Herbstarbeiten in Norge

Geschrieben von wikking am 10. September 2003 11:36:37:

Herbstliche Arbeiten in Norge


Einen schönen Tag allesamt !

Wie ich ja im Proph-Forum vor einiger Zeit schon mal geschrieben habe, war der Sommer heuer absolut ungewöhnlich. Zunächst ging der Winter extrem lang, dann war es fast so heiß wie in Deutschland, wochenlang, verbunden mit gehörigem Wassermangel. Und nun gibt's jetzt schon Anzeichen, daß der WInter sehr hart und sehr heftig wird. Wir werden sehen...

Aufgrund dieser Ungewöhnlichkeiten war die Ernte heuer - trotz der Wärme - nicht allzu berauschend, sodaß wir im Laufe der Zeit Schritt für Schritt die Rüben, Möhren und Kolrabies vom Feld holen konnten und meist frisch verwertet haben.
Das seltsame Wetter hatte das "Unkraut", besonders den Hahnenfuß wie irre wuchern lassen, so mußten viele zusätzliche Stunden für das Jäten verwendet werden.
Unerwartet stark wucherten die Kartoffeln. Obwohl wir die Kartoffeln weit auseinandersetzten, wucherten sie so stark, daß es durch den Kartoffelacker kaum mehr ein Durchkommen gab.
Nun sterben die ersten Pflanzen langsam ab - und es ist eine Freude zu sehen, welche große Knollen der Erde zu entnehmen sind.

Die Arbeiten der letzten Zeit und ab jetzt in den Herbst hinein waren also vor allem (und werden sein):

* Die Holzvorräte fertig hacken (es waren heuer sogar 35 Bäume nötig, um den Verbrauch vom letzten Winter zu ergänzen) - da wir alles per Hand hacken, dauert das seine Zeit...
Insgesamt war ich damit 3-4 Wochen intensiv beschäftigt, jeweils viele Stunden täglich...

* Vorräte bis zum Frühjahr anlegen: Kräuter in Salz und Öl legen, speziell Rokula und Petersilie; Beeren sammeln, teils einfrieren, teils als Marmelade und Saft zubereiten; überschüssige Kohlgewächse zu Gemüse verarbeiten u. einfrieren.

* abgeerntete Beete mit neuem Kompost aufbereiten (meist eigene, durchkompostierte Fäkalien, gelegentlich auch Mist von einem befreundeten Bauern)

* Reh-Äsungsplätze schon mit etwas Heu auslegen, damit sich die Tiere für den Winter dran gewöhnen

* Kartoffelernte (uff..) - auch dies wird bei uns mit der Hand gemacht. Da kommt Freude auf, weil der Acker abschüssig ist. Lagern der Kartoffeln in Erdmiete und bei einem Nachbarn, der einen frostbeständigen Speicher hat.

* in dieser Woche bauen wir ein Treibhaus fertig, dessen Sockel wir schon im Sommer in die Felsen zementiert hatten. Es sind heuer aus den Kompostierungen heraus viele wilde Tomatenpflanzen gewachsen, die jetzt (!) erst zu blühen begonnen haben. Wenn wir die noch rechtzeitig ins Treibhaus bekommen, sehen wir zu, daß wir in den Winter hinein noch eigene Tomaten ernten können. Stromanschluß für UV-Pflanzenbeleuchtung (Quecksilberdampflampe) und leichte Heizung habe ich bereits gelegt.

Was mich sehr wunderte: Letztes Jahr hatten wir um diese Zeit schon eine echte Mäuse-Plage im Schuppen. Heuer bisher k e i n e einzige Maus in Sicht. Gut, wir haben einige Jungfüchse in der Gegend. Aber irgend eine Maus wäre wohl trotzdem entwischt. Bisher jedoch noch keine einzige in den Fallen gewesen. Mal sehen, ob das nicht die Ruhe vor dem Mäuse-Ansturm ist....

Heuer haben wir eine interessante Zusatz-Arbeit übernommen, die zwar nichts mit der Farm zu tun hat, aber sicher sehr lehrreich sein wird: in den ersten 2 Oktoberwochen sind wir alle vier auf Rypenjagd (Berg-Rebhuhn) in der Hardangervidda, das ist die weiteste und höchste Hochebene Europas. Für die Norwegische Naturbeobachtung werden wir das Auftauchen und den Flug der Rypen genau skizzieren, mit allen GPS-Daten und Richtungen, und per Datei an die Zentrale melden. In Norwegen werden nämlich seit neuestem die Bewegungen der Schwarmvögel und Zugvögel genau beobachtet.
Wird sicher eine sehr interessante Zeit werden, zumal die Hardangervidda in dieser Zeit vor Farbenpracht erstrahlt. Letztes Jahr haben wir dort oben - ebenfalls im Oktober - ein sagenhaft schönes Nordlicht gesehen, einen ganzen Schleier an hellblauen Schlieren, die über den völlig klaren Sternenhimmel wehten.

Einen herzlichen Gruß
aus dem nordischen Herbst-Regen

wikking

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