Re: Ausstiegs-Fragen

Geschrieben von Tawa am 22. Februar 2004 18:43:08:

Als Antwort auf: Re: Ausstiegs-Fragen geschrieben von kasiboy am 22. Februar 2004 15:27:19:

Servus Kasi!


>Hallo Tawa,
>danke für die Anregungen, hast du dich also doch noch nicht ganz aus dem Forum zurückgezogen. :-)

Doch, eigentlich schon. Das Thema ist nur viel zu wichtig, und es kann viel zu viel schief dabei gehen. Außerdem betrifft es mich ja auch indirekt "direkt" - denn einerseits kann ich vielleicht ein wenig helfen - andererseits auch etwas aus einem fremden Versuch lernen?


>Also geplant ist fürs erste ein "weicher" Ausstieg. Die kleine Blockhütte hab ich schon 3 Jahre und die ist als Bleibe inzwischen ganz gut gerüstet. Ich muß nur noch eine Kompost-Toilette anlegen dann kann ich (theoretisch) starten.

Das ist sinnvoll, zumal Du ja vom Nichtmittragen der Familie sprachst. Doch dazu später mehr. Zur Toilette gibt es im Netz und auch gedruckt ausreichend Anregung. Die Hütte und der Grund drumherum (wie groß? welcher Art?) ist Dein Eigentum?


>Grundsätzlich möchte ich für die erste Zeit meine Wohnung schon noch behalten, die MIete ist aber absolut erträglich, ist also kein Problem.
>Ich denke eben mehr daran, nicht so wichtige Kosten abzuschaffen, deswegen der Gedanke mit dem Handy. Du hast aber schon recht, sollte man erstmal behalten.

Ok, das mit der Familie hab ich wohl falsch verstanden - las es gerade nochmal nach. Es handelt sich um eine "offene" Beziehung ohne Kinder bisher? Sie kommt nicht mit, versteht den Schritt aber als Art "Selbstverwirklichung"? Bleibt die Frage, ob sie dies dauerhaft mitträgt. Und Ihr habt scheinbar zwei Wohnungen, jeder für sich selber? Du hast doch die Hütte. Da würde ich - aufgrund der Kosten, und sei die Miete noch so gering - Deine Wohnung auflösen, sofern die Hütte wirklich Dein Eigentum ist und dem dauerhaften Bewohnen seitens der Behörden nichts entgegensteht. Weiters möchte ich anregen, daß Ihr im zweiwöchentlichen Wechsel lebt? Ginge dies von seiten Deiner Lebenspartnerin aus persönlicher und beruflicher Sicht? Wenn sich dies von ihrer Seite einrichten ließe, die andere Variante kennenzulernen, bliebe eben für Dich noch zu klären, ob und inwieweit Dein "Naturleben" dadurch beeinträchtigt wäre. Nur ein Gedankenspiel, welches Du einmal durchexerzieren solltest.


>Ist für mich im Moment eben schwer, zu differenzieren: was will ich und was kann ich bezahlen?!
>Ich möchte eigentlich versuchen, einen 400-Euro-Job zu kriegen, sei es nun im Supermarkt im nächst-größerem Dorf oder sonstwas, da bin ich nicht so wählerisch, denn das wäre wirklich nur ein Job, keine Lebensaufgabe.
>Hast du da nicht nen guten Tip, der auch umsetzbar ist?
>Mein berufliches Leben war in den letzten Jahren etwas unruhig und so bin ich nun auch entsprechend unzufrieden und glaube halt, als kleiner Aussteiger glücklicher sein zu können. Das versteht zwar kaum einer in meiner Umwelt, aber das ist erstmal nicht so wichtig.

Wie heißt es in der Focus grad so schön? Die Mittdreißiger sind in einem bedauernswerten Zustand - Kinder dürfen sie nicht mehr sein, und Erwachsen wollen sie immer noch nicht sein! Gibt es ein schöneres Kompliment für den Zustand, welchen Du arbeitstechnisch umschriebst?

