Re: Vorsorge

Geschrieben von Gänseblümchen am 02. November 2005 12:34:40:

Als Antwort auf: Re: Vorsorge geschrieben von Dow Jones am 01. November 2005 23:57:22:

Hallo Dow Jones,

Deine Argumentation ist nicht logisch und außerordentlich einseitig sowie kurzsichtig.
Zum einen ist "Kohle machen", ich ergänze das mal mit "Kohle machen durch sparen" nicht der alleinige, mitunter sogar überhaupt nicht der Beweggrund, warum sich Leute hin zu einer autarken, selbstversorgerischen Lebensweise bewegen. Nur um Geld zu sparen, kann man meinetwegen durchaus ausschließlich zu den Discountern traben und sich über die vermeintlich gewonnene Schnäppchenschlacht freuen. Aber für Autarkie und Selbstversorgung gibt es noch ganz andere Triebfedern.
Zum anderen kann sich ganz Europa bald auf Dauer eben nicht mehr leisten, sämtliche Produkte über zig tausende von Kilometern ins Land transportieren zu lassen. Du hast außer Acht gelassen, daß zukünftig Öl und Strom noch teurer und nahezu unerschwinglich werden. Wer soll den Transport denn dann noch zahlen? Ganz abgesehen davon, daß Lebensmittel unter dem Transport leiden und nur noch ein Bruchteil an Vitaminen hier ankommt. Ich will auch gar nicht wissen, was ein neuseeländischer oder auch chinesischer Landwirt an Pestiziden etc. verwendet, da ziehe ich mein selbst angebautes Obst und Gemüse vor.

>"Handwerk mit goldenem Boden" gibts - ob zurecht oder zu Unrecht will ich hier nicht ausführen, da auch wieder branchenabhängig - eben kaum mehr.

Das ist traurig. Es gibt eigentlich sowas wie ein kollektives Gedächtnis, das sollte ruhig auch beinhalten alte Fähigkeiten und Fertigkeiten. Nach und nach sterben leider alte Handwerke aus (ich schau mir manchmal auf Bayern "Der Letzte seines Standes" (oder so ähnlich) an. Ein Handwerker ist eine hochspezialisierte Arbeitskraft, dessen Produkte unterscheiden sich ganz erheblich von der Massenware Made in Fernost (vielleicht nicht auf den ersten Blick, aber auf den zweiten ganz bestimmt). Naja, das Qualitätsbewußtsein liegt ja auch entsprechend am Boden, wenn so viele nur noch das "Kohle machen" im Sinn haben. Im Privatbereich ist es dasselbe: Heutzutage können viel zu viele der jungen Leute weder einen Socken stopfen noch einen Pullover stricken, weder einen Braten richtig zubereiten noch ein Brot oder einen Kuchen selbst backen. Du sagst "wozu einen alten Socken stopfen, den werf ich lieber weg"? Das ist dann halt Deine Lebensauffassung. Da bist Du mitten drin in der Wegwerf-Konsumzwang-
Gesellschaft. Irgendwann wirst Du merken, daß Du noch so viel Kohle machen kannst, es wird aber nie reichen...

>Die Zukunft in Europa gehört den Dienstleistern, ob uns das jetzt ins Konzept paßt oder nicht, ist nebensächlich.

Ach tatsächlich?? Und warum haben sich jahrelang die Dienstleister sicher gefühlt wie in Abrahams Schoß, nur um jetzt auch in den "Genuss" der Rationalisierung - sprich: Entlassung - zu kommen? Der Satz "die Zukunft gehört den Dienstleistern" ist leider nur Wunschdenken:-(
Schau Dich doch um bei den Bankern und Versicherern, bei den Krankenschwestern und Altenpflegern, bei den Landschaftsgärtnern und beim Einzelhandel (auch eine Art Dienstleistung)oder sonstwo - immer weniger Leute müssen immer mehr und länger arbeiten.

Vielleicht solltest Du Dich mal lieber in einem Forum zur "Berufsberatung" umsehen.

Freundliche Grüße
Gänseblümchen


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