Re: @ TAWA

Geschrieben von Tawa am 24. Februar 2004 06:03:51:

Als Antwort auf: @ TAWA geschrieben von Navi am 23. Februar 2004 22:41:58:

Servus Navi,

Du nötigst mich, wieder in die Tasten zu hauen... :-)).

Dein Einwand ist natürlich gerechtfertigt und ich würde diesen so auch unterschreiben. Aber Du hast ein Hintertürchen ("... habe vielleicht misinterpretiert) offengelassen, welches ich gerne nutzen möchte.

Meine Gedanken bezüglich Kinder gingen von sicherheitsrelevanten Überlegungen aus. Während wir Erwachsene in aller Regel selber rechtzeitig merken sollten, wenn z.B. gesundheitlich etwas ganz und gar nicht funktioniert, desgleichen uns immer so verhalten sollten, daß Unfälle ausgeschlossen sind, können wir dies von den Kindern so in dieser Härte nicht verlangen. Wie oft - ich denke da an meine eigenen Erfahrungen - müssen wir alles einfach stehen und liegen lassen, und mit den Kindern zum Arzt/Krankenhaus düsen. Diese Mobilität kommt bei Vorhandensein von Kindern noch dringender zum tragen, wenn man, wie wir, in einer Region nahezu ohne ausgebauter Infrastruktur lebt. Auch bei Kasiboy hörte es sich nach einem etwas abgelegeneren Flecken Erde an.

Ein weiterer Punkt ist folgender: Wir Erwachsene kennen (oder sollten dies zumindest) alle Seiten der Technik - das Für und Wider. Wir müßten in der Lage sein, eine Entscheidung gegen z.B. das Auto voll tragen zu können. Wie anders schaut es doch da bei den Kindern aus. Sollen wir ihnen eine Seite unserer ach so tollen Welt gänzlich vorenthalten und leben lassen, wie vor hundertzwanzig Jahren? Sind wir berechtigt, alle Entscheidungen für unsere Kinder unumstößlich zu treffen? Oder sollten wir sie nicht besser mit allen Seiten unserer Zivilisation vertraut machen und - wenn, dann nur sanft in unsere (in diesem Falle: per Pedes) gedankliche Richtung weisen?

Du kennst sicher das Beispiel von der Nonne, die zum Zölibat gezwungen wurde (bzw. das Nonnensein voller Enthusiasmus völlig überzog). Nachdem sie nach langer Zeit dem Kloster entfliehen konnte (oder sich anders besann), schlug sie ins genaue Gegenteil um und lebte seit dem als die wildeste Hure überhaupt. So oder ähnlich lautet doch dieses Gleichnis?

Beispiel Fernsehen: Meine Kinder hatten in unserem vorherigen Leben ausgiebig Gelegenheit, diesen kennenzulernen. Eine Bedingung meinerseits für den Umzug ins neue Heim war, daß wir den Fernseher abschaffen. Es waren alle Kinder damit einverstanden. Haben sie das Bedürfnis, weiterhin fernzusehen, können sie dies bei Freunden tun. Bisher vermissen sie diesen allerdings nicht.

Ich will damit nur sagen: Die Technik hat sehr wohl ihre guten Seiten und ich verteufel sie bei gewissenhaftem Umgang mit ihr auch nicht. Doch sehe ich an uns, wie sehr wir auf das Auto "angewiesen" sind, weil es (aus sicherheitsrelevanten Überlegungen heraus) in der Garage steht. Sind die Kinder einmal größer, und können selber ihre Entscheidungen tragen, habe ich keine Hemmungen, dieses abzuschaffen, da ich die Bequemlichkeit, welche mit dem Auto einhergeht, nicht mehr gewillt bin, zu akzeptieren. Dies hat nichts mit gewollter Askese zu tun, als vielmehr den Gedanken, zu sparen und der Gesundheit förderliches zu tun. Den Umweltaspekt will ich mal ganz außen vor lassen.

Ein weiterer Punkt ist natürlich die Arbeitssituation vor Ort. Bei uns gibt es in weitem Umkreis bisher keinerlei Möglichkeit, sich mit einem Job über Wasser zu halten. Und 35 Kilometer zu Fuß oder mit dem Rad(einfache Wegstrecke), um täglich eine Stunde ein Regal aufzufüllen, ist nicht akzeptabel. Von daher ist das Auto für den Erwachsenen natürlich wichtig. Schließlich will die Miete etc. bezahlt werden. Deshalb fragte ich Kasiboy ja auch, ob die Hütte ihm gehöre. Läßt es der Grad der Selbstversorgung nun zu, entsprechende Einsparungen vorzunehmen, so daß vorhandene Geldmittel für die Miete reichen, bin ich sofort bereit, auf den PKW zu verzichten, sofern andere Gründe, wie z.B. die ärztliche Versorgung oder Schule etc., nicht dagegen sprechen.

Dies ist ein äußerst komplexes Thema, doch hoffe ich, Dir meine Gedankengänge ein wenig näher gebracht zu haben.

Eine schöne Woche noch.
Lieben Gruß
Tawa

P.S. Unsere Kinder sind von klein auf gewohnt, weite Strecken, auch bei Ermüdungserscheinungen, zu laufen. Doch habe ich ganz schnell das Jugendamt auf dem Halse, wenn ich unsere Zweitjüngste zum Beispiel nach dem Kindergarten noch fünf Kilometer zu Fuß nach Hause laufen lasse. Desweiteren müßte ich zwei Stunden am Nachmittag dafür verwenden, das Mädel zu Fuß abzuholen. Zwei Stunden, welche ich dringend für den Hof benötige. Wie schaut das dann gleich bei 4 Kindern aus, welche alle schulische und sonstige Verpflichtungen zu jeweils unterschiedlichen Zeiten haben?

>*räusper*
>Ich möcht mich jetzt nicht in euren Dialog einmischen, aber dennoch brennt mir da eine kleine Zwischenfrage, die ich einfach mal einwerfe....
>Du sagtest:
>*** (Auto ist dafür zu teuer und als Lediger ohne Kinder auch nicht gerechtfertigt!) Am Schönsten wäre natürlich per Pedes. Würde ich ohne Kinder sofort umsetzen! ***
>Über diese deine Logik bin ich jetzt etwas gestolpert.
>Ein Erwachsener soll also andere Fortbewegungsmittel nutzen, am besten seine Füße.... und die Kinder nicht?
>Hm, ich halte das eher umgekehrt..... Die Kleinen sind doch ganz gut zu Fuß, bzw. zu Rad.
>Und eher ists doch ein Erwachsener, der hier und da mal einige Kilometer zu bewältigen hat für wichtige Dinge...
>Oder hab ich dich nun misinterpretiert.... ?
>Liebe Grüße
>Navi


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