Re: Herbstarbeiten
Geschrieben von Tawa am 11. September 2003 08:32:10:
Als Antwort auf: Herbstarbeiten in Norge geschrieben von wikking am 10. September 2003 11:36:37:
Hallo und einen schönen guten Morgen!
Nu, da will ich meine "Erfolge" auf der "Tawa-Ranch" (wie Dow so schön sagt) doch gleich anhängen. Es scheint, daß sich die Probleme hier denen Wikkings ähneln.
Das Wetter ist hier in rund 750 Metern Höhe recht schmuddelig - der Nebel kann sich nicht entscheiden, ob und zu welcher Tageszeit er weichen will. Kommt die Sonne jedoch durch, wirds gleich richtig angenehm warm. Andernfalls sind schon zwei Wollpullover am Tage angebracht, will man ohne Jacke draußen arbeiten. Hier rechnen wir auch mit einem frühen Wintereinbruch, möglicherweise bereits im Oktober.
Entsprechend der Witterungsverhältnisse heizen wir natürlich kräftig - gerade mal am frühen Nachmittag wird das Feuer nicht geschürrt. Die letzten Brennholzvorräte (Latten und Bretter) bringen uns noch leicht über den Herbst. Doch für den Winter - welcher hier ebenfalls von Oktober bis Mai und noch tüchtig Frost im Juni bringen kann - wird es schwierig. Das ganze Holz, welches ich zur Zeit immer noch im Wald schlage, wird nicht mehr austrocknen können. Dementsprechend schwierig wird sich die Feuerung im Winter entpuppen. Natürlich (smile) wird das Holz hier auch ausschließlich mit der Hand gehackt. Der Nachbar mußte mir erst einmal zeigen, wie die mit viel Geduld und Sprit handlich auf etwa einen Meter gesägten Holzblöcke richtig gespalten werden. Ohne vernünftiges Arbeitswerkzeug gestaltet sich das recht interessant. Anfangs wuchtete ich die ganzen Klötze auf den Hänger (uff). Positiv anzumerken ist, daß uns der Festmeter Holz hier aus dem Wald, selber geschlagen, gerade einmal Euro 1,50 kostet.
Die Ernte habe ich (logisch) noch nicht eingefahren. Meine (wilden) Kartoffeln auf dem ehemaligen Mist sind noch grün. Und ob es in diesem Herbst noch klappt, den Garten umzugraben und für das Frühjahr vorzubereiten, ist fraglich. Hier gibt es dermaßen viel zu tun, daß man nicht weiß, wo man anfangen soll. Alles ist in einem dermaßen maroden Zustand, daß der Tag 48 Stunden haben müßte.
In den vergangenen Wochen habe ich ein wenig mit der Sense - nachdem diese endlich gerichtet war - geübt. Der Schnitt wanderte entweder auf den Kompost, oder ich gab ihn den Nachbarn für die Hasen, da diese auch hier mangels Feuchtigkeit Probleme mit ihrem Graswuchs hatten.
Wasserprobleme dürften sich mir hier künftig kaum zeigen, da unser Brunnen trotz Trockenheit ordentlich Wasser führte. Leider muß er erst wieder instand gesetzt werden, bevor dieses Wasser für Mensch und Tier sowie Pflanzen genutzt werden kann. Das Wasser darinnen steht im Prinzip seit rund 70 Jahren. Denn 1932 wurde hier das Stadtwasser verlegt.
Neben Aufräumarbeiten auf dem Hof, Organisations- und Platzfragen im Haus mit dem Umzugsgut, kleinen und größeren Renovierungen (wir haben noch nicht alle Zimmer in Betrieb genommen), nur teilweise hergerichteten Zimmern und das provisorische Zimmern von Möbeln (wir haben diverse Möbel aus kaputtem Mobiliar bzw. Dachlatten etc. zusammengeschustert), die provisorische Installation eines Holzofens im 1. Stock (der nicht ausreichend für den Winter ist) habe ich mir augenblicklich zwei Hauptaufgaben für die Spätnachmittagstunden gewählt: die Tordurchfahrt vom Hof zur Wiese verbreitern (augenblicklich tüftel ich an einem halbwegs brauchbaren Gatter) und Aufsetz-Leisten für die Türen (teilweise mehr als zwei Zentimeter Luft zwischen Türen und Türstock) hobeln, damit es nicht mehr durchzieht. Schließlich wollen wir nicht den ganzen Ort mitheizen.