Bezüglich des Gelderwerbs nebenbei mache ich mir bei Dir bzw. der Region, von welcher Du schriebst, eigentlich keine Sorgen. Das sollte dort relativ unkompliziert von statten gehen und auch in Hülle und Fülle angeboten werden. Mußt Du nur um ein günstiges Transportmittel umschauen (Auto ist dafür zu teuer und als Lediger ohne Kinder auch nicht gerechtfertigt!) Am Schönsten wäre natürlich per Pedes. Würde ich ohne Kinder sofort umsetzen!

Es ist gar nicht so wichtig, welche Art Arbeit Du annimmst - wichtig ist ausschließlich, daß Du diese so gut als irgend möglich und nach bestem Können erledigst - ohne in dieser Arbeit aufzugehen oder darin einen Sinn zu suchen. Es dient Dir ausschließlich zur Finanzierung Deines Vorhabens und sollte stundenmäßig nicht zuviel Zeit in Anspruch nehmen, damit Du a) Zeit für Dich und Dein Vorhaben hast, und b) eventuell tatsächlich die Arbeitsstelle zu Fuß erreichen kannst, ohne allzuviel Zeit zu verlieren.

Sinn und Erfüllung mußt Du mit Deinem Vorhaben nicht in der Erwerbstätigkeit suchen. Diese findest Du in Deinem Vorhaben, in der Natur, in der Arbeit auf Deinem Grund. Und natürlich - wichtig - bei der Suche nach einem höheren Selbst. Gott, Christus und sogar Dich selbst findest Du in der Art dieses Lebens überall, in allem Sein. Letztendlich müßte es nicht einmal das Christentum sein - wenn Du beispielsweise dem Hinduismus oder einfach der bloßen Natur zugetan bist - Du wirst bei entsprechender Lebens- und Denkweise zufriedener sein und all das finden, was Du suchst.


>Ich würde alleine aussteigen, meine besser Hälfte zieht da auch mit. Also keine Trennung sondern nur unterschiedliche Lebensumstände. Wird wenn dann wohl eine Wochenend-Beziehung werden, aber da wir schon 4 Jahren zusammen sind, sollte das klappen.

Dazu schrieb ich oben ja bereits ein paar Gedanken. So ganz gefällt mir das nicht. Muß es ja auch nicht. Ihr werdet wissen, was Ihr tut. Aber eine "kleine" Integration der Liebsten in das neue Leben wäre anzuraten - beim wechselweisen Leben zwei Wochen hier - zwei Wochen dort - finden direkte Vergleichsmöglichkeiten statt. Anfänglich als eine Art Urlaub angesehen, könnte sich das Leben abseits immer größerer Beliebtheit erfreuen, so daß Deine Partnerin da später vielleicht leichter mit einsteigen könnte.


>Es steht und fällt eben mit dem Geld, ich muß einfach zusehen, in den nächsten Wochen und Monaten Kohle zu horten, damit ich nicht länger etwas tun muß, das mir keine Freude macht und mich eher blockiert als weiterbringt.

Wenn Dir etwas keine Freude macht und Dich blockiert, mußt Du damit aufhören! Es ist aber etwas anderes, Pflicht anzuerkennen und mit dieser nicht zu versuchen, sein Leben auszufüllen.


>Darf man fragen, mit welcher "Background-Summe" ihr den Ausstieg gemacht habt und was ihr so monatlich an Kosten habt?

Das ist kein Geheimnis. Wir haben die Kosten für das Haus (500,- + aller Nebenkosten), die volle Krankenversicherung, ein Auto und sämtliche Investitionen, welche bei einer solchen Art Projekt anfallen. Hinzu alle Kosten, welche für eine 6köpfige Familie beim Unterhalt entstehen. Dem gegenüber stehen einzig die Einkünfte aus Kindergeld, mit denen wir wirklich längerfristig rechnen können. Seit Januar kommen noch etwa 100,- durch Zeitungszustellung hinzu. Sozialhilfe bekommen wir nicht.


