Re: "Raub zur Arbeit wird und Mord zur Gier"
Geschrieben von DaveRave am 04. Februar 2004 23:39:53:
Als Antwort auf: Re: "Raub zur Arbeit wird und Mord zur Gier" geschrieben von Marc Malbec am 04. Februar 2004 19:37:49:
Hallo Dave Rave,
was Du mir da zu lesen gegeben hast, tut mir in der Seele weh. Goethe und Schiller unpolitisch?
Im Hinblick auf Goethe kann man das mit sehr viel Wohlwollen durchgehen lassen, obwohl auch das Einverstanden-Sein mit der feudalen Ordnung sicher nicht als unpolitisch zu bezeichnen wäre, sondern als konservativ, vielleicht reaktionär. Und selbst da wäre, unter dem Aspekt der US-amerikanischen Hegemoniepolitik zu fragen, ob die verwendeten Zuschreibung nicht überdacht werden sollten?
Aber bei Schiller, wie kommst Du darauf? Seine Räuber unpolitisch, der Don Carlo und erst recht der Wilhelm Tell.Hallo Marc,
nochmal: Der Text stammt nicht aus meiner Feder. Ich persönlich würde Schiller auch nicht als absolut unpolitisch beschreiben, dennoch erachte ich ihn mehr als einen historischen Themen und Persönlichkeiten zugedachten Dramatiker, als einen Umstürzler, der den status quo in seinem Land bekämpft und überwinden will.
Den Sturm und Drang des 1777 unter dem Eindruck der Aufklärung geschriebenen Dramas"Die Räuber" legt Schiller meines Erachtens mit Jahren immer mehr ab, er scheint sich mit seiner Umgebung weitgehend etabliert zu haben. Spätestens ab 1789, seit Schiller seine Professur für Geschichte in Jena unterhält, wird diese Tendenz m.E. immer deutlicher.
Bis auf ein herzogliches Schreibverbot, das ihm als Regimentsmedikus in Stuttgart kurzzeitig traf, und das er dann durch Übersiedlung nach Mannheim, später Frankfurt und Oggersheim umging, sind mir keinerlei Reppressalien aufgrund aufrührerischer politscher Schriften bekannt.
Natürlich wurde das Leben des "Moral-Trompeters von Säckingen", wie Nietzsche ihn nannte, später gerne als Grundlage für allerlei Legendenbildung in punkto "Freiheitskämpfer"verwendet, der Wahrheit entsprach es m.E. nicht. Nicht daß wir uns falsch verstehen, seine literarischen Leistungen erachte ich dennoch als herausragend.Viele Grüße!
DR
- Bitte die Zeit bedenken franke43 05.2.2004 08:44 (0)