlich so korrumpiert, dass er ein weiterer unbedeutender Bananenrepublikdiktator geworden wäre, wie Stroessner, Galtieri, oder andere, die kaum einer noch kennt. Dumm gelaufen. Man hat ein paar Mal versucht, fidel zu vergiften oder anderweitig verunglücken zu lassen, aber diese Operettenspiele gingen alle nach hinten los. Auch durch den Tod Che Guevaras haben sie genau das Gegenteil erreicht. Statt die Kubaner zu demotivieren, wurde Che fast zum Heiligen.

in der McCarthy aera war ein gentleman's agrement mit communisten wohl nicht drin...

>T.: Die Bundeswehr rüstet hingegen weiter tüchtig ab und hat demnächst nur noch 6 Panzerbatallione und der Rest des Heeres ist relativ schrottreif. Neue Systeme kommen erst. Der Kampfhubschrauber Tiger kommt erst und die Luftwaffe läßt immer noch den uralten Jäger "Phantom" stehen. (...stehen, nicht fliegen, denn das können sie nicht mehr!)Der neue Jäger ist zwar in der Auslieferung, doch lahmt er an Kinderkrankheiten.
>B.: Ähnlich wie bei der neuseeländischen Armee. Als Peter Jackson für die Dreharbeiten zum Herr der ringe einige hundert Soldaten ausgeliehen bekam, sagte der Verteidigungsminister: „Wir haben sie an Schwertern und Speeren ausgebildet. So, wie man uns den Etat ständig zusammenstreicht, können wir es vielleicht mal brauchen.“
>Die Bundeswehr scheint ja nach deinen Ausführungen nur noch folkloristischen oder Museumswert zu haben, abgesehen von KRK und KSK, die irgendwo herumkariolen, wo sie nicht hingehören.

da sind wir wieder bei spengler. der wehrwille verloeschender zivilisationen flackert lediglich waehrend des caesarismus noch einmal kurzfristig auf.

>T.: Eine unfriedliche Welt erwartet uns und wir schauen zu.
>B.: So, wie ich es sehe, sitzen wir aber nicht mehr lange davor, wie vor der Glotze, mit Chips und bier, sondern stecken bald mittendrin. Machen wir nichts, ist das auch eine Handlung, und die Sache schaukelt sich ohne uns hoch. Gehen wir auf die Straße und demonstrieren wir, sammeln Petitionen oder drehen Pornos, deren Erlös in den tibetischen Widerstand gesteckt wird (du erinnerst dich an die Aktion „Pornos für den Regenwald“?), schaukeln wir die Sache erst recht hoch. So oder so: Es wird interessant und sehr unruhig. Auch, wenn wir jetzt alle positiv denken üben sollen, damit wir morgen im Herzbärchiland aufwachen, wie es vielleicht einige Esos predigen.

willkommen im 'rest' der welt!

>T.: Alle Imperien, die je bestanden haben, die gibt es nicht mehr: Rom, die Perser, die Griechen, the British Empire, Adolf, alle sind sie nicht mehr da.
>B.: Siehe Widowson und Beasley, siehe Toynbee, siehe Spengler, siehe Geschichtsbücher. Jeder Zehntklässler kann verstehen, dass es unausweichlich ist. Verstehe nur nicht, warum in den Foren soviele Leute dann panisch werden. Ich sehe es als Naturgesetz, dass sich Kulturen, Zivilisationen, Reiche, entwickeln, einen Zenit erreichen, und dann zerfallen. Ist natürlich nicht so wirklich geil, wenn man das dann live und in Farbe mitbekommt.

siehst du einen vernuenftigen grund, warum europaeer die einzigen sein sollten, die nicht von der realitaet beruehrt werden sollten?

>T.: So wird auch die USA untergehen.
>B.: Mit den USA die Wallstreet, und mit der Wallstreet alle westlichen Länder und alle Industrieländer. Und mit den Industrieländern die abhängigen Entwicklungsländer. Da alles vernetzt ist, kracht es dann überall. Hinzu kommen die jeweiligen Konflikte in den einzelnen Staaten, die bisher einigermaßen unter dem Deckel waren.

der unterschied: wir in den kaffernlaendern, den bananenrepubliken koennen nicht so tief fallen, weil wir schon lange fast unten sind.

>T.: Die Schulden dieses Landes sind jetzt noch kaum zu tilgen und es fehlt ihnen der Gegenwert in der Wirtschaft.
>B.: etwas weniger mit Blümchen drumherum: Die USA sind pleite. Abgebrannt, bankrott, Konkursmasse, mittellos, kann man das so ausdrücken? Ich würde es wahrscheinlich.

da missversteht ihr die situation krass!
seit der loesung der us waehrung vom goldstandard, und dem zwang, fuer die ganze welt, oel in dollar abzurechnen, haben die usa unendlich viele geldscheine gedruckt. theoretisch haette das eine riesen inflation geben muessen. da sie aber viele staaten zwingen konnten, dollars als 'waehrungsreserve' zu halten, statt gold, wird ein zusammenbruch des us dollar die anderen staaten staerker treffen, als die us selber. (nur ca 15% der dollar sind in nordamerika)
die einzige gefahr, die den us of amerika droht, ist eine verrechnung des erdoels in € !
saddam fing damit an. ...
der iran hat bekanntgegeben, eine oelboerse auf € basis einzurichten. wenn sie das tun, ist die negative wirkung fuer die yankies viel schlimmer, als wenn sie sich ein boembchen basteln, oder zwei... deshalb werden wir demnaechst einen angriff auf den iran sehen.
china ist scheinbar dabei, stillschweigend die dollarreserven abzuschaffen.
wie die amerikaner damit fertig werden wollen, ist mir allerdings schleierhaft.

>T.: Die Chinesen hingegen wollen wachsen und benötigen Bodenschätze und Kapital. Diese Konstellation ist nicht gut für unsere Welt. Mal sehen, was da noch auf uns niedergeht.
>B.: Eine Milliarde Chinesen. Einige davon sickern Monat für Monat nach Sibirien ein. Die Märkte auf russischer Seite sind, wie ich neulich erfuhr, fest in chinesischer Hand. Und die Chinesen wollen auch von den Konflikten ablenken, die sie selbst haben. Ja, die Chinesen wollen wirtschaftlich und politisch, aber auch territirial expandieren. Das mögen auch die Inder und Russen nicht, die mit den Chinesen per Vertrag verbandelt sind, einem Scheinvertrag.Stell dir drei hungrige hunde vor, die umeinander herum streifen, ab und zu knurren und bellen, und immer darauf achten, ob einer vond en anderen einen Fehler macht, um ihn zu überrumpeln und totzubeißen. Oder zumindest zu unterwerfen.

oder stell dir mal vor, dass die drei hungrigen hunde sich ueberlegen, dass sie zusammen eine fette kuh (europa), und einen gemaesteten truthahn (us) reissen koennten...

>Komm gut durch!

blick gut durch!

gruss,detlef
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