>Mal sehen was so kommt.
>Wünsche dir noch einen schönen Sonntag und hoffe ihr habt Schnee. Hier im Süden von Hamburg ist grüne Wiese, was ich im Winter immer extrem schade finde.
>Liebe Grüße,
>Kasi

Schnee? Mehr als genug! Mal ist er schön - dann wieder beängstigend, wenn ich an die Arbeit im Garten denke. Danke für die frommen Wünsche und ebenso :-).

Lieben Gruß
Tawa

>>Hallo Kasi,
>>eine solche Entscheidung zu treffen, ist doch eine wirklich lehrreiche Erfahrung, nicht wahr? Also zunächst einmal herzlichen Glückwunsch.
>>Zu den Handys: Einen Handyvertrag kannst Du ganz regulär kündigen, außer Du hast dafür Provision oder ein gesponsertes Handy erhalten. Doch selbst in diesem Falle geht es, wenn Du entweder die Provision zurückzahlst, oder eben den Differenzbetrag für´s Handy noch mit drauflegst. Allerdings frage ich mich, warum Du die Handys unbedingt loswerden willst? Zumindest ein funktionierendes Gerät kann dem (vorläufigen) Ausstiegsversuch nicht schaden, ganz im Gegenteil. Es ermöglicht Dir, von Gefahrensituationen einmal ganz abgesehen, doch, einen Restkontakt mit der Welt bzw. Angehörigen aufrecht zuerhalten.
>>Stell Dir vor, es kommt so ein Idiot von Ausstiegsinteressiertem nachts zu Deiner Hütte geschlichen und Deine Morrüben wurzeln vor der Haustüre. Jetzt bricht sich dieser Idiot die Haxn! Was machst Du da ohne Privathaftpflicht? :-)
>>Kasi, nicht alles ist verkehrt - sprich, Du müßtest nicht gleich der gesamten Welt Deinen Rücken kehren, zumal Du ja von der Möglichkeit einer Rückkehr auch sprichst.
>>Wovon willst Du leben? Ein gewisses Einkommen bzw. entsprechende Rücklagen müssen zumindenst für die Anfangszeit vorhanden sein. Gehst Du allein oder mit Familie? Wie stellst Du dir die Zukunft als "Aussteiger" vor? Viele Fragen und wenig Antworten von jemandem, der genau dies gerade tut.
>>Lieben Gruß
>>Tawa
>>>Hallo Foris,
>>>ich bin zwar bisher kaum in Erscheinung getreten, lese aber so gut wie jeden Tag mit und freu mich über jeden neuen Beitrag...und darum poste ich heute auch mal einen :-)
>>>Ich möchte in der näheren Zukunft gerne "aussteigen" also dem schnöden Alltag und seinen lästigen Verpflichtungen den Rücken kehren und mich als Selbstversorger versuchen, durchs Leben zu schlagen. Eine kleine, autark beheizbare, Hütte und sonstiges drumrum stehen bereit, nur muß nur noch der leidige Absprung geschafft werden.
>>>Und da möcht ich mal auf eure Erfahrungen zurückgreifen: die meisten Verpflichtungen (Mietverträge und so) wird man ja recht zügig los, nur was macht ihr/ich mit den langfristigen Verträgen?
>>>Ich hab zum Beispiel zwei Handy-Verträge, dann wäre da noch die Privat-Haftpflicht...naja, ihr ahnt schon was ich meine.
>>>Ich könnte zwar bei den Sachen einfach die Zahlungen einstellen, aber dann droht mir ja ein fieses Mahnverfahren oder die versauen mir die Schufa und falls ich mal wieder ins "normale" Leben einsteigen will, wäre das ja doch sehr unvorteilhaft.
>>>Wie habt ihr es gemacht? Habt ihr gute Ideen für einen "eleganten" Ausstieg aus solchen Verpflichtungen?
>>>Würd mich freuen, wenn ihr mir da helft,
>>>schönen Sonntag und eine gute Woche wünscht
>>>Kasi


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