Eine wichtige Aufgabe in diesem Herbst wird noch sein, an der einen Esse im 1. Stock den Zugang für das Ofenrohr zu finden. Probleme dabei bereitet der Umstand, daß diese Esse komplett mit Rigips- und Spanplatten ummantelt wurde. Die Platten einfach herausnehmen ist nicht, da zu befürchten ist, daß dann die gesamte Konstruktion in sich zusammenstürzt (haben leider bereits ähnliche Erfahrungen in diesem Haus gemacht). Und niemand weiß mehr, auf welcher Seite der Ofen in früheren Zeiten stand.
Apfelbäume wachsen hier keine. Unter einer dünnen Erdkrume beginnt bereits der Schiefer. Und unsere vorhandenen Sträucher (Johannisbeere, Brombeere, Stachel- und Himbeere) sind alle krank. Der Mehltau bei den dunklen Sorten, mir unbekannte Krankheiten bei den weißen Früchten, haben hier gewaltig zugeschlagen. Ob und wie dies zu bewältigen ist, kann ich noch nicht sagen. Für kommendes Jahr sind auf jeden Fall Kartoffeln (wären wir die Einzigen im Ort) und Gemüse für den Garten vorgesehen.
Hoffentlich schaffe ich es in diesem Winter noch, den Hühnerstall zu säubern und zu kalken, sowie ein entsprechendes Zaunsystem für den Auslauf zu installieren (ist auch eine Materialfrage). Im kommenden Frühjahr würden wir gerne mit Hühnern und Hasen beginnen.
An ein Gewächshaus ist derzeit noch nicht mal im Entferntesten zu denken, und Mäuse habe ich bei uns auch noch keine gesehen. Unser Kater hat uns bisher auch noch keine vor die Tür gelegt (ist eigentlich eine Spezialität von ihm).
Aufgrund eines interessanten Kontaktes spiele ich augenblicklich mit dem Gedanken, mir eine kleine Bienenzucht zuzulegen. Schau mer mal :-).
Was ist sonst noch in der Kürze zu sagen? Der Tag ist viel zu kurz. Gott sei Dank hat sich die Schwiegermutter bereit erklärt, unsere Jüngste ein paar Wochen zu sich ins Altmühltal zu nehmen. Sonst hätte ich nicht die Möglichkeit, vormittags ca. 3 Stunden im Wald Holz für den Winter zu schlagen.
Der Tag hier beginnt für uns um 5 Uhr. Einheizen, Küche für die Kinder vorbereiten und Frühstück machen, Wäsche aufsetzen. Um Sechs werden die Kinder geweckt und fertig gemacht. Anschließend mit dem Bus zur Schule bzw. mit dem Auto in den Kindergarten. Nach einer Tasse Kaffee fahre ich zwischen 8 und 9 Uhr in den Wald. Mittags zurück, aufräumen, Mittagessen bereiten und dann kommen auch schon die Schulkinder. Der größte Teil des Nachmittags geht mit den Hausaufgaben und Lernen drauf. Während die Kinder dann am späteren Nachmittag mit Freunden unterwegs sind, fahre ich wieder in den Kindergarten und habe anschließend bis etwa 18 Uhr Zeit, mich um obengenannte haupt- und nebensächliche Aufgaben zu kümmern. Zwischen 18 und 19 Uhr wird zu Abend gegessen, die Kinder geduscht und nach einer Gute-Nacht-Geschichte ab ins Bett. Dann stehen der Abwasch und Bügeln sowie sonstige Vorbereitungen für den nächsten Tag auf dem Programm. Anschließend sitze ich noch bei Kerzenlicht am Schreibtisch und - wenn ich nicht gerade mal kurz im Chat bin - wird der Papierkrieg erledigt. Zwischen 21 und 22 Uhr bin ich spätestens im Bett verschwunden.
Hier in diesem kleinen Dorf (200 Einwohner direkt im Sperrgebiet 500 Meter vom Todesstreifen entfernt) hat sich noch so etwas wie Nachbarschaftsgeist erhalten. Die Menschen sind zwar distanziert und immer noch ängstlich, aber ungemein hilfsbereit. Eine schöne Dorfgemeinschaft. Das Leben hier ist voller Überraschungen und macht richtiggehend Spaß!
Liebe Grüße an alle Interessierten
Tawa
- Re: Herbstarbeiten Johannes 14.9.2003 23:11 (0)
- Re: Herbstarbeiten Dow Jones 13.9.2003 00:19 (0)
- Re: Herbstarbeiten wikking 11.9.2003 08:45 (0)